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Hallo zusammen
Nun habe ich es also doch noch geschafft... Ich möchte an dieser Stelle kurz meinen Rückblick auf den 2009er Jahrgang in meinem geliebten Tessin machen. Dies geschieht ganz einfach: befangen und orientiert an dem wie ich diesen Jahrgang und seine Weine selbst erlebt habe Anfang dieses Jahres am Tag der offenen Weinkeller und anhand der verkosteten Tropfen, die ich selbst im Glas hatte.
Wenn ihr Weine mögt, die elegant, gut strukturiert und den Ausbau gut eingebunden haben aber wirklich nirgends in ein Extrem abgleiten, seid ihr im Jahr 2009 im Tessin genau an der richtigen Adresse. Müsste ich persönlich einen Vergleich ziehen würde ich den Jahrgang 2009 als Mischung oder spitzer formuliert Quintessenz aus 2007 und 2008 betrachten. Nun mag sich der eine oder andere vielleicht fragen was das soll, den so hochgelobten 2007er mit Struktur und Kraft mit einem derart schlechter eingestuften 2008er zu vergleichen? Nun, ich will versuchen es zu erklären...
2007 ist aus meiner persönlichen Optik zusammen mit 2005 einer der besten Jahrgänge in den ersten zehn Jahren des neuen Jahrtausends. Jener 2007er besitzt eine Struktur, Kraft und positive Konzentration die für südschweizerische Verhältnisse seinesgleichen sucht und sich im Moment bei den Spitzengewächsen unheimlich unzugänglich gibt und der weiteren Reife verlangt. Diese Erfahrung durfte ich beim Antesten einer Flasche Gran Risavier 07 der Familie Klausener anfang dieses Jahres machen – der grösste Fehler: den Wein in den Dekanter zu machen. So betörend dieser Tropfen sich zu Beginn in der Nase ab Flasche gab so schnell verschloss er sich, je mehr Luft sich mit ihm verband. Ähnlich dem, was passionierte Bordeauxtrinker eben auch erleben. Ich denke so geht es den meisten Spitzen-07ern.
Nun, wieso nehme ich mir heraus den eher kleinen 08er als Vergleichspartner beizuziehen? Das hat ganz simpel damit zu tun, dass wir mit 05 und 07 doch sehr verwöhnt worden sind im Tessin. Der vermeintlich schwächere 2008 hat aber seine ganz eigenen Vorteile und positiven Charakteristika. Diese bestechen mit einer spürbar prägnanten Säure, Leichtigkeit und einer Fruchtigkeit, die einem eben die Zeit beim warten auf 2007 versüssen. Hier würde ich eben die Worte Eleganz, Feingliedrigkeit und ausgeglichene Lebendigkeit entlehnen – nichts monumentales aber eben auch wichtige Faktoren, damit ein Wein die Lust für den nächsten Schluck entfachen kann und den sogenannten Trinkspass entwickelt. Wenn wir diese beiden Charakteristika verbinden erhalten wir das, was ich bei den 2009ern erlebt habe während meiner Besuche im Tessin und dem grössten Teil der verschiedenen Weine, die ich in dieser Zeit probieren durfte. In diesem Sinne erlaube ich mir auch, den 2009er unter die Top-3-Jahrgänge neben 05 und 07 zu stellen. Im Weiteren bin ich auch der Meinung, dass 2009 im Sottoceneri (geografisch grob eingegrenzt von Chiasso bis Lugano) erfolgreicher war, als im Sopraceneri.