Bordeaux 2009

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Auffallend ist, dass die Bewertungen im Vergleich zu den Primeurbewertungen nun doch sehr zurückgehen.

Merkwürdig, ist der Wein doch noch in der Primärfruchtpahse und hat sich noch nicht verschlossen. :roll: :!:
Der Jahrgang 2009 ist vor nicht ganz 2 Jahren geradezu überschwänglich und enthusiastisch in den Himmel gelobt worden, und nun fallen die Bewertungen der Flaschenabfüllungen durch die Bank ernüchternd (enttäuschend) aus. :shock:

War das also nix weiter als die freundliche Unterstützung der internationalen Verkoster für das Marketing und den Verkauf der Bdx Negociants und Chateaubesitzer? :?:
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
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Desmirail
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Desmirail »

Vielleicht sind die Weinmacher auch etwas überfordert gewesen mit einer solch opulent daher kommenden Reife der Trauben damals :?:
Aber warten wir mal ab was RP, RG, JR, NM, JS etc. sagen werden, wenn die ihre Bewertungen abgegeben haben.

Es erscheint ja auch so, dass der Markt für Luxusweine sich zunehmend sättigt. Ob da noch viel auf Halde liegt ... 8-)
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weinfex
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Frankie Wilberforce hat geschrieben:Auffallend ist, dass die Bewertungen im Vergleich zu den Primeurbewertungen nun doch sehr zurückgehen.
Finde ich ebenfalls überraschend, von meiner Seite sehe die
Primeurverkostungen in den allermeisten Fällen bis jetzt bestätigt,
positive und negative "Überraschungen" gibt es aber ganz klar auch...
Grüsse weinfex
weinfex
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Desmirail hat geschrieben:Vielleicht sind die Weinmacher auch etwas überfordert gewesen mit einer solch opulent daher kommenden Reife der Trauben damals :?:
Ich glaube eher, die Informationen der schreibenden Zunft waren nicht präzise genug.
Ich hatte hier irgendwo im Forum während der Primeurverkostung des Jahrganges 2010
im Zusammenhang mit einer Nachverkostung des Jahrganges 2009 des Clos du Jaugueyrons schon
angemerkt, dass es da ein Missverständnis mit der Stilistik des Jahrganges 2009 gibt. Er ist deutlich
"klassischer" wie das damals beschrieben wurde. Nicht nur die Alkoholwerte sind hoch, sondern eben u.a. auch die Tanninwerte.
Das damit nicht zuletzt die Amis so Ihre "Probleme" haben dürften, dürfte nicht weiter verwunderlich sein.
Und das nicht zuletzt Parker mit seinen Bewertungen inzwischen nicht nur Weine bewertet, sondern
auch "Politik" betreibt, dürfte spätestens nach der Veröffentlichung der Bewertungen für 2009 jedem klar
werden... ;)
Grüsse weinfex
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Nach dem was ich als Privatkonsument in den letzten 3 Monaten an BDX 2009 im In- und Ausland probieren durfte (ca 20-25 verschiedene Weine vom einfachen AOC bis zum 2.GCC), hat mich sehr sehr überzeugt. Nachwievor bin ich zutiefst der Ansicht, dass 2009 ein wirklich gang ganz großer Jahrgang ist, ein wirklicher Jahrhundertjahrgang, der diesen Namen verdient. Die gerade veröffentlichten Bewertungen von anglo-amerikanischen Verkostern passen für mich irgendwie nicht zusammen. Die Bewertungen von Hr. Hilse sind für mich schlüssig und nachvollziehbar.
Ich habe den Eindruck, das kulturellbedingte Unterschiede in den Geschmacksvorlieben (US-Gaumen versus EU-Gaumen) hier eine Rolle spielt. Vielleicht ist es aber auch eine Art von "Politik" der verschiedenen US-Verkoster um US-Weine für den einheimischen Markt wieder schmackhafter zu machen, und um weg zu kommen, von den sündhaft teuren Pomerols und Pauillacs...
Grüße Armin

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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Jochen R. »

Frankie Wilberforce hat geschrieben:Nach dem was ich als Privatkonsument in den letzten 3 Monaten an BDX 2009 im In- und Ausland probieren durfte (ca 20-25 verschiedene Weine vom einfachen AOC bis zum 2.GCC), hat mich sehr sehr überzeugt. Nachwievor bin ich zutiefst der Ansicht, dass 2009 ein wirklich gang ganz großer Jahrgang ist, ein wirklicher Jahrhundertjahrgang, der diesen Namen verdient...
Dem ist nichts hinzuzufügen :!:

Viele Grüße,
Jochen
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Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von Matthias Hilse »

Frankie Wilberforce hat geschrieben:... Die Bewertungen von Hr. Hilse sind für mich schlüssig und nachvollziehbar.
Ich habe den Eindruck, das kulturellbedingte Unterschiede in den Geschmacksvorlieben (US-Gaumen versus EU-Gaumen) hier eine Rolle spielt. Vielleicht ist es aber auch eine Art von "Politik" der verschiedenen US-Verkoster um US-Weine für den einheimischen Markt wieder schmackhafter zu machen, und um weg zu kommen, von den sündhaft teuren Pomerols und Pauillacs...
Hallo zusammen,

nach ca. 60 verkosteten 2009ern hat sich mit gehöriger Signifikanz mein Primeureindruck von vor fast 2 Jahren bestätigt. 2009 präsentiert sich als der Jahrgang, für den zu Recht ein ziemliches Gedöns gemacht wurde. Nur kann man ihn schlecht mit anderen Jahrgängen vergleichen, schon garnicht mit 2005. Immer wieder schwirren mir selbst solche Gedanken durch den Kopf wie "die aktuellen Weinbewertungen von US-Kritikern sind eine Art Re-Patriierung auf etwas anderem Gebiet" oder auch nur "wer sich zuviel mit den rein empirischen Klimadaten befasst, ist nicht mehr unbefangen genug für die genuin sinnliche Prüfung und Beurteilung". Es ist vor allem die Inkonsistenz der Bewertungen, die mich etwas ratlos macht. Wie kann man einem jetzt wirklich leckeren, aber eben kurzlebigen Devise d'Ardilley 92 Punkte geben und einem großen Cos (auch wenn hier die Typizität gelitten hat) nur 90 Punkte?

