Vielleicht mal von der Warte aus betrachtet:
Ich bin froh, dass die Probleme, die im italienischen oder spanischen oder auch französischen Weinbau existieren, in Deutschland relativ unbekannt sind. In allen diesen Ländern ist Wein ein Alltagsprodukt und hat sich in die nationale Identifikation eingebrannt.
1. Gerade in Italien drehen die Preise vehement nach unten, der Export geht zurück und die meisten Billigweine kommen noch immer aus dem Land des "dolce far niente"
2. In Spanien sieht es noch viel dramatischer aus: die Preise geben exorbitant nach, ohne dass sich die Weine deswegen besser verkaufen. Es kommt mir fast wie das Explodieren einer Aktienblase vor. DAS ist hart. Und einen guten spanischen Rotwein findet man, wenn man als Händler sucht, schon für EUR 1,50/Flasche im Einkauf.
3. Wieviel Wein aus Südfrankreich und Spanien wird zu Industriealkohol verarbeitet? Und blendet man die Ikonen aus Burgund und Bordeaux aus, sind große Weine für die Preise der deutschen GGs (zw. 30-40 EUR) durchaus realistisch.
4. Wo es anders ist: Felix Austria. Da existiert ein Kartell/Netzwerk (nicht negativ gemeint), dass die Weine und die Weinkultur hochjazzt. Finde ich toll. Ist aber aus vielen bereits genannten Gründen nicht auf D übertragbar.
Just my 2cents
Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
- Markus Vahlefeld
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Naja, entgegen seines selbstgewählten Anspruchs "Schluss mit dem Weingeschwätz!" vermehrt Klimek dieses nur mit oberflächlichen Artikelchen wie eben jenen. Den Dualismus D/Ö finde ich auch nicht besonders nachvollziehbar! Und verstanden habe ich den Topos mit dem Schiff auch nie wirklich, aber das ist egal. Die Schlüsselfrage lautet: Aber was macht GGs denn jetzt so unverkäuflich?
- Ich denke, das finazielle Argument ist sehr wichtig, weil es beide Parteien, die Weinlaien ebenso wie die Weinnerds befällt! Der Laie holt sich "ab Hof" am Wochenende nachm Weinfest ein paar Literflaschen Müller für 3 Euro, trägt aus dem Discounter die Palletten raus, etc; Wein darf nix kosten. Aber auch Weinnerds zeigen, zumindest was GGs angeht, oft deutliche Kaufzurückhaltung, weil sie genug Alternativen kennen, ( sei es von andren Winzern, seien es preisgünstigere Weine aus der selben Kollektion), die ein bisschen weniger grossartig wie die GGs sind, aber dramatisch weniger kosten.
-Es fehlen schlicht noch den meisten Erfahrungswerte, wie mit GGs umzugehen ist! Noch immer werden GGs fast ausschliesslich als Jungweine degustiert und diskutiert statt wie andere grosse Weissweine reif (zum Essen) genossen zu werden. Wer vor einem total verschlossenen Jungwein für 40 € sitzt, diesen in ein Miniglas ohne Luft einpfercht, braucht sich nicht wundern, warum ihm dann der ganze Böhei ums GG absolut nicht nachvollziehbar ist.
- Ich denke, das finazielle Argument ist sehr wichtig, weil es beide Parteien, die Weinlaien ebenso wie die Weinnerds befällt! Der Laie holt sich "ab Hof" am Wochenende nachm Weinfest ein paar Literflaschen Müller für 3 Euro, trägt aus dem Discounter die Palletten raus, etc; Wein darf nix kosten. Aber auch Weinnerds zeigen, zumindest was GGs angeht, oft deutliche Kaufzurückhaltung, weil sie genug Alternativen kennen, ( sei es von andren Winzern, seien es preisgünstigere Weine aus der selben Kollektion), die ein bisschen weniger grossartig wie die GGs sind, aber dramatisch weniger kosten.
