Bordeaux 1994

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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Trapattoni
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von Trapattoni »

"UlliB"

grüne Paprika,

Hallo Ulli,
grüne Paprika ist m. E. Ausdruck unreifen Leseguts und muss nicht sein, verfliegt auch manchmal. Rote Paprika hingegen finde ich in der Nase extrem geil. Wenn da noch ordentlich Tabak, Cassis etc. dazukommt, gibt es nichts Schöneres. :D
Grüße
Dieter
Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen man trinkt.
(Joachim Ringelnatz)
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UlliB
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von UlliB »

Schon lustig - irgendwie scheinen wir bezüglich 94 hier nicht zu einer einheitlichen Meinung zu kommen:
Trapattoni hat geschrieben:94 ist sicher kein großes Jahr, aber ich habe schon einige sehr, sehr anständige 94er im Glas gehabt, u.a. Troplong-Mondot. Aus meiner Notiz vom Juni letzten Jahres: "...Minze, Lakritze, die obligatorische Olive, sehr konzentriert, dicht wie Angelus, 93 Points..."
Einige Beiträge vorher:
Moulis hat geschrieben:Es gibt sicher viele harte, ausgetrocknete Weine. Man denke nur an den grausamen Troplong Mondot der gemeinsamen Flasche :(
Entweder es gibt extreme Flaschenvarianzen (glaube ich eigentlich nicht), oder es zeigen sich hier tatsächlich fundamentale Auffassungsunterschiede darüber, wie guter Bdx beschaffen sein sollte und wie nicht.

@Trappatoni: ob nun grün, gelb oder rot: Paprika hat in gutem Bordeaux für mich nichts verloren (und kommt in wirklich reifen Jahrgängen dort auch so gut wie nie vor). Das kann man aber natürlich auch anders sehen.

Gruß
Ulli
argentum
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von argentum »

Desmirail hat geschrieben:
argentum hat geschrieben: Vielleicht hatte ich ja auch einen grosszügigen Tag mit den Bordeaux' jeweilen :mrgreen:
Vielleicht hängt das auch mit Deinen vermutlich tieferen Erfahrungen im Bereich der Burgunder zusammen?
Mensch Manuel, gerade hier hatte ich mir soooo vrogenommen die beiden Regionen mit B nicht in einem Atemzug zu nennen... du bist schuld ;-)
Gruss
Philipp

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Trapattoni
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von Trapattoni »

Ich verkoste selten allein, oft sind ein paar der Preisträger der deutsch-österreichischen Meisterschaften im Weinverkosten dabei und so richtig weit auseinander lagen wir auch bei den 94er Bordeaux bisher nicht. Aber vielleicht passiert es ja noch :mrgreen:
Hier mal ein paar 94er der letzten beiden Jahre, die ich unter 90 Punkten sehe:
Calon-Ségur 1994
Moulin Haut Laroque 1994
Domaine de Chevalier 1994
Grand Puy Ducasse 1994
Talbot 1994
Batailley 1994
Talbot 1994
Lagrange 1994
Pape-Clément 1994
Pichon Baron 1994
Beauregard 1994
Poujeaux 1994
Ducru Beaucaillou 1994

Hier zwei Kandidaten, die aufgrund ihrer Verschlossenheit immer so auf 90 rumdümpeln:
Château Margaux 1994
Leoville Barton 1994

Und hier die Über-90-Points-Weine:
Canon-la-Gaffeliére 1994
l'Evangile 1994
Palmer 1994
Cos d`Estournel 1994
Léoville Las Cases 1994
La Mission Haut-Brion 1994
Pontet-Canet 1994
Troplong Mondot 1994
Angelus 1994
Pichon Longueville Comtesse de Lalande 1994

wobei die untersten die höchste Bewertung hatten.

