Brunello di Montalcino

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Erdener Prälat
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Erdener Prälat »

Ich möchte dann einmal mit dem offiziellen Teil beginnen:-)
Insgesamt hatte wir 15 Weine, die ab Erzeuger zwischen 20 und 32 € kosten, also in diesem Sinne ein eher homogenes Feld.
Ich hatte versucht, die Weine ein wenig geographisch zu sortieren. Es gibt durchaus Stimmen, die auf eine Untergliederung der DOCG hinwirken, z. B. "For his part, Mr. Biondi Santi has a proposal of his own. He would like to see the Montalcino zone divided into a series of subzones, each with its own character, rather than having so many contrasting styles lumped together as Montalcino. He points to the communes that make up the Côte d'Or in Burgundy as the perfect example, but acknowledges that this is unlikely to happen as it would not be in most producers' interests." (http://www.nytimes.com/2006/02/15/dinin ... wanted=all)
Mir ist in dieser Hinsicht nicht so viel aufgefallen, aber vielleicht müßte man das Muster vergrößern.
Von den Weinen der Probe ist etwa die Hälfte in Deutschland allenfalls schwierig zu erhalten, was nicht nur auf die Weine des Merum-Pakets zutrifft.
Brunello 2006 wurde von drei untereinander doch stark abweichenden Medien (Merum, Galloni in Wine Advocate, Wein-Plus) behandelt, deren Noten ich neben den den Weinen angebe, so daß sich jeder einen Eindruck machen kann, welcher Verkoster seinem eigenen Geschmack entspricht.

1. Südosten: Castelnuovo dell'Abate
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Merum: ♥♥, Wine Advocate: 93+

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Merum: ♥♥, Wein-Plus 90, Wine Advocate 93, Suckling 94

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Merum: -, Wein-Plus 88, Wine Advocate 93
Zuletzt geändert von Erdener Prälat am Mi 7. Mär 2012, 23:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Erdener Prälat
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Erdener Prälat »

2. diverse
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Merum ♥♥♥

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Merum ♥♥, Wein-Plus 87+, Wine Advocate 92

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Merum ♥♥

3. Norden
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Merum ♥♥, Wein-Plus 90, Wine Advocate 94

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Merum ♥♥, Wein-Plus 88, Suckling 95
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Erdener Prälat
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Erdener Prälat »

4. Süden: Sant'Angelo in Colle - Sant'Angelo Scalo
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Merum: ♥, Wein-Plus 88, Wine Advocate 93

Der Pirat:
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Merum ♥♥♥, Wine Advocate 93

Brunello di Montalcino, Il Poggione: leider Kork!

5. Norden:
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Merum ♥, Wein-Plus 93, Wine Advocate 94

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Merum ♥♥♥, Wein-Plus 87+

6. Süden: Sant'Angelo in Colle - Castelnuovo dell'Abbate
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Merum ♥♥, Wein-Plus 93, Wine Advocate 93

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Merum -, Wein-Plus 93, Wine Advocate 91
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Erdener Prälat
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Erdener Prälat »

Mein Fazit:
2006 ist in Montalcino in der Spitze ein großer und lagerfähiger Jahrgang. Da gehe ich mit Wein-Plus und Galloni. Merum bezweifelt das, was mich aber mittlerweile nicht mehr sehr verwundert:-)
Einige Spitzenweine benötigen mehrere Tage im Anbruch, um erahnen zu lassen, was in ihnen steckt. Die Flaschen wurden zwar alle bereits morgens geöffet und mittags umgefüllt, aber das reicht manchen Langläufern nicht. Gerade bei Capanna kommt mir durchaus Hofschusters "Atombunker" in den Sinn.
Von den Weinen des Merum-Pakets bin ich etwas enttäuscht, irgendwie fast alles (bis auf Pecci) weichgespült. Das mag aber auch an meinem Geschmack liegen.
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Erdener Prälat
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Erdener Prälat »

Da weiter vorne danach gefragt wurde hänge ich die beiden während der Brunello-Probe gereichten Süßweine hier an, auch wenn es sich natürlich nicht um Brunello handelt und der zweite Wein (der im "Bocksbeutel") nicht einmal aus der Toskana kommt. Da ich diesen schon im letzten Jahr in die Datenbank gestellt hatte, und sich seitdem nicht soviel verändert hat, verknüpfe ich der Einfachheit halber zur alten VKN.
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Erdener Prälat
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Erdener Prälat »

