Matzes aktuelles Thema sollte hier auch bekannt sein:
http://chezmatze.wordpress.com/2011/12/ ... #more-4089
Sortenvielfalt in Deutschland
- Oberpfälzer
- Beiträge: 1312
- Registriert: Mi 3. Nov 2010, 19:07
- Wohnort: Deutschland
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Hallo Charlie,
interessantes Thema. Dennoch würde ich nicht von Rebsortenarmut sprechen, weil eine K&U-Weinmesse oder das eine oder andere Forum sehr fokussierte Weinliebhaber anspricht, wie auch ich recht beschränkt durch die Weinwelt latsche.
Wenn ich mir aber das Angebot einzelner Winzer betrachte, dann sehe ich durchaus eine breitere Sortenvielfalt. Im Südwesten ist Riesling sogar unbedeutend und die Burgunder-Sorten stehen ganz vorne.
Andererseits kommen "lokale" Rebsorten auch bei mir etwas kurz, die vielleicht etwas mehr Beachtung verdient hätten, z.B. Lemberger, Dornfelder, Frühburgunder und Co. Aber dann müsste auch die Qualität stimmen, sprich Komplexität und Finesse muss vorhanden sein. Die Suche danach ist mir zu aufwändig und so greife ich halt immer wieder nach einem Pinot, Riesling, Weissburgunder oder fasse Bekanntes aus dem Ausland an.
interessantes Thema. Dennoch würde ich nicht von Rebsortenarmut sprechen, weil eine K&U-Weinmesse oder das eine oder andere Forum sehr fokussierte Weinliebhaber anspricht, wie auch ich recht beschränkt durch die Weinwelt latsche.
Wenn ich mir aber das Angebot einzelner Winzer betrachte, dann sehe ich durchaus eine breitere Sortenvielfalt. Im Südwesten ist Riesling sogar unbedeutend und die Burgunder-Sorten stehen ganz vorne.
Andererseits kommen "lokale" Rebsorten auch bei mir etwas kurz, die vielleicht etwas mehr Beachtung verdient hätten, z.B. Lemberger, Dornfelder, Frühburgunder und Co. Aber dann müsste auch die Qualität stimmen, sprich Komplexität und Finesse muss vorhanden sein. Die Suche danach ist mir zu aufwändig und so greife ich halt immer wieder nach einem Pinot, Riesling, Weissburgunder oder fasse Bekanntes aus dem Ausland an.
Servus
Wolfgang
Wolfgang
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Servus
Ich kann dem Artikel nicht im Ansatz zustimmen.
EInes der Probleme in Deutschland ist meines Erachtens sogar die Sortenvielfalt. Jeder Winzer baut im bundesweiten Schnitt bestimmt 10 bis 12 verschiedene Rebsorten an. Der Kunde kann sich so gar kein vernünftiges Bild von einer Anbauregion machen, da es gar keine klare Geschmackstendenz gibt. Das versuchte der VDP mit seiner GG-Idee ja gerade zu ändern und an Frankreich anzupassen. Jede Region soll eine genaue Identität haben. Dies ist nun mal in erster Linie der Riesling. Man muss doch nur mal berücksichtigen, daß die gesamte deutsche Anbaufläche kleiner ist als die von Bordeaux.
WIr sind eine Nische (um mal Hans-Günter Schwarz) zu zitieren.
In unserer Nische produzieren wir aber 40 bis 50 verschiedene Rebsorten und damit auch verschiedene Weine.
Nur in der Spitze ist dies eingeschränkt - da hier neben Riesling und Spätburgunder nur noch in einzelnen Regionen andere Sorten dazu kommen.
Der VDP sollte und wird sich darüber sicher selbst Gedanken machen. SO halte ich es für wahrscheinlich, daß Rheinhessen auch bald GG vom Sylvaner machen wird.
Im restsüssen Bereich sollten Rieslaner und Scheurebe ebenfalls unter der ersten Lage zugelassen sein. Man muss nur die Weine von Müller-Catoir und Keller probieren, um zu sehen, daß dies erstklassige Weine sind.
Wir sind meines Erachtens gerade am Anfang einer Entwicklung, die 40 Jahre gesetzgeberische Misswirtschaft mit dem Höhepunkt im Weingesetz von 71 rückgängig machen will. Das Problem dabei ist, daß dies dem Gesetzgeber, den großen Konzernen und Genossenschaften zum Teil vollkommen egal ist. So ist dieser Weg halt einfach lang.
Und der Hinweis auf Südwestfrankreich greift meines Erachtens auch nicht. Da mögen verschiedene Weine aus verschiedenen Rebsorten wachsen (wie in Griechenland und Portugal übrigens auch) - große Weine sind da aber nun wirklich die ganz seltene Ausnahme. Gerade das franzöische AOC-System ist im Grunde doch noch viel enger und einheitlicher als unser System. Der Unterschied ist halt bloß, daß Frankreich zehnmal soviel Wein erzeugt und daher abwechslungsreicher erscheint. DIese naturgegebenen Unterschiede haben wir halt nur begrenzt.
