Ich habe bei einer kleinen Händlerprobe ein paar Chardonnays und Pinot Noirs von der Côte de Beaune aus 2009 probieren können und bin fast durchweg begeistert, auch wenn mir zwei Weine etwas zu reif waren. Insgesamt fand ich aber sowohl bei den Pinots als auch bei den Chardonnays Substanz und Feinheit in einem schön ausgewogenen Verhältnis.
Zunächst zu den
Chardonnays:
Völlig umgehauen haben mich die 2009er Chardonnays von der
Domaine Bachelet-Monnot, die ich vorher noch nicht kannte. Die Domaine gibt es seit 2005. Sie wird von zwei jungen (unter 30) Brüdern, Marc und Alexandre, geführt. Wenn ich die mir zur Verfügung stehenden Informationen (Weinhändler, Internet, Bücher) richtig auswerte (sonst bitte berichtigen), hatte der Großvater von Marc und Alexandre die Domaine Bernard Bachelet gegründet, die jetzt von seinen Söhnen Vincent, Jean-Francois (Vater von Marc und Alexandre) und Jean-Louis Bachelet geführt wird. Von der Domaine Bernard Bachelet haben Marc und Alexandre ein paar Flächen in Santenay und Maranges übernehmen können. Zudem pachten sie ein paar Hektar in Puligny-Montrachet und kleine Parzellen im Grand Cru Bâtard Montrachet und im
lieu dit Le Chêne in Chassagne-Montrachet.
Marc Bachelet hat an der Lycée Viticole in Beaune studiert und hat Stagen bei Lucien Muzard und Francois Parent in Pommard sowie an der südlichen Rhône und in Australien absolviert. Alexandre Bachelet hat Erfahrungen bei Bouzereau in Meursault und bei der Domaine Monteillet in Côte Rotie gesammelt.
Die Domaine befindet sich im Dorf Dezize-lès-Maranges. Die Brüder arbeiten ohne Herbizide und pflügen die Weinberge zur Lockerung und Durchlüftung der Böden. Ein Drittel ihrer Village und 1er Cru sowie die Hälfte der Grand Cru Ernte geht an Faivelay. Wie schon gesagt, war ich total begeistert von den Weinen der Domaine. Dies ist sicherlich ein Name, den man sich merken sollte.
Schon der Puligny-Montrachet Village ist spitze und seiner Herkunft verpflichtet, und auch schon für den kurz- bis mittelfristigen Genuss geeignet.
Während ich bei der Spitzenqualität des Puligny Village nur an eine minimale Steigerung und vielleicht etwas mehr Feinheit der nächsten Weine glaubte, hat mich der Puligny-Montrachet 1er Cru Les Referts dann doch überrascht, da er dem Village in allen Belangen noch etwas hinzufügen konnte - mehr Finesse, mehr Tiefe, mehr Komplexität, mehr Dichte. Ein Wein zum Träumen.
Der Bâtard Montrachet zeigte sich dann nicht ganz so offenherzig, und fiel für mich ein bisschen in die Kategorie der "bösen" Weine (im positiven Sinne). Ich habe schon lange nicht mehr einen so dunklen und abyssartig tiefen Wein getrunken - unnahbar, unendlich, aber auch etwas Furcht einflößend. Der hohe Preis verhindert, dass ich die wahrscheinlich tolle Entwicklung dieses Weins werde mit begleiten können.
Zwischendurch gab es auch noch einen
2009 Meursault 1er Cru Genevrières der
Domaine Ballot-Millot, den die Revue du Vin de France mit 17,5 Punkten für ihre Verhältnisse hoch bewertet. Mich hat er nicht so überzeugen können. Recht wahrscheinlich werden sich hier die Einzelteile noch besser zusammenfügen. Derzeit wirkte er für mich etwas grobkörnig und am Gaumen auch zu reif und süß.
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Nun zu den
Pinot Noirs, die wir vor den Chardonnays probiert haben (eine sehr gute Verkostungsreihenfolge):
Gestartet wurde mit einem
Santenay Charmes von
Bachelet Monnot, der zeigte, dass die beiden Brüder auch mit Pinot Noir gut umgehen können. Die kernige, feste Art von Santenays mag ich ganz gerne, so auch hier, wobei der "Charmes" seinem Namen getreu sogar einiges an Finesse und Charme mit ins Spiel brachte. Die Parzelle (0,5 ha) liegt im Teil "Charmes-Dessus" an der Grenze zum Maranges 1er Cru "Les Clos Roussots" und ist mit 50 Jahre alten Reben bestockt.
Nicht vollständig überzeugt war ich vom
Beaune "La Montée" der biodynamisch arbeitenden
Domaine de la Vougeraie, die die eigenen Anlagen im Portfolio von Boisset umfasst. Hier war mir einen Tick zu viel Reife im Glas, wobei sich dies mit etwas Luft besserte. Pralle Frucht springt einem hier entgegen. Ob der Wein aber wirklich gute Zukunftsaussichten hat, wenn sich die Frucht zurückzieht, wage ich zu bezweifeln. Für den näheren Horizont aber sicherlich eine Überlegung wert (für mich persönlich eher nicht).
Sodann gab es drei Weine der
Domaine Follin-Arbelet ins Glas. Franck Follin-Arbelet hat 1993 die Flächen seines Schwiegervaters André Masson übernommen und hat neben Aloxe-Corton Villages und 1er Cru Clos du Chapitre und Les Vercots auch Pernand-Vergelesses 1er Cru En Caradeux und Les Fichots sowie kleine (jeweils ca. 0,3 ha) Parzellen in den Grand Crus Romanée St. Vivant, Corton, Corton Charlemagne und Corton Bressandes im Programm. Die Parzelle im GC Romanée St. Vivant wird von Dominique Mugneret bewirtschaftet und von Franck Follin-Arbelet dann vinifiziert.
Er liest per Hand, selektiert, entrappt zu 100%, lässt bei bis zu 35° C spontan in Holzbottichen vergären, verwendet zwischen 15 und 75% Neuholz mit nur leichtem Toasting und füllt die Weine bis auf den Corton Charlemagne unfiltriert ab. Jede Parzelle wird separat vergoren und in Fässer gefüllt. Die élévage dauert üblicherweise 18 Monate.
Der
Aloxe Corton 1er Cru Clos du Chapitre (es wird für den 1er Cru auch der offizielle Katastername Les Meix verwendet) kann schon voll überzeugen, ist sehr mineralisch, fein, ausgewogen mit einer sehr klaren Art und einer wundervollen Himbeernote in der Nase.
Sehr gut hat mir auch der
Corton Grand Cru gefallen, der aus dem
climat Le Charlemagne stammt. Da nur Chardonnay aus Le Charlemagne Corton-Charlemagne genannt werden darf, wird er als Corton Grand Cru etikettiert. Für einen Corton findet man hier nicht ganz so viel Muskeln und Konzentration, dafür aber erstaunlich viel Finesse, die sich mit mindestens einem halben Jahrzehnt Flaschenreife noch verstärken dürfte. Noch besser fand ich aber den
Corton Bressandes, der einen ganz kleinen Tick eleganter und ausgewogener daherkam. Auch hier ist sehr viel Potenzial spürbar.
Soviel für den Moment. Ich hoffe, wir kriegen hier auch noch Eindrücke von der 2009er Noble Wine Ankunftsprobe in München zu lesen. Würde mich freuen
.