Bordeaux 1993

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
bordeauxschwalbe
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von bordeauxschwalbe »

vorgestern/gestern im glas:

trotanoy welcher für diesen JG durchaus gute kritiken hat -also war die erwartungshaltung doch höher geschraubt:

nach dem öffnen kommen aus der flasche leicht pilzige töne, der korken hat auch einen duft von pilzen und lebkuchengewürz. im glas merkt man sofort die klasse: elegante, balancierte und sehr harmonische frucht, mittlerer körper, balsamisch-ölig, aranzini-säure im abgang. dann tut sich 2std. nicht sehr viel, es kommen eher negative eigenschaften des 93´er Jg´s zutage (austrocknend, leicht brandig, gummi in der nase) es scheint als ob der wein in diesem zustand mit sich selbst ringt; übernehmen die positiven oder negativen eigenschaften? nach 4std immer noch etwas ziespältig: tolle nase mit mediterranen kräutern und wieder etwas gummi, später mocca. sehr trocken, dabei aber "mouthwatering" und mit einem süss-öligen dreh im hintergrund, im abgang wieder etwas zupackendere tannine und ein ganz leichtes bitterl, welches ich aber durchaus als charaktervoll schätze. ich werde wohl auf den nächsten tag warten müssen, um zu erfahren wieviel potential in dem wein noch steckt.

am nächsten tag morbide, pilzige-warme nase, portiger hintergrund, am gaumen erstmals salzig und mineralisch, sehr straffer, rascher abgang, angenehm prickelnd-fruchtige säure und dann wieder der am gaumen haftende bleibende bitterl-abgang, welcher immer daran erinnert, diesen wein ja nicht auf die leichte schulter zu nehmen, am ende noch ein versöhnlicher aranzini-ton.

fazit: ein zwiespältiger wein, der sowohl klasse durchblitzen lässt als auch schwächen des Jg´s, insgesamt interessante 89P
lg aus wien,
philipp

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chati
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von chati »

Haut Bailly 1993

für mich eine Wohltat nach den 2009ern. Früher muss ich zugeben, war ich ein Jungweintrinker, dies
hat sich doch markant geändert.
Die 12,5% sind natürlich das erste +. Als Minus ist sicherlich die grüne Paprika, jahrgangsbedingt....
dazu viel schwarzer Pfeffer, Leder und leichte Raucharomen. Am Gaumen viel Waldbodenaromen, bleibt gut haften.
Zum Schweinehohrücken an einer Senf- Honig Sauce tiptop :)
90/100
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innauen
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von innauen »

Hallo,

@Chati. 12,5 Prozent? Da kann ich drunterbleiben :D

nach der überaus positiven Erfahrung mit Senejac 2009 (bisweilen mag ich junge Weine noch) gab es guten Grund nochmal alte Jahrgänge zu studieren. Deshalb heute mit nur 12 Prozent:

Chateau Senejac 1993

Die Ausgangslage: Auf ebay gekauft, um einen Alterungstest zu haben und zumindest einen Kochwein zu erwerben. Keine gute Idee vielleicht, aber ich halte Chateau Senejac für ein unterschätztes Gut.

Die erste Überraschung ist Farbe. Intensives Bordeauxrot würde ich bei einem 1993er Cru Bourgeois weder erwarten, noch habe ich so eine Farbe oft in diesem Jahrgang erlebt. Ich suche die orangene Färbung, doch sie will sich nicht finden. Erst als am Schluss nur noch ein Rest im Glas ist, ist ein leichter orangener Schimmer festzustellen.

Die zweite Überraschung: Der Wein ist intakt. Kein Kork, kein "Überdrüber". Klassische Bordeauxnase mit etwas Brett. Straight ahead Haut Medoc. Rauher Bursche mit altersmilden Tönen. Entfernt sind ein paar Kirscharomen aufzuschnappen. Anfangs sind da natürlich grüne Noten, aber die werden nach 30 Minuten im Glas immer mürber und treten in den Hintergrund.

