
"Dunkel und erbarmungslos: ein großer Wurf des Weinteufels" - diese merkwürdige Beschreibung Stuart Pigotts hat in ihrer Kryptik den 00er Uhlen für mich immer besonders schlagend charakterisiert (vielleicht war das die genialischste Formulierung, die Pigott je gelungen ist!). "Dunkel" machte und macht diesen Wein sicherlich die Botrytis, die sich hier ebenso sauber wie wild und vor allem auch abgründig gebärdet. Leider schaut man jetzt nicht mehr in einen ganz so tiefen Schacht, da die Botrytisschwaden inzwischen immer stärker den Blick hinunter vernebeln, aber dafür weckt der Wein viele Erinnerungen.
Als ich ihn zum ersten Mal getrunken habe, hat er mich mit einer bis dato noch nie gekosteten Expressivität, einer wirklich irrwitzigen Kombination aus Edelfäule und Dieselmineralik vom Stuhl gerissen - für die nächsten Jahre war ich unbedingter Löwensteinerianer!
Die Zeiten ändern sich, und wir uns mit ihnen: In der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrzehnts haben sich für mich dann wieder ganz anderen Perspektiven auf den deutschen Riesling ergeben; meines stilistischen Vorlieben liegen inzwischen weitab von einem Typus, wie ihn der Uhlen 00 verkörpert. Aber das, was mich früher einmal ganz besonders beeindruckt hat, schätze ich auch heute nicht gering. Auf seine Art war das ganz fraglos ein "großes" Gewächs, und von der damaligen Größe ist jetzt noch genug zu spüren....
Beste Grüße
Bernd