Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
schneesurfer
Beiträge: 300
Registriert: Di 11. Jan 2011, 13:30
Wohnort: Stuttgart BC

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von schneesurfer »

Nougat,
da gab's ja ganz schön was zu schlucken/spucken 8-)
Vielen Dank für die ausfühlichen Beschreibungen.
Mir schein es jedoch so, als wenn du dich den hohen Vorschußlorbeeren einiger Weine "angeschlossen" hast.
Das soll beileibe keine Kritik sein, aber manchmal ist es wohl sehr schwehr, sich dem allgemeinen Tenor zu entziehen.
Frei nach dem Motto: "Dem geb ich lieber nur einen Punkt weniger, denn die Anderen können doch nicht alle irren :mrgreen:"
Wenn du alledings die Potenziale der top of the tops richtig einschätzen kannst, dann haste mein Respekt - ich würde mir das nicht zutrauen .....
und mich in diesem Fall ein klein wenig von den "Weinpäpsten" beeinflussen lassen.
Gruß
Schneesurfer

Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiss, ob sie wiederkommen.
Oscar Wilde 1854-1900
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von octopussy »

schneesurfer hat geschrieben:Mir scheint es jedoch so, als wenn du dich den hohen Vorschußlorbeeren einiger Weine "angeschlossen" hast.
War das nicht eine Blindprobe (mit offener Nachverkostung)? Für mich klang das beim Lesen so.

Und übrigens: auch meinen herzlichen Dank für die ausführliche Schilderung. Gruaud Larose klingt wirklich nach einem Top-Kauf (ich A.... habe nur zwei Flaschen gekauft).
Beste Grüße, Stephan
Frankie Wilberforce
Beiträge: 812
Registriert: Do 30. Dez 2010, 22:18

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Frankie Wilberforce »

octopussy hat geschrieben: Gruaud Larose klingt wirklich nach einem Top-Kauf (ich A.... habe nur zwei Flaschen gekauft).
Da habe ich mehr Glück beim subsen gehabt, ich kaufte mehr als ein halbes Dutzend halbe Flaschen, plus ein paar Normale und Magnum. Ich freue mich jetz schon auf diesen Wein in 20+ Jahren.... :mrgreen:
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
Benutzeravatar
nougat
Beiträge: 604
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 17:45
Wohnort: Stuttgart

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von nougat »

Hallo Ihr beiden,
schneesurfer hat geschrieben: Mir schein es jedoch so, als wenn du dich den hohen Vorschußlorbeeren einiger Weine "angeschlossen" hast.
Das soll beileibe keine Kritik sein, aber manchmal ist es wohl sehr schwehr, sich dem allgemeinen Tenor zu entziehen.
Frei nach dem Motto: "Dem geb ich lieber nur einen Punkt weniger, denn die Anderen können doch nicht alle irren :mrgreen:"
War keine Blindprobe. Die Flaschen gingen reihum, anschließend konnte man sich noch einschenken was man wollte.
Zu den Vorschusslorbeeren: Mit den Punkten waren wir mit Ausnahme des PC nicht genau vertraut, aber die Etiketten sprechen natürlich eine mindestens genauso deutliche Sprache über die Regionen ;)
Umso interessanter das Zurücktrinken. Ist der GL wirklich noch so gut, wenn man ihn gegen Chasse Spleen trinkt usw.. Da gibt es auch schon mal Korrekturen oder eben Bestätigungen. Und mit 2h mehr Belüftung kann sich natürlich so manches ändern. Ich sehe Weinproben lediglich als Momentaufnahmen, insbesondere bei Jungweinen.
Damit möchte ich Deinen Einwand aber nicht entkräften, blind hätte die Sache durchaus anders ausgesehen. Meiner Erfahrung nach spielt dann eher unbewusst die Rolle, was man momentan am Liebsten trinkt. Ich denke, das ist mitunter ein Grund, warum 'kleine' Weine bei Jungweinverkostungen so gut abschneiden.
Aber wir haben uns nur selten gegenseitig auf die Schulter geklopft (GL, D-B), beim Rest ging es mehr oder weniger kontrovers zu :lol: Deshalb auch diverse Wertungen von Mittrinkern.
Wenn du alledings die Potenziale der top of the tops richtig einschätzen kannst, dann haste mein Respekt - ich würde mir das nicht zutrauen .....
und mich in diesem Fall ein klein wenig von den "Weinpäpsten" beeinflussen lassen.
Darfst Du behalten :) , das traue ich mir auch nicht zu. Aber bei allem Respekt, auch dem RP nicht. Der Pontet Canet z.B. wäre für mich die Katze im Sack zu kaufen, deshalb auch das Fragezeichen, wie bei Cos und LB. War natürlich auch Diskussionsgegenstand. Tenor: könnte ganz groß werden - oder eben auch nicht. Gerade dieses "oder auch nicht" würde natürlich in einer Blindprobe voll durchschlagen ;) Bei den anderen lehne ich mich bei aller Gefahr aus dem Fenster. Wenn die Anlagen wie bei Vielen jetzt schon so gut sind und einfach alles zusammenpasst, was soll schiefgehen? Die 2000er und 2005er haben auch schon in Kindertagen eine gute Figur abgegeben.
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4952
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

