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Vintage Portwein Probe Jahrgang 1980

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PassionPort

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Vintage Portwein Probe Jahrgang 1980

BeitragMi 21. Mär 2012, 18:51

Unauffällig oder unterbewertet? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, denn die Meinungen über den Vintage Port Jahrgang 1980 gehen auseinander wie die beiden Ufer am Foz do Douro. Grund genug für 13 Portfreunde, sich knapp 30 Jahre nach der Abfüllung dieses klassischen Jahres Anfang März in Leverkusen ein eigenes Bild zu machen.

Ist der Ruf erst ruiniert, so lebt es sich recht ungeniert. Dieses Sprichwort trifft wohl den Kern der Preisgestaltung alter Portjahrgänge. Überschattet von den zunächst höher eingestuften Jahrgängen 1977, 1983 und 1985 und dazu noch in Zeiten einer Preiserhöhung erschienen, wurden die Ports dieses Jahres sowohl von Händlern als auch von Konsumenten Links liegen gelassen. Später wurden die 80er wohl zu Schleuderpreisen ausverkauft und haben sich davon bis heute nicht erholt, mit Ausnahme des Nacionals liegen alle Ports dieses Jahrgangs derzeit zwischen 40-65 Euro. Und kosten damit die Hälfte der meisten 77er, deren Ruf von drei bis fünf Ports aus der Spitzengruppe getragen wird, und ein Drittel weniger als 83 und 85.

Die Wetterbedingungen 1980 waren wechselnd und ohne extreme. Einem recht kühlen und feuchten Winter, folgte ein warmer und früh eintretender Frühling, der jäh durch eine Kälteperiode im Mai gestoppt wurde. Der Sommer war durchschnittlich warm und nahezu trocken. Der September war ebenfalls angenehm warm und brachte geringe Niederschläge, die Ernte begann sehr spät und es wurden relativ geringe Erträge eingefahren mit mittleren Mostgewichten. Dies führte mit Sicherheit dazu, dass die Ports weder Tanninmonster waren noch die maskuline Frucht anderer Jahrgänge hatten. Vergleicht man dies mit jüngeren Jahrgängen wird eine Ähnlichkeit mit den 2007ern evident.

Einige Ports dieser recht umfangreichen Verkostung (es fehlten lediglich die schwer erhältlichen heute zur Sogevinusgruppe gehörenden Ports von Barros, Burmester und Kopke) hatte ich bereits in den letzten Jahren hier und da verkosten dürfen. Es fällt auf, dass 1980 ein Jahrgang ohne herausragenden Vintage Port ist, aber eine breite Spitzengruppe von knapp acht Vintage Ports besitzt, die überdurchschnittliche Qualität haben. Diese Spitzengruppe hat sich hervorragend entwickelt und bietet heute attraktive und trinkreife Ports, ohne die Tiefe, Struktur und Konzentration der ganz großen Jahre. Trotzdem haben die Besten durchaus noch Entwicklungspotential und bieten ein ausnehmend gutes Preis - Genuss - Verhältnis. Meine Favoriten sind Dow und Warre, auf den Plätzen folgen Calem, Graham, Niepoort, Ramos Pinto, Smith Woodhouse und Taylor. Allerdings gibt es neben diesen Ports auch eine ganze Reihe, die sich bereits im Abfallen befinden - daher gilt: die Guten ins Kellerchen, die Schlechten im Lädchen stehen lassen.

Verkostungsnotizen (in alphabetischer Reihenfolge):