Und was Rotwein abbelangt, sollte uns klar sein, daß wir immer noch nicht wirklich ein großes Rotweinerzeugerland sind. Wer neben dem Spätburgunder bringt denn in der Breite wirklich höheres Niveau?
Ich kann dem Artikel nicht im Ansatz zustimmen.
EInes der Probleme in Deutschland ist meines Erachtens sogar die Sortenvielfalt. Jeder Winzer baut im bundesweiten Schnitt bestimmt 10 bis 12 verschiedene Rebsorten an. Der Kunde kann sich so gar kein vernünftiges Bild von einer Anbauregion machen, da es gar keine klare Geschmackstendenz gibt. Das versuchte der VDP mit seiner GG-Idee ja gerade zu ändern und an Frankreich anzupassen. Jede Region soll eine genaue Identität haben. Dies ist nun mal in erster Linie der Riesling. Man muss doch nur mal berücksichtigen, daß die gesamte deutsche Anbaufläche kleiner ist als die von Bordeaux.
WIr sind eine Nische (um mal Hans-Günter Schwarz) zu zitieren.
In unserer Nische produzieren wir aber 40 bis 50 verschiedene Rebsorten und damit auch verschiedene Weine.
Nur in der Spitze ist dies eingeschränkt - da hier neben Riesling und Spätburgunder nur noch in einzelnen Regionen andere Sorten dazu kommen.
Der VDP sollte und wird sich darüber sicher selbst Gedanken machen. SO halte ich es für wahrscheinlich, daß Rheinhessen auch bald GG vom Sylvaner machen wird.
Im restsüssen Bereich sollten Rieslaner und Scheurebe ebenfalls unter der ersten Lage zugelassen sein. Man muss nur die Weine von Müller-Catoir und Keller probieren, um zu sehen, daß dies erstklassige Weine sind.
Wir sind meines Erachtens gerade am Anfang einer Entwicklung, die 40 Jahre gesetzgeberische Misswirtschaft mit dem Höhepunkt im Weingesetz von 71 rückgängig machen will. Das Problem dabei ist, daß dies dem Gesetzgeber, den großen Konzernen und Genossenschaften zum Teil vollkommen egal ist. So ist dieser Weg halt einfach lang.
Und der Hinweis auf Südwestfrankreich greift meines Erachtens auch nicht. Da mögen verschiedene Weine aus verschiedenen Rebsorten wachsen (wie in Griechenland und Portugal übrigens auch) - große Weine sind da aber nun wirklich die ganz seltene Ausnahme. Gerade das franzöische AOC-System ist im Grunde doch noch viel enger und einheitlicher als unser System. Der Unterschied ist halt bloß, daß Frankreich zehnmal soviel Wein erzeugt und daher abwechslungsreicher erscheint. DIese naturgegebenen Unterschiede haben wir halt nur begrenzt.
Und was Rotwein abbelangt, sollte uns klar sein, daß wir immer noch nicht wirklich ein großes Rotweinerzeugerland sind. Wer neben dem Spätburgunder bringt denn in der Breite wirklich höheres Niveau?
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Hallo Matze und Dank an Charlie das nach hier zu verlinken
Erst einmal ein großes Lob für Deinen Aufsatz, Matze. Nach der Lektüre fragt man sich schon, warum keine Weinzeitschrift dieses Thema schon mal aufgegriffen hat. Denn auch für mich, wird die Auswahl in Deutschland immer schmaler. Mein Eindruck:
1. Man fokussiert sich auf Winzer- und Weinkritikseite auf wenige Weinstile, weil das so leichter zu kommunizieren ist. z.B. muss man sich schon fragen warum es in Franken ein GG Riesling gibt. Natürlich gibt es auch in Franken ab und an großartige Rieslinge, aber weder in der Breite noch in der Tiefe kann man mit den meisten anderen Anbaugebieten mithalten. Warum sich also nicht auf die eigene Stärke, den Silvaner konzentrieren? Oder warum überlassen alle ambitionierten Winzer den schlechten Winzer den Kerner, der in Franken manchmal schöne Ergebnisse bringt.
2. Die Anbaugebiete sind in Deutschland viel zu groß. Wo in anderen Ländern Kleinstappellationen eben auch autochthone Sorten pflegen können, kann man sich in Deutschland natürlich nur auf wenige Rebsorten einigen, die dann auch in Verkostungen präsentiert werden.
3. Das Qualitätsweinsystem, in Deutschland gibt es unterhalb der Qualitätsweine eigentlich keine Alternative für den Winzer. Klar ein Kühn oder ein Ziereisen, die können aus der Reihe tanzen, denen hilft die Rebellion gegen die Qualitätsweinprüfung vielleicht sogar. Aber das Gros der Mittelklasse- bis untere Oberklassewinzer, die können keinen Landwein oder Tafelwein auf den Markt bringen, weil der nicht gekauft würde. In Italien, Spanien, Frankreich gibt es sehr wohl gut vermarktbare Weine die eben keine Appellationsweine sind. Und gerade in diesen Bereichen könnte der Winzer eben auch viel mehr experimentieren.