Mal sehen, ob von den Mitverkostern doch noch ein Lebenszeichen kommt:-)
In der Zwischenzeit habe ich noch ein paar weitere 2006er Brunello trinken können. Superiore hat mir den korkenden Poggione freundlicherweise ersetzt; dazu gab es noch zwei Weine vom aktuellen Wein-Plus-Stammtisch (Le Chiuse und San Giacomo), und ich habe noch bei einem Köln-Besuch zwei Flaschen bei Scholzen mitgenommen.
Zu den beiden Stammtischweinen gab es kurz vorher im Wein-Plus-Forum diesen aufmunternden Kommentar:
"Welche Zumutung , ein vertrockneter Wein und ein verholzter, fast
nach Kork schmeckend..." und "Welche Verschwendung von
Erwartung, Geld und Aufwand, ich habe den Stammtisch-Wein erst einmal
abbestellt, der zufällig mitverkostete Aldi-Brunello war zwar flach,
aber verträglich..."
http://www.wein-plus.de/forum/mb,a,t,51 ... nello.html
Knackige Worte, aber wenig präzise (gehört vielleicht auch meist zusammen), und so waren genau diese beiden Weine die, die mir dann am meisten zugesagt haben, wenn sie auch mit eher karger Stilistik derzeit keine Schmeichler sind. Der Caparzo ist stilistisch ganz ähnlich, wenn auch ein wenig schlanker, der Poggione schon offenherziger, aber noch mit adstringierendem Tannin, auch sehr gut, aber vermutlich den 04er nicht ganz erreichend. Auch nicht schlecht, aber einfacher und etwas gegen den Rest abfallend der Campogiovanni.
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Trinkfreude
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Trinkfreude »

Servus,

jetzt wollte ich es dann doch mal wissen. Hat der ganze Hype, der um diesen Wein und seinen Erzeuger gemacht wird, wirklich eine Grundlage oder fallen alle nur in vorauseilendem Gehorsam vor diesem Wein auf die Knie, weil er so selten und teuer ist?

Case Basse (Gianfranco Soldera), Brunello di Montalcino Riserva 2001

Erste Feststellung: Dieser Wein ist tatsächlich einmal anders - anders als alles, was ich bisher an Brunello oder sonstigen Sangiovese-basierten Weinen getrunken habe. Die helle Farbe hatte ich erwartet, die findet sich ja auch bei anderen traditionell (hier im Sinne von "ohne kleine neue Fässer" gemeint) arbeitenden Erzeugern. Aber das Bouquet ist göttlich und lässt einen nicht mehr los. Als hätte es ein begnadeter Parfümeur geschlaffen, so klar, transparent und zugleich vielschichtig, im Zeitverlauf sich immer wieder verwandelnd. Angefangen mit den reinsten roten Früchten, dann aber auch eine glasklare Orangennote - mir kam dabei eher das Fruchtfleisch in den Sinn als die gerne zitierten Schalen, weil dieser Duft so "saftig" und erfrischend und wirkte und nicht die bitteren Ankänge englischer Marmelade hatte. Dazu im Hintergrund ein leichter, noch schwer zu fassender dunklerer Ton (erdig? blättrig?...). Dieser tritt im Laufe der Zeit dann stärker hervor und schält sich als Herbstlaub heraus, aber nicht das modrig-nasse am Boden, sondern wie wenn man frisch gefallene Blätter zwischen den Fingern zerreibt. Dann auch noch Pilze und und und... wenn ich besser in der Lage wäre, Geruchseindrücke zu fassen zu kriegen, könnte ich hier seitenweise weiterschreiben.

Was tut sich im Mund? Eleganter und graziler Bau, zwar erkennbar konzentriert, aber kein bißchen dick. Der Wein legt sich nicht quer in den Mund wie mancher überambitionierte moderne Brunello, sondern er tanzt. Schöne rote Frucht, konsistent mit der Nase, reif ohne die leichteste Überreife, steht im Zentrum. Sie wird getragen von einer ausgeprägten, aber reifen und cremigen Säure, die dafür sorgt, daß der Wein auch nach dem dritten und vierten Glas immer erfrischend und trinkanimierend bleibt. Die Saftigkeit der Nase kommt hier 1:1 wieder. Die Gerbstoffe kann man sehr lange nur vage erahnen, auch wenn sie da sind - sie stützen kaum merklich die Frucht und tragen den laaangen Abgang. Erst nach mehr als 5 Stunden werden sie ein klein wenig deutlicher erkennbar, auch sie sind reif und ganz feinkörnig, kein bißchen bitter. Bis hierhin: ein Meisterwerk.

