Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4952
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

Nach Pomerol und dem linken Ufer war jetzt St. Emilion dran:

La Tour Figeac präsentierte sich außerordentlich erfreulich - eigentlich als Einstiegswein gedacht, hielt er mit den teilweise deutlich teureren nachfolgenden Weinen anstandslos mit und fiel auch beim wiederholten Querverkosten nie aus dem Rahmen. Satter Fruchtkern, schöne Dichte und Länge, bleibt bei aller Konzentration elegant. In der Subskription knapp unter 30 Euro; Parker vergibt 93 Punkte, die aus meiner Sicht passen. Was will man mehr?

Ganz schwer zugänglich zeigte sich hingegen Pavie Macquin. Extrem verschlossen, macht auch mit viel Luft nur ein wenig auf, dann eine deutliche Cassis-Note, die zusammen mit einem sehr festen Tanningerüst eher an St. Estephe als an St. Emilion denken lässt. Ich denke schon, dass die Anlagen sehr gut sind, der wird aber vermutlich sehr lange brauchen.

Sehr offen präsentierte sich wiederum Clos St. Martin, in ähnlicher Linie wie La Tour Figeac, sehr viel Frucht, vielleicht ein wenig mehr Dichte, aber auch mit einer deutlich hervortretenden Neuholznote, die mir nicht unbedingt zugesagt hat. Nein, schlecht ist der Wein nicht - aber für den doppelten Preis vom La Tour Figeac hat er gar nicht viel mehr zu bieten als dieser: ein wenig mehr Konzentration und eben: Holz. Nicht mein Fall; andere am Tisch mochten ihn aber sehr.

Vieux Chateau Mazerat: noch nie davon gehört? Ich bis vor kurzem auch nicht; offensichtlich ist das ein Fehler. 65% Merlot, 35% Cabernet franc, gut 60 Jahre alte Reben in unmittelbarer Nachbarschaft von Angelus, vinifiziert von einem Fanatiker, 18.000 Flaschen. Schwarz im Glas, Power ohne Ende, dabei aber überhaupt nicht plump, sondern vielschichtig und mitunter sogar verspielt, nichts sticht laut oder unangenehm hervor, ganz große Nummer. Leider auch schon von Parker entdeckt: 97+ PP - ja, das kann man so sehen.

Schließlich noch Beausejour Duffau Lagarosse. Im direkten Vergleich etwas weniger Gewicht als Vieux Chateau Mazerat, aber dafür noch eine Nummer feiner; dekliniert gewissermaßen das ganze Spektrum roter und blauer Früchte über einem kalkig-mineralischen Hintergrund durch, sehr warm wirkend, gewissermaßen "mollig", aber nicht fett. Parkers 100 Punkte kann man diskutieren; im Distanzvergleich erscheint mir VCC als noch etwas feiner und distinguierter, aber einerlei - das ist ein großer Wein, der mal wieder die Frage aufwirft, wie schnell ein neues Team auf einem vernachlässigten Betrieb das Ruder herumwerfen kann, wenn das natürliche Potential stimmt.

Gruß
Ulli
Benutzeravatar
Trapattoni
Beiträge: 333
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 12:04

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Trapattoni »

dyingromeo hat geschrieben: Hey hey...Dieter....sooooo lange ist das doch gar nicht her! :o Saßen wir nicht erst im Juni zusammen bei Wolfgang im Garten :lol: :lol: :lol:
Au weia! :oops:
Ich hab das mit dem Wein eingestellt, kannst meinen Keller kaufen. ;)
Bis mal wieder bei einem Wässerchen,
Dieter :mrgreen:
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
Andinaldo
Beiträge: 85
Registriert: Di 11. Okt 2011, 15:40

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Andinaldo »

Hallo zusammen,

hat zufällig jemand bereits den Wein "La Vieille Cure" probiert? Parker hat ihn ja mit 93 Punkten bewertet. Mich würde mal interessieren wie der Wein bei euch so ankam?! Herzliche Grüße Andreas
Bottlebinder
Beiträge: 184
Registriert: So 20. Feb 2011, 12:57

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Bottlebinder »

Andinaldo hat geschrieben:Hallo zusammen,

hat zufällig jemand bereits den Wein "La Vieille Cure" probiert? Parker hat ihn ja mit 93 Punkten bewertet. Mich würde mal interessieren wie der Wein bei euch so ankam?! Herzliche Grüße Andreas
Hallo Andreas,

ich habe eine Flasche im Juni versucht und war enttäuscht. Da war von der Frucht wenig zu bemerken und die Tannine setzten heftigst zu. Außerdem war die Konzentration derart hoch, dass es anstrengte, den Wein zu trinken. Am zweiten und dritten Tag war keine Besserung zu erkennen, sondern eher weiterer Verschluss. Hier teste ich frühestens in 5 Jahren wieder eine Flasche und trinke lieber noch einige derzeit zugänglichere 2009er. ;)
Grüße
Mathias
Benutzeravatar
innauen
Beiträge: 3507
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 11:33
Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Hallo,

