dieses Mal geht es wieder nach Oregon. So langsam muss ich wirklich sagen, dass mir die bisherig verkosteten Pinot Noirs außerordentlich geschmeckt haben. Vor allem die Unterschiedlichkeit der Weine, sowie die ausdrucksstarke Frucht gepaart mit ihrer kräftigen und spannungsreichen Struktur waren bis jetzt Garanten dafür, dass mir kein uniformer „Neuer-Welts-Pinot“ (wie immer sorry für diese verkürzte Beschreibung

Westrey Wine Company Oracle Vineyard Pinot Noir 2007, Dundee Hills
http://www.wine-zeit.blogspot.de/2012/0 ... -wine.html
Die in McMinnville ansässige ca. 9 ha große Wine Company wurde 1993 von Amy Wesselman und David Autrey gegründet. Teile der Pinot Pflanzungen sind wesentlich älter, da sie aus den 70er Jahren stammen. Der Oracle Vineyard Pinot Noir von 2007 (wegen der frühen Herbstregenfällen in der Presse als ein ausgesprochen negatives Jahr bezeichnet, was sich bei vielen aktuellen Verkostungen seit einem Jahr aber immer mehr und mehr zum Positiven gedreht hat - DAS einzuschätzen bin ich noch total unfähig) ist ein Verschnitt aus wurzelechten Pommard Klonen und Dijon Klonen 777 und 115. Weitere Informationen sind offene Maischegärung, Reifung in neutralem (beabsichtigt) Eichenholz und L.I.V.E. Zertifizierung.
Die Farbe des Oracle Vineyard zeigte sich als sehr durchsichtig und ausgesprochen hell. Ein etwas ungewöhnlicher Auftritt für einen ungeschönten und ungefilterten Wein mit sehr viel Depot in der Flasche. Der Rand war schon ein wenig wässrig und leicht rot-braun verfärbt. Die Nase präsentierte eine Vielzahl an herbstlichen Düften, nicht ganz so viel „Oregon Funk“, Gurkenwasser, feuersteinliche Spuren und eine ganze Menge von herb anmutenden vollreifen Erdbeeren mit einigen himbeerigen Ergänzungen. Auch einen floralen Charakterzug musste ich nicht missen. Dieser entwickelte sich über die Stunden hinweg zu einem unaufdringlichem und ausdrucksstarkem Veilchenparfüm. Zusammengefasst: ein sehr erdiger, fruchtiger, eher bodenständiger, aber doch etwas eleganter und schlanker Naseneindruck. Der Geschmack zeigte ähnliche Züge. Viel starke, doch keinesfalls kitschige oder aufdringliche, Frucht (zunächst herb erscheinende Maraschino Kirschen und Erdbeeren, später mehr und mehr angequetschte Erd- und Himbeeren gepaart mit wenigen helleren Kirschen), viel Herbstlich- und Erdigkeit (nasser dunkler Boden, Unterholz, Laub, feuriges Gestein und ein Hauch von Pilzen) und zum Ende hin vermutlich einige Eindrücke von heller Nussschokolade sowie einigen Cantucci. Ca. 1 ½ nach dem Öffnen zeigte der Wein sein gutes Potential. Zuvor war er noch etwas säuregeprägt, sehr erdig bzw. herb und nicht all zu vollmundig. Dann konnte er mit eine schönen Balance und einer gefährlich guten Zugänglichkeit aufwarten. Der Abgang war überdurchschnittlich lang. Trocknete dann doch ein wenig schneller aus als erhofft. Bei diesem Wein für mich nur ein kleiner Minuspunkt. Zusammengefasst: ein schlank anmutender, beschwingt machender, fruchtbetonter und charakterstarker Pinot Noir. Bezüglich einer langen Lebensdauer bin ich nicht ganz so positiv eingestellt, da sich vermutlich einige 2007er Eigenschaften doch deutlich zeigen. Ich würde vorhandene Flaschen innerhalb der nächsten 12 Monate trinken (pure, komplett unzuverlässige Annahme eines Oregon Laien)!
Beste Grüsse
Chris
PS:
@Alas, habe die Doku über brasilianischen Wein gesehen. Danke nochmals für den Tip. Sehr interessant! Herrje, der im Glas und Film nicht so ganz überzeugende Hersteller meines letzten „Pinot weit weg“ kam ja ebenfalls kurz vor …