Das einzige, was diesen Wein noch besser machen könnte, wäre ein wenig mehr Mundfülle in der Mitte, ein Quantum mehr Frucht-Üppigkeit, so wie sie in wirklich warmen Sommern ensteht. Wäre diese noch gegeben, wäre der Wein für mich die Perfektion. Da ich dieses Mundgefühl jedoch generell sehr schätze, vermisse ich es hier, daher würde ich diesem Wein "nur" 96 Punkte geben. Allerdings muss man festhalten, daß mir diese Fülle bei fast allen toskanischen Weinen aus 2001 fehlt, das ist m. E. ein Charakteristikum des Jahrgangs (daher ziehe ich z.B. 99 meist vor). Insofern gibt dieser Wein genau das wieder, was die Natur angeboten hat, und wer mit der ausgeprägten Eleganz des Weines gut klarkommt, würde ihn wohl noch höher werten.

Das Entscheidende an diesem Wein ist aber nicht die Frage, ob er nun perfekt ist oder nicht, sondern seine Einzigartigkeit. Für mich ist der Case Basse Riserva ein absolut einzigartiges Erlebnis, weil er ohne Einflüsse des Ausbaus im Holz auf dem höchsten vorstellbaren Niveau die reinste Essenz dessen darstellt, was die Sangiovese-Traube leisten kann, vor allem aromatisch. Insofern bereue ich keinen Cent, den ich für diese Flasche ausgegeben habe, und freue mich wie ein Kind auf die zweite und letzte davon, die ich dann in frühestens 5 Jahren öffnen werde.

Würde ich ihn wieder kaufen? Wohl eher nein. Jetzt, nachdem ich dieses Erlebnis einmal hatte, habe ich mehr Freude, wenn ich mir für das gleiche Geld eine Kiste Baricci kaufe. Aber missen möchte ich diese Erfahrung auf keinen Fall.

Schöne Ostergrüße
Jürgen
C9dP
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von C9dP »

In den letzten Wochen meine erste intensivere Erfahrung mit einem Brunello seit längeren Jahren. Es war 2004er Fanti Brunello di Montalcino.

Ich muss leider feststellen, dass meine Lust auf Brunellos seitdem nicht wirklich gestiegen ist.

In der Nase noch schöne Sauerkirsche, Waldbeeren und eine angenehme Frische trotz der 14% Alkohol. Dann jedoch am Gaumen eine viel zu dominierende Säure mit saurer Kirsch-Beerenfrucht. Irgendwie auch ein wenig Cherry-Coke aus Kindheitstagen. Der Abgang war ebenfalls noch von der Säure geprägt und eher kurz. Mir stellt sich die Frage, ob Brunello so sein muss???

Die 94 WS-Punkte kann ich samt der Beschreibung mit cream und velvety überhaupt nicht nachvollziehen. Ich bin eher bei der Vinum-Bewertung von 16,5 Punkten. Bei mir gab es 85 Punkte und bei dem regulären Preis von 34 Euro eine 5 im PGV. Also, Klassenziel nicht bestanden. Ein neuer Anlauf ist in einigen Jahren möglich.
Viele Grüße

Aloys
darius
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von darius »

Case Basse und Fanti, na das ist ja mal ein Kontrast. Unterschiedlicher geht Brunello kaum noch...

Fanti 2004 ist vor ein paar Jahren bei einer Arrivage-Brunello-Probe, bei der ich zugegen war, als sehr untypisch und damals (in der Arrivage!) schon alternd und von der Gruppe großteils schwach eingestuft worden.

2006 ist für meinen Geschmack besser, da typischer. Wirklich Eindruck hinterlassen hat dieser aber auch nicht, wobei das für das Meiste gilt, was ich von dem so gehypten Jahrgang bisher im Glas hatte. Konzentriert und lang ist vieles, aber das ist nur eine der vielen Seiten am Sangiovese.

Case Basse kann großes Kino sein, einige Vertreter der 90er können an zu viel flüchtiger Säure kranken. Aber wenn sie on sind, sind sie on. Und einzigartig in jedem fall.
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Jürgen
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Re: Brunello di Montalcino

Beitrag von Jürgen »

Am Samstag hatten wir unter anderen Weinen einen 2006er Pian dell'Orino im Glas. Schon auf der ProWein hat er mir richtig gut gefallen. Wenn man diesem Wein mindestens fünf weitere Jahre zugesteht wird das mal ein richtig Guter. Könnte mir vorstellen, daß er dann bei 95 oder mehr Punkten landen wird. Bis auf seine Jugend hatte ich an dem Wein nicht viel auszusetzen. Ich bin normalerweise kein so großer Brunello-Fan aber der ist richtig gut.
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