Was sollen diese Vergleiche mit Frankreich oder Österreich? Wir haben einen eigene Art, Wein zu produzieren und zu deklarieren.
Deshalb darf man aber doch auch mal recht und links schauen, was da gemacht wird. Was gut funktioniert und was weniger gut.
Letztendlich bin ich ein mündiger Konsument und kann selber entscheiden, was mir schmeckt. Ist es trocken, extrem oder saftig und harmonisch. Ist doch egal. Da muss man doch nicht regeln oder Wein 4 Gramm Zucker hat oder nicht. Dann müsste an ja auch regeln, wieviel Säure und wieviel Alkohol ein GG haben darf oder muss. Was man zurecht erwarten darf, ist dass ein Wein in diesen Preisklassen, die international immer noch ein echtes Schnäppchen darstellen, fehlerfrei und mit eines gewissen Klasse ausgestattet ist.
Klar, da spricht sicher bei uns auch die typisch deutsche Regelungswut. Und wenn es eine Regel gibt MUSS die auch 150% befolgt werden. In anderen Ländern werden manche Regeln vielleicht eher als Richtschnur gedeutet, die man, wenn man für sich gute Gründe hat auch verlassen kann.
Wie in meinem vorigen Posting schon angedeutet ist für mich der deutschlandweite Anspruch einmal Erfolgsgarant, Deutschland ist ja nicht so groß als Weinbaunation, eine gemeinsame Fokussierung auf ein Thema hilft Aufmerksamkeit zu erlangen. Aber ich finde auch, man sieht jetzt immer mehr, dass man so den einzelnen Regionen immer weniger gerecht wird.
Zweitens schadet der im Ausland als solcher wahrgenommene Trockenfetisch der Deutschen momentan dem Geschäft. Schildknecht, Robinson, Theise - die Liste derer, die Einfluss auf Meinungsbildung haben und die den deutsche Wein dafür kritisieren, dass er genau seinen unique selling point aufgibt, ist lang und längerwerdend. Das hat auch der VDP gemerkt ("Dry Rieslings? From Germany? Oh, you must be joking, certainly! What's next? Claret giving up on Cabernet?") und daher wohl das Trockenedikt nicht so durchgesetzt, wie es sich der Chablistrinker gewünscht hätte.
Es mag ja sein, dass Schildknecht, Robinson und Theise mit den trockenen Rieslingen ihr Problem haben, aber ohne die trockene Rieslinge wäre zum Beispiel der Erfolg in Skandinavien und dem Baltikum nicht möglich gewesen und der scheint heute schon fast wichtiger als die alten Märkte. Und am Ende bin ich sicher kommt ein amerikanischer Kritiker, der nicht ganz so festgefahren ist mit seiner Weinsicht und wird den trockenen (was auch immer trocken sein wird) Riesling hoch loben und dann werden auch die etablierten nachziehen.
Übrigens Dein Eindruck, dass der VDP hat die "Trockengrenze" beim GG im Laufe der Jahre herunter gesetzt, am Anfang hatte man da nämlich auch noch die "Classic"-Definition im Auge und 14gr RZ erlaubt.
Und zu guter letzt, die Trockendiskussion hat natürlich da einen Sinn, wo man den Wein den man trinken will nicht kennt, sprich im Restaurant. Sehe ich da einen Wein auf der Karte den ich vorher noch nicht gekostet habe, dann wüßte ich aus der Bezeichnung heraus schon gern, wie der Wein wohl grob schmecken wird. Wenn da die Süße-Spanne sehr groß ist, kann das schon blöd sein.