-Es fehlen schlicht noch den meisten Erfahrungswerte, wie mit GGs umzugehen ist! Noch immer werden GGs fast ausschliesslich als Jungweine degustiert und diskutiert statt wie andere grosse Weissweine reif (zum Essen) genossen zu werden. Wer vor einem total verschlossenen Jungwein für 40 € sitzt, diesen in ein Miniglas ohne Luft einpfercht, braucht sich nicht wundern, warum ihm dann der ganze Böhei ums GG absolut nicht nachvollziehbar ist.
Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Hallo,
da ich im benachbarten Ausland (Tschechien) lebe, vielleicht ein Blick von außen: Deutscher Wein ist gleichbedeutend mit Riesling – und zwar nicht nur edelsüß, sondern durchaus gleichberechtigt, wenn nicht gar immer mehr bevorzugt trockener/halbtrockener Riesling. Als solcher wird er geschätzt und verehrt und hat ein großartiges Image und gilt als einer der besten Weißweine der Welt. Über die Preise wird in der Regel nicht gemeckert. Klar ist aber auch, dass vor allem unterhalb der GGs gekauft wird, und da sind die Preise noch einigermaßen OK, bzw. sie werden in Kauf genommen, da dt. Riesling – mit Erfolg – als etwas exquisit-einmaliges kommuniziert wird. Andere weiße Rebsorten spielen keine Rolle.
Deutscher Rotwein findet nicht statt, ist unbekannt. Oft sind die Menschen erstaunt, wenn sie hören, dass in D auch Rotwein gemacht wird. Insgesamt interessiert deutscher Rotwein einfach nicht, das ist was extrem exotisches.
Ich erkläre mir das so, dass der Riesling einfach eine große internationale Traditon hat und zu den bekannten Weinklassikern dieser Welt zählt, der ist fast überall ein Begriff, "deutscher Riesling" ist einfach eine Weltmarke, ein Alleinstellungsmerkmal.
Deutscher Rotwein hingegen ist wie gesagt quasi inexistent. Hier spielen F, ITA, SP, Übersee die erste Geige. Und selbst Österreich konnte sich mit BF gut positionieren. Dem deutschen Spätburgunder sitzt einfach das Burgund vor der Nase. Pinot Noir ist eben Burgund. Es ist ein bisschen wie – man verzeihe mir diesen vulgären Vergleich – mit Coca Cola und Pepsi-Cola. Pepsi kann noch so "gut" sein, kann strampeln, machen, tun. Coca Cola als das "Original" und wird in der Publikumsgunst immer die Nase vorn haben.
da ich im benachbarten Ausland (Tschechien) lebe, vielleicht ein Blick von außen: Deutscher Wein ist gleichbedeutend mit Riesling – und zwar nicht nur edelsüß, sondern durchaus gleichberechtigt, wenn nicht gar immer mehr bevorzugt trockener/halbtrockener Riesling. Als solcher wird er geschätzt und verehrt und hat ein großartiges Image und gilt als einer der besten Weißweine der Welt. Über die Preise wird in der Regel nicht gemeckert. Klar ist aber auch, dass vor allem unterhalb der GGs gekauft wird, und da sind die Preise noch einigermaßen OK, bzw. sie werden in Kauf genommen, da dt. Riesling – mit Erfolg – als etwas exquisit-einmaliges kommuniziert wird. Andere weiße Rebsorten spielen keine Rolle.
Deutscher Rotwein findet nicht statt, ist unbekannt. Oft sind die Menschen erstaunt, wenn sie hören, dass in D auch Rotwein gemacht wird. Insgesamt interessiert deutscher Rotwein einfach nicht, das ist was extrem exotisches.
Ich erkläre mir das so, dass der Riesling einfach eine große internationale Traditon hat und zu den bekannten Weinklassikern dieser Welt zählt, der ist fast überall ein Begriff, "deutscher Riesling" ist einfach eine Weltmarke, ein Alleinstellungsmerkmal.