4. Die Rebsortenreinheit. Weil auf den meisten Weinetiketten nur eine Rebsorte genannt werden darf, oder man nur eine nennen will, fallen alle anderen oft hinten runter, dabei kann ich mir schon vorstellen, dass der eine oder andere Winzer auch mal ein wenig Gewürztraminer oder Muskateller zum Riesling gibt um ihm mehr Substanz oder frische Frucht zu geben. Alles erlaubt, aber keiner bekommt es mit.
5. Die Neuzüchtungen der 60er/70er Jahre, weil man hier nur auf Masse gearbeitet hat ging die Rückbesinnung auf Qualität in Deutschland einher mit einer starken Rückbesinnung auf die beiden Rebsorten, die auch international zumindest noch ein wenig Renommee hatten, Riesling und Spätburgunder (der Spätburgunder, weil es ihn auch im Burgund gibt).
Ich fürchte so lange es quasi nur Qualitätsweine gibt (schon irgendwie komisch, dass es in Deutschland nur die höchste Qualitätsstufe beim Wein gibt, was sagt denn dann diese Qualitätseinteilung noch aus?) wird das Thema unbekannte Rebsorten ein aussterbendes in Deutschland sein.
Erst einmal ein großes Lob für Deinen Aufsatz, Matze. Nach der Lektüre fragt man sich schon, warum keine Weinzeitschrift dieses Thema schon mal aufgegriffen hat. Denn auch für mich, wird die Auswahl in Deutschland immer schmaler. Mein Eindruck:
1. Man fokussiert sich auf Winzer- und Weinkritikseite auf wenige Weinstile, weil das so leichter zu kommunizieren ist. z.B. muss man sich schon fragen warum es in Franken ein GG Riesling gibt. Natürlich gibt es auch in Franken ab und an großartige Rieslinge, aber weder in der Breite noch in der Tiefe kann man mit den meisten anderen Anbaugebieten mithalten. Warum sich also nicht auf die eigene Stärke, den Silvaner konzentrieren? Oder warum überlassen alle ambitionierten Winzer den schlechten Winzer den Kerner, der in Franken manchmal schöne Ergebnisse bringt.
2. Die Anbaugebiete sind in Deutschland viel zu groß. Wo in anderen Ländern Kleinstappellationen eben auch autochthone Sorten pflegen können, kann man sich in Deutschland natürlich nur auf wenige Rebsorten einigen, die dann auch in Verkostungen präsentiert werden.
3. Das Qualitätsweinsystem, in Deutschland gibt es unterhalb der Qualitätsweine eigentlich keine Alternative für den Winzer. Klar ein Kühn oder ein Ziereisen, die können aus der Reihe tanzen, denen hilft die Rebellion gegen die Qualitätsweinprüfung vielleicht sogar. Aber das Gros der Mittelklasse- bis untere Oberklassewinzer, die können keinen Landwein oder Tafelwein auf den Markt bringen, weil der nicht gekauft würde. In Italien, Spanien, Frankreich gibt es sehr wohl gut vermarktbare Weine die eben keine Appellationsweine sind. Und gerade in diesen Bereichen könnte der Winzer eben auch viel mehr experimentieren.
4. Die Rebsortenreinheit. Weil auf den meisten Weinetiketten nur eine Rebsorte genannt werden darf, oder man nur eine nennen will, fallen alle anderen oft hinten runter, dabei kann ich mir schon vorstellen, dass der eine oder andere Winzer auch mal ein wenig Gewürztraminer oder Muskateller zum Riesling gibt um ihm mehr Substanz oder frische Frucht zu geben. Alles erlaubt, aber keiner bekommt es mit.
5. Die Neuzüchtungen der 60er/70er Jahre, weil man hier nur auf Masse gearbeitet hat ging die Rückbesinnung auf Qualität in Deutschland einher mit einer starken Rückbesinnung auf die beiden Rebsorten, die auch international zumindest noch ein wenig Renommee hatten, Riesling und Spätburgunder (der Spätburgunder, weil es ihn auch im Burgund gibt).
Ich fürchte so lange es quasi nur Qualitätsweine gibt (schon irgendwie komisch, dass es in Deutschland nur die höchste Qualitätsstufe beim Wein gibt, was sagt denn dann diese Qualitätseinteilung noch aus?) wird das Thema unbekannte Rebsorten ein aussterbendes in Deutschland sein.
- octopussy
- Beiträge: 4405
- Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
- Wohnort: Hamburg
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Hallo zusammen,
so sind die Ansichten unterschiedlich. Ich kann dem Artikel vom ersten bis zum letzten Buchstaben vollumfänglich zustimmen. Nicht, dass man jetzt wieder mit Ortega, Optima & Co. anfangen müsste. Aber die derzeitige Fokussierung auf Riesling und Spätburgunder ist aus meiner Sicht zu eng. Zwei Ebenen muss man dabei unterscheiden, und an der Gewichtung dieser Ebenen werden die Meinungen auseinandergehen.
