Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Bernd Schulz
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Stephan,
Warum gehören Huxelrebe oder Rieslaner in deutsche Weinberge, aber Viognier und Merlot nicht?
Über Viognier lasse ich noch mit mir reden :mrgreen:, aber bezüglich Chardonnay und Merlot ist die Antwort ganz einfach: Diese Sorten werden - im Gegensatz zur Huxelrebe und zum Rieslaner - von Kalifornien bis Australien rund um den Globus angebaut. Und genau deswegen muss man zum jetzigen Zeitpunkt nicht auch noch in Rheinhessen oder der Pfalz damit anfangen. Regionen bekommen dann ein Profil, wenn sie eben nicht auf jeden internationalen Modezug aufspringen. In der Südpfalz zum Beispiel gibt es eine gut ausgeprägte Weißburgunderkultur (ob die jetzt 10, 50 oder 500 Jahre alt ist, ist mir wurscht). Was will ich dann dort noch mit Chardonnay? Man muss nicht das machen, was eh schon alle machen.

Beste Grüße

Bernd
C9dP
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von C9dP »

Was will ich dann dort noch mit Chardonnay?
Ist doch klar: Leckeren Wein der einer breiten Klientel schmeckt produzieren und dadurch den Lebensunterhalt verdienen.

Alas hat mit seinem Verweis auf Wikipedia schon ziemlich viel dieser dogmatischen Betrachtungsweise ad absurdum geführt. Ich bin froh, dass es in Deutschland Winzer gibt, die guten Chardonnay machen und damit eine größere Vielfalt anbieten.

Übrigens handelt es sich bei Huxelrebe, Rieslaner usw. um künstliche Neuzüchtungen. Bleibt also jedem überlassen, wie wertvoll diese Beiträge wirklich sind und warum diese sich im internationalen Kontext nicht durchgesetzt haben. Die Frage ist auch, was ich mit den ganzen Neuzüchtungen will, wenn Rebsortenvielfalt eh schon so groß ist.
Viele Grüße

Aloys
Bernd Schulz
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Bernd Schulz »

Ich bin froh, dass es in Deutschland Winzer gibt, die guten Chardonnay machen und damit eine größere Vielfalt anbieten.
Geht ja in Ordnung. Mir ist die zunehmende Cabernetisierung, Merlotisierung und Chardonnayisierung der Weinwelt von Grund auf unsympathisch; ich bleibe Dogmatiker und trinke lieber Weine mit einer lokalen/regionalen Identität (zu der für mich auch die Verwendung bestimmter Sorten gehört). Aber lasst euch dadurch die Freude an fränkischen Merlots und Rheingauer Chardonnays nicht verderben!

Beste Grüße

Bernd
C9dP
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von C9dP »

Wegen der größeren Auswahl halte ich mich lieber an Rheinhessen und die Pfalz und evtl noch Baden. ;)
Viele Grüße

Aloys
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Birte
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Birte »

Aber lasst euch dadurch die Freude an fränkischen Merlots und Rheingauer Chardonnays nicht verderben!
Das erledigt der Wein selbst. :mrgreen:
Bernd Schulz
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Bernd Schulz »

Das erledigt der Wein selbst.
In den meisten Fällen! Aber es gibt Ausnahmen - so hatte ich bei meinem Besuch im Sulzfelder Zehnthof einen durchaus respektablen Merlot im Glas; auch diesen Wein hätte ich mir allerdings nicht einmal im Traum gekauft.
.... und damit eine größere Vielfalt anbieten.

Wir haben offensichtlich eine unterschiedliche Vorstellung von Vielfalt. Vielfalt im Sinne eines Nebeneinanders von vielen deutlich ausgeprägten Individuen ist für mich nicht ohne klare Abgrenzungen möglich. Sie entsteht nicht dadurch, dass man das macht, was auf diesem Globus an jeder anderen Strassenecke auch schon gemacht wird.

Beste Grüße

Bernd
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Birte
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Birte »

Mag sein, dass es in dem Bereich auch was Vernünftiges zu trinken gibt. Ich hatte das Glück noch nicht. Solange ich es noch nicht mal annähernd schaffe, alle Rieslinge, die mich interessieren, zu probieren, sind mir Chardonnay Experimente in Deutschland relativ gleichgültig. Mein Horinzont hört schon bei Grauburgunder auf. Beschränkte Grüße...
Weinbertl
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Weinbertl »

ein Grund warum Bernd und manch andere (mich eingeschlossen) diese unkontrollierte Vielfalt ablehnen kann auch im nicht unbegrenzt vorhandenen Budget begründet liegen.

Wenn man mal alle etablierten, über Dekaden vll. sogar Jahrhunderte gewachsenen Anbaugebiete dieser Welt mit ihren authochtonen Rebsorten auflistet und sich dann vornimmt, alles was qualitativ gut ist, kennenzulernen, wieviel Zeit/Geld bleibt da noch übrig für Spielereien wie Chardonnay in Deutschland?

Gruß
Robert
Grüße
Robert
Neuppy
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Neuppy »

Hallo,

die Argumente gegen deutschen Chardonnay und andere "moderne" Rebsorten kann ich im Kern nachvollziehen. Insbesondere die vielen Merlots und CS und auch Syrah können mich nicht wirklich überzeugen - aber vor allem deshalb weil sie - bis auf wenige Ausnahmen - (noch) einfach schlecht sind.
Beim Chardonnay hatte ich persönlich jedoch den Eindruck, das es viele deutsche Weine gibt, die mir wirklich schmecken und der Chardonnay, von mir schon etwas anders zu betrachten ist.
Dabei ist mir auch klar, daß der Chardonnay wohl ein Nischenprodukt bleiben wird, da er bezüglich der Böden ja nun mal ähnlich hohe Ansprüche stellt wie Spätburgunder und Riesling - und diese Flächen werden hoffentlich nicht für Chardonnay gerodet.
Dennoch, verschiedene deutsche Chardonnays gefallen mir einfach sehr gut, und ich fände es wirklich schade, wenn es diese nicht gäbe. Auch stellt sich mir die Frage, ob es nicht doch auch schon so etwas wie eine deutsche Stilistik gibt.

Die Diskussion hier zeigt mir aber in jedem Fall, daß es das Thema wert ist, besprochen zu werden.

Grüße Peter
Bernd Schulz
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Re: Deutscher Chardonnay - Wo steht er denn nun?

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Peter,
Dennoch, verschiedene deutsche Chardonnays gefallen mir einfach sehr gut, und ich fände es wirklich schade, wenn es diese nicht gäbe.
Dann nenne doch mal deine Favoriten! Vielleicht lasse ich mich ja doch noch bekehren...

Milch ist für mich außen vor, da ich mich vor einem als "Blauarsch" bezeichneten Wein von vorneherein ekele. Viele hier werden das nicht nachvollziehen können, aber da bin ich eigen: Der Begriff "xxxxx" (der gerade zu Recht von der Forumssoftware umgeixt wurde) wirkt für mich auf einem Weinetikett ebenso deplaziert wie in einer Trauerode oder Hochzeitsrede! Is nich wegen Is nich in Sachen Ästhetik!

Beste Grüße

Bernd
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