Hallo Martin,

danke für die schönen Verkostungsnotizen. Ein paar Kommentare zu einigen Weinen, die ich auch schon im Glas hatte:
nougat hat geschrieben: Ch. Maucaillou 2009, Moulis
[...] schlanker Körper trotz 14%. Wirkt fast schon gezehrt im Vergleich zu den opulenten Vertretern :D rel. kurzer Abgang.
Diesen Teil der VKN kann ich soweit voll und ganz nachvollziehen. Aber dann:
Passt aber zur positiven Gesamterscheinung 16nP
Die postive Gesamterscheinung habe ich angesichts des deutlichen Mangels an Dichte und Struktur (eben: schlank, fast schon gezehrt) und Abgang (eben: kurz) nicht wahrgenommen. Maucaillou ist für mich gemessen an den Möglichkeiten des Jahrgangs eine klare Enttäuschung.

Leoville Barton 2009, St. Julien
Nach der Vorgabe von Gruaud und der Comtesse etwas enttäuschend. Nase zwar komplex, doch in der Frucht ein leichter Kitschtouch (Glas war nach Gaffel-Geraffel ordentlich gespült :D ), am Gaumen ordentlich aber doch etwas zu wenig strukturiert, um momentan als Wein durchzugehen, wie er gerne dastehen würde. 17,5+ (?) nP
Bei einer Verkostung im August zeigte sich Léoville Barton zumindest für die hier sonst herrschenden Verhältnisse ganz ungewöhnlich opulent-fruchtig. Inwieweit man das für kitschig hält, liegt wohl im Gaumen des Betrachters ;) ; mir hat der Wein gut gefallen. Darüber hinaus glaube ich, dass der Wein sich deutlich verändern wird - über 2 Tage verfolgt zeigte sich immer mehr Struktur, und der Wein machte langsam dicht. Ich denke, dass das auf längere Sicht ein klassischer und "normaler" LB werden wird.

Pontet Canet 2009, Pauillac
Der Ruf eilt diesem Wein voraus. Im Ggs. zu den anderen Weinen wusste hier nahezu jeder, dass dieser mit 100 PP geadelt wurde.
Schwierig zu beurteilen. Die Nase komplex und tief, Aromatik eher ungewöhnlich. Am Gaumen noch so zu, dass man Eleganz und Finesse eines großen Weins erahnen kann. Bei keinem Teilnehmer wollte aber Gewissheit aufkommen. Ist man schon zu beeinflusst? Wurde im Schnitt mit 95 Punkten bedacht. 18+(?) nP
Siehe meine VKN hier. Den hätte ich blind nicht als Bdx erkannt.

Montrose 2009, St. Estephe
[...] Ein Wein wie ein Rasiermesser[...] Rasse auf höchstem Niveau. Frische lebendige Nase Schichten frischer dunkler Frucht, edle Würze, am Gaumen scharf fokussiert und sehr lang. 19+ nP
100% d'accord. Sehr treffende Beschreibung.

Deine Bewertung des Gruaud Larose freut mich sehr; davon habe ich auch etwas im Keller, aber noch nicht probiert. Da ist wohl bald mal eine Flasche fällig.

Gruß
Ulli
schneesurfer
Beiträge: 300
Registriert: Di 11. Jan 2011, 13:30
Wohnort: Stuttgart BC

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von schneesurfer »

..man oh man, ihr macht mir ganz schön den Mund wässrig 8-) . Wollte eigentlich heute Abend mit meiner Dame Essen gehen ...und einen intalienischen Chianti dazu trinken.
Lust hätte ich nun jedoch auf ein Dinner zuhause - da könnte ich mir einen schönen '09er aufziehen. Habe nämlich auch einen GL im Keller - leider nur den GLoria :mrgreen:
Gruß
Schneesurfer

Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiss, ob sie wiederkommen.
Oscar Wilde 1854-1900
Benutzeravatar
nougat
Beiträge: 604
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 17:45
Wohnort: Stuttgart

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von nougat »

Hallo Ulli,

Danke für Dein Feedback. Beim Maucaillou habe ich meiner ersten Wahrnehmung nicht vertraut. Deshalb auch der Smiley bei 'gezehrt'. Im Flight mit dem mächtigen Cap de Faugeres hielt ich ihn für in die Ecke gedrängt und habe ihm offenbar einen ungerechtfertigten Bonus verpasst, so nach dem Motto: es kann nicht sein, was nicht sein darf ;)
Grüße
Martin

Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4952
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

schneesurfer hat geschrieben: Habe nämlich auch einen GL im Keller - leider nur den GLoria :mrgreen:
Ach ja, Gloria 2009... ein Hammerteil, gewissermaßen der feuchte Traum der Konzentrationstrinker ;)

Alles am obersten Anschlag. Nicht gerade elegant, aber zweifellos beeindruckend und jetzt einen Versuch wert, auch wenn er schlußendlich noch sehr lange brauchen wird, um alle Komponenten völlig zu integrieren. Für mich 2009 klar auf cru classé - Niveau.

Gruß
Ulli
Weinbertl
Beiträge: 420
Registriert: Mi 18. Apr 2012, 18:39
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Oberbayern

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Weinbertl »

UlliB hat geschrieben:Für mich 2009 klar auf cru classé - Niveau.
überhaupt auf cru classe Niveau wie ich finde. Hat mich eigentlich nur selten enttäuscht und oftmals sogar sehr entzückt. Die nächste Zeit stehen dann 1988/89 und 1970 an und ich hoffe, ich muss meine Überzeugung nicht überdenken :lol:

Gruß
Robert
Grüße
Robert
Benutzeravatar
Budi
Beiträge: 194
Registriert: Di 18. Okt 2011, 22:23
Wohnort: BW
Kontaktdaten:

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Budi »

http://budisfoodblog.wordpress.com/2012 ... ysse-2009/

Médoc – Château Le Reysse 2009
Was haben Mario Scheuermann, Hendrik Thoma, René Gabriel, Jens Priewe und Peter Moser alle gemeinsam?
Nun gut – da findet sich weinbezogen schon eine große Schnittmenge.

Worauf ich hinaus will:

Diese fünf Köpfe haben sich sehr positiv über die jungen Weine des Château Le Reysse geäußert und zumindest in Deutschland wird das Le Reysse als Neuentdeckung gefeiert. Zu den Weinen von Quereinsteiger Stefan Paeffgen wurde mittlerweile fast alles gesagt und unter den genannten Namen findet man zahlreiches Material zum Château aus dem nördlichen Médoc.

In der Kurzform handelt es sich um ein verfolgenswertes Chatêau, welches von einem Deutschen aufwändig restauriert wurde und bereits Weine von beachtlicher Qualität liefert. Also eine Neuentdeckung mit Charme.

Vom 2009er und 2010er Jahrgang habe ich mir mehrere Flaschen besorgt und natürlich wollte ich mir selbst ein Bild machen, bevor ich die Weine stur einlagern würde.

Hier also ein paar kurze Notizen zum Jahrgang 2009:

Im Glas liegt ein tief purpurfarbener Médoc aus Cabernet Sauvignon und Merlot, der zum Rand hin granatfarben wird. Ohne am Glas zu schwenken, nehme ich zuerst eine leichte Kaffeenote und schwarze Olive wahr. Dann mit etwas Belüftung steigert sich die Komplexität, wuchtigere Aromen von Pflaumen und Kirsche prägen die Nase. Außerdem nimmt man auch dezent das Holz wahr.

Am Gaumen zeigt sich dann eine schöne Tanninstruktur. Diese sind zwar noch rau aber doch fast schon als samtig zu bezeichnen.

Eine besonders fruchtige Seite zeigt sich so, mit süßlicher Frucht. Ich empfinde den Wein ziemlich elegant und keineswegs fett. Auch im Abgang zieht sich die Aromatik fort. Insgesamt fehlt noch ein wenig die aromatische Fülle und Länge, doch diese wird sich ganz sicher noch entwickeln.

Nicht schlecht für ein Antesten!

PS:

Der 2010er Jahrgang wird fast durch die Bank als noch gelungener eingeschätzt. Bei dem Preis (ca. 16€) lohnt es sich also Selbstversuche zu machen und das Château im Auge zu behalten.
Antworten

Zurück zu „Bordeaux und Umgebung“