Ebene 1: Die nationale Ebene. Will man in Deutschland Vielfalt bieten, regionale Spezialitäten, auch wenn man damit international an Profil verliert?
Ebene 2: Die internationale Ebene. Will man sich in Deutschland auf die Leitrebsorten Riesling und Pinot Noir konzentrieren, für die Deutschland international nicht nur am bekanntesten ist, sondern auch besonders gute Bedingungen bietet und die - jedenfalls beim Riesling - eine große Tradition haben, auch wenn man damit national an Vielfältigkeit verliert?
Der Blick nach Frankreich erscheint mir allerdings sinnvoll, auch das dort vorzufindende Regionalitätsdenken. Aber das sollte für mich darin münden, dass regionalen Spezialitäten ein größeres Gewicht zugemessen wird. Selbst Mikro-Spezialitäten wie der Tauberschwarz aus Tauberfranken oder der Freisamer aus dem Breisgau sollten m.E. gepflegt und auch promotet werden.
Schaut man nach Frankreich, findet man gerade in den etwas abgelegenen Gegenden eine wunderbare Symbiose aus lokaler Küche und lokalen Weinen. Fast jedes Weinbaugebiet ist "self-sustaining" und bietet Weiß-, Rot- und Süßweine, oft auch Rosé. Trotzdem hat fast jedes Weinbaugebiet seine Spezialitäten, die man anderswo nicht in der Qualität findet, z.B. den reinsortigen Cabernet Franc von der Loire, Chenin Blanc in trocken und süß, Sauvignon Blanc in zwei ganz unterschiedlichen Stilen von der Loire und aus dem Bordelais, Tannat aus dem Südwesten, Malbec aus Cahors, die Vins Doux Naturels von der südlichen Rhône und aus dem Roussillon, großartige Chardonnays und Pinot Noirs aus dem Burgund, Aligoté, usw. usf. Wichtig ist für mich hier nicht nur die Vielfalt der französischen Weine insgesamt, sondern vor allem auch die Vielfalt innerhalb der einzelnen Weinbaugebiete.
Diese regionale Vielfalt kann Deutschland auch bieten, und die Vielfalt fördert auch den Tourismus.
Noch ein paar Randbemerkungen:
so sind die Ansichten unterschiedlich. Ich kann dem Artikel vom ersten bis zum letzten Buchstaben vollumfänglich zustimmen. Nicht, dass man jetzt wieder mit Ortega, Optima & Co. anfangen müsste. Aber die derzeitige Fokussierung auf Riesling und Spätburgunder ist aus meiner Sicht zu eng. Zwei Ebenen muss man dabei unterscheiden, und an der Gewichtung dieser Ebenen werden die Meinungen auseinandergehen.
Ebene 1: Die nationale Ebene. Will man in Deutschland Vielfalt bieten, regionale Spezialitäten, auch wenn man damit international an Profil verliert?
Ebene 2: Die internationale Ebene. Will man sich in Deutschland auf die Leitrebsorten Riesling und Pinot Noir konzentrieren, für die Deutschland international nicht nur am bekanntesten ist, sondern auch besonders gute Bedingungen bietet und die - jedenfalls beim Riesling - eine große Tradition haben, auch wenn man damit national an Vielfältigkeit verliert?
Das erscheint mir nicht logisch. Wenn jede Region eine genaue Identität haben soll und diese in erster Linie der Riesling sein soll, dann besteht die Identität aus Riesling?Neuppy hat geschrieben:Der Kunde kann sich so gar kein vernünftiges Bild von einer Anbauregion machen, da es gar keine klare Geschmackstendenz gibt. Das versuchte der VDP mit seiner GG-Idee ja gerade zu ändern und an Frankreich anzupassen. Jede Region soll eine genaue Identität haben. Dies ist nun mal in erster Linie der Riesling. Man muss doch nur mal berücksichtigen, daß die gesamte deutsche Anbaufläche kleiner ist als die von Bordeaux.
Der Blick nach Frankreich erscheint mir allerdings sinnvoll, auch das dort vorzufindende Regionalitätsdenken. Aber das sollte für mich darin münden, dass regionalen Spezialitäten ein größeres Gewicht zugemessen wird. Selbst Mikro-Spezialitäten wie der Tauberschwarz aus Tauberfranken oder der Freisamer aus dem Breisgau sollten m.E. gepflegt und auch promotet werden.
Schaut man nach Frankreich, findet man gerade in den etwas abgelegenen Gegenden eine wunderbare Symbiose aus lokaler Küche und lokalen Weinen. Fast jedes Weinbaugebiet ist "self-sustaining" und bietet Weiß-, Rot- und Süßweine, oft auch Rosé. Trotzdem hat fast jedes Weinbaugebiet seine Spezialitäten, die man anderswo nicht in der Qualität findet, z.B. den reinsortigen Cabernet Franc von der Loire, Chenin Blanc in trocken und süß, Sauvignon Blanc in zwei ganz unterschiedlichen Stilen von der Loire und aus dem Bordelais, Tannat aus dem Südwesten, Malbec aus Cahors, die Vins Doux Naturels von der südlichen Rhône und aus dem Roussillon, großartige Chardonnays und Pinot Noirs aus dem Burgund, Aligoté, usw. usf. Wichtig ist für mich hier nicht nur die Vielfalt der französischen Weine insgesamt, sondern vor allem auch die Vielfalt innerhalb der einzelnen Weinbaugebiete.