Die Ports wurden ab 14 Uhr nacheinander dekantiert, so dass sie zu bis zur Probe 5-6 Stunden an der Luft waren.
Borges: Zeigt sich bereits in einem hellen Ziegelrot. In der Nase eine süßliche Medizinalnote. Am Gaumen ein sehr mittelmäßiger Vintage Port. Leichter Körper, Reste von gereifter Frucht, leich alkoholisch und gewisse Süße, bei kurzem Abgang. Sollte zügig ausgetrunken werden. 15
Calem: Die außergewöhnlichste Flasche der Probe mit perfektem Etikett, ein Re-Import aus Japan. Calem hat gerade in den letzten Proben gezeigt, dass seine Ports aus den 50er, 60er und 70er Jahren durchaus zur Spitzengruppe zählen und auch der 1980 macht da keine Ausnahme. Schönes dunkles Ziegelrot, in der Nase leichte Würze, Kaffee und Minze. Am Gaumen gute Struktur, mittlerer - voller Körper, Kaffeenoten, Waldbeeren, dazu leichte Säure die gut ausbalanciert, recht langer Abgang und schöne Schokoladentöne. Leider wohl einer der letzten großen Jahrgänge dieses oft unterbewerteten Hauses. 18
Croft - Quinta da Roeda: Ziegelrote Farbe, Bouquet eher zurückhaltend und schawch, leicht alkoholisch. Am Gaumen ebenfalls recht alkoholisch, fast bissig, dahinter schöne gereifte Fruchtnoten und gute Säure. Eher ein Leichtgewicht. Einer der wenigen Single Quinta Ports in der Probe. 16,5
Delaforce - Corte: Helles Ziegelrot mit leichten braunen Reflexen, in der Nase ein strenges, medizinales Bouquet. Im Mund ist dies ein leichter Single Quinta Vintage Port (oder sollte man eher Zweitwein sagen), der bereits deutlich in die Jahre gekommen ist. Im Mund ziemlich süß, was andere Note etwas überdeckt, der Abgang ist eher kurz und unausgeglichen alkoholisch. 16
Dow: Wahnsinnig gute Farbe für einen 30 Jahre alten Port, noch immer ein dunkles Rubinrot, mit leichten Brauntönen. Auch die Nase weiß zu überzeugen, eine unglaublich konzentrierte Würznote kommt einem entgegen. Am Gaumen ist der Dow noch immer verschlossen und noch nicht am Ende seiner Entwicklung. Sehr gute Struktur, moderate Süße, konzentrierte und vielschichtige Noten aus Brombeeren, Schwarzkirschen und Schokolade. Noch immer mit leichten Tanninen und einem langen Abgang. Ein typischer Dow und einer der besten Ports dieses Jahrgangs! 18,5
Ferreira: Helles Ziegelrot, leicht wässriger Rand. Leicht süßliches, eher schwaches Bouquet. Am Gaumen ein Leichtgewicht, das aber angenehme gereifte Waldbeerennoten im Hintergrund zeigt. Jedoch überwiegt schon ein wenig die alkoholische Note, insgesamt zu wenig Struktur und kaum noch Potential. Kurzer Abgang. 16
Fonseca: In der Literatur gilt der 80er einstimmig als schwächster Fonseca der klassischen Jahre überhaupt. In der Farbe zeigte er sich in einem schon recht gealterten Zustand, ein recht wässriges Ziegelrot. Auch das Bouquet ist nicht gerade umwerfend, sondern eher zurückhaltend, mit leichten fruchtigen Noten, aber insgesamt recht lasch. Auch am Gaumen ist der Fonseca kein Powerport, sondern subtil und von leichtem Körper, aber trotz allem mit einer zumindest soliden Struktur, die ihn gut altern lassen hat. Primär sind noch Brombeernoten schmeckbar, allerdings wenig konzentriert und nicht sonderlich komplex. Im Abgang zeigt er eine ausreichende Länge. Auch wenn dies unbestritten kein großer Fonseca ist, ist er immernoch besser als das, was viele andere Hersteller in diesem Jahr zustande gebracht haben. 17
Gould Campbell: Sehr dunkles Ziegelrot, mit leicht wässrigem Rand. Bouquet noch recht verschlossen, dahinter fruchtige Noten. Am Gaumen ein typischer GC jedoch nicht ganz so konzentriert wie 1983 und 1985, mittlerer bis voller Körper, gute Struktur, präsente Brombeeren und Heidelbeeren, dazu mittlerer Süße bei wenige Säure und einer dezenten Schokoladennoten. Der Abgang ist ausreichend, aber nicht zu lang. Ein ordentlicher Port, dem leider das gewisse Etwas fehlt. 17,5