Die Herausforderung: "Riecht besser als er schmeckt" sagen die Gäste. Recht haben sie - für 30 Minuten. Dann wird die Frucht langsam aufgeschlossen. Die ist und bleibt elegant und deswegen kann und wird der Senejac 1993 von den meisten Zeitgenossen nicht ausgetrunken werden. Man braucht Erfahrung mit und Empathie für bodenständige Bordeaux wie diese. Der Abgang ist zart und droht ebenfalls unterzugehen. Man muss ihm hinterherlauschen. 85 Punkte Realwertung, aber deutlich mehr, wenn man die "like it"-Sternchen dazuaddiert.

Quelle: http://www.verkostungsnotizen.net/vkn_d ... p?ID=37522

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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thvins
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von thvins »

Hallo allerseits,
ich bin grad beim "Ausmisten" meines Klimaschrankes (was soll man bei diesem Schneegestöber auch Besseres tun?) und da habe ich nun einige Fragen zu diversen Weinen:

Wer darf /muss besser noch ein paar Jahre im Schrank / Keller bleiben,
wer macht 2013 schon Spaß,
wer sollte langsam ausgetrunken sein?

Ich stelle die Fragen jeweils in den Threads zu den Weinen, wo es hingehört, an die, die auf den gebieten mehr Experten sind al ich und an die, die den einen oder anderen der Weine unlängst mal in den Gläsern hatten...

Hier:

Lynch Bages
Pichon Comtesse
Leoville Barton
Leoville Las Cases
Cos d´ Estournel
Mouton Rothschild
Margaux
Latour alle aus 1993
?

Die stammen alle aus der Zeit, wo ich begann, mir ernsthaft Weine wegzulegen und waren ja damals alle noch bezahlbar - entsprechend soltten sie auch getrunken werden (nicht nur verkostet oder gar verkauft...)
Beste Grüße

Torsten

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Jochen R.
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von Jochen R. »

thvins hat geschrieben:..
Wer darf /muss besser noch ein paar Jahre im Schrank / Keller bleiben,
wer macht 2013 schon Spaß,
wer sollte langsam ausgetrunken sein?
...
Hallo Torsten,
da hast du ja ein paar schöne BDX ;-)
Ich würde mit den Sachen aus den kleinen Jahren (allen voran 1993) anfangen bzw.
mich erst mal auf die "kleinen Weine" (z. B. Belgrave ´95 präsentierte sich kürzlich sehr
gut!) stürzen.
Ben den ´93igern solltest du aber (trotz der großen Namen) nicht zu viel erwarten.
P. Comtesse war von ca. 1 Jahr sehr schön (schlank aber Comtesse-typisch lecker),
Cos und Leo Barton dagegen enttäuschend. Las Cases würde ich noch liegen lassen.

Ansonsten schließe ich mich der Meinung von Wolf an - die ´96iger Comtesse würde
ich zu einem ganz besonderen Anlass aufmachen ;-)

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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thvins
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von thvins »

Hallo Jochen,

die 1ers sind auch schon weit genug, dass sie in ihrem begrenzten Rahmen den maximal möglichen Spaß machen?

Cos d´E. hatte ich vor Jahren schon mal nicht gar so schlecht im Glas und auch die Comtesse und Lynch Bages hatten schon mal bissel was gezeigt. An den Leo B habe ich dagegen keine Erinnerung, kann sein, dass ich den auch nur gekauft, aber noch nie getrunken hatte aus dem Jahr.

Klar ist 1993 kein so supertolles Jahr, aber insgesamt hab ich bislang dort bessere Erinnerungen dran als an viele bereits getrunkene 1994er. Vielleicht ist es auch eine persönliche Stilfrage dahinter - das schlanke bei der Comtesse und beim Cos hatte mir durchaus gefallen - leise, aber markante Weine...

Aber seit ich mal mit Manubi einen perfekten Abend mit großen Namen aus einem anderen kleinen Jahrgang hatte (wir hatten 1991 Montrose, Cos d´E., Lafite, Latour und Haut Brion - und viel Spaß damit!) hoffe ich darauf, ähnliches auch mit den besten aus 1993 wiederholt zu bekommen.

