Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

eingeschenkt von: susa – Plaudereien über Gott und die Welt und auch über Wein
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susa
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Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von susa »

Die moderne Arbeitswelt hat das Großraumbüro (wieder) entdeckt. Selbst Geschäftsführer und CEOs sitzen maximal durch eine Glasscheibe getrennt inmitten der Kollegenschar. So sei ein optimaler Informationstransfer gewährleistet, denn jeder würde gleich mitbekommen, was der Nebenmann resp. die Nebenfrau arbeitet, telefoniert, vereinbart und im Zweifel jederzeit einspringen können. Und es schweiße das Team zusammen. Und die Chefs wüssten, was "da unten" vorginge.

Natürlich setzen die cleveren Strategen auf die normative Kraft der Gruppendynamik, auf Konkurrenzdenken (Oh Mann, Kollege A. hat schon drei Abschlüsse und ich heute noch keinen, da muss ich mich aber ranhalten), auf soziale Kontrolle (unter aller Augen Solitär spielen, Internet surfen oder privat telefonieren, das trauen sich nur die Allerabgebrühtesten oder die, die gerade einen Kündigungsschutz haben) und Platz und Heizung spart es auch.

Über die Qualität der unter solchen Bedingungen abgelieferten Arbeitsergebnisse mach ich mir ja so meine Gedanken, wenn die "mit Musik geht alles besser"-Fraktion mit der "ich brauch Ruhe zur Konzentration" auf engem Raum zusammen sitzt, oder die empfindlichen Nasen sich mit den während der Arbeit Zwiebelmettbrötchen verspeisenden Zeitgenossen den sehr ehrgeizig kalkulierten Raum teilen müssen, bei dem man (Sicherheit, versicherungstechnische resp. feuerpolizeiliche Gründe) kein Fenster öffnen kann, garniert von einer Auswahl exotischer Parfums und Deos sowie meistens nicht funktionierender Klimaanlage.

Aber unterschätze keiner die Solidarität unter langjährigen Kollegen. Wer will sich schon den Zorn der Umsitzenden zuziehen, wenn er unternehmensstabilisierende Äußerungen zum Thema privates Surfen während der Dienstzeit, Telefongespräche mit Frau, Freundin, Mutter, Kumpel oder Weinhändler oder ausgedehnte Zeitungslektüre thematisiert. Wer will schon Spaßbremse, Miesepeter oder Petze sein, auch Chefs schätzen zwar durchaus die Denunziation aber verachten den Denunzianten. Und so nimmt es nicht wunder (Betreiber von Blogs, Foren oder social media werden es bestätigen), dass die meisten Zugriffe und der dickste Traffic während der normalen Büroarbeitszeiten herrscht, from nine to five, kleines Tief während der Mittagspause. Die Menschen in der Arbeitswelt finden immer irgendwo ihre kleinen Extras.

Mittagspause: Hierzu eine nette kleine Episode aus meinem Berufsleben. Als Mitarbeiterin eines international tätigen Konzerns habe ich eine ziemliche Anzahl an Umfirmierungen, freundlichen und feindlichen Übernahmen und Umstrukturierungen erlebt. Gerade die Eigner aus USA und Kanada wollten gnadenlos ihre Ideen von Unternehmenskultur durchsetzen, egal ob's passte oder nicht und für die übernommene Firma hieß es "friß Vogel, oder stirb". Selbst die Kunden mussten sich zum Teil auf Kommunikationsformen einlassen, die ihnen überhaupt nicht gefielen. Allerdings galt auch analog der alten Kosakenweisheit "Moskau ist weit und Väterchen Zar weiß nicht alles", dass New York, Los Angeles, Toronto oder London auch weit weg waren und vieles nach dem langen Weg in die Provinz dann nicht mehr wichtig war.

Eine der ersten (und wie mir schien wesentlichsten) Neuerungen war die konsequente Einführung von Rauchverbot sowie dem Verbot von Alkohol am Arbeitsplatz, eine durchaus nachvollziehbare Anweisung, die sich auch recht schnell und problemlos umsetzen ließ, bis auf die Kollegen in Frankreich. Alles machten sie mehr oder weniger klaglos mit, die flachen Hierarchien (die den Status verliebten Franzosen gar nicht schmecken), die Raucherinseln neben dem Löschwasserteich (Raucherghettos wäre der bessere Begriff), das Reporting, das fast mehr Zeit fraß als die gesamte Produktion. Aber eines ließen sie sich nicht nehmen und das war der Wein zum déjeuner in der Kantine. Auch die frugalste Kantinenmahlzeit bestand aus 3 Gängen, vielleicht ein paar crudités oder eine kalte Pastete, gefolgt von einem Hauptgang und danach Käse oder Dessert dazu eine Karaffe Wasser und ein Pichet eines manchmal knüppelharten Vin du pays. Mittagessen ohne Wein! Niemals, da ist der lokale Betriebsrat so was von Sturm gegen gelaufen, da ist selbst die allerhöchste Konzernspitze eingeknickt. Als kleines Entgegenkommen hat man zugesagt, keinerlei Produkte mit foie gras anzubieten, was man aber hin und wieder unterlaufen hat, und was meistens mit dem zur Verfügung stehenden Budget sowieso nicht realisierbar war.