Graham: Sehr schöne Farbe, dunkles Rot, mit leichen Brauntönen. In der Nase Süßholz und mediterraner Kräuter. Sehr interessant. Am Gaumen merkt man gleich, dass dies ein Graham sein muss - zum kauen, fruchtig, voller Körper, mächtige Süße. Sehr angenehm zu trinken, aber es fehlt mir an Spannung und Komplexität. Der Abgang ist mittellang, der Alkohol perfekt eingebunden. 18
Messias: Der Messias ist einer der schwächsten Ports dieser Probe gewesen (diesen Satz konnte ich leider vom Bericht der 70er Probe eins zu eins übernehmen). In der Nasse präsentieren sich Fruchtnoten eine leichte Süße, die jedoch auch von einer alkoholischen Note begleitet wird. Am Gaumen wirkt dieser Port bereits müde, es kommt noch ein ordentliche Portion Süße, ein letzter Rest von Struktur. Dahinter kommt nichts mehr. Im Abgang sticht der Alkohol leicht hervor. Trinkbar, aber nicht empfehlenswert. 15
Niepoort: Mitteldunkles Ziegelrot mit leichten braunen Reflexen. Bouquet eher zurückhaltend, dahinter Kräuter und leichter Alkohol. Am Gaumen ein eleganter Port, leichter bis mittlerer Körper, jedoch eine sehr schöne Struktur. Leichte Säure, Kandiszucker und Orangennoten machen ihn sehr interessant. Mittellanger Abgang. Wird vielleicht nicht so lange durchhalten wie die Jahrgangsbesten, aber bestimmt einer der besten Niepoorts zw. 1971 und 1986. 18
Quinta do Noval - NACIONAL: Der Nacional ist immer etwas besonders, dies liegt ganz klar an der Aura die diesen einzigartigen Port umgibt und der man sich nur schwerlich als Portfan entziehen kann. Dies liegt zum einen an den besonderen Rebstöcken und der geringen produzierten Menge und zum anderen daran, dass die Jahrgänge 1931, 1963, 1970, 1994 und 1997 zu den größten Ports überhaupt gehören. Die Jahre 1971-1993 gelten allerdings bei Noval, als die sogenannten "dark years". Dazu führte eine unglückliche Deklarationsstrategie, Familienstreitigkeiten und nicht zuletzt auch ein Brand der Lagerhalle in Villa Nova de Gaia, bei der über 350.000 Liter Portweinvorrat verloren ging. Aber nun zum 1980er Noval - Nacional. Er zeigt sich bereits in einem mitteldunklen Ziegelrot und mit eher zurückhaltendem Bouquet, in dem subtile Waldbeeren als auch ein leicht rauchiger Ton vernehmbar ist. Am Gaumen mittlerer Körper und deutliche Fruchtsüße, sowie eingelegte Pflaumen, die von leichter Säure und einem mittellangen Abgang begleitet werden. Ein schön zu trinkender Port - nicht mehr und auch nicht weniger. Es fehlt an Struktur, Komplexität und Dichte, die einen großen Nacional auszeichnen. Sicher kein Preis - Genuss - Favorit, aber das wäre ja auch nicht der Grund einen Romanée - Conti zu entkorken. 17,5
Offley: Walfgang Starz hat Offley, als den "blue collar" Port bezeichnet. Wie ich finde, eine recht treffende Beschreibung. Offleys Vintage Ports sind meist recht einfach strukturiert, rustikal und im Verhältnis günstig zu bekommen. Auch der 80er macht hier keine Ausnahme, in der Farbe ein recht helles Braunrot, in der Nase dropsige gereifte Frucht die von medizinalen und alkoholischen Tönen begleitet wird. Am Gaumen eher von leichterem Körper, herb und etwas brandig, dahinter gewisse gereifte Fruchtnoten bei ausreichendem Abgang. Befindet sich bereits in der Abbauphase. 17
Quarles Harris: Der QH ist im Bouquet etwas zurückhaltend und wirkt selbst nach Stunden noch verschlossen. Die Farbe ist unglaublich gut, fast noch ein dunkles Rubinrot, lediglich die braunen Reflexe verraten sein mutmaßliches Alter. Im Mund von leichtem bis mittlerem Körper, bei mittlerer Süße und doch bereits gereiften Fruchttönen von Brombeere und Johannisbeere, dazu eine leichte Kräuternote. Doch trotz allem nur mäßig komplex und ausreichender Abgang. 17,5
