Bordeaux 2011

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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harti
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von harti »

Hallo Markus,

es drängt sich der Eindruck auf, dass Parker die Châteaux mit niedrigen Bewertungen zu disziplinieren versucht. Parker wird das natürlich nie zugeben, denn schließlich lässt seine "Unabhängigkeit" eine direkte Einflussnahme nicht zu. Gleichwohl äußert er sich in seinen Kommentaren direkt zur Marktlage und gibt Einschätzungen zum angemessenen Preisniveau ab. Auch das verträgt sich nicht mit seinem Status eines unabhängigen Weinjournalisten. Seine Bewertungs"strategie" scheint in den letzten Jahren verstärkt auch preisorientiert zu sein. Bei mutmaßlich zu hohen Preisen gibt es Punktabzüge (wie in 2005, 2010 und 2011) und bei niedrigen Preisen wird auch mal etwas über das Ziel hinausgeschossen (wie in 2008).

Ich habe es schon geschrieben, und hier gehe ich mit Andreas konform, Parker wird den Jahrgang bei der Arrivage tendenziell besser bewerten. Auch bin ich der Auffassung, dass eine Einstufung als schlechten Jahrgang, wie Manuel sie vorgenommen hat, nicht angemessen ist. (Vorausgesetzt, man steht nicht nur auf die Dickschiffe, wie sie die Jahrgänge 2009 und 2010 prägen).

Grüße

Hartmut
manubi
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von manubi »

Desmirail hat geschrieben:
manubi hat geschrieben:Dass Weine auch extreme Bitter- und Toastingnoten verlieren können hat mir erst vor kurzem der Lascombes 2003 gezeigt. Wir werden sehen, und ich werde hier berichten.

Beste Grüße

Manfred

Das würde mich interessieren. Ist der 03 Lascombes doch einer meine Lieblinge 8-)

Hallo Manuel,

guckst du hier:

http://www.dasweinforum.de/viewtopic.ph ... &start=180

(Post Nr. 4)

Beste Grüße

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
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Markus Vahlefeld
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von Markus Vahlefeld »

harti hat geschrieben:Hallo Markus,

es drängt sich der Eindruck auf, dass Parker die Châteaux mit niedrigen Bewertungen zu disziplinieren versucht. Parker wird das natürlich nie zugeben, denn schließlich lässt seine "Unabhängigkeit" eine direkte Einflussnahme nicht zu. Gleichwohl äußert er sich in seinen Kommentaren direkt zur Marktlage und gibt Einschätzungen zum angemessenen Preisniveau ab. Auch das verträgt sich nicht mit seinem Status eines unabhängigen Weinjournalisten. Seine Bewertungs"strategie" scheint in den letzten Jahren verstärkt auch preisorientiert zu sein. Bei mutmaßlich zu hohen Preisen gibt es Punktabzüge (wie in 2005, 2010 und 2011) und bei niedrigen Preisen wird auch mal etwas über das Ziel hinausgeschossen (wie in 2008).

Ich habe es schon geschrieben, und hier gehe ich mit Andreas konform, Parker wird den Jahrgang bei der Arrivage tendenziell besser bewerten. Auch bin ich der Auffassung, dass eine Einstufung als schlechten Jahrgang, wie Manuel sie vorgenommen hat, nicht angemessen ist. (Vorausgesetzt, man steht nicht nur auf die Dickschiffe, wie sie die Jahrgänge 2009 und 2010 prägen).

Grüße

Hartmut
Harti, Danke! Dass Parker bereits vor den Primeur-Verkostungen massiv Druck auf die Preise aufgebaut hat, war ja bereits bekannt. Nur frage ich mich, ob das zu seiner Unabhängigkeit wirklich nicht passt. Natürlich ist es ein Grau-Bereich, aber als Wein-Advokat, der die Rechte seiner Mandanten vertritt, ist der Preis natürlich schon eine nicht unrelevante Empfehlungsgröße. Dass seine Punkte eine Relevanz zum Preis haben oder haben sollen oder eben nicht haben sollen, ist ja auch bereits oft diskutiert worden. Und da eiert Parker eher herum, als dass er wirklich Klartext redet.

