Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Thomas Günther
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Thomas Günther »

innauen hat geschrieben: Ich habe ja prinzipiell nix dagegen, dass Parker-Bashing olympische Disziplin wird. Aber bitte eine mit Fakten unterlegte Kritik! Parker mag durchaus auch sehr feine Weine.
Als Bashing ist das eigentlich nicht gemeint. Man muss sich jedoch leider mit Parker auseinandersetzen, wenn man über diesen Jahrgang etwas schreibt. Er hat mit seinen sehr hohen Bewertungen extrem viel Dynamik in den Markt gebracht. Händler die etwas davon anbieten können, sind natürlich glücklich. Meine Kritik versuchte ich urteilsbezogen zu gestallten.

dyingromeo hat geschrieben: wer bitte nimmt weinverkostungen(dot)de wirklich ernst?
Welcher seriöse "Kritiker" hat es nötig seine Notizen...äh Punkte mit denen anderer Verkoster zu vergleichen?
Will er uns damit mitteilen, dass er der bessere, treffsichere Verkoster ist? :roll:
Und .... wer die Veranstaltung in Düsseldorf kennt, weiß, das hier maximal eine winzige Momentaufnahme möglich ist, die garantiert nicht ausreichend ist, ein finales, seriöses und endgültiges Urteil über einen Wein zu fällen.
Ich bin für Pluralität und finde es in Ordnung andere Berwertungen neben meinen stehen zu lassen. Für diesen Bericht war die Veranstaltung in Düsseldorf der Aufhänger. Einige dieser Weine und eine ganze Reihe anderer habe ich vorher bei verschiedenen Gelegenheiten probiert (unter anderem auch bei Händlern; für die möchte ich jedoch keine Werbung machen; ob solche Bewertungen jeweils seriöser sind?). Die Veranstaltung in Düsseldorf (früher in den Rheinterassen) besuche ich kontinuierlich seit 5 Jahren. So meine ich auch einschätzen zu können, in welcher Relevanz eine Bewertung dort möglich ist. Da gibt es sicherlich einige Einschränkungen, die man jedoch ausgleichen kann.
weinfex
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Hallo Thomas,

aber Parker gehört doch genauso zu der "Pluralität" die
Du auch in Anspruch nimmst? Und er ist in seinen Bewertungen
ebenfalls konsequent, wie Du es ebenfalls für Deine beanspruchst.
Im Ganzen gesehen sind Parkers Bewertungen eben nicht zu hoch,
sondern innerhalb seines Bewertungsschemas absolut in Relation.
Natürlich kann man sich unterhalten, ob er insgesamt zu hoch ist,
nur wären dann halt auch frühere Jahrgänge von ihm zu hoch bewertet.

Ich hatte es ja schon vor ein paar Seiten geschrieben, und das soll
keine Kritik, lediglich eine Anmerkung sein, Deine Bewertungen sind
da höher, wo "Präsenz" besteht (und das durch Modernität), im Falle
von einer mehr oder wenigen starken Reduktivität liegt sie niedriger.
Allerdings geht es ja eigentlich gerade darum, ich will die Weine ja
nicht jetzt trinken, sondern lege sie im Normalfall in den Keller, sprich
der Istzustand ist nur dann interessant, wenn ich auf den "kommendenZustand"
schliesse/schliessen kann. Und da sind wir wieder bei Parker, gerade
damit erklärt sich sein Einfluss (welcher nicht mehr so einflussreich ist,
wie er schon einmal war, aber eben immer noch gross genug)...

Aber wie schon oben geschrieben, ich möchte dies nicht als Kritik verstanden
wissen, jeder soll so bewerten wie er es für richtig hält...
Grüsse weinfex
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sorgenbrecher
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von sorgenbrecher »

da ich gestern beim kaufhof ja noch den fabelhaft als feierabend-wein holen mußte, hab ich mich auch bei den bordeaux ein bißchen umgeschaut und den 2009er belgrave gabs für etwas über € 25,-, also den auch noch mitgenommen und über den späten nachmittag und abend getrunken...

kurz vorweg: ich kann absolut nachvollziehen, dass so viele verkoster vom 2009er jahrgang schwärmen.

der belgrave kommt mit einem sehr dunklen rot mit violetten reflexen ins glas, in der nase noch etwas zurückhaltend zeigen sich kirschen und etwas vanille. am gaumen eine sehr schöne frucht nach schwarzen johannisbeeren, kirschen, etwas pfeffer und bitterschokolade im abgang.
sehr weiche, schön eingebundene tannine, die nie austrocknend oder hart wirken.
sehr schöner, sauber gemachter wein, der viel freude bereitet, ob er sich mit zunehmender reife in richtung mehr komplexität entwickelt, vermag ich nicht zu beurteilen....für einen grand-cru-classe-bordeaux aus dem spitzenjahr 2009 sicher nicht überbezahlt, aber insgesamt sicher auch kein schnäppchen.
Gruß, Marko.
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nougat
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von nougat »

Gestern mal Le Pin Beausoleil 2009 angetestet. Sehr dunkle Farbe, die Frucht schwarzkirschig und dunkelbeerig, durchaus frisch, viel (Holz-)Würze, aber noch ziemlich eindimensional. Vollmundig, viel Fruchtsüße aber auch merklich brennender Alkohol (14,5 Vol%) Präsentiert sich noch ziemlich hart und bereitet kaum Trinkvergnügen.
Mal sehen, wie er sich bis heute Abend entwickelt.
Grüße
Martin

