Auweia, da hab ich ja mal was angerichtet...ich dachte da kommen so 2-3 Antworten und der Tenor heißt "gar nicht".
Ich bedaure so viel Verwirrung verursacht zu haben, und freue mich so eine schöne Diskussion geboten zu bekommen!
Ganz vorneweg, die bisher genannten Erzeugungskosten im Spitzenbereich sind allesamt zu sehr pauschalisiert. Ich erinnere da nur an die letzte Publikation vor etwa 1-1,5 Jahr, die belegte warum Spitzenrotwein allerhöchsten 10€ in der Erzeugung kostet. Dummerweise war die Untersuchung allerdings auf a) Deutschland und b) den ganzen Markt gemünzt, und beim besten Willen, die Schere zwischen genossenschaftlichem Dornfelder aus dem Barrique und der Spitze von Frankreich oder Italien ist dann doch etwas größer....
Dann möchte ich gern mal Ulli als Ausgangspunkt nutzen:
UlliB hat geschrieben:
Mich irritiert die Ausgangsfrage ein wenig - wenn man das so einfach planen könnte, würde es sicher eine ganze Menge solcher Weine geben. Irgendwie wird hier das Pferd von hinten aufgezäumt. Erst kommt die hohe Qualität, dann (vielleicht) die breite Anerkennung und in der Folge davon die entsprechenden Preise. Anders herum kann man's natürlich versuchen, es mag bei Rotwein sogar hier und da geklappt haben, bei Weißen aber meines Wissens nach noch nie.
Ja und nein. Ich darf erinnern: es geht hier um hypothetische Weine, nicht solche, die bereits tatsächlich auf dem Markt sind. Weinmachen ist einer der schöpferischsten Akte der Welt, und, für mich allein gesprochen, erfordert es, sich alle Schritte von der Anpflanzung des Weinbergs bis zum Verkauf der Flasche im Voraus komplett vor das geistige Auge zu führen. Anders gesagt: wenn ich über wirklich extreme, äußerste Anstrengungen rede, so muß ich jeden Einzelfaktor zu einem späteren Ganzen zusammenfügen, und in der Tat das Pferd von hinten aufzäumen. Der Preis steht jedoch ganz am Ende, nämlich bei der Frage was kost der Spass wer soll das zahlen.
Das Ganze ist
natürlich praxisfern, und gerade so wie es
normalerweisenicht gemacht wird, aber es geht ja auch um völlig andere Weine.
Ehrlich gesagt, ich werde den Teufel tun hier konkret zu sagen woran ich denke. Das hieße lange Stunden harter geistiger Arbeit jedermann schutzlos auszusetzen - lieber nicht.
Pauschalisiert und grob fahrlässig vereinfacht wird Weißwein heute doch nach recht ähnlichen Verfahren hergestellt, ohne große Geheimnisse. Allen gemeinsam ist die deutliche Orientierung an der Wirtschaftlichkeit - wie wohl jedes unternehmerische Handeln davon bestimmt wird.
Was aber, wenn kompromisslos der Wein in den Mittelpunkt gerückt wird? "Qualität" ist ein arg gebeuteltes Wort, also vielleicht: was wenn der Weinstil konsequent der bestimmende Überbau ist?
Kommt auf den Stil an..und bei dem was mir vorschwebt: viel Handarbeit, geringste Erträge im Vergleich zum Üblichen, aufwendige und teure Lese, hoffnungslos bis hirnverbrannt teure Weiterverarbeitung, immense Lagerkosten, sündhafte Verluste vor der Füllung, Umschlagzeiten von praktisch biblischen Ausmaß, suizidale Komplettausfälle, eine Nervenstärke wie Kapitän Ahab...da bewegen wir uns selbst überaus konservativ geschätzt bei einem Fertigungspreis jenseits der 40€ (Lohnkosten, Materialkosten, Maschinenkosten, Abschreibungen, Zinsen, Gebäude, Weinbau, Lese, Vinifikation, Lager, Füllung, Ausstattung, Unterhalt&Reperaturen,..) und irgendwo ganz hinten müsst ich ja sogar noch was verdienen damit ich mir Brötchen und ne Hose leisten kann (keinen Ferrari und kein Schloss), sagen wir mal ganz brav 20€ Stundenlohn?
Dann bin ich so summa sumarum bei etwa (!) 45-50€, plus Umsatzsteuer: tatta, 60€.
Nochmal: das macht keinen Sinn. Darum gibt es ja auch solche Weine nicht. Oder fast nicht

Keller & Co haben da zumindest preislich ähnliches. Das hinter solchen Weinen keine großen Mengen stecken ist nicht ein Marketinggag, sonder schlichtweg immanent, siehe kompromisslos. Und wie Dirk schon gesagt hat, das sind einfach spinnerte Luxusweine die die Welt nicht braucht. Nur tief in meinem für andere sicher befremdlichen Inneren, würde ich ganz leise flüstern: Chateau Yquem, Unico, Rembrandt und van Gogh, das braucht auch niemand...herrlich es zu haben, ist es trotzdem.
Wenn also jemand im Lotto gewonnen hat und nicht weiß wohin vor lauter Geld, ich habe da schöne Ideen zur restlosen Vernichtung.
"A German wine label is one of the things life's too short for, a daunting testimony to that peculiar nation's love of detail and organization."
Kingsley Amis Everyday Drinking