Vielleicht hilft mir ja jemand freiwillig bei den Weinen? Ansonsten werden die dann eben so nach und nach weggeschlürft - den Las Cases kann ich aber auch gern noch mal weglegen, wenn niemand sagt, dass der jetzt schon sein Bestes gibt.
Beste Grüße

Torsten

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UlliB
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von UlliB »

Die genannten 93er kann man alle angehen, besser werden die nicht mehr. Las Cases, Latour und vermutlich auch Margaux werden noch eine Weile durchhalten, bei den anderen würde ich befürchten, dass die in absehbarer Zeit die Grätsche machen. Mit Ausnahme vom "umkehrosmosten" Las Cases sind die Weine schlank bis an die Grenze zur Magersucht, allenfalls knapp reif, etliche mit deutlichen Grüntönen versehen. Keine Solisten, sie sollten mit Essen gepaart werden - das darf aber nicht zu kräftig sein.

So ziemlich das einzig positive, was man über '93 im Bordelais sagen kann, ist, dass die Weine besser sind als die absolut grottigen 92er. In den im großen und ganzen unseligen 90ern nimmt 1993 aber immer noch den zweifelhaften Rang des zweit- oder drittschlechtesten Jahrgangs ein - je nachdem, welche 91er man zum Vergleich heranzieht (gute 91er sind besser als gute 93er, es gibt aber leider nur wenige gute 91er [Torsten: die von Dir aufgeführten 91er sind allesamt Top, da kommen die 93er der gleichen Erzeuger nicht mit]).

Gruß
Ulli
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Hallo Torsten,
meine letzten Weine aus 93 waren vor ein paar Jahren Latour, Mouton, Pichon Comtesse und Baron als auch Cos d'Estournel.
Alle Weine waren eher auf der schlanken Seite wobei mir von den Geschmacksaromen und der Finesse der Mouton am besten gefallen hatte.
Ich habe keine Weine aus 93 mehr. Wenn ich noch einen hätte, dann würde ich sehr bald den Korkenzieher ansetzen und den Wein geniessen. :mrgreen:
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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thvins
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von thvins »

Besten Dank euch beiden - dann werde ich es mal angehen und den Pferden hier Zucker geben....

Und da ich auch beim Las Cases mehr als nur 1 Flasche habe (bei vielen anderen ist das inzwischen eher die Letzte), wird auch der Las Cases "geköpft".

Die Kombination mit Essen sollte nicht das Problem sein.
Beste Grüße

Torsten

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hampa
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Re: Bordeaux 1993

Beitrag von hampa »

thvins hat geschrieben:Hallo allerseits,
ich bin grad beim "Ausmisten" meines Klimaschrankes (was soll man bei diesem Schneegestöber auch Besseres tun?) und da habe ich nun einige Fragen zu diversen Weinen:

Wer darf /muss besser noch ein paar Jahre im Schrank / Keller bleiben,
wer macht 2013 schon Spaß,
wer sollte langsam ausgetrunken sein?

Ich stelle die Fragen jeweils in den Threads zu den Weinen, wo es hingehört, an die, die auf den gebieten mehr Experten sind al ich und an die, die den einen oder anderen der Weine unlängst mal in den Gläsern hatten...

Hier:

Lynch Bages
Pichon Comtesse
Leoville Barton
Leoville Las Cases
Cos d´ Estournel
Mouton Rothschild
Margaux
Latour alle aus 1993
?

Die stammen alle aus der Zeit, wo ich begann, mir ernsthaft Weine wegzulegen und waren ja damals alle noch bezahlbar - entsprechend soltten sie auch getrunken werden (nicht nur verkostet oder gar verkauft...)
Hallo Torsten

Für Deine 93er vom linken Ufer der Garonne habe ich leider keine guten Prognosen. In diesem schwierigen Jahr waren die BDX vom rechten Ufer klar besser.

Meine Beurteilung:

Lynch-Bages: vor drei Jahren 17 Hampa-Punkte, auf dem Abstieg aber noch nicht ganz am Ende.
Léoville-Barton: vor vier Jahren auf dem Abstieg (17 Hampa-Punkte), früher 17.5 P.
Léoville-Las-Cases: vor sieben Jahren auf dem Abstieg, schlechte Zukunft...
Cos d'Estournel: vor 6 Jahren keine Zukunft mehr, zu wenig Fleisch am Knochen...
Mouton-Rothschild: vor 6 Jahren austrinken. Keine Zukunft mehr. Damals aber noch 17.5 Hampa-Punkte.

Mit den besten Grüssen aus der Schweiz
Hampa
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