Deutscher Rotwein hingegen ist wie gesagt quasi inexistent. Hier spielen F, ITA, SP, Übersee die erste Geige. Und selbst Österreich konnte sich mit BF gut positionieren. Dem deutschen Spätburgunder sitzt einfach das Burgund vor der Nase. Pinot Noir ist eben Burgund. Es ist ein bisschen wie – man verzeihe mir diesen vulgären Vergleich – mit Coca Cola und Pepsi-Cola. Pepsi kann noch so "gut" sein, kann strampeln, machen, tun. Coca Cola als das "Original" und wird in der Publikumsgunst immer die Nase vorn haben.
Beste Grüße
Gaston
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- Alas
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Hallo!
Irgendwie ist das alles jetzt aber etwas ungerecht mit den deutschen Winzern.
Z.B.: Mit den Rotweinen: Wenn die Kunden nicht immer ins Ausland schielen und dort kaufen würden, könnte man feststellen, daß aus hiesigen Trauben durchaus beachtliche Weine zu machen sind.
Z.B.: Mit den Weißweinen: Wenn man mal wahrnehmen würde, daß es neben dem Riesling auch noch wunderbare andere Weine gibt, hätte man vielleicht auch mehr Trunk-und Trinkspaß.
Z.B.: Mit dem Verkaufen: Die deutschen Winzer können ihre Weine gar nicht verkaufen.
Warum?
Weil der deutsche Winzer selbst noch hart arbeitet. Woanders lässt man arbeiten und lebt von Verkostung zu Verkostung.
Außerdem sind die deutschen Winzer erschöpft. Erst müssen sie sich um die Lagenklassifikation streiten und jetzt auch Pflanzrechte verteidigen, die sie gar nicht haben.
UFF
Gruß
Alas
P.S.: Mir fällt auf, daß am Wochenende Im Forum Ruhetag ist. Kaum ist Montag, geht es hier wieder los. Die Forumsteilnehmer arbeiten also auch.
Irgendwie ist das alles jetzt aber etwas ungerecht mit den deutschen Winzern.
Z.B.: Mit den Rotweinen: Wenn die Kunden nicht immer ins Ausland schielen und dort kaufen würden, könnte man feststellen, daß aus hiesigen Trauben durchaus beachtliche Weine zu machen sind.
Z.B.: Mit den Weißweinen: Wenn man mal wahrnehmen würde, daß es neben dem Riesling auch noch wunderbare andere Weine gibt, hätte man vielleicht auch mehr Trunk-und Trinkspaß.
Z.B.: Mit dem Verkaufen: Die deutschen Winzer können ihre Weine gar nicht verkaufen.
Warum?
Weil der deutsche Winzer selbst noch hart arbeitet. Woanders lässt man arbeiten und lebt von Verkostung zu Verkostung.
Außerdem sind die deutschen Winzer erschöpft. Erst müssen sie sich um die Lagenklassifikation streiten und jetzt auch Pflanzrechte verteidigen, die sie gar nicht haben.
UFF
Gruß
Alas
P.S.: Mir fällt auf, daß am Wochenende Im Forum Ruhetag ist. Kaum ist Montag, geht es hier wieder los. Die Forumsteilnehmer arbeiten also auch.
wat den een sien uhl is den annern sien nachtigall
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Hallo,
ich glaube wir brauchen hier nicht großartig Länderunterschiede zu machen. Wir brauchen auch nicht darüber zu diskutieren ob 1,50 zu wenig und warum 50,- Euro zu viel sind.
Markus, Du hast es mehr als getroffen: hier ist eine große Blase, die gerade platzt. Die Blase wurde mit Unmengen von minderwertigem Wein aufgepumpt für den es keine Käufer gibt und der nun unter Kosten weg muss - koste es was es wolle. Das ist die Situation auf dem Weinmarkt.
Leider trifft dies nicht nur die Verursacher der Blase, sondern alle Winzer und auch Händler kommen in die Haftung. Auch die, die auf ausgesuchte Qualität gesetzt haben. Und man kann sich an 5 Fingern abzählen, ob die wirklich Schuldigen nachher überleben oder die anderen.