Gerade weil die Weine in aller Regel jetzt sehr schön zugänglich sind (bisher einziges Gegenbeispiel: Ch. Serilhan, St. Estephe), kann ich nur jeden interessierten Bordeauxfreund dazu animieren, sich selbst ein Urteil zu bilden. Für mich gibt es keinen Grund, am mythischen Charakter des Jahrgangs zu zweifeln.

Herzliche Sonntagsgrüße,
Matthias Hilse
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innauen
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Matthias Hilse hat geschrieben:
Gerade weil die Weine in aller Regel jetzt sehr schön zugänglich sind (bisher einziges Gegenbeispiel: Ch. Serilhan, St. Estephe), kann ich nur jeden interessierten Bordeauxfreund dazu animieren, sich selbst ein Urteil zu bilden. Für mich gibt es keinen Grund, am mythischen Charakter des Jahrgangs zu zweifeln.

Herzliche Sonntagsgrüße,
Matthias Hilse
Gerade dass wird immer schwieriger, da Ankunftsproben immer seltener angeboten werden. Teilweise erklingt in manchen Geschäften fast schon ein Fanfahrenstoss auf die paar mickrigen Cru Bourgeois, die man noch Angebot führt. Aufgemacht und zur Verkostung gestellt werden solche "Raritäten" aber immer seltener. Immerhin gibt es bei der Möve nach einer Pause im letzten in diesem Jahr wieder diese Möglichkeit, wobei ich daran zweifele, ob dem Kunden da wirklich eine schöne Auswahl geboten wird. Die ersten NoName Bordeaux, die ich dort getrunken haben, schieben mir ausnahmslos nach Kalkulationsgesichtspunkten ausgewählt. Jedenfalls schmeckten sie billig, kosteten aber schon einen Gutteil des Renomees des Jahrgangs.

Dabei muss guter Bordeaux auch 2009 nicht teuer sein. Aber hier scheint mir nachlassende Begeisterung auf der Angebotsseite am Werk.

Grüsse,

Wolf
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innauen
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von innauen »

Hallo,

die Vinumbewertung für St. Emilion, Pomerol, Fronsac und Pessac ist da. Habe mir aus diesem Anlass ein Heft gekauft und poste mal ein paar interessante, wie überraschende Bewertungen. Vorweg "jetzt wo die Weine ausgelieft werden, hat es sich erhärtet: Die 2009er sind von ausnehmender Qualität."

Fronsac
Villars 16,5
MHL 17

Graves und Pessac
Carbonnieux 15,5
La Louviere 15,5
SHL 16
Carmes Haut Brion 16
Seguin 16
Malartic Lagraviere 16
Clos Floridene rouge 16,5
Chevalier rouge 16,5
Pape Clement 17
Haut Bailly 18
La Mission 18
Haut Brion 20

Blanc
Clos Floridene 18 (sic!)
SHL 15
Pape Clement 15,5
La Louviere 16
Olivier 16
Carbonnieux 17
Chevalier 17
Haut Brion 18
La Mission 18

Glücklicherweise hatte ich die Gelegenheit auch einige dieser Weine zu verkosten. Die Bewertung waren für mich wie für die Kollegen, sagen wir es vorsichtig, erstaunlich. Einige Noten passen schon, aber die Abstufung ist kompletter Bl***sinn (Eigenzensur). So ist Seguin zweifelsohne ein sehr guter Wein, den man auch streng mit 16 Punkten bewerten kann. Aber Domaine de Chevalier spielt ganz klar in einer ganz anderen Liga und bekommt trotzdem gerade mal 0,5 Punkte mehr. Über die persönlichen Vorlieben der Redaktion zB in Fronsac ist schon viel geschrieben worden. Villars "nur" 16,5 Punkte ;) Recht hat man aber mit der Einschätzung, dass 2009 ein herausragendes Jahr ist. Die Weine haben wesentlich mehr Frische als 2003, die Tannine erscheinen nicht so voluminös wie 2005 und alles fügt sich dabei auf hohem Niveau so harmonisch wie 2000. Das ist fraglos ein Jahrhundertjahrgang. Don't miss the boat!

St. Emilion und Pomerol folgen

Grüsse,

Wolf
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Re: Bordeaux 2009

Beitrag von weinfex »

Hallo Wolf,

nachdem Jeff Leve jetzt auch mit dem Gebiet Margaux online
ist, werden meine Fragezeichen immer grösser.
Parkers Bewertungen sind ursprünglich für Ende 2011 avisiert.
Sie werden ohne Erklärung auf April 2012 verschoben. Dafür
kommt NM mit, für mich, erstaunlich niedrigen Bewertungen.
Danach legt Jeff Leve auf ähnlichem Niveau nach. Interessanterweise
kann ich seine Bewertungen für 2008 und 2010 zum grossen Teil
nachvollziehen. 2009 ist er aber z.B. im Margaux durchschnittlich maximal 1-2 Punkte
höher, was mich schon etwas überrascht...
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, als ob die Bewertungen von Martin und Leve uns auf
den Grossdegustator und seine Punkterei "vorbereiten" sollen...
Grüsse weinfex
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