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Grosse Gewächse 2010 - live dabei

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pivu

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 17:09

Zur Erinnerung: die Anstellung eines GG's ist nicht auf die VDP Mitglieder beschränkt.

Ciao
Peter
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octopussy

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 17:11

UlliB hat geschrieben:Möglicherweise habe ich meinen Punkt hier einfach nicht gut genug rüber gebracht: es gibt einfach nicht genug GGs, um auf den Auslandsmärkten damit einen dauerhaft wirksamen Impact zu erzielen. Und die seit Jahren stagnierenden Produktionszahlen zeigen, dass es entweder mit der Nachfrage doch nicht so dolle bestellt ist, oder aber, dass man die Produktion gar nicht mehr ausweiten kann - was viel schlimmer wäre.

[...]

Das Geheimnis des kommerziellen Erfolges von qualitativ hochwertigem Bordeaux ist einfach: es gibt sehr, sehr viel davon. Man muss nur den Eintrittspreis bezahlen, dann bekommt man, was man möchte.

Wenn von einem GG vielleicht 4000 Flaschen erzeugt werden und davon dann 500 in den USA landen: wie will man damit den Markt überzeugen, dass das eine tolle Sache ist?

Ulli, ich glaube gar nicht, dass man bei Riesling Großen Gewächsen einen Vergleich mit Bordeaux ziehen will, was die Preise und die mediale Aufmerksamkeit angeht. Ich denke, die Vorbilder sind da andere (Österreich, Burgund, vielleicht).

Außerdem glaube ich nicht, dass es dem Interesse der Leute großartig schadet, wenn der Wein kaum zu bekommen ist. Wie viele Leute interessieren sich für jeden Regenwurm im La Tache, obwohl die allerwenigsten den Wein jemals trinken werden?

Ich vermute, das Ziel des VDP ist, möglichst viel mediale Aufmerksamkeit für die GGs zu erzeugen (BuschWein hat es schon gesagt), um damit auch den Verkauf der kleineren Weine anzukurbeln. Van Volxem oder Keller machen vor, wie mit der Strahlkraft der großen Weine auch Glanz auf die Einstiegsweine aus zugekauften Trauben fällt. Der ganz große Impact wird mit der aktuellen Vermarktung der GGs vielleicht nicht rauskommen. Aber jedenfalls ein größerer als noch vor 10 Jahren und in Zukunft auch noch ein größerer als jetzt.

Bernd Schulz hat geschrieben:Wenn man alle Rheingauer VDP-Güter, die den Anschluss an die deutsche Spitze schon lange verloren haben, aus dem Verband ausschließen würde, würde der VDP Rheingau plötzlich 70 - 80% seiner Mitglieder einbüßen. :mrgreen:


Bernd, ich habe gerade die Liste auf der VDP-Website durchgesehen. Da gibt es mehr VDP Mitglieder, als im Gault-Millau gelistet sind ;) (nicht ganz, aber fast). Ich fürchte, die Rheingauer VDP Mitglieder würde es noch nicht einmal kratzen, wenn sie ausgeschlossen würden. Erste Gewächse dürften sie ja weiterhin als solche vermarkten, oder?
Beste Grüße, Stephan
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BuschWein

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 17:27

Ulli, man muss aber jetzt nicht alles mit Bordeaux vergleichen. Von einigen großen Burgundern gibt es auch nicht so viel mehr, als bei den GGs, Grüne Veltliner Smaragd sind auch keine Weine, die in 100 000er Zahlen erzeugt werden.

Und bitte nicht vergessen, bei den GGs geht es auch darum, dass man für die "Dorfweine" und "Gutsweine" mehr Geld bekommt und da sind die Flaschenzahlen doch schon deutlich größer.

@Bernd
Dass Dir Jahrgänge wie 2008 und 2010 riesigen Spaß machen kann ich schon verstehen, aber 3/4 der Weintrinker können mit Säurewerten wie 2010 einfach nichts anfangen. Das kann man bedauern und als Abkehr von der reinen, echten Riesling Art brandmarken, hilft aber den Winzern wenig.

Wenn ich an den gestrigen von Winning Forster Ungeheuer denke, also das war schon sehr knapp an der Grenze wo ich die Säure noch tolerieren konnte. Die scharfe Schwefelaromatik war dann leider schon über diesem Punkt. Spaß hat der Wein keinen gemacht. Vielleicht war er zu jung? Ich fürchte aber dass bei den Säurewerten die Säure am Ende stehen bleiben wird und nicht viel mehr. Ich glaube nicht, dass sich diese Säure einbindet.
Armin
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UlliB

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 17:28

octopussy hat geschrieben:Ich vermute, das Ziel des VDP ist, möglichst viel mediale Aufmerksamkeit für die GGs zu erzeugen (BuschWein hat es schon gesagt), um damit auch den Verkauf der kleineren Weine anzukurbeln.