Da hilft uns auch kein Marketing und kein Image weiter. Das sieht nämlich wie folgt aus: wir bauen mit tollen, deutschen Rieslingen ein super Image in den Exportmärkten auf und dann kommen die Großkellereien und beliefern die Discounter im Ausland zu Billigstpreisen mit Riesling und machen den Markt (und den Preis...). Investition futsch.
PS: es gibt super deutsche Rotweine auch unter 10,- Euro. Wir brauchen keine 30,- Euro zum Überleben, aber zwischen 5-10 sollten es je nach Qualität sein.
ich glaube wir brauchen hier nicht großartig Länderunterschiede zu machen. Wir brauchen auch nicht darüber zu diskutieren ob 1,50 zu wenig und warum 50,- Euro zu viel sind.
Markus, Du hast es mehr als getroffen: hier ist eine große Blase, die gerade platzt. Die Blase wurde mit Unmengen von minderwertigem Wein aufgepumpt für den es keine Käufer gibt und der nun unter Kosten weg muss - koste es was es wolle. Das ist die Situation auf dem Weinmarkt.
Leider trifft dies nicht nur die Verursacher der Blase, sondern alle Winzer und auch Händler kommen in die Haftung. Auch die, die auf ausgesuchte Qualität gesetzt haben. Und man kann sich an 5 Fingern abzählen, ob die wirklich Schuldigen nachher überleben oder die anderen.
Da hilft uns auch kein Marketing und kein Image weiter. Das sieht nämlich wie folgt aus: wir bauen mit tollen, deutschen Rieslingen ein super Image in den Exportmärkten auf und dann kommen die Großkellereien und beliefern die Discounter im Ausland zu Billigstpreisen mit Riesling und machen den Markt (und den Preis...). Investition futsch.
PS: es gibt super deutsche Rotweine auch unter 10,- Euro. Wir brauchen keine 30,- Euro zum Überleben, aber zwischen 5-10 sollten es je nach Qualität sein.
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Hi Alas,
da gebe ich Dir sowas von recht: es gibt viel mehr als Spätburgunder und Riesling zu entdecken!
Und as uns das eigene Arbeiten in Weinberg und Keller irgendwann zu einem Problem gemacht wird: ja, damit haben wir nicht gerechnet:)
Sei gegrüßt, Michael
da gebe ich Dir sowas von recht: es gibt viel mehr als Spätburgunder und Riesling zu entdecken!
Und as uns das eigene Arbeiten in Weinberg und Keller irgendwann zu einem Problem gemacht wird: ja, damit haben wir nicht gerechnet:)
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- octopussy
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es sehr selten vorkommt. Ich würde mal plump behaupten, dass aus Dornfelder, Trollinger, Samtrot und Domina keine Spitzenweine gekeltert werden können. Damit ich nicht falsch verstanden werde: ich trinke wirklich gerne mal einen Trollinger oder Samtrot und der Trollinger braucht auch keinen internationalen Vergleich als Brotzeit-Wein zu scheuen.susa hat geschrieben:Aber dass ein deutscher Rotwein einfach richtig gut (auch in internationalem Vergleich) sein kann, scheint auch in weiten Teilen der happy 5% noch ein Ding zu sein, das nicht sein kann, weil es nicht sein darf.![]()
Dann haben wir Lemberger und Portugieser, beides Rebsorten mit etwas mehr Potenzial, gerade der Erste. Leider ist nur für Lemberger der internationale Vergleich möglich, zu unseren Nachbarn. Lemberger/Blaufränkisch trinke ich zu wenig, kann also nicht sagen, ob deutscher Lemberger mit österreichischem Blaufränkisch in der Spitze und Breite mithalten kann.
Zu Spätburgunder habe ich schon meine Meinung gesagt. Am Ende ist da auch viel Geschmackssache im Spiel.
