Hallo zusammen,
seit dem letzten “Pinot weit weg” ist eine ganze Weile vergangen. Nachdem ich auf meinen letzten Chilenen so eingeprügelt habe, naja ich habe mich noch am Riemen gerissen obwohl es mir damals ganz sicher nicht danach war, habe ich mir gedacht zumindest einem weiteren Pinot aus Chile eine Chance zu geben. Diesmal sollte es ein „klassisches“ und gut etabliertes Weingut sein. Ein Weingut, dass weniger berühmt für Pinot Noir ist, aber umso mehr für seinen Cabernet Sauvignon und Cuvée Geschichten.
Montes Alpha Pinot Noir 2008, Valle de Casablanca
Ich bin mal ganz verwegen anzunehmen, dass ich zur Geschichte des Weingutes oder der Anbauregion Leyda mir jegliche Einführung sparen kann, da ich mir ganz sicher bin, dass jeder die Namen schon mal gehört hat. Es hat ganz sicher nichts damit zu tun, dass ich heute einfach faul bin

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Nun gut, die Farbe des Pinots hatte ein sattes und kräftiges Rubin-Rot, mit einem ins Schwarz gehenden Kern. Der starke Kirchenfenstereffekt sollte auch nicht verschwiegen werden. Seine Nase zeichnete sich durch sehr fleischige, sehr konzentrierte und raffinierte Düfte nach schwarzen Kirschen aus. Des Weiteren zeigten sich leicht marmeladige Preiselbeeren, rabenschwarzen Humusboden, verrottendes Laub, sehr elegant ausgeprägten dunklen Rauch, Anklänge von verschiedensten Gewürzen und dem klassischen Botschafter Chiles in Sachen Wein, dem guten alten Eukalyptus. Auch ein wenig roter Chilli und vermutende mineralisch-Kalkige Noten vermeinte ich aufzuschnappen. Der Geschmack war eindeutig von sehr intensiven und kräftigen dunklen Kirscharomen, die eine ausgeprägt herbe Note hatten, geprägt. Die typischen und strengen Herbstwaldaromen, ein wenig von Steinpilzen, ebenfalls Spuren von rotem Chilli und Eukalyptus rundeten das Geschmacksbildend in angenehmer Weise ab. Auch eine ansprechende Säureausstattung, wie auch eine gekonnte Holzintegration und ein treffender und fast intensiver mineralisierter Unterton waren vorhanden. Später entwickelte sich noch eine Tendenz zu dunkel-schokoladigen Noten. Ich würde sagen nach ca. 3 Stunden in der geöffneten Flasche zeigte der Wein sein ganzes Potential. So weit so (sehr) gut. Erwähnen sollte ich noch, dass es sich bei diesem Wein um keine Fruchtbombe handelte, die mit ekeliger Süße oder aufgesetzten Fruchtaromen aufwartete. Es war mehr ein sehr konzentrierter, durchaus sehr vielschichtiger, maskulinerer, teilweise mit „brutaler Eleganz“ daherkommender Wein mit nur einem wirklichen Problem

. Dieses Problem machte mir letztendlich doch ein wenig viel Sorgen was die allgemeine Ausgewogenheit betraf. Der Alkohol (14%, für Chile eigentlich kein totaler Überalki) war leider stets präsent und konnte nicht so gut eingebunden werden wie es solch ein Wein verdient hätte. Nach besagten 3 Stunden nahm er sich zwar ein wenig zurück. In überstarkem Maße anwesend blieb er leider dennoch. Ohne dieses letzte Problem hätte ich keinerlei Probleme diesem Wein leicht über 90 Punkte zu geben. Wie auch immer, auch wenn eine gewisse Schwäche in der Balance vorhanden war, dennoch ein guter und verdammt günstiger Wein für so eine Qualität.
http://wine-zeit.blogspot.de/2012/05/bi ... -2008.html
Gruss
Chris
PS: Hat von euch in letzter Zeit einen „Pinot Weit Weg“ getrunken. Wenn er auch grausam war. Hier hat es genug Platz für euren Bericht 