Strenggenommen müsste er für seinen WA andere Punkte (nämlich relativ zum Preis) geben, während in seiner Bordeaux-Bibel nur echte Genusspunkte auftauchen dürften. Dem ist aber nicht so, oder?
weinfex
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von weinfex »

@chati
Das die Preise zu hoch sind steht ganz ausser Frage
(das waren sie übrigens auch 2009 und 2010),
es ging mir aber nicht darum, sondern um die
Qualität des Jahrganges 2011 und wie Parker ihn
bewertet.

@ Markus
Das "warum" war keine Frage an jemanden, sondern die
Aufforderung selbst zu hinterfragen...

Ich bin schon der Meinung, dass Weinkritik und Preisgestaltung
zweierlei Schuhe sind und auch bleiben sollten, sprich die
Rolle Parkers seit 2005 sehe ich als eine sehr "unglückliche Konstellation"
(und nicht nur deshalb, weil sie aus der Schwäche der amerikanischen Wirtschaft
heraus entstanden ist).

Ob die in Bordeaux erdachte Zukunft wirklich Realität wird, steht in den Sternen,
klar ist aber, sie werden es gnadenlos durchziehen. Bis zum bitteren Ende, so oder so.

Die Zukunft heisst Direktvermarktung, über Negociants zugehörigen Einzelhändlern/Onlinehändlern.
Desweiteren wird es Shops auf den Chateaus geben wo man ebenfalls kaufen kann.

Parker war für rund 25 Jahre qualitativer Entwicklung wichtig, und wie es mit undankbaren
"Kindern" so ist, ist die "Abnabelung" ein Schritt in eine "andere Richtung", und genau da sind
wir gerade "mittendrin"...

@ Hartmut
Zu Deinem Statement gibt es nichts hinzuzufügen, schliesse mich uneingeschränkt an.

Was ich nicht verstehe, warum sich soviele hinter Parker "verstecken".
Das Izak Litwar im Parkerforum mit seiner Kritik an Parkers Bewertung
kein Gehör findet wundert mich bei der dortigen "Hörigkeit" nicht, warum man
es aber nicht in Europa schafft, sich entsprechend Gehör zu verschaffen, dass
es eben z.B. mitnichten ein "Merlotjahr" war, bleibt für mich ein Rätsel...
Grüsse weinfex
manubi
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von manubi »

Hallo harti, hallo weinfex,

ich denke, man kann das alles auch anders sehen: Die Parker-Bewertungen sind im Durchschnitt wohl immer noch alles andere als niedrig. Aus dieser Sicht kann keine Rede davon sein, über niedrige Bewertungen Druck auf die Preise auszuüben. Wir sollten uns besser mal wieder selbst vor Augen führen, dass Punkte 80 - 84 ein gestuftes "gut" bedeuten, 85 - 89 ein "sehr gut" und alles ab 90 Punkte im 100er System die Note "outstanding" verdient hat/haben sollte.

An dieser Messlatte abgeglichen sind, m.M., die Punktwertungen immer noch zu hoch und dienen daher als Unterstützung der Verkäuferinteressen. Wie soll auch ein Wein in die Sub gehen, dem die Tester nur 82/83 Punkte verliehen haben?

Beste Grüße

Manfred
Ich koche immer mit Wein. Manchmal kommt sogar etwas davon in den Topf . . .
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innauen
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von innauen »

Hallo,

ich will mal eine ganz ungewöhnliche Frage stellen. ;) Lohnt sich die Subskription 2011 allein von den Qualitäten des Jahrgangs her betrachtet :?:

Legen wir für diese zugegebenermaßen etwas ungewöhnliche Fragestellung einmal die Preise für eine logische Sekunde zur Seite. Ist 2011 ein Jahrgang, den man sich in den Keller legen sollte? Um diese Frage beantworten zu können, fehlen mir ein paar Angaben, bzw. gibt es dazu widersprüchliche Informationen.