Diese regionale Vielfalt kann Deutschland auch bieten, und die Vielfalt fördert auch den Tourismus.
Noch ein paar Randbemerkungen:
Das glaube ich nicht. Die Hälfte erscheint mir im bundesweiten Schnitt realistischer.Neuppy hat geschrieben:Jeder Winzer baut im bundesweiten Schnitt bestimmt 10 bis 12 verschiedene Rebsorten an.
Auch hier zeigt sich eine ganz unterschiedliche Denkweise. Warum müssen eigentlich alle Weine immer "groß" sein und warum zählt es eigentlich nicht für "Größe", wenn ein Wein typisch und unverwechselbar ist? Jede Größe hat für mich keinen Wert ohne Vielfalt. Wenn ich mal ins Ländle fahre, freue ich mich immer auf einen guten Trollinger zur Vesper oder einen Lemberger zur geschmorten Backe vom Hohenloher Weiderind. Dafür würde ich in dem Moment jeden noch so guten Spätburgunder, Bordeaux oder sonstigen "großen" Wein stehen lassen. Aber das dürfte Geschmackssache sein.Neuppy hat geschrieben:Und der Hinweis auf Südwestfrankreich greift meines Erachtens auch nicht. Da mögen verschiedene Weine aus verschiedenen Rebsorten wachsen (wie in Griechenland und Portugal übrigens auch) - große Weine sind da aber nun wirklich die ganz seltene Ausnahme.
Beste Grüße, Stephan
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Ja das würde ich für den Riesling bis auf Baden und Franken tatsächlich so sagen. Das soll aber nicht heißen, daß es nicht auch noch wenige weitere Rebsorten als Leitbild im Sinne einer AOC geben kann. Das es in der Südpfalz wahscheinlich mehr als 30 Rebsorten gibt, trägt nicht gerade dazu bei, daß der Verbraucher weiß, wie ein Südpfälzer Wein schmeckt. Ich bin der Meinung, das sollte er aber wissen. Für die Einzellagen gilt doch das gleiche. Theoretisch darf ich als Winzer im Fortster Kirchenstück auch Cabernet Dorsa anbauen - das müßte meines Erachtens reglemtiert werden.Wir vergleichen hier Äpfel mit Birnen. Es gibt nicht nur Spitzenerzeuger und es gibt nicht nur den unteren Bau. Insofern gefällt mir schon mal die Unterteilung in Ebenen.octopussy hat geschrieben:Hallo zusammen,
so sind die Ansichten unterschiedlich. Ich kann dem Artikel vom ersten bis zum letzten Buchstaben vollumfänglich zustimmen. Nicht, dass man jetzt wieder mit Ortega, Optima & Co. anfangen müsste. Aber die derzeitige Fokussierung auf Riesling und Spätburgunder ist aus meiner Sicht zu eng. Zwei Ebenen muss man dabei unterscheiden, und an der Gewichtung dieser Ebenen werden die Meinungen auseinandergehen.
Ebene 1: Die nationale Ebene. Will man in Deutschland Vielfalt bieten, regionale Spezialitäten, auch wenn man damit international an Profil verliert?
Ebene 2: Die internationale Ebene. Will man sich in Deutschland auf die Leitrebsorten Riesling und Pinot Noir konzentrieren, für die Deutschland international nicht nur am bekanntesten ist, sondern auch besonders gute Bedingungen bietet und die - jedenfalls beim Riesling - eine große Tradition haben, auch wenn man damit national an Vielfältigkeit verliert?
Auf der 1. Ebene wird man aber doch nicht ernsthaft behaupten können, es gebe nur Riesling und Spätburgunder in Deutschland. Jeder Winzer kocht sein eigenes Rebsortensüppchen und hat eine viel größere Auswahl als ein Winzer in Frankreich. Da kann auch Südwestfrankreich nicht mithalten. Diese Winzer in Deutschland stammen aus allen Schichten (Rebholz hat 10 verschiedene Rebsorten im Portfolio). Der deutsche Winzer der nur Riesling und Spätburgunder anbaut ist doch in der Realität die große Ausnahme.
Ich habe jetzt nicht die genaue Zahl im Kopf, aber ca. 65 % des deutschen Weines besteht gerade nicht aus Riesling und Spätburgunder.
Das erscheint mir nicht logisch. Wenn jede Region eine genaue Identität haben soll und diese in erster Linie der Riesling sein soll, dann besteht die Identität aus Riesling?quote="Neuppy"]Der Kunde kann sich so gar kein vernünftiges Bild von einer Anbauregion machen, da es gar keine klare Geschmackstendenz gibt. Das versuchte der VDP mit seiner GG-Idee ja gerade zu ändern und an Frankreich anzupassen. Jede Region soll eine genaue Identität haben. Dies ist nun mal in erster Linie der Riesling. Man muss doch nur mal berücksichtigen, daß die gesamte deutsche Anbaufläche kleiner ist als die von Bordeaux.
