Eine Einladung flattert ins Haus.
Er schaut skeptisch "… müssen wir da wirklich hin? Sag, es wär' was mit Deiner Mutter!" - "Aber wir haben schon letztes Jahr abgesagt, dieses Jahr können wir nicht schon wieder!" Außerdem, wenn man seine Mutter so ungefragt vorschiebt, dann passiert ihr nachher wirklich was. Zur Strafe.
Eigentlich reizende Leute, doch, z.B. damals, als beider Autos in der Reparatur waren, hat sie immer gefragt, ob sie einen irgendwo hin mitnehmen kann oder etwas aus der Stadt besorgen soll, das ist doch nett und man war wirklich dankbar. Außerdem hat sie die beste Putzfrau (sorry, Haushaltshilfe muss das natürlich heißen) von allen vermittelt. Natürlich hat man sich anschließend mit Blumenstrauß, Kinokarten und Flasche Sekt bedankt, aber deswegen ist man nicht quitt.
"Ist aber Fußball am Samstag!"- "Aber nicht mehr abends um halb neun!"
"Die grillen bestimmt!" - "Na und, ist doch lecker!" - "Ich mag das Gegrillte nicht, alles grundsätzlich irgendwie angekokelt und wenn ich abends Kartoffelsalat esse, dann träum ich immer so schwer!" - "Dann isst Du eben keinen Kartoffelsalat, es gibt sicher noch was anderes!"
Beide wissen, dass es ein Akt gröbster Unhöflichkeit wäre, das Fest zu schwänzen, also hin. Es ist doch so, dass man schon oftmals zum Feiern eingeladen war, wozu man überhaupt keine Lust hatte, und dann hat sich der Abend zu einem wunderbaren Fest entwickelt, reizende fröhliche Leute, interessante Gespräche, gute Stimmung, feines Essen und Trinken, gute Musik. Vielleicht wird es ja dieses Mal auch so sein. Nicht, wenn man drauf wartet – das ist Fêtengesetz.
Würden sie einen der jetzt fast schon inflationär auftretenden Stil- und Benimmberater um Rat fragen, würde der wohl sagen, sie sollen sich einfach in den anderen hineinversetzen und was der wohl denken würde, wenn er wüsste, dass man eigentlich gar keine Lust auf sein Fest hätte. Paah, Du Psychoschlaumeier, falsche Antwort. Sie versetzt sich gerade in die Gastgeber hinein, von denen wie weiß, dass diese sich sehr freuen würden, wenn man zu ihrem Fest käme und enttäuscht wären, wenn nicht.
"Und anständigen Wein gibt es da auch nicht!" – "Das weißt Du doch gar nicht, Du warst doch noch nie da! Und dann kannst Du ja fahren, dann kannst Du sowieso nichts trinken!" Immerhin sagt er nicht, dass er das aber nur mit etwas Alkohol ertragen kann.
In keinem Fall wähle man als Mitbringsel neben einer Kleinigkeit aus dem angesagten Geschenkeladen noch eine Flasche Wein, lieber Blumen oder was Selbstgemachtes aus der Küche. Die Zeiten sind ohnehin vorbei, als man sich zwanglos traf und die mitgebrachten Getränke natürlich zum sofortigen Verzehr bestimmt waren. Und außerdem soll das Gastgeschenk ja dem Gastgeber bzw. der Gastgeberin schmecken (und deren Geschmack ist ihnen vollkommen unbekannt) und nicht einem selber, der mit seinem Weingeschmack in manchen Kreisen als vorsichtig ausgedrückt anspruchsvoll gilt. Versteh ich gar nicht. Ich zum Beispiel lobe grundsätzlich alle mir angebotenen Weine, ich bin nur ehrlich bei Leuten, die in der gleichen oder einen höheren Weinliga spielen als ich. Und nein, ich sage NICHT, NIEMALS, "interessant, der Wein!", die Vokabel interessant ist ja nun hinlänglich definiert, ich sage "der ist aber lecker!", grundsätzlich.
