Bei weinfex’ Laden ein Probierpaket mit 6 versch. Haut-Medocs geordert und mit einem Freund zusammen blind verkostet.
Der Freund ist kein Subser und kauft seine Weine gerne nach der Mövenpick Ankunftsprobe. Die fiel für 2008 schon mau aus, wg. geringer Menge, wie es plausibel hieß. Umso größer die Freude auf 2009, wo es ja eine satte Ernte und kaum Deklassierung des Traubenguts gab. Aber wie Ihr wisst, sah es bei der Möwe für 2009 ebenfalls mau aus. Andere örtliche Händler hatten auch nichts zu bieten, das Paket kam somit gerade recht.
Leider hat meine Frau unsere Notizen ‚entsorgt’

, ich zumindest habe mir kaum etwas gemerkt, weil ich mich auf das Papier verließ. Und das was ich behielt, kann ich nicht mehr eindeutig zuordnen. Jedenfalls haben wir übereinstimmend eine Rangfolge für uns ermittelt:
Top:
2009 Château Belle-Vue (Haut-Medoc): der Dunkelste von den Dunklen. ausgesprochen moderner Vertreter, hätte aromatisch in der letzten Portugal-Probe vertreten sein können.(nicht abwertend gemeint!). So macht Modernität Spaß. Diese beschränkt sich auf die Aromatik, der Rest ist Bdx, wie man ihn liebt. Da wirkt nichts gewollt, überextrahiert oder überreif. War nach dem Öffnen sofort mit einer tiefen feinen Nase präsent. Auch am Gaumen fruchtig elegant, feines Tannin und feine Säure, alles schon harmonisch und in guter Balance. Sehr gut strukturiert, mittlerer bis voller geschliffener Körper. Geschmeidig und homogen am Gaumen. Langer fruchtiger Abgang. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Ungemein animierend. Hätte allein den ganzen Abend bestreiten können. 17nP
2009 Château D'Agassac (Haut-Medoc)
2009 Château Bernadotte (Haut-Medoc)
Die beiden waren klassischer, brauchten Zeit, konnten sich dann aber mit Belle-Vue messen. Auch hier die jahrgangstypischen Vorzüge: Frische, natürliche Konzentration ohne breit zu wirken, geschliffene und geschmeidige satte Körper, langer Abgang. Die Unterschiede kann ich leider nicht mehr zuordnen.
Sehr gut:
2009 Château Mille Roses (Haut-Medoc ):Was ihn für mich
etwas zurücksetzt ist, dass es ihm etwas an der Konzentration der Erstgenannten mangelt. Sonst kann er mit allen Jahrgangsattributen aufwarten. 16,5 nP
2009 Château Charmail (Haut-Medoc) : könnte oben mitspielen, war aber ziemlich verschlossen. Die Homogenität und der Druck am Gaumen deuten an, dass sich hier noch etwas tun wird 16,5 +nP Ich war noch Fan von denen. Im Sichttest hätte ich ihn noch mehr runtergeboxt
Gut:
2009 Château Verdignan (Haut-Medoc): eher leichterer Vertreter wie Mille Roses, für mich aber zu sehr säurelastig. Diese bleibt auch nach dem Abgang etwas stehen.
Fazit: nach meinen anfänglichen Bedenken bin ich nun mit 2009 versöhnt. Waren’s die falschen Weine, der (zu) frühe Trinkzeitpunkt? Ich weiß es nicht, jedenfalls sind diese Weine mit einem außerordentlichen PGV gesegnet. Die ersten 3 erinnerten vom Niveau her an manche 2008 GCC Arrivage-Verkostungen
Tolle Weine, Andreas. Hut ab! (Meine ich ernst, keine Schleimspur und keine Werbung!)