Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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harti
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von harti »

Hallo Andreas,

so ganz erschließt sich mir nicht, was Du sagen willst :?: .

Grüße

Hartmut
weinfex
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Hallo Hartmut,

habe ich mal wieder "verklausuliert"? ;)
Ich meinte, wenn man unterstellt, dass Parker bewusst nicht
"in die Vollen geht", kann ich es nicht nachvollziehen warum er es nicht tut,
die Preise werden für 09 in der momentanen "Lage" eh nicht steigen (sie
werden aber bei relativ niedriger Bewertung auch nicht wirklich sinken, wenn man
mal von einer kleinen Delle absieht, welche sich dann spätestens mittelfristig stabilisieren
dürfte)...
Grüsse weinfex
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harti
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von harti »

Hallo Andreas,

meine Überlegungen bezogen sich auf zukünftige Jahrgänge, konkret auf den 2011er. Wenn Parker den sehr teuren Jg. 2009 eher verhalten bewertet, also in der Größenordnung wie Jeff Leve und Neal Martin, wie sollen dann hohe Preise für den (mutmaßlich) durchschnittlichen 2011er durchgesetzt werden?

Grüße

Hartmut
weinfex
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Ich gehe im Moment davon aus, dass wir für den Jahrgang
2011 Preise in Grössenordnung von 2008 haben werden (bei
den Premiers und SuperSeconds etwas höher), ohne
jedoch "Beweise" dafür liefern zu können...
Parker hat in dieser "Preisfindung" meines Erachtens wenig
bis gar keinen Einfluss, da gibt es "wichtigere Faktoren"...
Grüsse weinfex
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dazino
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von dazino »

Hoi zäme

Wer hat den Giscours 2009 bereits auf der Flasche probieren können? Ich könnte einige Flaschen zu einem guten Preis kaufen, bin aber unsicher ob ich soll. :?

Gruss
David
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Frankie Wilberforce »

weinfex hat geschrieben:Ich gehe im Moment davon aus, dass wir für den Jahrgang
2011 Preise in Grössenordnung von 2008 haben werden (bei
den Premiers und SuperSeconds etwas höher), ohne
jedoch "Beweise" dafür liefern zu können...
Parker hat in dieser "Preisfindung" meines Erachtens wenig
bis gar keinen Einfluss, da gibt es "wichtigere Faktoren"...
Hallo Weinfex,

Deine Ausführung ist interssant.
Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass die Punkte von Parker die Preisfindung maßgeblich beeinflußen.
Was wären denn z.Bsp "wichtigere Faktoren" als die Bewertung von Parker? :?:
:arrow: :idea: Eurokrise, Weltkonjunktur, die Nachfrage aus den BRIC Staaten? :?:
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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innauen
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Hallo,

die Regeln des Subskriptionsgeschäfts sind ja grundsätzlich die gleichen wie überall: Angebot und Nachfrage. Das Angebot ist riesig. Aber die Chateau haben seit 150 Jahren ein cleveres System entwickelt, die Nachfrage zu schüren. Parker war seit 1982 fester Bestandteil der Nachfragestimmulanz. Und Parker hat über die Jahrgänge hinaus gewirkt. Die Modernisierung der meisten Chateau geht auf ihn zurück, ebenso wie die Mode der Garagenweine am rechten Ufer. Spätestens mit dem am Anfang von ihm eher mäßig geschätzten Jahrgang 2005 beginnt sich sein Einfluss aber zu relativieren. Die Chateaus sind wieder unabhängiger von diesem unabhängigen Kritiker geworden. Das hat mehrere Gründe. Hauptsächlich aber hat ihn sein eigener Erfolg aufgefressen. Das Qualitätsniveau ist mittlerweile so stark angestiegen, dass es wirkliche Fehlkäufe nicht mehr gibt. Der Konsument ist auf den Parker-Kompass nicht mehr so stark wie früher angewiesen. Die Grand Cru Classé zeigen sich sehr homogen und selbst die Abstufung zwischen den unterschiedlichen Klassen macht - mit vielen Ausnahmen, aber die Richtung stimmt, wieder mehr Sinn als früher. Nachfragegetrieben lassen sich viele Weine auch ohne oder nur mit mäßiger Parkernote für viel Geld verkaufen. Markenimage ist teilweise wichtiger geworden. Natürlich hat Parker für relevante Segmente des Marktes noch seine Bedeutung. Vergleichsweise günstige Weine mit hoher Parkernote verkaufen sich immer noch besser als die niedriger bepunktete Konkurrenz. Entwicklungen wie in den 90er Jahren (z.B. die Preisexplosionen bei Valandraud) haben aber seltener stattgefunden.