Ramos Pinto: Wohl die Überraschung des Abends. Ramos Pinto ist in Europa einer der am meisten unterschätzen Produzenten, was hauptsächlich daran liegt, dass der Hauptmarkt Brasilien ist (dort ist "Adriano" sogar ein Synonym für Port) und Vintage Ports meist nur in recht kleinen Mengen erzeugt wurden (so um die 10.000 Flaschen). Die Farbe des RP ist schon sensationell für einen über 30 Jahre alten Port, einer dunkelsten der Probe. Ein dunkles Rot mit nur ganz leichten braunen Reflexen. Das Bouquet hat mich auch angetörnt, schöne Brombeer und Schwarzkirsche, die von einer leichten Würznote begleitet werden. Am Gaumen eine sehr schöne nur leicht gereifte Fruchtnote in der sich Brombeere und Heidelbeere wiederfinden und eine perfekte Harmonie mit einer leichten Säure finden. Mittlere Süße und noch Reste von Tanninen bei einem langen Abgang. 18
Real Companhia Velha: Teilweise auch als Royal Oporto etikettierter Vintage Port der ehemals staatlichen Portshippers. Wenn Noval zwischen 71-93 die schwarzen Jahre hatte, dann muss wohl die Real Companhia die dunkelschwarzen gehabt haben. Infolge der Turbulenzen der Revolution 1974, gab es mehrere Eigentumswechsel, Verkauf des Vorrats und ein massive Produktion von "low cost" Ports zu lasten der Qualität, um die sich offenbar niemand scherte. Der 80er ist ein flüssiger Beweis dieser fast tragischen Umstände. In der Farbe ein sehr helles Rot und in der Nase ein ganz grober Fehlton von Azeton und Alkohol. Nur aus wissenschaftlichem Interesse probierte ich überhaupt. Ich hätte es lieber bleiben lassen sollen, kein Körper, ein letzter Rest von Fruchtsüße und ein kurzer alkoholischer Abgang. Mit mehr Luft kippte diese Port zügig ins ungenießbare um. 13
Sandeman: Schönes helles Rubinrot, in der Nase zurückhaltend und eher unscheinbar. Am Gaumen dagegen ordentlich. Mittlerer Körper, schöne leicht gealterte Brombeernoten, etwas Pflaume und eine leichte Säure, bei mittellangem harmonischen Abgang. 17,5
Smith Woodhouse: Sehr schöne, dunkle ziegelrote Farbe und ein extrem verschlossenes Buoquet, welches sich selbst nach Stunden kaum öffnete. Am Gaumen mächtig, voller Körper, deutliche Süße, gute Struktur, fruchtige Noten (hauptsächlich Schwarzkirsche) sind vorhanden, jedoch nicht vordergründig. Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Dieser Vintage Port ist äußerst harmonisch, daher fehlt es ein wenig an Spannung und Vielschichtigkeit. Steht aber noch am Anfang seiner Entwicklung. 18
Taylor: In der Farbe ein helles Rubinrot, am Rande des Überangs zum Ziegelrot. Diese Nase ist auch eher zurückhaltend mit der typischen Taylorschen Würznote und leicht brandig. Am Gaumen gute Struktur, mittlere Süße und Körper, gereifte Brombeerfruchtnoten dominieren, dahinter Schokolade und Minztöne, die von leichter Säure begleitet werden. Guter Abgang. Leider variert dieser Port offenbar von Flasche zu Flasche. Dirk Bruns meinte er habe ihn schon wesentlich besser gehabt, ich hatte im letzten Jahr ein Flasche die sich weniger komplex dafür alkoholischer zeigte. Eventuell lag dies aber auch an den Lagerbedingungen. Nicht der beste Taylor - aber ein guter - zeigt sich qualitativ auf einer Ebene mit dem 83er und 85er! 18
Warre: Zeigte sich in einem sehr schönen dunklen Ziegelrot. In der Nase eher zurückhaltend, noch immer verschlossen. Am Gaumen sehr schöne konzentrierte Noten von dunklen Beeren, die von Sekundäraromen von Schokolade, Eukalyptus und Minze begeleitet werden. Ziemlich dicht, tief, gute Struktur und mittlere Süße. Langer Abgang bei dem der Alkohol perfekt eingebunden ist, steht noch am Anfang seiner Entwicklung. 18,5

Bilder zur Probe und viele weitere Berichte findet ihr auf meiner Webseite: http://passion-portwein.de/berichte.php?berichtid=31

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