Tja, und dann gibt es noch die internationalen Rebsorten, die Syrahs und die Cabernet Sauvignons (100% oder gerne als - brrrrr - Cuvée mit Cabernet Cubin, Mitos, usw.), die Merlots und die Bordeaux Cuvées. Da werden ja in den Zeitschriften noch nicht einmal Blind-Vergleichsverkostungen gemacht (oder jedenfalls fast nie). Mir schmecken viele internationale Rebsortenweine aus Deutschland schon gut, ich finde sie in ihrer Preisklasse auch durchaus konkurrenzfähig, aber billig sind sie üblicherweise auch nicht. Top-Syrahs aus D kosten heute schon >40 Euro, kleine gibt es ab 10 Euro, meist bewegt sich der Preis um die 15-25 Euro. Eine im Barrique gereifte Bdx-Cuvée habe ich seltenst unter 15 Euro gesehen. Und für den Preis gibt es problemlos eine Riesenauswahl in den Gebieten, in denen die Originale bevorzugt erzeugt werden.
Warum sollte ich eine Bordeaux-Cuvée aus der Pfalz kaufen, wenn ich die gleiche Qualität zum gleichen Preis aus dem Original-Weingebiet bekomme?
Da ist mir dann offen gesagt noch der Trollinger lieber, der ist zwar nicht Weltspitze, aber wenigstens authentisch.
Beste Grüße, Stephan
- Markus Vahlefeld
- Beiträge: 1689
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Der Diskussionsfaden ist auch nur schwer auf Rotwein zu übertragen. Denn irgendein roter 2008er, der jetzt noch erhältlich ist, ist eben KEIN Ladenhüter, weil die Dynamik bei Rotweinen völlig anders ist.
Während ein Riesling aus 2008 inzwischen nur mit Preisabschlag verkäuflich ist, wird bei Rotwein aus Schuh draus: dort gilt der 2008er noch als zu jung. das ist auch der Grund, warum viele Rieslingwinzer bei ihren Rotweinen ganz entspannt sind. Die verkaufen sich immer und unterliegen keinem "Jung-Hype".
Ich persönlich brauche Rotweine aus Deutschland aber nur sehr marginal. Sie sind nicht der Blumentopf, den ich gewinnen möchte
Während ein Riesling aus 2008 inzwischen nur mit Preisabschlag verkäuflich ist, wird bei Rotwein aus Schuh draus: dort gilt der 2008er noch als zu jung. das ist auch der Grund, warum viele Rieslingwinzer bei ihren Rotweinen ganz entspannt sind. Die verkaufen sich immer und unterliegen keinem "Jung-Hype".
Ich persönlich brauche Rotweine aus Deutschland aber nur sehr marginal. Sie sind nicht der Blumentopf, den ich gewinnen möchte

Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Hallo in die Runde,
grundsätzlich ist das Weinland Deutschland im Wandel.
Dies kann man an der mitunter sehr selbstbewussten Preispolitik vieler Winzer genau ablesen. Richtig ist, die Spitzenweine sind in der Regel (Ausnahme mal Keller) nicht sofort ausverkauft und können sicherlich zwei bis drei Jahre im Handel erworben werden. Danach dann aber auch so gut wie nicht mehr. Der vermutliche Grund ist: Die Weine werden getrunken und nicht gesammelt. Das ist erst einmal sehr gut.
In der Tat tut sich deutscher Wein aber in der öffentlichen Wahrnehmung schwer. Und dies liegt meines Erachtens an verschiedenen Faktoren.
Da wäre als erstes einmal die Gastronomie zu nennen. Ich war im September auf Madeira und im November in Paris. Beides mal war ich viel in Restaurants. Auf Madeira, selbst im Sternerestaurant, ist es fast unmöglich ausländischen Wein zu ordern. In Paris selbstverständlich auch. In Deutschland aber ist der deutsche Wein in der Regel immer noch in Weinkarten in der Minderheit, obwohl dies in den letzten Jahren immer besser wird. Woran liegt das?
