"Mönsch, schon wieder ein Jahr um, wie die Zeit rast." Das sagte letzte Woche noch mein Lieblingsmitarbeiter im Autohaus zu mir, als ich den Wagen zur jährlichen Inspektion abgab.
Die Zeit rast, schon wieder eine Woche, ein Monat, ein Jahr um, wie schnell ist der Urlaub vorbei, wie schnell sind die Kinder groß.
Zeit, wer hat die heute noch? Wir sparen Zeit, wir teilen uns die Zeit ein, wir optimieren den Zeitablauf, wir nutzen die Zeit, wir füllen Zeit. Ein beliebter Spruch aus dem Platitüdenkalender: Gott schuf die Zeit und der Mensch die Uhr.
In den letzten Wochen des Jahres wollen wir uns gerne besonders viel Zeit nehmen, für einen langen Winterspaziergang, ein neues Buch, für einen gemütlich vertrödelten Abend vor dem Kamin, zum Plätzchenbacken mit Kindern und Enkeln, für einen Weihnachtsmarktbesuch. Ruhig und beschaulich soll es sein, und was ist, der Winterspaziergang fällt mangels Winter aus und weil man auf dem Parkplatz vor dem Wanderweg schon keine Lücke fürs Auto mehr findet, auf dem Weihnachtsmarkt herrscht drangvolle Enge und die Weihnachtslieddauerberieselung wird durch ernste Durchsagen unterbrochen "Bitte achten Sie auf Ihre Handtasche!" Zeiten sind das …. Und im Betrieb droht die Inventur.
Ich wünsche Euch allen für die kommenden Advents- und Weihnachtswochen Zeit, für Euch und die, die Euch lieb sind; Zeit für Dinge, für die man sonst nie Zeit hat; Zeit einfach mal gar nichts zu tun, ja vielleicht einfach nur so rumzusitzen ohne ein Buch zu lesen, ohne einen Spaziergang zu machen, einfach nur so in den Himmel schauen und seine Gedanken laufen lassen.
Zeit für einen feinen Wein muss ich uns ja nicht wirklich wünschen, die nehmen wir uns ja. Und ein bisschen Zeit für unsere Adventsrätsel sollte sich jeder, der mitmachen will, auch nehmen, die lösen sich nicht so mal nebenbei.
Zur Einstimmung gibt es einen Wein, der alle Zeit relativiert und der wie kaum ein zweiter geeignet ist, Ruhe und Entschleunigung zu bescheren. Ich habe ihn vor etwa fünf Jahren einmal getrunken habe und den Eindruck habe ich noch heute im Weingedächtnis, als sei es erst gestern gewesen.
2000 Riesling Unendlich
F.X. Pichler, Wachau
Es war bei guten Freunden nach einem entspannten Abend, der vin de méditation. Er hatte bereits eine gute Stunde in der Karaffe geruht bevor wir ihn kosten durften, und schon der Duft, der dem Glas entströmte, ließ uns innehalten und nachsinnen. Ein strahlendes Gold, ein ganz feiner sich immer stärker verdichtender Duft nach Mineral, Erde, Holz erst später auch Frucht, die zeigte sich erst stärker am Gaumen, wo der Wein stark und kraftvoll schmelzig den Mund füllte, komplex ohne wuchtig zu wirken. Perfektes Zusammenspiel von feiner Süße und klarer aber nicht dominanter Säure. Im Abgang weiterhin facettenreich, hier etwas fruchtbetonter, Mirabelle, Birne, wiederum Mineral.
Es gibt Weine, die faszinieren, in ihrer Perfektion und Eigenständigkeit, die machen sprachlos und dankbar, dass es sie gibt. Der hier war so einer.
Auf ein Glas .... 2000 Riesling Unendlich, Pichler
- susa
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Auf ein Glas .... 2000 Riesling Unendlich, Pichler
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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- dyingromeo
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Re: Auf ein Glas .... 2000 Riesling Unendlich, Pichler
Hallo Susa,
danke für die tolle Beschreibung des 2000er Unendlich, die mir meine Begegnungen mit dem Wein aufs Neue ins Gedächtnis rief!
Ein Wein-Monument, welches sich unvergesslich auch in mein Hirn gebrannt hat!
danke für die tolle Beschreibung des 2000er Unendlich, die mir meine Begegnungen mit dem Wein aufs Neue ins Gedächtnis rief!
Ein Wein-Monument, welches sich unvergesslich auch in mein Hirn gebrannt hat!
weinfreudige Grüße
Christian
"Even a journey of a thousand miles starts with a single step"
Christian
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Re: Auf ein Glas .... 2000 Riesling Unendlich, Pichler
Gehört sicherlich zu den ganz großen Weinerlebnissen!
Bin da sehr neidisch! - Nebenbei auch ein wunderschönes Etikettendesign.
Bin da sehr neidisch! - Nebenbei auch ein wunderschönes Etikettendesign.
- susa
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Re: Auf ein Glas .... 2000 Riesling Unendlich, Pichler
Ja das stimmt und widerlegt mal wieder meine Etikettentheorie.
lieben Gruß
susa
lieben Gruß
susa
Red wine with fish. Well, that should have told me something.
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Re: Auf ein Glas .... 2000 Riesling Unendlich, Pichler
Liebe Susa
Ein Sch...tag bei mir heute in beinahe jeder Beziehung, schlecht geschlafen, stressiger Arbeitsweg am frühen Morgen bei stockdickem Nebel, mühseliges Ringen um einigermassen effizientes Arbeiten usw. usw.
All das kann mich nicht anfechten: Heute ist Dienstag, Susa schreibt
und am Abend darf ich lesen, was
, und heute gefällt es mir mal wieder besonders gut
.
Danke.
Und wieder die Musik von Hubert von Goisern dazu: Heast es net, wie die Zeit vergeht... 20 Jahre alt, zeitlos, genial wie der Unendlich. Oder für den Veltlinermöger der Honivogl vom Hirtzberger.
Bei mir im Glas derweil: Schrattenthal 9 von Philipp Zull. Ebenso genial in seiner Geradlinigkeit, Trinkigkeit.
Aufs nächste Glas, auf Dienstag!
Gruss
Werner
Ein Sch...tag bei mir heute in beinahe jeder Beziehung, schlecht geschlafen, stressiger Arbeitsweg am frühen Morgen bei stockdickem Nebel, mühseliges Ringen um einigermassen effizientes Arbeiten usw. usw.
Danke.
Und wieder die Musik von Hubert von Goisern dazu: Heast es net, wie die Zeit vergeht... 20 Jahre alt, zeitlos, genial wie der Unendlich. Oder für den Veltlinermöger der Honivogl vom Hirtzberger.
Bei mir im Glas derweil: Schrattenthal 9 von Philipp Zull. Ebenso genial in seiner Geradlinigkeit, Trinkigkeit.
Aufs nächste Glas, auf Dienstag!
Gruss
Werner