nach dem schönen Erfahrungen mit der Fruchtphase von Aurilhac 2005 wollte ich beim 2009er nicht warten, bis die Tannine zuschlagen. Aus der Magnum, doppelt dekantiert, zeigte sich der Wein wie erwartet fruchtig, schwer, sämig, ein wenig alkohlisch, jedenfalls bei den sommerlichen Aussentemperaturen (14%). Aber durchaus ausgewogen mit nettem Abgang. Der 2009er ist in allem eine gelungene Wiederholung des 2005er. Ein Wein, der für knapp 14 Euro sicherlich nicht enttäuscht, aber auch nicht so recht begeistert. Ich bin immer noch am Nachdenken, wie sich meine mangelende Begeisterung erklären lässt. Haben andere Weine den Aurilhac überholt, weil die Weinrevolution unaufhaltsam rollt oder habe ich mich weiterentwickelt? Jedenfalls war es meine einzige Flasche, so dass bei mir keine Reue aufkommt.

Grüße,

wolf

P.S. der lange kritisch gesehene 2005er hat sich übrigens mittlerweile wieder ein wenig geöffnet.
Zuletzt geändert von innauen am Do 13. Sep 2012, 14:08, insgesamt 1-mal geändert.
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Benutzeravatar
thvins
Administrator
Beiträge: 5109
Registriert: Mo 28. Jun 2010, 15:29
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Coswig /Anhalt, Sachsen-Anhalt
Kontaktdaten:

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von thvins »

Der 2009er ist in allem eine gelungene Wiederholung des 2009.

Schmort der im eigenen Saft, Wolf?
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
Benutzeravatar
innauen
Beiträge: 3507
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 11:33
Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Danke T(h)orsten ;) wir sehens uns dann 2019 in Bernburg :twisted:
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Benutzeravatar
UlliB
Beiträge: 4952
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 18:27

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von UlliB »

Chateau Batailley 2009 (Pauillac 5e GCC) 13%Vol. Viel von allem: sehr dunkle Farbe, hohe Dichte sowohl in der Nase als auch im Gaumen, viel Frucht - diese auf der dunkel-pflaumigen Seite; viel sehr festes, aber überhaupt nicht rabiates Tannin, sehr gute Länge. Wirklich sehr schöner und auch typischer Pauillac, vielleicht der beste Batailley bislang; 92+ UP.

Um diesen Wein gab es bereits während der Primeurkampagne einigen Hype, was angesichts des damaligen Primeurpreises von knapp 30 Euro auch völlig gerechtfertigt war. Aber: übertreiben sollte man es auch nicht; von den Jahrgangsspitzen ist der Wein doch ziemlich weit entfernt. Die Konzentration passt zwar, aber es bleibt ein rustikal-bourgeoises Element, eine gewisse erdverbundene Grobheit, die der Wein auch in den allerbesten Jahren vermutlich niemals abschütteln wird, und die wohl zu seinem Charakter gehört (terroir eben, wenn man denn so will), die ihm aber den Zugang zum Bordeaux-Hochadel versperrt. Macht nichts; immer nur das superfeine Edelzeug taugt auch nichts, der Wein macht auf eine unkomplizierte Weise viel Spaß. Und das PLV stimmt allemal.

Gruß
Ulli
Andinaldo
Beiträge: 85
Registriert: Di 11. Okt 2011, 15:40

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Andinaldo »

Château Devise d'Ardilley 2009 (Haut-Médoc) 14% Vol. : Liebe Forianer, nachdem ich die letzten Monate hart trainiert (getrunken) habe, nun meine erste kleine Verkostungsnotiz zu genannten Wein: In der Nase Tabak, dunkle Früchte, Cassis. Sehr schöne dunkle Farbe, fast schwarz. Sehr tanninhaltig, deutlich präsente Säure, Holz lässt sich eindeutig herausschmecken. Der Wein wirkt insgesamt schon sehr harmonisch und der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Am besten geschmeckt hat er mir aber direkt nach entkorken der Flasche. Heute am zweiten Tag erscheint er mir etwas ruppiger. Die nächste Flasche werde ich dann erst Ende 2013 öffnen. Von mir gibt es dafür 88+ Premierenpunkte.

Insbesondere vor dem Hintergrund des Preises (9,95 Euro), für mich als Weinneuling ein toller Weinwert. Viele herzliche Grüße, Andreas
Benutzeravatar
innauen
Beiträge: 3507
Registriert: Mi 3. Nov 2010, 11:33
Wohnort: Berlin

Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Hallo,

heute mein persönliches Preis-Leistungswunder. Der Meyney 2009 hat den Druck und die Eigenart eines Cru Classé in diesem Jahr.

Bild Könnte ein Wiedergänger des 1989er seins, nur mit mehr Extrakt versehen.

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Antworten

Zurück zu „Bordeaux und Umgebung“