Loire trockene Weissweine

Appellationen des nördlichen Zentralmassivs, Sancerre und Umgebung, Touraine, Anjou, Umgebung von Nantes, die kleinen Gebiete zwischen der Loire und Bordeaux incl. Cognac
moc
Beiträge: 295
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:13
Wohnort: NRW

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von moc »

Hallo Loirefreaks!

Einen Wein, der augenscheinlich nur für Freaks geeignet ist, den habe ich gerade im Glas.

Clos du Tue Boeuf Chardonnay 96 Vin de Pays du Loir et Cher

15 Alc, kein Schwefel, völlig unfiltriert mit Bröckchen im Wein, die fast so aussehen, wie die Hefe in einem Schaumwein bei der Flaschengärung (na ja, weniger natürlich als bei der zweiten Gärung, aber so in der Art).

Der Wein kommt bernsteinfarben ins Glas und ist von viskoser Konsistenz.

In der Nase zunächst reife Birne und Butterscotcharomen, später dann mit mehr Luft viel Pfirsich, reifer Apfel, Calvados und auch Cognacaromen, Minze, Safran, Muskat, Orangenschale und dieser feine Bisquitton.

Am Gaumen die pure Eleganz. Toller Trinkfluss! Alkohol nicht spürbar. Trinkt sich wie Quellwasser :!: :!: :!:

Der Wein ist reinigend, ja belebend fast spirituel und in perfekter Balance. :oops:

Ein Wein für Freaks, der ganz sicher auch dem Nichtfreak schmecken wird.

Prost :!:
grüße jens
ChezMatze
Beiträge: 204
Registriert: Mi 29. Dez 2010, 21:02

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von ChezMatze »

Hey Jens,

das gibt Haue von den Freunden des sauberen Weins, dass Du so ein Schmuddelprodukt auch noch als "reinigend" und "belebend" beschreibst ;).

Aber mal ganz im Ernst, ich hatte neulich mal wieder den Sancerre von Sébastien Riffault namens Auksinis im Glas. Auch weder geschwefelt noch filtriert und deshalb mit Schlieren in der Flasche. Eiweißausfällung, nehme ich an. Würde im Restaurant jeder Kunde zurückgehen lassen, aber ich bin ja Kellner und Kunde in einer Person ;).

Mostige Apfelnoten in der Nase, Briocheteig, im Mund dementsprechend erst viel Hefeanklang, als würde der Wein immer noch auf dem Hefebett lagern. Dann eine Ahnung von Holunderblüten, eine dichte, saftige, wieder eher in Richtung sanfter Apfel gehende Note und in der Tat ein ganz seltsam purer Trinkfluss.

Nichtfreaks schreckt schon das Aussehen ab, Mittelfreaks fragen sich, wo man hier Rebsorte und Terroir schmecken kann, aber Ultrafreaks (oder sehr tolerante Menschen) freuen sich, wie glatt und mild das Zeug die Kehle runterrinnt. Ist und bleibt auch für mich immer ein wenig kontrovers. In seiner Art aber für jeden einen - ungefährlichen - Versuch wert, der seinen persönlichen Weinhorizont noch ein wenig ausweiten möchte. Und Achtung: Hat mir gefallen, der Wein.

Gekauft bei Viniculture (http://www.viniculture.de) in Berlin für 21,50 €. Der 2007er, hatte ich vergessen zu sagen.
weinaffe
Beiträge: 1311
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 13:19
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen,

meistens haben mich Sauvignon-blancs von der Loire nicht unbedingt vom Hocker gehauen, beim folgenden Wein habe ich mal eine Ausnahme gemacht (plumps :lol: ):

Bild

Wirklich großer Stoff zu einem sehr vernünftigen Preis !!

Grüsse
Bodo
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von octopussy »

Hallo zusammen,

auf der ersten Seite dieses Threads wurde schon einiges über die Weine aus der Romorantin Traube und die AOC Cour-Cheverny geschrieben. Jetzt hatte ich auch endlich einmal die Gelegenheit, einen Wein aus dieser exotischen Traubensorte zu probieren, nämlich den 2009 Cour Cheverny der Domaine Le Petit Chamborf (Francois Cazin), zu haben für knapp unter 10 Euro im deutschen Handel.

Romorantin wird nur noch auf ca. 90 ha an der Loire angebaut und wurde laut Wikipedia 1519 von Francois I. aus dem Burgund in die Loire exportiert. Er ist eine Kreuzung aus Pinot und Gouais Blanc. Ich finde diese erste Begegnung sehr attraktiv, allerdings durchaus anspruchsvoll. Ich kann den Wein nur schwer einordnen, etwas habe ich mich an Rebholz-Rieslinge erinnert gefühlt, vom Mundgefühl aber eher an Chardonnay aus dem Burgund (Maconnais). Eins scheint mir aber klar. Der Wein ist noch zu jung. Selbst mit Luft und aus dem großen Burgunderglas spürt man noch ziemlich viel Zurückhaltung. Im richtigen Moment (wann auch immer das sein wird) erwarte ich da noch einen kleinen Ausbruch.