"Wir bleiben aber nicht zu lange" – "Nein, nein, aber wir gehen auch nicht als erste!"
Nichts kann einem längere Nächte außer Haus bescheren, als der Vorsatz, wenigstens nicht die erste Partei zu sein, die sich verabschiedet.
Einige Gäste haben ihre Kinder mitgebracht, die auf dem Rasen Fußball spielen, ein paar Väter kicken mit, einem einzelnen Herrn juckt das Spielbein und während eines kurzen höflichen Wortwechsels mit den Gastgebern wartet er nur darauf, dass der Ball in seine Nähe geschossen wird und schon ist er mittenmang dabei und zeigt, dass er nichts verlernt hat. Merke: Gib einem ausgewachsenen Mann einen Ball vor die Füße und alles wird gut. Sogar wenn solch eine Musik wie Marillion oder George Michael läuft, oder noch schlimmer, Sampler mit "Fêtenhits". Und einmütig sitzen die kleinen und großen Kicker später auf dem Rasen und tunken stark knusprige Bratwürste in Ketchup und tauschen sich über die letzten Ereignisse im Fußball aus und stellen schon mal die Nationalmannschaft für die kommende EM auf. Ja, der Jogi Löw sollte die Herren mal fragen, dann kann nix mehr schief gehen, aber ob er wirklich - bei aller Fohlenliebe - Tony Jantschke mitnehmen soll? Obwohl der hat eine super Saison gespielt, unspektakulär aber effektiv. Egal, der Abend macht Spaß, keine Frage.
Die Mädels haben so übrigens ausgiebig Zeit, sich über Mädelsthemen zu unterhalten, romantische Filme, die beste Pediküre und wen man letztens getroffen hat. Und über die Jungs, sorry, die Herren.
Es gibt Grolsch. Man mag einwenden, dass es sich hierbei nicht um Bier im eigentlichen Sinne handelt. Aber es ist leicht, nicht zu bitter und schmeckt am besten gleich aus der Bügelflasche. Und es ist perfekt zu Gegrilltem.
Die Gastgeber waren im Frühjahr im Urlaub in Südtirol und da haben sie auch ein Weingut besucht und auch eingekauft, weil ihnen der Wein so gut geschmeckt hat und weil alle was gekauft haben, da will man ja nicht abseits stehen. "Möchten Sie mal probieren? Ach, Liebes, mach doch mal ne Flasche auf, ich hab extra welche kühl gestellt!"
2010 Terlaner DOC
Cantina Terlan, Südtirol
Der passt wunderbar in einen warmen Sommerabend (von dem wir dann jetzt bald hoffentlich mal wieder einen bekommen werden), zartes Hellgelb und ein feiner Duft nach Limetten und Grapefruit, auch ein wenig grüner Apfel, im Mund sanft schmelzig, etwas frisches Weißbrot, nicht zu kraftvoll aber durchaus Charakter, feiner Abgang und er ist eigentlich ein wenig zu leicht für gegrillte Bratwürste und Koteletts, aber mit frischem Brot, Sommersalaten und zu Geflügel ist er unbestritten ein Genuss.
"Wenn Sie da noch mal hinfahren" sagt er zum Abschied "von dem können Sie uns gerne auch 6 Flaschen mitbringen! Von so was muss man eigentlich immer was im Haus haben". Sie summt "Ich war noch niemals in New York…."
So ein schöner Abend!
Auf ein Glas ..... 2010 Terlaner, Cantina Terlan
- susa
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Auf ein Glas ..... 2010 Terlaner, Cantina Terlan
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Terlaner, Cantina Terlan
Terlaner von der gleichnamigen KG kann ich auch nur empfehlen 

Grüsse
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Terlaner, Cantina Terlan
meinen wir da nicht denselben KG=Cantina?
lieben Gruß
susa
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Terlaner, Cantina Terlan
Natürlichsusa hat geschrieben:meinen wir da nicht denselben KG=Cantina?
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Terlaner, Cantina Terlan
danke
*langsam.vom.Schlauch.heruntersteige
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