- 2011 war trocken. Das Jahr wird, so wenig wie in Deutschland, ein terroirgeprägt sein. Kein Grund also für einen frühen Kauf.

- 2011 soll von der Stilistik her ein klassisches Bordeaux-Jahr sein, heisst. es. Ein Jahr für all jene, die 2009 und 2010 nicht zu ihrem Recht kamen. Damit konkurriert 2011 mit den jetzt noch verfügbaren 2001ern, 2002ern, 2004ern, einigen 2006ern und den wenigen brauchbaren 2007ern. Gerade in klassischen Jahren lohnt es sich aber nicht blind zu kaufen, denn während sich große Jahre auch durch eine große Breite der Qualitäten auszeichnen, musste man in den genannten Jahren sehr genau auswählen (Ausnahme vielleicht 2001).

- Die Bewertungen für 2011 sind aber so uneinheitlich wie lange nicht mehr. Ich war ja nicht in Bordeaux, kaufe also die Katze im Sack und muss entscheiden, welchem Glaskugelinhaber ich traue oder ich warte ab.

- Die Menge an 2011 ist gering. Sehr gering sogar (Year of the sorting-table). Wenn ich zB als Jubiläumsgründen kaufen muss, wird es bestimmte Weine möglicherweise bald nicht mehr geben. Die Crux für mich ist: 2011 gibt es für mich keine Jubiläen.

- Werden die Weine lange reifen oder nicht? Wenn sie auf Grund ihrer Säure früh zugänglich sein sollten, kann man sie wie manche 1999er, 2002er oder 2007er punktuell nachkaufen, wenn man sich später ein eigenes Bild gemacht hat (wo das noch möglich ist, denn die gute Sitte der Arrivage-Verkostungen ist ja auch im Schwinden begriffen). Anderseits zeigt der Jahrgang hohe Tanninwerte. Kann also sein, er wird unharmonisch oder braucht doch länger. Vielleicht bekomme ich hier noch ein paar Informationen?

Insgesamt gibt es derzeit für mich Probleme, einfach mal ein paar Kisten zu bunkern, und zwar ganz unabhängig von der Frage, zu welchem Preis diese Weine lanciert werden. Meine Informationsbasis ist aber immer noch sehr gering. Vielleicht will jemand noch etwas mehr Aufklärungsarbeit hinsichtlich der mutmaßlichen Qualitäten des Jahrgangs machen?

Grüße,
wolf
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Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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octopussy
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von octopussy »

innauen hat geschrieben: Lohnt sich die Subskription 2011 allein von den Qualitäten des Jahrgangs her betrachtet :?:

Ist 2011 ein Jahrgang, den man sich in den Keller legen sollte?
Hallo innauen,

die zweite Frage lohnt sich sicher, zu stellen. Die erste Frage hingegen kann man doch eigentlich nur unter Berücksichtigung der Preise beantworten, oder? Die Subskription lohnt schließlich rein rational nur, wenn (i) die Weine später nicht mehr (im gewünschten Format) erhältlich oder (ii) die Weine später teurer sind. Weniger rational kann man natürlich die Vorfreude, usw. mit berücksichtigen.

Ich war nicht in Bordeaux, kann deshalb zu der Qualität nichts sagen. Dieses Jahr habe ich auch die Berichterstattung nicht sehr intensiv mit verfolgt. Nach meinem Eindruck scheint die Qualität aber ziemlich heterogen auf einem eher mittleren Niveau zu sein. Bei den aufgerufenen Preisen trotz mieser Parker-Bewertungen scheint mir dann alles dafür zu sprechen, sich mit ein paar Kumpels zusammenzutun und 2014 nach Ankunft der Weine eine kleine Horizontal-Probe zusammenzustellen, um sich selber ein Bild zu verschaffen. Bei den derzeitigen Preisen, dem aktuellen und prognostizierten wirtschaftlichen Umfeld und der Marketing-Strategie der Châteaux spricht m.E. nicht viel dafür, dass die Arrivage-Preise 2014 nennenswert über den Sub-Preisen liegen werden.

