octopussy hat geschrieben:
es sind jetzt die ersten 2009er gekommen. Eins wundert mich etwas: Trotz des abstrus hoch angekündigten Alkoholgehalts bei Ch. Mayne-Lalande hatte ich mal zwei Flaschen bestellt. Es hieß aus dem Weingut (zitiert nach Weinwisser): "Die vergorenen Lots zeigten historische Werte, und als wir die Assemblage fertig stellten, staunten wir nicht schlecht: der Alkoholgehalt lag bei 15,1 Volumenprozent." Auf dem Etikett stehen 13,5 Volumenprozent. Das liegt doch außerhalb der Toleranzgrenzen für die Etikettierung oder? Weiß jemand näheres, warum der Alkoholgehalt wie durch ein Wunder seit der Assemblage um 1,6 Volumenprozent gesunken ist?
Hallo Stephan,
die deklarierten 13,5% können angesichts der zulässigen Toleranz auch tatsächliche 14% sein, so dass sich die Abweichung auf ein gutes Prozent reduzieren würde. Ansonsten gibt es hier eine Fülle von denkbaren Ursachen:
1. Messfehler bei der Assemblage. Der Wert wird (anders als der "offizielle" Wert des fertigen Weines, der aus einem amtlichen Labor stammt) im hauseigenen Labor des Erzeugers bestimmt worden sein; da kann es mit ungeübtem Personal schon mal zu kleineren Fehlern kommen. Sollte nicht passieren, passiert aber immer wieder.
2. Die Assemblage nach Abschluss der Gärung war nur vorläufig, aber nicht final. Es können in der finalen Assemblage vor der Abfüllung noch weitere Partien hinzugekommen sein, die man zunächst ausgeschlossen hatte.
Horribile dictu, es könnten sogar bis zu fünfzehn Prozent 2010er (oder 2008er, so noch vorhanden) in die finale Assemblage Eingang gefunden haben.
3. Alkoholverlust beim Ausbau. Nichts Ungewöhnliches; im Ausmaß sehr schwer abzuschätzen, da hier externe Faktoren eine wichtige Rolle spielen: Art des Holzes, Temperatur, Umgebungsfeuchte. Bei großen, alten Fuderfässerrn beträgt in kalten und feuchten Kellern der Alkoholverlust über ein Jahr bis zu 0,5% Vol. - wie sich die Sache bei mehr oder minder neuen Barriques und eher warmen Lagerbedingungen verhält, weiß ich nicht.
Gruß
Ulli