Kann man - egal ob man der weinfex-Hypothese oder der UlliB-Hypothese nachhängt - nicht zusammenfassen, dass im Hochpreissegment der Bordeauxweine nicht mehr die Händler und/oder Negociants den Preis diktieren, als inzwischen vielmehr die Chateaux selbst? Das gilt sowohl für die Sub als auch für den Sekundärmarkt.
Um die Preise in den saturierten Märkten stabil zu halten, werden die Weine mäßiger Jahrgänge verklappt - entweder in der Garonne oder in den merging markets Asiens oder Südamerikas -, und die Weine der exzellenten Jahrgänge werden weltweit so aufgefächert, dass überall mehr Nachfrage als Angebot ensteht. Was dann nicht verkauft wird, landet erstmal in den Chateau-Kellern und wird irgendwann mit deutlichen Preissteigerungen auf dem Sekundärmarkt angeboten.
Waren es früher die Privatleute, die sich große Mengen an Hochpreisweinen zulegten, um sie dann Jahre später gewinnbringend anzubieten und derart ihren liebgewonnenen Weinkonsum zu finanzieren, haben dem die Chateaux jetzt einen Riegel vorgeschoben. Damit sind Bordeauxweine kein Spekulationsobjekt mehr - oder andersherum: nur noch die Chateaux spekulieren mit ihren Weinen. Bei der Sub verkaufen sie weniger zu einem höheren Preis und finanzieren so die Lagerkosten für die Weine exzellenter Jahrgänge, die sie erst Jahre später auf den Markt bringen.
Das ist, egal was man davon hält, sehr schlau, zumal die eigentliche Gewinnspanne bei der Spekulation ja erst Jahre später zu erzielen ist. Statt die Spekulationsweine in vielen privaten Kellern aufzufächern, werden sie im Chateau-Keller konzentriert und der wirklich satte Gewinn später eingestrichen.
Wenn ich mich in die Lage eines Schlossherren hineinversetze (tue ich liebend gerne

): da mache ich einen Haufen Weine und verdiene gut, aber dann gibt es Tausende von anderen, die mit meinen Weinen noch besser verdienen, ohne einen Finger krumm zu machen. Das zu unterlaufen und selbst den Gewinn mitzunehmen, wäre auch ein Anliegen von mir (wenn ich Schlossherr wäre).
Vielleicht werden wir momentan Zeuge von einem Marktgeschehen, wie wir es bei Wein noch nie gesehen haben: da die Zahl der Reichen jedes Jahr weltweit explodiert - und sicher weiter explodieren wird -, kann/muss diese globale Klientel bedient werden. Nicht mehr der Weinliebhaber-Mittelstand, der die Marke Bordeaux so lange aufgebaut hat, ist entscheidend, sondern jetzt ist es die Inverkehrbringung ausschließlich für die globale Geldelite.
Wer, außer Bordeaux, könnte das sonst? Markenimage ist da. Mengen sind da. Und das Kapital der Chauteaux scheint auch da zu sein. Wenn es dann noch genügend Geldelite weltweit gibt, ist der Erfolg möglich. Vielleicht sogar sicher.
Und da kartellrechtlich nie gegen den Marktplatz Bordeaux vorgegangen wurde, spielt das Kartell jetzt seine ganze Stärke aus.
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