Welche Faktoren sind dann entscheidend? Bevor ich versuche darauf Antworten zu geben, muss man sich klarmachen, dass Bordeaux ein extrem intransparenter Markt ist. Kein Chateau hat ein Interesse Licht in das Dunkel seiner Absatzzahlen zu bringen. Wie erfolgreich ein Wein ist - oder auch nicht - läßt sich nur nährungsweise an Hand der Preise im Sekundärmarkt bestimmen. An erster Stelle für den Erfolg einer Kampagne steht immer noch die allgemeine Jahrgangseinschätzung. Oder wie Rene Gabriel es mal gesagt hat. Einmal heiss, immer heiss. 2003, 2005, 2009 waren solche Jahre. Dann läuft die Marketingmaschine meist schon vor Weihnachten an und erlebt ihren Höhepunkt bei der Primeurverkostung. Parker- und andere Noten sind dann schon noch wichtig, um graduelle Verschiebungen bei den Preisen einzelner Weine zu begründen. Aber der generelle Trend hängt immer noch an der Jahrgangseinschätzung. Umgekehrt ist einmal kalt nur noch schwer zu erwärmen. 2004, 2006 und 2007 sind solche Jahre. 2008 hat sich der immer noch verhandene Einfluss von Parker zuletzt nochmal deutlich gezeigt, auch in der Flaschenverkostung, wo die partielle Abwertung den Sekundärmarkt hat einbrechen lassen. Hinzu kommen die Faktoren von Nachfrageverknappung (wieviel Prozent der Ernte überhaupt verkauft wird, ist von den wenigsten Chateau zu erfahren), zur Verknappung trägt auch der von den Chateau ausgeübte Druck bei (in den 80er gab es noch gedruckte Subskriptionslisten. Heute gibt es Tranchen, um die Preissteigerungen am Sekundärmarkt mitnehmen zu können. Manche Weine sind dadurch schon am ersten Tag weg). Ein neuer und nicht zu unterschätzender Faktur ist zudem die Spekulation (Duhart Milon, Zweitweine der Premier Cru). Man darf nicht vergessen, dass Bordeaux trotz aller Größe ein kleiner Markt ist. Wenn da irgendein Superreicher 100 Mio. Euro in Wein anlegt, um sein Portfolio breiter zu streuen, kann das schon zu erheblichen Preisverschiebungen führen.

2010 wiederum ist ein Beispiel dafür, dass man das Spiel mit der Stimulation der Nachfrage auch übertreiben kann. Ein potentiell sehr gutes Jahr mit nochmals höheren Preisen trifft auf eine schon aus 2009 stark gefüllte Keller. 2010 ist nach meinen Kenntnissen deutlich weniger im (deutschen) Subskirptionsgeschäft gegangen, als möglich gewesen wäre. Was wäre für die Verbraucher möglich gewesen, wenn 2010 jetzt zum Verkauf anstünde :!: Damit kommen wir zum nächsten Faktor: Das für die Intensität der Nachfrage wichtige Moment der allgemeinen Wirtschaftslage. Ist die schlecht, wie 1990 (Nachwendepression), 2001, 2002 (Dot-Com-Krise), 2008 (Lehmann) oder eben 2011 (Griechenland), können auch keine hohen Preise durchgesetzt werden. Der späte Erfolg von 2008 hat auch viel damit zu tun, dass in Staaten wie Deutschland schon wieder ein leichter Aufschwung einsetzte. Umgekehrt unterliegen die Chateau bei schlechten Jahrgängen der Versuchung, bei hohem wirtschaftlichen Niveau auch schwache Jahrgänge teuer zu verkaufen. Schönste Beispiele sind 1991-1993, die trotz mäßiger Qualität aber wegen anziehender Nachfrage auch aus Osteuropa nur wenig unterhalb des Preisniveaus von 1990 verkauft worden (Beispiel Mouton. 1989 (104 DM) 1990 (83), 1991 (50), 1992 (50), 1993 (66), und natürlich 2006 und vor allem 2007 (Höhepunkt des CDO-Geschäfts). Ein schwierig einzuordnendes Jahr ist zB 1997. Asienkrise und mäßige Qualität sprachen gegen ein hohes Preisniveau. Trotzdem wurde es ein sehr teures Jahr. Nicht zuletzt auf Grund der Selbstüberschätzung der Chateau. 1994-1996 waren die Preise jedes Jahr gestiegen. Es gab einen neuen Bordeauxboom, vor allem am rechten Ufer. Man versuchte also auch 1997 hohe Preise durchzusetzen, was daneben ging. Noch heute kann man Valandraus 1997 für 400 Euro kaufen.