Liebe Grüße
Dieter
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bordeauxschwalbe
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von bordeauxschwalbe »

Latour hat geschrieben: brandig und portig? Bei Weinen, die schwerpunktmäßig zwischen 12,5 und 13 % Alk liegen? [...]
Man kann ja den 94ern Attribute anhängen wie man mag, aber ganz sicher nicht "überalkoholisch"!
warum "darf" ein wein mit 12,5 % alk nicht brandig, portig oder überalkoholisch schmecken oder riechen?
das sind ja -wie sie auch angedeutet haben- subjektive geschmacksempfindungen und korrespondieren nicht immer mit dem tatsächlichen alkoholgehalt. da haben auch bekannte professionelle verkoster überraschungen ob dieser diskrepanz erlebt...
mmn passiert so etwas, wenn sich alles andere wie frucht, säure, tannine, usw. bereits verflüchtigt hat. also wenn der wein einfach "drüber" ist, tritt das alkoholische in dieser form hervor.
lg aus wien,
philipp

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Desmirail
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von Desmirail »

argentum hat geschrieben: Mensch Manuel, gerade hier hatte ich mir soooo vrogenommen die beiden Regionen mit B nicht in einem Atemzug zu nennen... du bist schuld ;-)

Ähem, hust Bild !

Ich mein ja nur. Von einigen Usern kenne ich ja die ungefähre Richtung aus der sie weinlich kommen und ich finde man kann dann schon mal "über" den Tellerrand schauen. Ich schreibe das vor allen Dingen, weil ich mich ja auch den Burgundern nähere Bild und die Geschmackspalette bzw. das Geschmackspuzzle so langsam erfasse Bild .

Nicht selten sagt man, das reife BDX burgundisch schmecken können Bild

Außerdem, Spaß muss sein, das ganze ist eh wie eine Carrera-Bahn Bild
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Latour
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von Latour »

bordeauxschwalbe hat geschrieben:das sind ja -wie sie auch angedeutet haben- subjektive geschmacksempfindungen und korrespondieren nicht immer mit dem tatsächlichen alkoholgehalt. da haben auch bekannte professionelle verkoster überraschungen ob dieser diskrepanz erlebt...
Welche Verkoster und welche Weine waren das?

Dass das mal bei einem Wein vorkommen kann, ist möglich, aber den 94er Jahrgang generell als "brandig, portig, überalkoholisch" zu bezeichnen ist objektiv nicht nachvollziehbar.
Zahlreiche Grüße
Artur
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dazino
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von dazino »

Hallo zusammen

Also ich habe dazumal bei der Arrivage ziemlich kräftig zugegriffen da die Preise akzeptabel waren und nach 3 schwächeren bis sehr schwachen Jahren ich mein Lager füllen wollte. Leider brachte mir der Jahrgang nie die Freude die ich mir erhofft hatte.

Als schwach empfand ich dabei (unter 85 Punkte):
- Domaine de Chevalier rouge
- Talbot
- Armailhac
- Issan

als mittelmässig (um die 85 Punkte):
- Lagrange
- Clerc Milon
- Cos d'Estournel

als gut (um die 88 Punkte)
- Lynch Bages
- Montrose
- Mouton Rothschild
- Pichon Baron

sehr gut (um die 90 Punkte):
- Pichon Comtesse
- Pontet Canet
- Domaine de Chevalier blanc

Vor ca. 3 Jahren habe ich schlussendlich mit dem Jahrgang abgeschlossen und meine Restbestände alle verkauft. Fast alle Weine zeigten dabei grüne Noten und waren sperrig und karg. Als alkoholisch empfand ich die Weine eigentlich nie.
Der 93er hatte in seiner Jugend wenigstens noch etwas Charme und hat mir schlussendlich mehr Spass bereitet.

Eine 94er Comtesse hätte ich aber gerne wieder einmal im Glas. :roll:

Gruss
David
Rieslingmaster
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von Rieslingmaster »

dazino hat geschrieben: Eine 94er Comtesse hätte ich aber gerne wieder einmal im Glas. :roll:

Gruss
David
Hallo David,

habe noch 94er Comtesse an Bestand, lass uns mal ne Fl. kippen, war schon enttäuscht nach dem Comtesse-Fehlschuss letzten Freitag. :cry:

Gruss

Dominik
bordeauxschwalbe
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Re: Bordeaux 1994

Beitrag von bordeauxschwalbe »

