Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
(Tiefes) weinrot, Schlieren im Glas. Nicht dekantiert: Sehr feine kräftige Nase, Stall und dezentes Pfefferminz (auch am Gaumen). Wunderbar trinkreif, seidig, feine Adstringenz, (anfangs mittellanger bis) langer Abgang!
Stark
Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Gestern Mittag bis Abend den etwas schwierig zu verkostenden Montrose 1994 getrunken.
Undekantiert ins Glas. Sehr dichte Farbe mit deutlichen Braumtönen zum Rand hin und einem leichten Wasserrand. Nase anfangs sehr verhalten. Zwischen dominierenden Leder- oder Tabaknoten windet sich eine wunderbare dunkel süße Frucht an die Oberfläche. Mittlerer Körper mit überraschend viel Druck am Gaumen. Noch viel trocknendes Tannin und erhebliche Säure, die der Frucht den Abgang nicht allein überlassen will. Abgang könnte bei dem Auftritt am Gaumen länger sein. Findet alles noch nicht recht zusammen. Mit den Stunden dreht aber die süße Frucht in der Nase und am Gaumen immer mehr auf und hält den Wein so etwas zusammen. Ich würde im Moment 17,5 Pkt geben.
Nichts für Harmonietrinker. Wer's fordernd und widerspenstig mag und noch über genügend Reserven im Keller verfügt, kann aber schon einen Versuch wagen. Bei mir war's eine Einzelflasche. Da grämt man sich dann doch etwas. Aberb bei Preisen ~ 50..60 Euronen weckt der Wein bei mir keine Nachkaufgelüste. Für das Geld bunkere ich lieber vom 2001er
Grüße
Martin
Military justice is to justice what military music is to music [Groucho Marx]
Gestern Abend dekantiert für ca. 1 h, gleichzeitig die Flasche vom Depot gesäubert und ausgewaschen.
Währenddessen das erste Mal verkostet.
Dunkles bis mittleres Granatrot mit ziegelroten Reflexen, in der Nase Brombeere, Cassis, Leder, Tabak, Lakritze verschliesst sich zusehendes im Glas und gibt schon bald nichts mehr preis.
Am Gaumen eine sehr spitze, jugendlich ungestüm und geardezu aufdringliche Säure (etwas unangenehm), sehr sehr viele trockene Tannine, die die Zunge auszutrocknen schienen. Keinerlei Eleganz, Finesse, Harmonie oder Balance. Sperrig, trocken, barock wirkend. Mittlerer Körper, ansonsten keinerlei sonstige Aromen.
Im Abgang domineren die Säure und die Tannine, die alles übrige platt machen.
Langes dekantieren ist hier empfohlen.
Vom Decanter den Wein zurück in die Flasche und ab in den Kühlschrank.
86+ FW Punkte, mehr war einfach nicht drin.
Heute Abend noch einmal probiert.
Für ca 1 h dekantiert, und dann ins Glas.
Farbe wie zuvor. Brombeere, Cassis, Pflaumen (hatte ich fast ganz vergessen), Leder, Tabak, Lakritze, Röstaromen.
Am Gaumen noch immer eine jugendliche Säure, die aber nicht mehr so dominant und aufdringlich ist wie am Abend zuvor. Erste Fruchtsüße ist unter der auftretenden rot- und schwarzbeerigen Frucht zu erkennen. Dazu Röstaromen und etwas Möbelpolitur und Teer. Mittlerer Körper, der etwas mehr Fett angesetzt hat und alles in allem sehr viel balancierter ja harmonischer als gestern erscheint.
Langer Abgang bei dem die Fruchtaromen mit der Säure und den Tanninen ringen.
Dieser Montrose braucht noch mindestens 5 wahrscheinlich sogar 8 bis 10 weitere Jahre der Flaschenreife bis er zur Hochform aufläuft, und kann dann womöglich 94+ FW Punkte erreichen.
Heute gibt es "nur 92" FW Punkte.
Gruß
Armin
Grüße Armin
Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
so langsam kommen die 1994er wohl doch aus den Puschen. Erneut ein erfreulicher Wein, nachdem vor einigen Jahren hier noch Finsternis angesagt war...
Château La Clotte; Grand Cru Classé; St. Emilion Grand Cru; 1994 rot
sehr noble und offene Nase, in gewisser Hinsicht lüstern und fordernd. Am Gaumen anfangs noch die Kargheit von 1994, wie sie lange kritisiert werden musste, dann zum und nach dem Wildschweinsteak einfach nur wunderbar. Zeigt Kraft und Fülle, ohne zu erschlagen, hat Finesse, Charakter und eine schöne Länge, ist ausgewogen und sehr harmonisch, nachdem er genug Luft gezogen hat. Ich schwanke lange zwischen 92 und 93 Punkten, im Zweifel beim letzten Glase dann doch zugunsten des Angeklagten. Exzellenter Wein, der sich damit ebenfalls rehabilitiert hat.
Die Probe mit Martin und Harti war seinerzeit einfach noch zu früh für diese Weine...
solltest Du Dich am Ende mit den Bordeaux aussöhnen .