Kurz zusammengefasst: Abwarten und Tee trinken.
Beste Grüße, Stephan
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harti
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von harti »

manubi hat geschrieben:Hallo harti, hallo weinfex,

ich denke, man kann das alles auch anders sehen: Die Parker-Bewertungen sind im Durchschnitt wohl immer noch alles andere als niedrig. Aus dieser Sicht kann keine Rede davon sein, über niedrige Bewertungen Druck auf die Preise auszuüben. Wir sollten uns besser mal wieder selbst vor Augen führen, dass Punkte 80 - 84 ein gestuftes "gut" bedeuten, 85 - 89 ein "sehr gut" und alles ab 90 Punkte im 100er System die Note "outstanding" verdient hat/haben sollte.

An dieser Messlatte abgeglichen sind, m.M., die Punktwertungen immer noch zu hoch und dienen daher als Unterstützung der Verkäuferinteressen. Wie soll auch ein Wein in die Sub gehen, dem die Tester nur 82/83 Punkte verliehen haben?

Beste Grüße

Manfred
Hallo Manfred,

zugegeben, Parkers Bewertungen der 2011er sind absolut gesehen immer noch hoch, gemessen an anderen Jahrgängen aber eben relativ niedrig. Man könnte natürlich auch darüber diskutieren, ob diese Jahrgänge - z.B. 2009 - nicht überbewertet sind.

Ich bin schon gespannt, wie Tanzer, der deutlich zurückhaltender bepunktet, die 2009er einstufen wird.

Grüße

Hartmut
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Hallo zusammen,

ich glaube dieser Jahrgang wird es in der Subskriptionskampagne sehr schwer haben.

1. Unmittlebar hinter 2 Jahrhundertjahrgängen hat es ein normaler Jahrgang immer sehr schwer gehabt.
2. Dazu kommen noch die schwierigen Wirtschaftslagen in den klassischen Bordeauxabnehmerländern in Europa und den USA hinzu.
3. China mag das Geschäft mit der Subskription nicht.

Wenn die Gutsbesitzer mit Augenmaß handeln und mit den Preisen nicht übertreiben sollte es dennoch eine ordentliche Kampagne werden.
Zu hoffen bleibt es für den Weingutsbesitzern, den Zwischenhandel und den Verbrauchern natürlich.

Das wäre endlich einmal eine Win-Win-Win Situation die sich für alle auszahlen würde. :D
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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innauen
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Re: Bordeaux 2011

Beitrag von innauen »

Guten Morgen,

der pädagogische Versuch diese Fragen zu klären:
innauen hat geschrieben:
Lohnt sich die Subskription 2011 allein von den Qualitäten des Jahrgangs her betrachtet :?:

Ist 2011 ein Jahrgang, den man sich in den Keller legen sollte?
ist erwartungsgemäß gescheitert :lol: Die Subskription ist eben in erster Linie eine Frage des Preises, in zweiter Linie eine Frage des Preises und in dritter Linie wahrscheinlich auch. Eigentlich ist es ja ein Warentermingeschäft. Die Qualität des Jahrgangs ist nur ein Kriterium, um einen späteren Preis abzuschätzen.

Dann warten wir mal ab, ob es heute Hollande-Preise gibt oder ob es mit den Sarkozy-Preisen weitergeht. Ich glaube ja eher letzteres (übrigens im erste Wahlkampf war das Wahlergebnis für Hollande im Wahlkreis Bordeaux ziemlich gut, das gehört zur Ironie wohl dazu).

Grüße,

wolf

P.S. Die Stadt Bordeaux hat mit 57,18 Prozent für Hollande gestimmt. Ein deutlich überdurchschnittlicher Wert.
Zuletzt geändert von innauen am Mo 7. Mai 2012, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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