Da bin ich dabei!Der Blick nach Frankreich erscheint mir allerdings sinnvoll, auch das dort vorzufindende Regionalitätsdenken. Aber das sollte für mich darin münden, dass regionalen Spezialitäten ein größeres Gewicht zugemessen wird. Selbst Mikro-Spezialitäten wie der Tauberschwarz aus Tauberfranken oder der Freisamer aus dem Breisgau sollten m.E. gepflegt und auch promotet werden.
Schaut man nach Frankreich, findet man gerade in den etwas abgelegenen Gegenden eine wunderbare Symbiose aus lokaler Küche und lokalen Weinen. Fast jedes Weinbaugebiet ist "self-sustaining" und bietet Weiß-, Rot- und Süßweine, oft auch Rosé. Trotzdem hat fast jedes Weinbaugebiet seine Spezialitäten, die man anderswo nicht in der Qualität findet, z.B. den reinsortigen Cabernet Franc von der Loire, Chenin Blanc in trocken und süß, Sauvignon Blanc in zwei ganz unterschiedlichen Stilen von der Loire und aus dem Bordelais, Tannat aus dem Südwesten, Malbec aus Cahors, die Vins Doux Naturels von der südlichen Rhône und aus dem Roussillon, großartige Chardonnays und Pinot Noirs aus dem Burgund, Aligoté, usw. usf. Wichtig ist für mich hier nicht nur die Vielfalt der französischen Weine insgesamt, sondern vor allem auch die Vielfalt innerhalb der einzelnen Weinbaugebiete.
Diese regionale Vielfalt kann Deutschland auch bieten, und die Vielfalt fördert auch den Tourismus.
Das reicht in keinem Falle. AUch unsere SPitzenwinzer haben leicht 10 verschiedene Rebsorten im Anbau. Sicher gibt es Regionen in Deutschland wo dies einheitlicher ist, aber es gibt auch Betriebe in der Pfalz die 15 - 25 Rebsorten anbauen.Noch ein paar Randbemerkungen:
Das glaube ich nicht. Die Hälfte erscheint mir im bundesweiten Schnitt realistischer.Neuppy hat geschrieben:Jeder Winzer baut im bundesweiten Schnitt bestimmt 10 bis 12 verschiedene Rebsorten an.
[/quote]Auch hier zeigt sich eine ganz unterschiedliche Denkweise. Warum müssen eigentlich alle Weine immer "groß" sein und warum zählt es eigentlich nicht für "Größe", wenn ein Wein typisch und unverwechselbar ist? Jede Größe hat für mich keinen Wert ohne Vielfalt. Wenn ich mal ins Ländle fahre, freue ich mich immer auf einen guten Trollinger zur Vesper oder einen Lemberger zur geschmorten Backe vom Hohenloher Weiderind. Dafür würde ich in dem Moment jeden noch so guten Spätburgunder, Bordeaux oder sonstigen "großen" Wein stehen lassen. Aber das dürfte Geschmackssache sein.Neuppy hat geschrieben:Und der Hinweis auf Südwestfrankreich greift meines Erachtens auch nicht. Da mögen verschiedene Weine aus verschiedenen Rebsorten wachsen (wie in Griechenland und Portugal übrigens auch) - große Weine sind da aber nun wirklich die ganz seltene Ausnahme.
Da gebe ich Dir recht - aber das ist meines Erachtens nicht das Thema des Aufsatzes.
Ich will auch gar nicht, daß wir nur noch 5 Rebsorten haben, eher das Gegenteil. Wie habe ich einen gelben Orleans vom Knipser genossen. Alle Rebsorten - sogar die Neuzüchtungen - haben für mich eine Daseinsberechtigung.
AUs Sicht des Verbrauchers fordere ich aber, daß die Verwendung von Rebsorten bei Weinen mit Herkunftsangabe reduziert und reglementiert werden muss, sonst nützt mir die liebe Herkunft nämlich rein gar nichts.
Wir werden uns sicher einig werden, daß die Fokussierung auf Riesling und Spätburgunder vor allem ein Thema der Medien, der Blogs und des Internets allgemein ist.
AUch hier reden wir in Bezug auf deutschen Wein doch mehrheitlich von Riesling und Spätburgunder, weil nun einfach einmal die besten deutschen Weine aus diesen Rebsorten gemacht werden.
Aber die Realität kennt doch deutlich mehr.
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Ach ja,
schon der Klimawandel wird eine Fokussierung auf Riesling und Spätburgunder nicht zulassen.
Ich denke beim Riesling haben wir langsam den Peak erreicht.
Grüße Peter
schon der Klimawandel wird eine Fokussierung auf Riesling und Spätburgunder nicht zulassen.