Übrigens lag die Anzahl der Unfälle am Arbeitsplatz, der Wegeunfälle oder der Produktionsfehler sowie Ausschussraten in Produktion und Lager in keinem Fall über denen der anderen Unternehmensniederlassungen.

Seriöse und nüchterne Unternehmensanalysten werden das für den falschen Weg halten; ich halte es für eine sympathische Eigenheit der französischen Kollegen, die allesamt in der Lage sind, mit dem ihnen zugestandenen Privileg verantwortungsbewusst umzugehen und sich so ein Stückchen ihrer nationalen Identität zu wahren.

Es wäre ja jetzt angemessen, etwas über den dort ausgeschenkten Wein zu schreiben. Ich habe mich bei meinen Terminen selbstredend den lokalen Gepflogenheiten angepasst und auch ein Glas genommen. Der Wein war allerdings von der Qualität "nothing to write home about" (freundlich formuliert), er stammte von einer Kooperative, wo ihn der Kantinenchef in großen Gebinden preiswert erstanden hat, roten und weißen. Aber es ging ja ums Prinzip. Es gab auch einen Kühlschrank mit besseren Qualitäten, sogar ein Léoville-Poyferré und ein Château Gloria stand da drin, aber den hat nie einer getrunken. Der wurde wahrscheinlich bei Geschäftsessen mit (französischen) Partnern serviert. Und wenn die hohen Chefs aus den amerikanischen Vorstandsetagen zu Besuch waren, dann konnte man die Stellung eines Mitarbeiters in der betrieblichen Hierarchie daran erkennen, ob er Wein trank oder nicht. Je weiter oben desto weniger, die Jungs von der Basis kümmerten sich einen feuchten Kehricht drum, sie prosteten den Damen und Herren sogar noch freundlich zu, was diese oft eher irritiert quittierten.

Vielleicht sollte man dem Kantinenchef mal einen Wein der Cave coopérative "Les Vignerons de Grimaud" aus Südfrankreich empfehlen, hier findet man die einfachen rustikalen aber durchaus nicht langweiligen Weine aus den traditionellen Rebsorten Grenache, Cinsault, Carignan, sogar noch ein wenig Tibouren wird angebaut, eine Rebsorte, von der sich viele Winzer abwenden, weil sie viel Arbeit bei eher wenig Ertrag bedeutet, für die Roten und die Rosés, sowie die Rolle (wie man dort unten den Vermentino nennt) und Ugni blanc und auch etwas Sémillon für die Weißen. Freitags und Samstags steht der kleine Parkplatz voll und die Leute strömen mit ihren Kanistern in den Fassraum und lassen sich fünf oder zehn Liter abzapfen, das kostet nicht viel, so um die drei oder vier Euro pro Liter und das reicht dann wieder für eine Woche fürs Abendessen und das Schöppchen zum Feierabend, wenn Monsieur noch einmal den Sportteil des Var Matin studiert und mit den Muguets aus Toulon zittert (die aktuell beste Rugbymannschaft an der Corniche), während Madame den Abwasch macht und die Kinder ins Bett bringt.

Wenn man seinen bereits von König Heinrich IV. geforderten sonntäglichen Hahn im Topf hat, dann wird es sicher einer der besseren Weine sein, aus der Flasche, und rot muss er sein, da ist Monsieur eigen, Sonntags kommt Rotwein auf dem Tisch und die ganze Philosophie von der perfekten Verbindung von Wein und Essen kann ihm gestohlen bleiben. Und soll ich Euch was verraten? Es passt! Ein Sonntagessenklassiker ist ein gebratener oder gegrillter Hahn (und da spart Madame nicht an der Qualität, mindestens ein Maishähnchen muss es schon sein), grüner Salat und Kartoffeln und dazu der Rotwein des Vertrauens, wie zum Beispiel

2010 Prestige des Chevaliers, rouge
Vignerons de Grimaud, Provence


Ein Wein, der seinen Charme aus der klassischen Cuvée von Grenache, Cinsault, Mourvèdre, Syrah und Tibouren bezieht und nach den klassischen Aromen des Südens duftet, Oliven, Kräuter und ein wenig Beeren, am Gaumen kraftvoll, würzig, ein wenig rustikal, Bouquet garni, kurzer, intensiver Abgang, großer Trinkspaß.

