Hallo alle zusammen,
zum Start der Formel 1 Saison würde ich vorschlagen: Auf nach Australien:
Emporgestiegen aus den nebligen Hügeln der Fleurieu Halbinsel in Südaustralien begeisterte mich das Pinot Parfüm dieses Weines vom Start weg. Dazu später etwas mehr. Hergestellt wurde der Wein von Tapanappa. Eine Unternehmung der Croser Familie, die bis 2001 das Weingut 30 Jahre lang alleine führte, und der Familie Cazes von Chateau Lynch-Bages, sowie dem Champagnerhaus Bollinger. Technische und historische Informationen zum Weingut und zum Foggy Hill Weinberg findet ihr auf der Webseite von Tapanappa. In ihrer Detailfülle und vom Informationsgehalt her ein positiv zu erwähnendes Beispiel für die Webseite eines Weingutes. So schön, dass ich es mir an dieser Stelle sehr gerne spare.
Tapanappa Pinot Noir Foggy Hill Vineyard 2007, Fleurieu Peninsula SA
Neben dem schon erwähnten Duft überraschte mich die Farbe des Weines ebenfalls ein wenig. Sie war äußerst hell rot. Recht ungewohnt für einen Neue Welt Pinot. Sorry für diesen dummen Versuch einer Verallgemeinerung. Dennoch kommt es eher selten vor. Der ziemlich trübe Zustand der Flüssigkeit und die schon recht rotbraune Farbe am Rand waren weitere Auffälligkeiten.
Die Nase war schlichtweg betörend und einfach wunderbar. Sehr intensives, sehr elegantes, auch filigranes, und sehr kraftbetont Pinot-Parfüm. Ich konnte Düfte von feuchtem Waldboden, vielerlei Pilzarten, ganz wenig Zimt, viele sehr gut gereiften roten Waldbeeren, hier und da einige dunkle Kirschen, ätherische Komponente und gut ins Nasengesamtbild integrierter Rauch festmachen. Ein sehr intensives und spannungsreiches Geruchserlebnis. Mit dem richtigen Glas schon fast komplett hirnverdrehend

.
Der Geschmack brauchte 20 bis 30 Minuten um aufzumachen. Ausgeprägte herbstlich Geschmäcker und Gefühlsregungen erfüllten meinen Mund. Ich konnte erdige, mineralische wie auch fruchtige Aromen feststellen. Im Vordergrund spielten vielerlei Pilze, insbesondere Trüffelanmutungen, ätherische Prägungen, viel Herbstlaub, viele vollreife Waldbeeren, so manche eingemachte oder vielleicht getrocknete dunkle Kirsche und sehr gut, in den Hintergrund getretenes, eingebundene Aromen vom Eichenholz. Nach ca. 3 Stunden entwickelten sich sehr feine Aromen die mich an Milchschokolade erinnerten. Gleichzeitig dazu entwickelten sich auch Eindrücke von bitterer Himbeermarmelade (keinesfalls süß oder kitschig), die mit der Schokolade eine sinnige Melange eingingen. Zu diesem Zeitpunkt war der Höhepunkt wohl erreicht. Die Tannine waren größtenteils geschliffen und die Säure war einfach gerade richtig. Zu keiner Zeit habe ich das Gefühl gehabt, dass der heutige Pinot aufdringlich gewesen wäre. Weder durch zu starken Alkohol (13%), Verholzung, Süße oder irgendwelchen hitzigen Kochanmutungen

. Den Stil dieses Pinot würde ich als ernsthaft, erdig, mineralisch, nicht wirklich hart, muskulös oder „butch“, auch weniger fruchtbetont (wobei Frucht natürlich eindeutig vorhanden war), auch nicht wirklich als charmant oder feminin bezeichnen. Auf seine ganz eigene Art verströmt er sehr viel natürlich anmutende Beschwingtheit und einem prägnanten und fast bodenständigen Charakter. Letztere Beschreibung eher weniger auf die Nase bezogen. Die war eher komplett durchgedreht (im positiven Sinn). Ein sehr schöner Pinot! Achtung in der Pinot-Brühe schwimmt ganz schön viel Einlage rum!
http://wine-zeit.blogspot.de/2012/03/au ... nappa.html
See ya 'round
Chris