Ich denke beim Riesling haben wir langsam den Peak erreicht.
Grüße Peter
- octopussy
- Beiträge: 4405
- Registriert: Do 23. Dez 2010, 10:23
- Bewertungssystem: Auf Benutzername klicken
- Wohnort: Hamburg
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Ich mache mir darüber noch einmal Gedanken. Das ist ein wirklich interessantes Thema, gerade was den Unterschied zwischen Realität und Wahrnehmung angeht. In der Zwischenzeit ist hier schon einmal die Rebsortenstatistik 2010: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... y=file.pdfNeuppy hat geschrieben:Der deutsche Winzer der nur Riesling und Spätburgunder anbaut ist doch in der Realität die große Ausnahme.
Ich habe jetzt nicht die genaue Zahl im Kopf, aber ca. 65 % des deutschen Weines besteht gerade nicht aus Riesling und Spätburgunder.
Die spricht natürlich eine deutliche Sprache: seit 1995 ein kleines Minus beim Riesling, ein dickes Plus beim Weiß- und Grauburgunder und v.a. beim Regent. Insofern ist das, was Matze anspricht, im Zweifel wirklich nur ein "Eliteproblem" und v.a. ein Thema, was wieviel Öffentlichkeit bekommt.
Beste Grüße, Stephan
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Ich glaube es geht Matze auch nicht darum, dass es nur Riesling und Spätburgunder gibt, aber dass im Top-Bereich fast jede Region und fast jeder Winzer auf diese beiden Sorten setzt und damit wird es schon ein wenig langweilig, wenn man eine größere Verkostung besucht und von einem Stand zum anderen geht.
Zum Vergleich, würde ein größerer Weinhändler nur mal Winzer von der Loire einladen, dann könnten da folgende Winzer kommen:
1. Sancerre oder Menetou Salon mit Sauvignon Blanc und Pinot Noir
2. Tourraine mit Sauvignon Blanc und Gamay
3. diverse Appellationen mit Chenin Blanc und Cabernet Franc
und am Ende auch noch ein Muscadet Erzeuger
Irgendwie wäre es einfach abwechslungsreicher als mit Deutschen Weingütern.
Zum Vergleich, würde ein größerer Weinhändler nur mal Winzer von der Loire einladen, dann könnten da folgende Winzer kommen:
1. Sancerre oder Menetou Salon mit Sauvignon Blanc und Pinot Noir
2. Tourraine mit Sauvignon Blanc und Gamay
3. diverse Appellationen mit Chenin Blanc und Cabernet Franc
und am Ende auch noch ein Muscadet Erzeuger
Irgendwie wäre es einfach abwechslungsreicher als mit Deutschen Weingütern.
Re: Sortenvielfalt in Deutschland
Hallo zusammen,
ich bin mir dessen bewusst, dass man auch eine völlig andere Sichtweise haben kann, weshalb ich meinen Artikel keinesfalls kategorisch verstanden wissen wollte. Die Überlegungen sind mir anlässlich des Besuches einer eher Highclass-Konsumentenmesse gekommen, was (Armin hat es ja schon gesagt) natürlich einen gewissen Bias mit sich bringt.
Interessant finde ich die hier aufgebrachte Frage der meist angebauten Rebsorten in D, also Wahrnehmung und Wirklichkeit.
Jeder Weinhändler selektiert sein Angebot nach seinen Vorstellungen vor, so dass man da ohnehin nie von einer irgendwie gearteten Repräsentativität sprechen kann. Wir selbst als Weinfreunde tun das allerdings auch. Ständig. In meiner Wahrnehmung liegt der Durchschnittspreis pro gekaufter Flasche Wein nicht bei 2,32 € (oder wo er auch immer gerade liegt), aber tatsächlich ist es im statistischen Durchschnitt so. Dasselbe trifft auf Qualitätsmerkmale und Rebsortenverteilung zu. Ich habe ohnehin das Gefühl, wenn man sich für eine bestimmte Sache besonders interessiert (= einen elitären Ansatz pflegt), entspricht man zwangsläufig in all seinem Verhalten und in all seiner Wahrnehmung nicht mehr dem statistischen Durchschnitt. Und so sind in meiner Wahrnehmung Riesling und Spätburgunder im deutschen Weinbau dominierende Rebsorten.
Den zweiten sehr interessanten Gedanken finde ich den mit der Zweiteilung in eine nationale und eine internationale Ausrichtung. Was das Internationale anbelangt: Große Weinbauländer sind ja bei der Auswahl gelegentlich etwas chauvinistisch, so dass man sich nicht wundern muss, dass in Frankreich, Italien oder Spanien das Angebot an deutschen Weinen insgesamt begrenzt ist.