Zum einen sicherlich daran, daß der Kunde angeblich mehr nach Ausland fragt als nach Inland. Gut, geschenkt. Richtig ist aber wohl auch, daß sich deutsche Winzer erst diese Vertriebswege erarbeiten, die Franzosen, Italiener etc. im eigenen Land bereits seit Jahrzehnten haben. Der direkte Vertrieb von Winzer zu Restaurant ist in diesen Ländern wesentlich stärker als in Deutschland, wo in der Regel die Restaurants von Einkaufsberatern mit Weinen ausgestattet werden. Diese Weinkarten hat wohl jeder schon zur Genüge in Deutschland gesehen.
Das deutscher Wein in Restaurants aber ebenso ein eher stiefmütterliches Dasein frist, dürfte auch an der Preisgestaltung in Deutschland liegen. Als wir in Paris waren, aßen wir in einem sehr schönen kleinen Restaurant, daß vom Michelin empfohlen war. Auf der recht übersichtlichen Weinkarte gab es aber zum Beispiel von einem mir unbekannten Weingut einen Chablis 1er Cru Montee de Tonnerre für 24!!! EUR. Der Wein war großartig und wird das Restaurant im EInkauf sicherlich auch nur 12 EUR gekostet haben.
Nehmen wir jetzt gar nicht mal die großen Gewächse. Wo kriege ich denn in Deutschland einen wirklich tollen deutschen Wein von vergleichbarem Niveau für 24 EUR im Restaurant. In Deutschland kriege ich dafür vielleicht irgendeinen Italiener, der EK 6 Euro gekostet hat. So sieht die Realität doch auch aus.
Wenn ich aber in Restaurants nich mit bezahlbaren und dennoch gutem deutschen Wein konfrontiert werde, wo denn dann?
Aber wie gesagt, gerade in diesem Bereich sehe ich Besserung.
Weiter muss man dann auch noch anprangern, dass der VDP immer zu einem Isolationsverein wird.
Ich war gestern auf der Weinmesse in München. Dort waren zu ca. 75% deutsche Winzer vertreten, aber jene aus der zweiten oder dritten Reihe. Aus der Schweiz war unter anderem Cicero Weinbau da, ich war dann noch bei einem burgenländischen Betrieb, der auch tolle Weine machte. Auch Portugal war mit einem tollen Weingut vertreten. Warum nehmen die VDP-Winzer nicht auch mal an solchen Leistungsschauen teil. Der normale Weinverbraucher muss bei solchen Messen doch zwangsläufig zum ausländischen Wein greifen.
Der VDP bleibt lieber unter sich und macht Veranstaltungen für Journalisten - neue Weinkreise erreicht man so aber nur schwer.
Schlussendlich sei zu guter letzt auch die Feststellung erlaubt. Es gibt in Deutschland natürlich auch wie in jedem anderen Land auch sehr viel wirklich schlechten Wein.
Herzliche Grüße
Peter
grundsätzlich ist das Weinland Deutschland im Wandel.
Dies kann man an der mitunter sehr selbstbewussten Preispolitik vieler Winzer genau ablesen. Richtig ist, die Spitzenweine sind in der Regel (Ausnahme mal Keller) nicht sofort ausverkauft und können sicherlich zwei bis drei Jahre im Handel erworben werden. Danach dann aber auch so gut wie nicht mehr. Der vermutliche Grund ist: Die Weine werden getrunken und nicht gesammelt. Das ist erst einmal sehr gut.
In der Tat tut sich deutscher Wein aber in der öffentlichen Wahrnehmung schwer. Und dies liegt meines Erachtens an verschiedenen Faktoren.
Da wäre als erstes einmal die Gastronomie zu nennen. Ich war im September auf Madeira und im November in Paris. Beides mal war ich viel in Restaurants. Auf Madeira, selbst im Sternerestaurant, ist es fast unmöglich ausländischen Wein zu ordern. In Paris selbstverständlich auch. In Deutschland aber ist der deutsche Wein in der Regel immer noch in Weinkarten in der Minderheit, obwohl dies in den letzten Jahren immer besser wird. Woran liegt das?