Nimmt man diese Faktoren zusammen und schaut auf 2011 ergibt sich keine eindeutige Prognose. Es gibt keinen Hype um den Jahrgang. Nicht mal ansatzweise. Nun hat noch niemand den Rebsaft verkostet. Es kann also noch was gehen, zumal die Klimadaten dahin deuten, dass dort wo die Weine ausgereiften und sorgfältig gelesen worden ist, Dank Klimawechsel tolle weine entstanden sein können. Aber alle Beteiligten stellen sich auf ein kühles Verkaufsklima ein. Es dürfte auch noch gute Bestände an 2009 und vielmehr noch aus 2010 geben, was angebotssteigernd wirkt. Nachteilig für die Nachfrage ist auch, dass die Verbraucher eine gewisse Überdrüssigkeit an an zu teuren Weinen haben. Es gibt auch Regionalisierungstendenzen (USA) und China, die viel aus dem Sekundärmarkt aufgesaugt haben sind jenseits der Top 20 immer noch kein Subskriptionsmarkt.

Ich persönlich denke, dass der Markt 2011 noch weiter auseinandergehen wird. Die Premier werden teuer bleiben. Ich rechne mit einem Preisniveau wie 2006/2007 (damals 390 Euro). Aber für einige Superseconds und Weine der Mittelklasse um 50 Euro wird es schwierig werden, die Preisbestimmung vorzunehmen. Zur Erinnerung: 2008 "flog" nachdem Angelus mit rund 60 Euro startete. Das machte es vielen Nachbarn leicht, ähnliche Preisabschläge vorzunehmen. Es wird darauf ankommen, wie die Primeurverkostung läuft und wer dieses Jahr den Testballon startet und wie dick der sein wird.

Und um jetzt all das Gesagte wieder zu relativieren: Wenn die Preisbestimmung schwierig ist, könnte Parker und Co dann doch wieder eine Leitfunktion zukommen. Weniger allerdings als für die Chateau. Bei hohen Noten könnte man versucht sein, es doch mit hohen Preisen zu versuchen ;) :lol:

Grüße,

wolf
„Es war viel mehr.“

Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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innauen
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Parker wird nicht abwerten, wetten?!

Beitrag von innauen »

Hallo,

via Twitter hat Robert Parker schon mal einen Vorgeschmack auf seine Nachbewertungen gegeben. Sieht nicht danach aus, als wolle er sich großartig korrigieren ;) 8-) Hätte mich nach der Top 20 Propagandaveranstaltung ehrlich gesagt auch gewundert. Ausserdem war ich noch nie Mitglied im "Robert M. Parker-Bashing-Club". Der Mann ist immer noch eine Institution, auch wenn er die Preisentwicklung nicht mehr so stark wie früher beeinflusst. Hier der O-Ton:

was in Bordeaux for 12 days tasting and retasting 2009 Bordeaux......after 33 years of doing this 2009 is the single greatest vintage I have ever tasted......of course 50-60 of the most prestigious wines cost a small fortune but there are another 500+ reviews in my next Wine Advocate....and many of them are outrageous values for wines so sumptuous

Grüße,

wolf
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weinfex
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Moin Wolf,

das er sich korrigieren wird, war und is ja nicht zu befürchten,
er würde den allermeisten Weinen schon "Unrecht" tun, wenn er sie
am unteren Ende der Fassprobennoten bewerten würde...
Unter normalen Umständen muss es so um ein Dutzend 100 Punkte
Weine geben und noch deutlichst mehr in der Range 97-99.
Alles andere ist in meinen Augen "zu tief"...
Aber wir werden ja bald "sehen"... :D

P.S. Das er es für den bisher besten Jahrgang überhaupt
ansieht, ist ja schon aus der "Jahrgangschart" zu ersehen,
allerdings heisst das im Umkehrsschluss nicht automatisch
auch extrem hohe Bewertungen bei den einzelnen Weinen (vgl.
z.B. das Gebiet Margaux im Jahrgang 2005)...
Grüsse weinfex
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Riesaux
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Riesaux »

Wollte mal nachfragen, ob jemand schon mal den La Lagune 2009 probiert hat und wie der Eindruck war? Wie ist der Wein in dem Jahrgang einzuschätzen, ehr modern wie hier schon mal angedeutet?

Gruß

Holger
Holger Bromm
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