In England (das ist jetzt natürlich wieder meine subjektive Wahrnehmung) hatte ich in den Läden, die ich besucht habe, vor allem Riesling gesehen. Und zwar sowohl die klassisch-fruchtsüße Mosel-Variante als auch einige GG. Daneben gab es noch ein paar badische Weißburgunder (Heger und - vielleicht etwas überraschend - Bercher). In Rot zeigt, der Artikel neulich von Jancis Robinson in der Financial Times war da schon eine gute Richtschnur, der Spätburgunder auch mittlerweile eine gewisse Präsenz. Alles andere gibt es praktisch nicht (oder geht in Richtung Liebfrauenmilch). Insofern sind die beiden von mir genannten Rebsorten sicher unsere Aushängeschilder, und sie eignen sich (v.a. der Riesling) auch wirklich hervorragend.
Ich sehe bei der Berücksichtigung alter, wiederbelebter Rebsorten deshalb eher ein nationales Potenzial. Das gilt für derartige Weine aus dem französischen Südwesten auch. Nicht dass die Engländer keinen Cahors trinken würden, aber Arrufiac oder Prunelart sind mir außerhalb Frankreichs kaum je begegnet. In dem Maße, wie sich globale Entwicklungen (der Mehrheit) verstärken, verstärkt sich auch das lokale Bewusstsein (meist der Minderheit). Und für die Unterstützung solcher Regionalprojekte finde ich diese alten Rebsorten besonders geeignet. Die Zielrichtung wäre auch sicher nicht diejenige, einen großen Wein oder gar einen weltweit vermarktbaren Wein zu produzieren, sondern die Besonderheit der Region, des Terroirs, des Winzers, der Story. Und als Begleiter zu regionaler Küche natürlich.
ich bin mir dessen bewusst, dass man auch eine völlig andere Sichtweise haben kann, weshalb ich meinen Artikel keinesfalls kategorisch verstanden wissen wollte. Die Überlegungen sind mir anlässlich des Besuches einer eher Highclass-Konsumentenmesse gekommen, was (Armin hat es ja schon gesagt) natürlich einen gewissen Bias mit sich bringt.
Interessant finde ich die hier aufgebrachte Frage der meist angebauten Rebsorten in D, also Wahrnehmung und Wirklichkeit.
Jeder Weinhändler selektiert sein Angebot nach seinen Vorstellungen vor, so dass man da ohnehin nie von einer irgendwie gearteten Repräsentativität sprechen kann. Wir selbst als Weinfreunde tun das allerdings auch. Ständig. In meiner Wahrnehmung liegt der Durchschnittspreis pro gekaufter Flasche Wein nicht bei 2,32 € (oder wo er auch immer gerade liegt), aber tatsächlich ist es im statistischen Durchschnitt so. Dasselbe trifft auf Qualitätsmerkmale und Rebsortenverteilung zu. Ich habe ohnehin das Gefühl, wenn man sich für eine bestimmte Sache besonders interessiert (= einen elitären Ansatz pflegt), entspricht man zwangsläufig in all seinem Verhalten und in all seiner Wahrnehmung nicht mehr dem statistischen Durchschnitt. Und so sind in meiner Wahrnehmung Riesling und Spätburgunder im deutschen Weinbau dominierende Rebsorten.
Den zweiten sehr interessanten Gedanken finde ich den mit der Zweiteilung in eine nationale und eine internationale Ausrichtung. Was das Internationale anbelangt: Große Weinbauländer sind ja bei der Auswahl gelegentlich etwas chauvinistisch, so dass man sich nicht wundern muss, dass in Frankreich, Italien oder Spanien das Angebot an deutschen Weinen insgesamt begrenzt ist.
In England (das ist jetzt natürlich wieder meine subjektive Wahrnehmung) hatte ich in den Läden, die ich besucht habe, vor allem Riesling gesehen. Und zwar sowohl die klassisch-fruchtsüße Mosel-Variante als auch einige GG. Daneben gab es noch ein paar badische Weißburgunder (Heger und - vielleicht etwas überraschend - Bercher). In Rot zeigt, der Artikel neulich von Jancis Robinson in der Financial Times war da schon eine gute Richtschnur, der Spätburgunder auch mittlerweile eine gewisse Präsenz. Alles andere gibt es praktisch nicht (oder geht in Richtung Liebfrauenmilch). Insofern sind die beiden von mir genannten Rebsorten sicher unsere Aushängeschilder, und sie eignen sich (v.a. der Riesling) auch wirklich hervorragend.
Ich sehe bei der Berücksichtigung alter, wiederbelebter Rebsorten deshalb eher ein nationales Potenzial. Das gilt für derartige Weine aus dem französischen Südwesten auch. Nicht dass die Engländer keinen Cahors trinken würden, aber Arrufiac oder Prunelart sind mir außerhalb Frankreichs kaum je begegnet. In dem Maße, wie sich globale Entwicklungen (der Mehrheit) verstärken, verstärkt sich auch das lokale Bewusstsein (meist der Minderheit). Und für die Unterstützung solcher Regionalprojekte finde ich diese alten Rebsorten besonders geeignet. Die Zielrichtung wäre auch sicher nicht diejenige, einen großen Wein oder gar einen weltweit vermarktbaren Wein zu produzieren, sondern die Besonderheit der Region, des Terroirs, des Winzers, der Story. Und als Begleiter zu regionaler Küche natürlich.