Zum einen sicherlich daran, daß der Kunde angeblich mehr nach Ausland fragt als nach Inland. Gut, geschenkt. Richtig ist aber wohl auch, daß sich deutsche Winzer erst diese Vertriebswege erarbeiten, die Franzosen, Italiener etc. im eigenen Land bereits seit Jahrzehnten haben. Der direkte Vertrieb von Winzer zu Restaurant ist in diesen Ländern wesentlich stärker als in Deutschland, wo in der Regel die Restaurants von Einkaufsberatern mit Weinen ausgestattet werden. Diese Weinkarten hat wohl jeder schon zur Genüge in Deutschland gesehen.
Das deutscher Wein in Restaurants aber ebenso ein eher stiefmütterliches Dasein frist, dürfte auch an der Preisgestaltung in Deutschland liegen. Als wir in Paris waren, aßen wir in einem sehr schönen kleinen Restaurant, daß vom Michelin empfohlen war. Auf der recht übersichtlichen Weinkarte gab es aber zum Beispiel von einem mir unbekannten Weingut einen Chablis 1er Cru Montee de Tonnerre für 24!!! EUR. Der Wein war großartig und wird das Restaurant im EInkauf sicherlich auch nur 12 EUR gekostet haben.
Nehmen wir jetzt gar nicht mal die großen Gewächse. Wo kriege ich denn in Deutschland einen wirklich tollen deutschen Wein von vergleichbarem Niveau für 24 EUR im Restaurant. In Deutschland kriege ich dafür vielleicht irgendeinen Italiener, der EK 6 Euro gekostet hat. So sieht die Realität doch auch aus.
Wenn ich aber in Restaurants nich mit bezahlbaren und dennoch gutem deutschen Wein konfrontiert werde, wo denn dann?
Aber wie gesagt, gerade in diesem Bereich sehe ich Besserung.
Weiter muss man dann auch noch anprangern, dass der VDP immer zu einem Isolationsverein wird.
Ich war gestern auf der Weinmesse in München. Dort waren zu ca. 75% deutsche Winzer vertreten, aber jene aus der zweiten oder dritten Reihe. Aus der Schweiz war unter anderem Cicero Weinbau da, ich war dann noch bei einem burgenländischen Betrieb, der auch tolle Weine machte. Auch Portugal war mit einem tollen Weingut vertreten. Warum nehmen die VDP-Winzer nicht auch mal an solchen Leistungsschauen teil. Der normale Weinverbraucher muss bei solchen Messen doch zwangsläufig zum ausländischen Wein greifen.
Der VDP bleibt lieber unter sich und macht Veranstaltungen für Journalisten - neue Weinkreise erreicht man so aber nur schwer.
Schlussendlich sei zu guter letzt auch die Feststellung erlaubt. Es gibt in Deutschland natürlich auch wie in jedem anderen Land auch sehr viel wirklich schlechten Wein.
Herzliche Grüße
Peter
- octopussy
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Re: Warum ist dieser Wein nicht ausverkauft?
Richtige Punkte, Neuppy.
Das liegt m.E. auch an der fehlenden Vielfalt. Frankreich und Italien haben eine riesige Vielfalt an Weinbaugebieten jeder couleur (sogar jedes ihre Art vinologisches "Mini-Deutschland" mit dem Elsass bzw. Südtirol), an Traubensorten, an cool climate und hot climate Weinen. Da muss man eigentlich nichts importieren. In Spanien sieht es schon etwas anders aus. In europäischen Nicht-Weinbauländern mit hoher Kaufkraft (skandinavische Länder, UK (jaja, hat Weinbau, ich weiß), Holland scheint mir übrigens deutscher Wein in Restaurants präsenter zu sein als italienischer und spanischer Wein.