Kein großer Wein voller Magie mit komplexen Aromen und dichter Textur, kein Nasenwein, dessen Duft einen ehrfürchtig staunen lässt, ein im besten Sinne dienender Wein, ein guter Kumpel, der einem eindrucksvoll beweist, die wunderbar die kleinen alltäglichen Freuden sein können.

Prost!
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austria_traveller
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von austria_traveller »

Gut geschrieben, sehr interessant zu lesen. Danke susa.
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Gerald
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von Gerald »

Hallo Susa,
Und so nimmt es nicht wunder (Betreiber von Blogs, Foren oder social media werden es bestätigen), dass die meisten Zugriffe und der dickste Traffic während der normalen Büroarbeitszeiten herrscht, from nine to five, kleines Tief während der Mittagspause.
dazu darf ich die Statistik unseres bescheidenen Forums als Veranschaulichung dazuliefern (über den ganzen Monat März gerechnet) ;)
hourly_usage_201203.png
hourly_usage_201203.png (2.15 KiB) 2209 mal betrachtet
Wie man sieht, ist zwischen 9 Uhr und 22 Uhr ungefähr dauerhaft gleich viel Traffic, das kleine Tief ist eher am späten Nachmittag/frühen Abend - vermutlich wenn man gerade nach Hause fährt. Das Tief während der Mittagspause ist nicht zu erkennen, eher das Gegenteil ;)

Grüße,
Gerald

P.S. Ist die reine Serverstatistik ohne Unterscheidung zwischen Suchmaschinenzugriffen, anonymen und angemeldeten Besuchern ...
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susa
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von susa »

bei uns im Blog sieht's klassischerweise so aus (Blogger bietet die Zahlen immer rollierend an), das ist eine Tagesansicht, die ist aber recht typisch (an Wochenenden ist die Kurve viel flacher)

Bild

erster Peak nach der Mittagspause, so gegen 14:00 Uhr, dann langsam abnehmend, morgens ab 08:00 Uhr wieder ansteigend ;)

lieben Gruß
susa
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Gerald
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von Gerald »

bei uns im Blog sieht's klassischerweise so aus
und was lernen wir daraus?

"a FORUM is not a BLOG" (frei nach T.S. Eliot) :D

Grüße,
Gerald
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susa
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von susa »

a cat is not a dog
a forum's not a blog
rosé is not a wine
that's fine
;)
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Markus Vahlefeld
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Hi susa,

so schön dein Beitrag wieder zu lesen war, so hat er doch einen wehmütigen Klang bei mir ausgelöst. Denn leider habe ich den Eindruck, dass das, was Du für eine sympathische Eigenheit der französischen Kollegen hältst, sich leider geändert hat.

Nun ist Frankreich ein ziemlich bevormundendes Staatswesen, auch wenn sich die Franzosen - anders als die Deutschen - der Vormundschaft durch eine gehörige Portion persönlicher Anarchie zu entziehen wissen. Sicher ist, dass es die Franzosen sind, die im europäischen Parlament immer wieder und immer stärker auf das pochen, was gemeinhin "Gesundheitsgesetze" genannt wird, in Wahrheit aber eine schreckliche Art des Vormundschaftsdiktats ist. Ob es Rauchergesetze oder Alkoholverbote sind... die französischen Parteien scheinen sie zu lieben.

So ist es eine der Merkwürdigkeiten dieser Welt, dass schon seit mehr als einem Jahrzehnt im französischen Fernsehen kein Genuss von Alkohol mehr gezeigt werden darf. Natürlich nur in non-fiction-Programmen. Jean Paul Belmondo ohne Zigarette oder Whisky ist glücklicherweise immer noch undenkbar. Will man aber, wie ich es vorhatte, für arte eine Weinsendung produzieren, so scheitert sie an den französischen Verhältnissen. Auch die Sendung mit Christina Fischer, die auf arte ausgestrahlt wurde, war ein Riesen-Heckmeck, weil wirklich nur an den Gläsern geschnuppert werden durfte. Selbst der Probeschluck wäre schon unter das Verdikt des Alkoholkonsums gefallen.