Latour hat geschrieben:Dass das mal bei einem Wein vorkommen kann, ist möglich, aber den 94er Jahrgang generell als "brandig, portig, überalkoholisch" zu bezeichnen ist objektiv nicht nachvollziehbar.
ok ich fange an sie zu verstehen:
nur, was ist beim weintrinken schon objektiv? wir alle hier teilen doch nur unsere subjektiven geschmackerlebnisse und meines ist bei den (nicht wenigen) 94´ern, die ich bis dato getrunken habe, eben das von mir oben beschriebene:

Montrose
1fl am 11.04.08: nach dem öffnen schrecklich seicht und flach, legt zwar zu aber immer zwischen zu trocken oder schon überalkoholisch, selten blitzt ein reifer animalisch-portiger genussmoment durch. Am 2ten tag legt er deutlich zu und wird endlich rund, letztlich gewinnen aber tannine und ledrige-erdtöne auf kosten von fruchtsüsse. 84P

Les Ormes de Pez
1fl am 28.10.09: typisch 94 (metallisch, austrocknende säure, schon etwas drüber), deutlich schlechter als 95 aber für 94 ganz ok, trotdem abhaken. 84P

Chateau Sociando-Mallet
1fl am 05.11.09: bis dato einer der besten 94´er -reif, gute fruchtsüsse, am 2en tag noch besser: lebkuchen, leicht mineralisch, perfekte balance, straffe langlebige tannine, sehr versöhnlich nach der 96er-enttäuschung. 90P

Clerc Milon
1fl am 13.7.09: ähnlich dem 93er, etwas kräftiger und kantiger 87P

Duhart Milon
1fl am 30.10.07: noble, kühle, zurückhaltende heidelbeer-nase mit leichten graphit-tönen, rund und füllig im gaumen, gut balancierte säure, voll eingebaute tannine, sehr schön trinkbar aber kein wow-effekt. 87P

Grand Puy Ducasse
1fl am 04.10.11: neben der frucht dominieren leider vor allem metallisch-kapselige töne, ausserdem ziemlich grasig 81P

Lynch Bages
1fl am 01.04.09: deutlich kompakter und auch etwas verschlossenehr als der 93er. Deutlich mehr potential. Kein fruchtiger verführer aber guter, ernster stoff 91P

Mouton Rothschild
1fl am 20.09.08: sehr dicht sehr dunkel, anfangs vielversprechend trocknet aber leider eher aus als er sich öffnet. Nochmal probieren. 90P

Pichon Baron
1fl am 28.12.08: anfangs leider muffig-korkig. Mit belüftung legt sich das aber. Kühler pauillac-blaubeer schimmer in der nase. Schöne und gefällige fruchtsüsse, seidige tannine. Später in richtung etwas aranzini und dann leicht austrocknende säure. Dann wieder etwas muffton.
2fl am 26.08.10: ein weiterer mühsamer, harter, harscher 94er. keine frucht, viel grip, trocken. lmaa 87P (89ohne muff)

Pichon Comtesse Lalande
1fl am 30.01.08: wahnsinns entwicklung in richtung dichter aranzini: Das einzige was man vemisst ist etwas komplexität und vielschichtigkeit. Dafür gibt es konzentration, power und länge in einer neuen dimension, wobei dazu gesagt werden muss, dass balance und harmonie - im gegensatz zu den "neuen power-weinen"- nie verloren geht. erinnnert an monbousquet 99, jedoch eine klasse besser -klassischer. 93P
2fl am 23.04.10 intensiver dunkler süsser duft nach dem öffnen, etwas kuhstall-nasser hund, portig-überalkoholisch, etwas 94er-austrocknend aber auch leder-schwarzkümmel. wird mit luft weicher und süffiger, die grundcharakteristik bleibt. im vgl. zur letzten notiz mehr negative 94er charakteristik. am 2en tag verstärkt sich vor allem das austrocknende der 94er. schade. 89P

Ducru Beaucaillou
1fl am 24.06.08: gleich wie letzte flasche. Top. 1fl am 18.04.08: dicht, dunkel "inky", der konzentrierteste und virilste aller 94 bis dato -hat noch grosses potential, aranzini wie baron 93 oder monbousquet 99, strenges tanninrückgrat. Pow. 92P

