Birte hat geschrieben:Für mich ergibt sich heute noch ein anderes Problem. Surk-ki Schrade sagte mir, diesen Wein solle man an einem Abend austrinken. Entweder teste ich jetzt, wie ein Naturweinkater aussieht oder ich schaue, was morgen im Glas ist. Bisher hatte ich erst ein Glas, ich gehe mal nachschenken...
Vielleicht ist ein Naturweinkater ja nicht ganz so schlimm wie ein "konventioneller" Schwefel-Kater
Und noch den Strohmeier nachverkostet, der jetzt einen Tag in der angebrochenen Flasche (mit einem Vacuvin-Stoppel ohne Vakuumanwendung verschlossen) im Kühlschrank war.
Das Aroma hat sich komplett verändert, er erinnert jetzt frappant an Himbeermarmelade Am Gaumen dann aber doch eher an Apfelsaft, der gerade zu gären beginnt, dazu mit einem ziemlich intensiv schal-unharmonischen Abgang. Schade, auch heute kein allzu positives Erlebnis ...
Die Eindrücke haben sich nicht groß verändert. Ich bräuchte echt eine Foie Gras dazu. Ich kann mir vorstellen, dass diese Naturwein und Essenskombinationen des NOMA wirklich nicht blöd sind. Ist nur so eine intuitive Geschichte...
Für Histaminallergiker aber vielleicht noch viel schlimmer Ich hoffe, du hast deine Tabletten bei der Hand ...
Ja, die habe ich hier. Bisher gab es allerdings keine Probleme. Ich bin eigentlich, Du wirst den Unterschied kennen, getestet allergisch. Blumenkohl, Lauch, Gewürze, Käsesorten, viel tragischer als eine Histaminintoleranz, die setzt sich allerdings meistens drauf. Ist es veilleicht doch das Sulfit? Diese Tests sind teuer und haben doch so wenig Aussage. Ich schaue lieber im Selbstversuch und bisher bin ich putzmunter. Die Säurearmut des Weins besorgt mich ein wenig....
So, jetzt kommen meine ersten Eindrücke. Ich habe 2 verschiedene Weine von Christine & Franz Strohmeier aus Stainz in der Weststeiermark. Diese Gegend ist vor allem für den als Rose ausgebauten Blauen Wildbacher bekannt, der sich natürlich auch bei den Strohmeiers im Portfolio befindet. Speziell der von ihnen produzierte Schilchersekt ist sehr, gut.
Ich werde die Weine auch durch mehrere Tage hin beobachten. Heute habe ich damit begonnen, die Weine nicht so zu behandeln, wie der Winzer es empfiehlt. Zunächst hat er eine Trinktemperatur von 15 Grad empfohlen, die ich fast eingehalten habe (ca 13 Grad). Weiters hat er empfohlen, die Weine ordentlich zu dekantieren. Das habe ich heute bewußt nicht gemacht, ich habe aber noch ausreichend Wein im jeweiligen Glas gelassen, den ich heute nochmals probieren werde.
Los geht's! Da sich gerade in der Anfangsphase ein Wein innerhalb kürzester Zeit sehr stark verändert hat, ist die Beschreibung als eine solche zu verstehen, die den Eindruck im Augenblick widerspiegelt.
Trauben, Liebe und Zeit, Gelb No 1 2008 (Chardonnay)
traditionell wie Weisswein verarbeitet, 3 Jahre im Holzfass
aus einem Weingarten in biologischer Umstellung
14,5% Alk, Naturkork, € 25,-- ab Hof
kräftiges Gelb mit grünlichen Reflexen, zieht sich am Glasrand leicht hoch, schöne Kirchenfenster, Trübung stark bemerkbar
in der Nase zunächst verschlossen, anfangs leichtes "mauserln" (Spontistinker), Honig kommt durch, Honigmelone, medizinisch, Jod, Holz macht sich spürbar, Vanille, Röstaromen, verändert sich minütlich, gebrannte Mandeln, langsam wird er betörend wie 1.000 & 1 Nacht
am Gaumen kräftig, Alkohol sticht nicht vor, noch holzbetont, salzig, kräftige, gut eingebundene Säure, wirkt irgendwie weich und geschmeidig, keine Altersnoten, sauberer langer Abgang
Trauben, Liebe und Zeit, Orange No 1 2008 ("Sauvignon Blanc mit einem bisschen Chardonnay und Muskateller")
6 Monate Maischestandzeit, 3 Jahre im Holzfass
aus einem Weingarten in biologischer Umstellung
14,0% Alk, Naturkork, € 35,-- ab Hof
rotgold, leicht ins messingfarbene gehend, zieht sich am Glasrand stark hoch, sehr viskos, sehr lange Kirchenfenster, nicht so trüb
ungestüm, stark, fast etwas beißend, phenolisch, Almkräuter, salzig
Muskelprotz, starke Tannine, jugendlich, da steckt etwas dahinter, komplex, Mund wässernd, leichtes (Tannin-)Bitterl im Abgang
erstes Fazit:
Gelb ist im derzeitigen Stadium der "bessere" Wein. Besonders beeindruckend war, wie sich der Wein innerhalb weinger Minuten zum Positiven verändert hat. Beiden Weinen merkt man den doch hohen Alkohol nicht an. Beides sind keinesfalls easy-drinking-Weine. Wenn man beim Orange die Augen schließt, geht man vom Geschmacksbild von einem Rotwein aus.
Ich bin schon gespannt, wie sich die Weine in den nächsten Tagen entwickeln werden!
Zuletzt geändert von Weinzelmännchen am Mi 15. Aug 2012, 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
Der Wein hat sich richtig beruhigt und zeigt nun diesen wundervollen Schalenabrieb. Er ist jetzt besser solo zu trinken. Dennoch, der Wein schreit nach Leberpatete. Und ich weiß nicht, ob ich zustimmen kann, dass der Wein in einem Tag getrunken werden muss. Die Entwicklung an der Luft, ist einfach zu gut. Er verliert dieses verweichlichte Apfelsaftaroma.
Zuletzt geändert von Birte am Di 14. Aug 2012, 21:52, insgesamt 1-mal geändert.
Besonders beeindruckend war, wie sich der Wein innerhalb weinger Minuten zum Positiven verändert hat.
Ja, das ist glaube ich ein Phänomen der Naturweine. Einige Minuten Naturschauspiel und dann wird es relativ schnell gut. Dreister Vergleich: Sie sind unkomplizierter als ein großes Gewächs.
- Traubenlesen (bei schönem Wetter toll)
- Entrappen der roten Trauben (1 Tag - starke Arme gefragt:))
- Einmaischen & M aischegärung (ca. 1 Woche, 2 Std. pro Tag im Rahmen der Traubenlese, nicht zu anstrengend)
- Pressen (wieder starke Arme gefragt:))
Fassproben können wir gerne im regelmäßigen Turnus verkosten. Die Abstände sind allerdings bei diesem Projekt relativ kurz, da kein Sauerstoffschutz vorhanden.
Und das finale Abfüllen ist wirklich kein Hexenwerk - das geht auch ungeübt relativ schnell - also, Freiwillige vor:)
Michael
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...