gestern, am zweiten tag offen, präsentierten sich alle drei weine in besserer verfassung. natürlich kann das auch zum teil an meiner tagesform und an verändertem geschmacksempfinden liegen, aber meine frau hat dies ebenso wahrgenommen. ob eine weitere verbesserung in den folgetagen noch eintreten würde kann ich nicht sagen, da alle 3 flaschen jetzt leer sind....sorgenbrecher hat geschrieben:nachdem ich in letzter zeit zum weit überwiegenden teil pinot noir getrunken habe, muss hier mal wieder etwas abwechslung rein und meine bisher sehr rudimentären priorat-kenntnisse (bisher ausschließlich clos mogador und vall llach) sollen dank torstens mithilfe (versand sehr schnell und alles ist gut angekommen) erweitert werden.
seit ca. 2 stunden habe ich parallel im glas coranya 2001, l' espill 2004 und la fuina 2006 (alle gleichzeitig geöffnet und undekantiert).
die ersten eindrücke (weitere folgen):
coranya: direkt nach dem öffnen sehr expressive nase nach dunklen beerenfrüchten, tabak ? und sehr alkoholisch. auch der erste probeschluck ist noch eher auf der fruchtbetonten seite, aber das gibt sich im glas recht schnell. die schwarzen beerenfrüchte treten etwas in den hintergrund, tabak und leder kommen etwas mehr hervor. anfangs eine sehr deutlich bitternote im abgang, die alles überlagert, jetzt nach 2 stunden deutlich weniger ausgeprägt, der wein wird an der luft insgesamt weicher und runder, aber verliert leider auch an spannung. unangenehm ist für mich die deutlich alkoholische note, ansonsten jetzt bereits ordentlich zu trinken.
l'espill: kirschsaft an der nase, kirschlikör am gaumen.......das waren meine ersten eindrücke. gut gefällt mir die "trinkigkeit" durch die spürbare säure, allerdings ist der abgang derzeit noch sehr abrupt und von austrocknenden pelzigen tanninen geprägt. mal schauen, wie er sich noch entwickelt.
la fuina: kirsche, leder, tabak. sehr frisch, harmonisch, aber doch deutlich mehr spannung als der coranya. deutliche rote johannisbeeren am gaumen, kann den cabernet nicht verleugnen - und das ist auch gut so. massive tannine, aber sehr fein und deutlich angenehmer integriert als beim l'espill.
derzeit liegt für mich der la fuina vor dem coranya und das schlusslicht bildet mit aktuell erheblichem abstand der l'espill.....mal schauen, wie es weitergeht.

auf jeden fall muss ich mir für prioratos wohl merken, diese eher bereits am vortag zu öffnen.
"besser" wurden die weine vor allem dadurch, dass sie sich deutlich harmonischer als noch am ersten tag präsentierten und einzelne geschmackskomponenten sich nicht mehr penetrant in den vordergrund geschoben haben. es war nicht mehr nur ein pures nebeneinander von frucht, säure, erde und gewürzen, sondern eher ein miteinander in den gläsern.
deutlich verbessert zeigte sich der bis dahin schwächste wein, der l'espill, bei dem die massiven schwarzkirschen-aromen etwas dezenter in den hintergrund getreten sind und vor allem die tannine deutlich weicher und angenehmer waren. trotzdem fehlt mir hier die komplexität und der wein ist mir zu sehr allein auf der primärfruchtigen seite. es bleibt der schwächste wein von den dreien, allerdings mit deutlich verbessertem trinkfluss gegenüber dem ersten tag. platz 3.
sehr deutlich zugelegt hat auch der coranya, aus der zunächst unangenehmen bitternote im abgang wurde jetzt tatsächlich sowas wie dunkle bitterschokolade, nicht mehr unangenehm, und die kombination aus schwarzen beerenfrüchten mit leder- und tabaknoten war für mich sehr angenehm. wäre da nicht der noch immer sehr deutlich spürbare hohe alkohol, dann wäre dies ein großer wein, so gibt es abzüge dafür und es bleibt bei einem "gut". platz 2.
unangefochten den 1. platz behauptete der la fuina. zu den früchten und dem tabak und leder kamen noch eine vielzahl von exotischen gewürznoten hinzu, man konnte mit jedem schluck etwas neues entdecken. auch meine ich eucalyptus bzw. menthol geschmeckt zu haben, wodurch der wein in verbindung mit seiner angenehmen säure eine ungemeine frische entfaltet. sehr schöner wein, von dem ich gern mal etwas gereiftere exemplare kosten würde, da ich mir sehr gut vorstellen kann, dass hier in 15 jahren etwas großes im glas sein kann.
eine schöne kleine entdeckungsreise ins priorat, heute gibts aber wieder einen pinot noir ins glas....