Gruaud-Larose
1fl am 28.01.08: ähnlich dem 93´er geil!
2fl am 16.04.08: gruaud ist besonders, eine mundwässrig-machende olivig-melissige säure, dazu furztrocken (zum. In diesem jahr) am nächsten tag kommt ein üppig-reifer moschus-leder duft eines reifen weines dazu, die frische säure steht wie das vervollkommnende ebenbild dazu.
3fl am 07.11.09: mitteldunkles ziegelrot, wieder zitronenmelisse in der nase, zupackende säure beim öffnen, wird mit luft runder, weicher und süsser. ich bleib dabei ein guter wein. 91P

Langoa Barton
1fl am 05.10.07: der wein ist sicher nicht perfekt -hat ecken und kanten aber er ist richtig geil! -süsse, tiefe graphit-dunkle animalische nase -man will den rüssel ganz ins glas tauchen. Am gaumen sehr gradlinig, pelzige, etwas trockene und bittere tannine aber gut balanciert, keine störende säure. war auch sehr kurz dekantiert. unglaubliches preis-leistungsverhältnis! am nächsten abend sind alle tannine geschliffen und es dominiert ein animalischer stinker mit einer schönen süsse am gaumen, jedoch etwas trocken und pelzig im abgang. leichte bittertöne. trotzdem schön!
2fl am 28.02.09: horiz. gg. barton -gute eröffnung hat aber gg lb keine chance- etwas unsauber (stinkerl), leichter und schon über dem höhepunkt, trotzdem ein guter wein fürs geld.
3fl am 21.06.10: erste von3 flaschen des abends, aus der flasche mit ça 30mn luft ins glas, anfangs karg-trocken aber mit körper und potential, bekommt mit luft mehr schmelz und fruchtsüsse, der bekannte 94er charakter bleibt erhalten aber kein schlechter vertreter. 88P

Leoville Barton
1fl am 28.02.09: sehr präzise und klar definiert, reine frucht, ausgezeichnet ausbalanciert. Am 2ten tag legt er noch zu. À point aber auch noch potential 92P

Leoville Lascases
1fl am 22.04.08: helles rot beim öffnen, claret. Ein alles in allem enttäuschender wein: strenge, herbe und bittere tannine, auf ein wunder in 5j+ warten oder verkaufen. 86P

Palmer
1fl am 13.03.08: anfangs auch die von mir ungeliebten 94´rer note -austrocknende säure kombiniert mit überalkoholisch-medizinaler nase. Dann wacht er auf und zeigt was in den foren als geiler stoff beschrieben wird: erdbeerige süsse. 91P

Prieuré-Lichine
1fl juli 07: einfach nur sauer, kein spass! 70P

Beau-Séjour Bécot
1fl am 19.04.10: nach dem öffnen metallisch-harter 94er, das vergeht aber bald, in der karaffe bald da mit etwas veilchen, erstaunlich wässrig leicht, trocknet bald aus, aus der flasche dann mehr grip aber unharmonisch, einerseits bereits überreife töne 87P

La Gaffeliere
1fl am 14.10.07: gradlinig, durchaus vollmundig, mittlerer körper mit spritziger säure, etwas trocken im abgang und wenig inspirierend. 86P

Le Bon Pasteur
1fl getr. Feb.07, sehr dünn
2fl am 19.11: es bleibt bei einem unscheinbaren, leichten und schnell vergänglichen genuss. 84P

Gazin
1fl am 24.09.08: feine aromatische kräuter, rund leicht, eher nicht -pomeroltypisch. Bald austrocknend. Für preis und jg gut 86P

ich finde nicht, dass man in diesem forum anfangen soll zu diskutieren, ob etwas "objektiv nachvollziehbar" ist oder nicht -es gibt hier doch keine wahrheiten!
Latour hat geschrieben:Welche Verkoster und welche Weine waren das?
ich kann für sie jetzt leider nicht alle notizen von parker, NM oder gabriel durchforsten, aber wenn ich mal drüber stolpere...
bitte entschuldigen sie nochmal vielmals, dass ich es gewagt habe, diesen wunderbaren JG so zu diskreditieren /sarcasm
lg aus wien,
philipp

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