Hinzu kommt, dass es ja in Deutschland gar nicht sooo viele deutsche Restaurants gibt, in denen man regional passend deutsche Weine in größerem Stil an den Mann und die Frau bringen könnte. Die Dichte an italienischen, französischen, japanischen, chinesischen, Thai-, viatnemesischen, indischen, griechischen, usw. Restaurants ist recht hoch. Und warum sollte man im italienischen Restaurant deutsche Weine servieren? Die meisten deutschen Restaurants sind "gut bürgerlich", da wird dann Bier oder im Südwesten und Franken ein Viertele getrunken. Bei den etwas ambitionierteren deutschen Restaurants (hier in HH z.B. Vlet) stehen auch viele deutsche Weine auf der Karte. Aber eine richtige regionale Restaurantkultur, die eng mit Wein verwoben ist, wie in Frankreich (Bistros), Italien (Trattoria, Osteria) und Spanien (Bodega), die haben wir in Deutschland nur im kleinen Stil und eigentlich nur in den Weinbaugebieten.
Wohin die Reise gehen kann, zeigen aber m.E. auch die Kellers und Wittmanns und eine Handvoll weitere. Deren GGs sind immer ratz fatz ausverkauft, müssen teilweise sogar subskribiert werden. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, bis bei mindestens 15 Erzeugern Eile angesagt ist beim Rieslingkauf.
Da wäre als erstes einmal die Gastronomie zu nennen. Ich war im September auf Madeira und im November in Paris. Beides mal war ich viel in Restaurants. Auf Madeira, selbst im Sternerestaurant, ist es fast unmöglich ausländischen Wein zu ordern. In Paris selbstverständlich auch. In Deutschland aber ist der deutsche Wein in der Regel immer noch in Weinkarten in der Minderheit, obwohl dies in den letzten Jahren immer besser wird. Woran liegt das?
Das liegt m.E. auch an der fehlenden Vielfalt. Frankreich und Italien haben eine riesige Vielfalt an Weinbaugebieten jeder couleur (sogar jedes ihre Art vinologisches "Mini-Deutschland" mit dem Elsass bzw. Südtirol), an Traubensorten, an cool climate und hot climate Weinen. Da muss man eigentlich nichts importieren. In Spanien sieht es schon etwas anders aus. In europäischen Nicht-Weinbauländern mit hoher Kaufkraft (skandinavische Länder, UK (jaja, hat Weinbau, ich weiß), Holland scheint mir übrigens deutscher Wein in Restaurants präsenter zu sein als italienischer und spanischer Wein.
Hinzu kommt, dass es ja in Deutschland gar nicht sooo viele deutsche Restaurants gibt, in denen man regional passend deutsche Weine in größerem Stil an den Mann und die Frau bringen könnte. Die Dichte an italienischen, französischen, japanischen, chinesischen, Thai-, viatnemesischen, indischen, griechischen, usw. Restaurants ist recht hoch. Und warum sollte man im italienischen Restaurant deutsche Weine servieren? Die meisten deutschen Restaurants sind "gut bürgerlich", da wird dann Bier oder im Südwesten und Franken ein Viertele getrunken. Bei den etwas ambitionierteren deutschen Restaurants (hier in HH z.B. Vlet) stehen auch viele deutsche Weine auf der Karte. Aber eine richtige regionale Restaurantkultur, die eng mit Wein verwoben ist, wie in Frankreich (Bistros), Italien (Trattoria, Osteria) und Spanien (Bodega), die haben wir in Deutschland nur im kleinen Stil und eigentlich nur in den Weinbaugebieten.
Wohin die Reise gehen kann, zeigen aber m.E. auch die Kellers und Wittmanns und eine Handvoll weitere. Deren GGs sind immer ratz fatz ausverkauft, müssen teilweise sogar subskribiert werden. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, bis bei mindestens 15 Erzeugern Eile angesagt ist beim Rieslingkauf.
Beste Grüße, Stephan