So nimmt es nicht wunder, dass auch der Weinkonsum in Frankreich stark rückläufig ist. Alles natürlich aus dem Grund, die Gesundheit und öffentliche Sicherheit zu schützen. Der heuchlerische Umgang mit Alkohol, der einer fürchterlichen Doppelmoral entstammt, kommt also leider nicht nur aus Amerika...

Die letzten tragbaren Zahlen, die mir vorlagen, besagten sogar, dass die Deutschen die Franzosen inzwischen im Weinkonsum überholt haben. Wie schrecklich ist denn das...?
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susa
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von susa »

Ja, ist schon eine Weile her, damals hatten wir noch keinen Sarko.

Und glaub mir, je weiter der Standort von Paris entfernt ist, desto individueller wird die Regelauslegung ;). Gleich im Süden von Lyon beginnt der Dschungel. :lol:

Musstet Ihr etwa den Wein faken für den Film? Ersatzflüssigkeit?

Meine Wahrnehmung ist übrigens, dass - unabhängig von Landesgrenzen - je restriktiver die gesundheitsbezogene Gesetzgebung ist, desto mehr nehmen gesundheitliche Schäden aufgrund von falscher Ernährung und unreflektiertem Genussmittelkonsum in der Bevölkerung zu.

lieben Gruß
susa
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Gerald
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von Gerald »

Die letzten tragbaren Zahlen, die mir vorlagen, besagten sogar, dass die Deutschen die Franzosen inzwischen im Weinkonsum überholt haben. Wie schrecklich ist denn das...?
wobei ich mir natürlich nicht sicher bin, ob man wirklich nur die konsumierte Menge als Indikator für die Einstellung zum bzw. Wertschätzung von Wein heranziehen kann ...

Wenn in einem Land Wein traditionell zum Mittagessen getrunken wird/wurde, ist der Rückgang aufgrund der "modernen" Lebensweise (geistige Tätigkeit statt Landwirtschaft, Hin- und Rückfahrt zum Arbeitsplatz mit PKW) naturgemäß stärker als in Ländern, wo man Wein üblicherweise am Ende des Tages vor dem Kamin (oder Fernseher ;) ) trinkt. Für die Winzer bestimmt bitter, aber als Untergang der Weinkultur würde ich das noch nicht sehen.

Grüße,
Gerald
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Re: Auf ein Glas ..... 2010 Prestige des Chevaliers, Grimaud

Beitrag von thvins »

Ja Markus, da magst du leider recht haben, seit sich der gute Onkel Sarkozy darum kümmert, geht die viel gepriesene französiche Lebenskultur den Bach runter... Vorbei die Zeiten, wo "les flics" einträchtig neben den Truckerfahrern zu Mittag gespeist hatten und die einen wie die anderen hatten "un quart d´rouge" zum Menü mit Selbstverständlichkeit auf dem Tisch stehen - und bei beiden war am Schluß Karaffe leer...

Heute stehen die Ordnunghüter draußen und fordern: "Blas uns mal... ins Röhrchen" - und eh du in die Röhre guckst, orderst du Wasser statt Wein... :?

Da das Essen dann auch mehr und mehr egal wird, weil Wasser zum guten Menü allein auch nicht glücklicher macht, kanns dann auch gleich der Industriefraß aus der Aluschale sein, geht schnell, ist billig, schmeckt nicht, macht aber satt - das ist heute auch ein in Frankreich beobachteter Trend, da wo der Genussfeind vor der Türe lauert.

Ob das am Ende alles gesünder ist?

Ich glaube, Gott würde auch nicht mehr gern im Sarkozy Frankreich leben wollen...

Susas gemachte Beobachtung mit dem auch nicht mehr an Unfällen etc. ließ mich nicken, das erinnert mich an die Zeit, wo ich sehr viel in Frankreich war. Maßlos hat sich da niemand verhalten von den Franzosen, die ihre Kultur und Tradition lebten, auch die Deutschen Schüler des interkulturellen Lernens, die wir waren, haben begriffen, verantwortungsbewußt mit dem Thema umzugehen. Wenn mal einer über die Stränge geschlagen hatte, dann war das der Typ Deutscher, der sich vorher noch aufgeregt hatte:"Was denn, am Mittag schon saufen???"

Es ist halt wie immer im Leben: Vernunft ist das Einzige, was sich nicht übertreiben läßt. Der Versuch, es mit der Vernunft und Moral zu übertreiben, ist recht unvernünftig.
Beste Grüße

Torsten

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