Die meisten Bordeaux werden viel zu früh getrunken, 20 Jahre Lagerung sind für die besseren Chateaux sicherlich erforderlich, um die ganzen Feinheiten zur Entfaltung kommen zu lassen.
ich stand den Sachen ja nur kritisch, nicht feindselig gegenüber ... Aber tatsächlich haben jetzt schon einige der 1994er, die damals schwierig waren, die Hand zur Versöhnung ausgestreckt... Und da will ich mal nicht so nachtragend sein, wenn die Sachen so wie die zuletzt getrunkenen 1994er sind.
Ist halt der Anfängerfehler zur Ungeduld neigender Bordeauxnovizen wie mir. Wenn man noch nichts anderes hat, trinkt man die zu jungen... Aber langsam kommen ja einige Sachen aus den ersten Jahren nach der Wende und zu Beginn meiner Weinleidenschaft angehäufelt in ihre Spaßphase.
By the way - du bist doch alter Lagrange Fan (St. Julien), bei mir im Trinkregal liegen nebeneinander 1995 und 1996. Schon der ganze Spaß oder lieber noch mal zurück in irgendeine Holzkiste und wenn ja, für wie lange, um einen Spaß beim Vergleich zu haben?
thvins hat geschrieben:
By the way - du bist doch alter Lagrange Fan (St. Julien), bei mir im Trinkregal liegen nebeneinander 1995 und 1996. Schon der ganze Spaß oder lieber noch mal zurück in irgendeine Holzkiste und wenn ja, für wie lange, um einen Spaß beim Vergleich zu haben?
Hallo Torsten,
ist schon zwei Jahre her, dass ich die beiden im Glas hatte. Ehrlich gesagt, haben sie mir damals noch nicht allzuviel Spaß bereitet. Ich persönlich würde noch ein paar Jährchen warten (vielleicht so um die 5), dann müssten sie zeigen können, was sie drauf haben.
Insbesondere die 1995er waren teilweise doch recht bockige Gesellen, allerdings offenbaren jetzt auch die Spitzenweine, dass sie richtig gut sind:
Mit netten Gästen zu einer sehr gut gelungenen Lammkeule mit Kräuterkruste gab es den 1994 Château Léoville Las Cases, der bei dieser Probe ja sehr gut angekommen war. Ganz so generös hat er sich bei uns nicht gezeigt. Ich bin eher auf einer Linie mit der hier vertretenen Meinung, dass Las Cases einfach unendlich lange Zeit braucht. 1994 war ja am linken Ufer nun wirklich nicht das allerbeste Jahr (vom rechten Ufer hatte ich dagegen aus 1994 erstaunlich gute Weine, mir ist ständig als persönliche Pomerol Referenz noch 1994 Le Gay im Kopf). Aber selbst aus so einem Jahr ist der Las Cases einfach noch viel zu jung, und zwar viel zu jung. Er trank sich schon fantastisch, aber alle am Tisch waren der Meinung, dass das noch erheblich mehr drin ist. Ich werde mich jedenfalls mit der nächsten Flasche noch mindestens fünf Jahre gedulden.
Was ich nicht ganz verstehe: Der Wein hat 12,5 Volumenprozent Alkohol, aber schon eine sehr mächtige Statur. Jegliches Mehr an Traubenreife, Fruchtsüße, Kraft wäre m.E. eher schlecht für einen solchen Wein. Lieber länger warten, als gleich alles zu spüren bekommen. Das Thema ist ja schon diskutiert worden. Trotzdem wundere ich mich immer wieder, ob heutzutage wirklich nur noch Bordeaux mit 13,5, 14, 14,5 Volumenprozent Alkohol möglich sind (LLC 2010: 13,7 Volumenprozent).
du gönnst dir ja auch was richtig Gutes zum 1000. Posting. Glückwunsch dazu - und dass wir uns bald mal kennenlernen, vielleicht gehen wir doch mal einige Loire Weine zu zweit an (oder was anderes, muss ja nicht Priorat sein...), an einer richtigen Probe dazu scheint ja nicht so viel Interesse zu bestehen.
Glückwunsch auch von mir und auch dazu, dass Du wohlmöglich Glück mit Deiner Flasche gehabt hast. Das sagte jedenfalls Rene G. unlängst zu diesem Wein:
1994 Léoville Las-Cases, Saint Julien: Mitteldunkles Weinrot. Eigenwilliges Bouquet, Rotschmierkäserinde, stalliger Unterton, mehr gemüsig denn fruchtig. Im Gaumen noch recht jung, eine gewisse Härte zeigend, unlogisch konzentriert für den Jahrgang, wirkt somit hart und zeigt für einen Las Cases zu wenig Charme und Süsse. Also ein burschikaler Food-Wein. Potential ist da, der Spass kommt nur mit kräfitgem Essen. Vielleicht würde langes Dekantieren helfen. War aber nicht der Fall den nach 30 Minuten fand ich sogar etwas nassen Hund im Glas. 16/20 trinken – 2026
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)