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nougat
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von nougat »

Am 2. Tag deutlich harmonischer. Schöne Primeurfruchtnase, die Würze nun im Hintergrund. Am Gaumen schon gut balanciert. Zwar massig trocknende Gerbstoffe, die Frucht kann aber gegenhalten. Mittellanger Abgang. Alkohol zwar noch nicht optimal eingebunden aber auch nicht mehr so präsent wie am vortag. Macht mir durchaus Trinkvergnügen. Die erste Kiste im Keller scheint schon mal kein Fehlkauf gewesen zu sein.
Grüße
Martin

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innauen
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Hallo,

in 2009 machen ja auch die kleinen Weine viel Freude, so wie dieser hier:

Bild

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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nougat
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von nougat »

Bei weinfex’ Laden ein Probierpaket mit 6 versch. Haut-Medocs geordert und mit einem Freund zusammen blind verkostet.
Der Freund ist kein Subser und kauft seine Weine gerne nach der Mövenpick Ankunftsprobe. Die fiel für 2008 schon mau aus, wg. geringer Menge, wie es plausibel hieß. Umso größer die Freude auf 2009, wo es ja eine satte Ernte und kaum Deklassierung des Traubenguts gab. Aber wie Ihr wisst, sah es bei der Möwe für 2009 ebenfalls mau aus. Andere örtliche Händler hatten auch nichts zu bieten, das Paket kam somit gerade recht.

Leider hat meine Frau unsere Notizen ‚entsorgt’ :evil: , ich zumindest habe mir kaum etwas gemerkt, weil ich mich auf das Papier verließ. Und das was ich behielt, kann ich nicht mehr eindeutig zuordnen. Jedenfalls haben wir übereinstimmend eine Rangfolge für uns ermittelt:

Top:

2009 Château Belle-Vue (Haut-Medoc): der Dunkelste von den Dunklen. ausgesprochen moderner Vertreter, hätte aromatisch in der letzten Portugal-Probe vertreten sein können.(nicht abwertend gemeint!). So macht Modernität Spaß. Diese beschränkt sich auf die Aromatik, der Rest ist Bdx, wie man ihn liebt. Da wirkt nichts gewollt, überextrahiert oder überreif. War nach dem Öffnen sofort mit einer tiefen feinen Nase präsent. Auch am Gaumen fruchtig elegant, feines Tannin und feine Säure, alles schon harmonisch und in guter Balance. Sehr gut strukturiert, mittlerer bis voller geschliffener Körper. Geschmeidig und homogen am Gaumen. Langer fruchtiger Abgang. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden. Ungemein animierend. Hätte allein den ganzen Abend bestreiten können. 17nP
2009 Château D'Agassac (Haut-Medoc)
2009 Château Bernadotte (Haut-Medoc)


Die beiden waren klassischer, brauchten Zeit, konnten sich dann aber mit Belle-Vue messen. Auch hier die jahrgangstypischen Vorzüge: Frische, natürliche Konzentration ohne breit zu wirken, geschliffene und geschmeidige satte Körper, langer Abgang. Die Unterschiede kann ich leider nicht mehr zuordnen.

Sehr gut:

2009 Château Mille Roses (Haut-Medoc ):Was ihn für mich etwas zurücksetzt ist, dass es ihm etwas an der Konzentration der Erstgenannten mangelt. Sonst kann er mit allen Jahrgangsattributen aufwarten. 16,5 nP

2009 Château Charmail (Haut-Medoc) : könnte oben mitspielen, war aber ziemlich verschlossen. Die Homogenität und der Druck am Gaumen deuten an, dass sich hier noch etwas tun wird 16,5 +nP Ich war noch Fan von denen. Im Sichttest hätte ich ihn noch mehr runtergeboxt :D

Gut:
2009 Château Verdignan (Haut-Medoc): eher leichterer Vertreter wie Mille Roses, für mich aber zu sehr säurelastig. Diese bleibt auch nach dem Abgang etwas stehen.

Fazit: nach meinen anfänglichen Bedenken bin ich nun mit 2009 versöhnt. Waren’s die falschen Weine, der (zu) frühe Trinkzeitpunkt? Ich weiß es nicht, jedenfalls sind diese Weine mit einem außerordentlichen PGV gesegnet. Die ersten 3 erinnerten vom Niveau her an manche 2008 GCC Arrivage-Verkostungen :roll:

Tolle Weine, Andreas. Hut ab! (Meine ich ernst, keine Schleimspur und keine Werbung!)
Grüße
Martin

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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Hallo Martin,

keine Ursache, gerne. Wir haben die Weine ja nur ausgesucht,
gemacht haben sie Andere...

Hast Du die Weine am zweiten Tag eigentlich nochmal nachprobiert?
Gab es Veränderungen? Eindrücke?
Grüsse weinfex
kristof
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von kristof »

Hallo Martin,

Belle-Vue freut mich, da ich davon zwar noch nichts probiert, aber subskribiert habe. Beim d’Agassac bin ich ganz auf Deiner Seite. Toll, toll, toll, ausgewogen, derzeit größter Trinkspaß.
Viele Grüße,

Christoph
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caveman
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von caveman »

Belle-vue kann ich auch nur bestätigen, ein toller Wein, sehr mordern und kräftig, macht sehr viel Spaß am Gaumen und ist jetzt in der Primärfruchtphase schon ein sehr leckerer Tropfen. PGV ist hier fantastisch.
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