Bild
Beste Grüße, Stephan
moc
Beiträge: 295
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:13
Wohnort: NRW

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von moc »

Hallo Stefan!

Die Teile brauchen Luft und nochmals Luft oder Zeit auf der Flasche. Der Winzer meines Vertrauens (Michel Gendrier / Domaine des Huards) verkauft gerade seine 2005er Edition seines Cour Cheverny VV Cuvèe Francois 1er. Jüngere Jahrgänge sind zum Verkauf noch nicht frei gegeben.

Karaffe und großes Glas und so um die 10 Grad Trinktemperatur halte ich für die Weine optimal.

Trink den Wein beim nächsten mal über 3 oder 5 Tage. Das funktioniert zumindest bei Gendrier.

Viel Spass beim ausprobieren.
grüße jens
Benutzeravatar
octopussy
Beiträge: 4405
Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
Wohnort: Hamburg

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von octopussy »

moc hat geschrieben: Die Teile brauchen Luft und nochmals Luft oder Zeit auf der Flasche.
Jupp, ich vermute, du hast recht. Den Le Petit Chambord habe ich jetzt den dritten Tag offen und er wird tatsächlich immer besser und zugänglicher. Die Säure bindet sich immer besser ein, und er gewinnt deutlich an Eleganz.

Domaine des Huard finde ich per www leider nicht in Deutschland zu kaufen. Gibt man "Cour Cheverny" bei wine-searcher ein, finde ich auch nur den Le Petit Chambord (ich habe jetzt noch eine Flasche 2009 Cuvée Renaissance des gleichen Erzeugers). Mehr spuckt die Suchmaschine leider nicht aus :cry:. Naja, besser ein Cour Cheverny als gar keiner :).
Beste Grüße, Stephan
moc
Beiträge: 295
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:13
Wohnort: NRW

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von moc »

Hallo Stephan (jetzt schreib ich Dich auch richtig) :oops:

Ich hätte auch keine Adresse für Dich in Deutschland für den Wein. Ich fahre da immer hin. Ist nun wirklich die Domaine, die ich neben neben zwei Anlaufadressen in der Champagne (oder sind es drei!? ;) :o ), am häufigsten in Frankreich besucht habe.

Vor Ort ist kein Wein teurer als 8 EUR. Wie ich weiß, ist die Domaine des Huards auf den Salons de Vignerons Independants vertreten. Vielleicht fährst Du ja mal dahin, oder lässt Dir von einem der Forumsteilnehmer ne Kiste oder zwei mitbringen und innerhalb Deutschlands versenden. Bei den aufgerufenen Preisen sollte man da einfach zuschlagen.
grüße jens
moc
Beiträge: 295
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:13
Wohnort: NRW

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von moc »

Heute Abend im Glas...

...Clos du Tue Boeuf Cheverny 2010 La Frileuse

Ein vin naturel :!:

Direkt nach dem öffnen ganz reife Birne, Wasabi, Korianderblätter und Zitronengras in der Nase. Sehr asiatische Anmutung. Mit Luft dann mehr Rettich und Petersilienwurzel - sehr gemüsig. Reifer Apfel, Salmiak und weiße Mandeln.

Am Gaumen dann ebenfalls gemüsig, äpfelig und lakritzig. Braucht Luft! Korken drauf und morgen nachbetrachten.

Gute Nacht :!:
grüße jens
moc
Beiträge: 295
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:13
Wohnort: NRW

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von moc »

Und weiter geht es mit dem Vin Naturel :!:

In der Nase Salzigkeit, Anis, süße und reife Birne, Brioche, leicht medizinal.

Am Gaumen immer noch leicht gemüsig, Säure und rauher Abgang. Natur- trüber- Apfelsaft und weiße Mandeln, Agrumen.

Insgesamt zwar sehr interessant, aber dann doch eher etwas anstrengend in dieser Verfassung.

Korken drauf :!:
grüße jens
moc
Beiträge: 295
Registriert: Mo 6. Dez 2010, 14:13
Wohnort: NRW

Re: Loire trockene Weissweine

Beitrag von moc »

Und nun ist der Wein da :!: :!: :!:

In der Nase reife Birne, Karamell, Butterscotch, Toffifeearomen, erinnert an Whiskey aus den Lowlands mit Heidekrautaromen ohne deren Alkohol zu haben. Nase ist geil :!:

Am Gaumen dann keinerlei Rauheit mehr und auch die Säure ist integriert. Abgang knapp lang. Gemüsige Aromen sind weg. Mandeln, Bratapfel, Birnen und eben Toffifee am Gaumen. Rund und nun in sich ruhend.

Der Wein braucht in diesem jungen Stadium einfach die drei Tage um sich zu zeigen. Ist ja ein lebendiger Wein... ;)

@ Stephan:

Vielleicht hättest Du Deinen Roten der Domaine auch etwas mehr Luft gegönnt und ihn nicht gleich im Ausguss entsorgt. Schäm Dich..... :lol:

Dein Wein habe ich übrigens auch hier gekauft:

http://www.vins-vivants.de
grüße jens
Antworten

Zurück zu „Loire und Vignobles du Centre“