Stephan,

ganz genau so sehe ich das auch: das GG ist nicht mehr und nicht weniger als ein Marketingvehikel für die Basisweine.

Der Gedankengang der Strategen im VDP ist ja auch klar nachzuvollziehen. Da kommt der US-Kunde (oder der Kunde in welchem Land auch immer) zum Weinhändler seines Vertrauens und möchte das vom renommierten Journal kürzlich mit 97 Punkten bewertete GG erwerben. Die Reaktion des Händlers: "Sorry all sold out! But we have this wonderful dry gutswein from the same producer, almost as good as the grosse gewachs and only 18 bucks". ;)

Ob das gut geht? Wenn die Qualität der Basisweine stimmt, vielleicht. Wenn nicht, dann nicht. Denn verarschen funktioniert auch im Land der begrenzten Unmöglichkeiten nicht mehr ohne weiteres.

Gruß
Ulli
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BuschWein

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 17:34

Die Reaktion des Händlers: "Sorry all sold out! But we have this wonderful dry gutswein from the same producer, almost as good as the grosse gewachs and only 18 bucks".

Ob das gut geht? Wenn die Qualität der Basisweine stimmt, vielleicht. Wenn nicht, dann nicht. Denn verarschen funktioniert auch im Land der begrenzten Unmöglichkeiten nicht mehr ohne weiteres.


Na ja mit dem Gutswein muss man das nicht unbedingt machen, aber mit den Weinen unterhalb der GGs funktioniert das doch auch hier. Wenn ich mir die Elogen auf den "von der Fels" von Keller anschaue, fast schon ein kleiner Hubacker oder so, oder viel besser als ganz viele GGs anderer Erzeuger ....

Und der Wein ist ja auch gut.
Armin
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Ollie

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 18:34

Markus,

Markus Vahlefeld hat geschrieben:Aber wer hat 1990 bereits trockene Rieslinge gemacht, die mit den heutigen GGs zu vergleichen wären?


Ich meinte nicht, dass die trockenen Weine von 1990 vergleichbar wären mit denen von heute. Aber genausowenig sind die Crus Classés von heute (oder gar 1855) vergleichbar mit den Crus Classés von 1990 (aus diversen Gründen). Mein Punkt sollte sein: wer 1990 Cru Classé war, ist es heute immer noch. Wer 1990 trockene Spitzenrieslinge machte, macht sie heute auch (bzw. erst recht); selbst wenn das allgemeine Niveau gestiegen ist, relativ zueinander haben sich sehr wenige Güter bewegt (plus/minus, genauso wie im Bordelais). Das gilt IMO auch im restsüssen Bereich.

Nicht die Klassifikation ermöglicht Qualität, sondern die Qualität muss erst einmal hinreichend hoch sein, um eine Klassifikation nicht völlig absurd erscheinen zu lassen. Beim VDP hat man sich selbst(!) bescheinigt, super Arbeit zu leisten, um dann eine Klassifikation vorzunehmen - die, streng genommen, ja doch nicht stattgefunden hat, weil ja jeder VDP-Erzeuger per definitionem einen Premier Grand Cru Classé erzeugt. Der VDP hat es ja nicht übers Herz gebracht, einigen seiner Mitglieder nur Deuxième-Grand-Cru-Status zu bescheinigen. Der Vergleich weder mit dem Bordelais noch mit Burgund ist deshalb ernstzunehmen.

Aber das wir uns nicht falsch verstehen: ich bin ein grosser Freund des Marketingkniffs, hat er doch immerhin zu Preisen geführt, die sicherstellen, dass ich heute für 15 Euro unter tausenden (na) schönen Weinen wählen kann, wo es vor 20 Jahren gerademal die Handvoll VDP-Spitzen gab, die du ja schon genannst hast. DAS ist IMO der Gag am GG - und eben das nicht zu unterschätzende Verdienst des VDP, ein Klima der Prestigegeilheit geschaffen zu haben, in dem es sich auch kleinere Winzer lesten können, guten Wein zu machen. Weil sie bezahlt werden!

Aber ich möchte doch bitte darauf bestehen, dass es eben lediglich ein Marketingkniff war und nicht originär eine Qualitätsoffensive einiger weniger Idealisten.

Cheers,
Ollie
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UlliB

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 18:39

BuschWein hat geschrieben:Na ja mit dem Gutswein muss man das nicht unbedingt machen, aber mit den Weinen unterhalb der GGs funktioniert das doch auch hier.


Hier (in Deutschland) funktioniert das durchaus auch mit den Gutsweinen, egal wie grottig die sind. Aber dort, wo man sich einen komplett neuen Markt erschließen möchte, möglicherweise überhaupt nicht, weil man den Wein in einem völlig anderen Kontext sieht und verkostet.

Wenn ich mir die Elogen auf den "von der Fels" von Keller anschaue, fast schon ein kleiner Hubacker oder so, oder viel besser als ganz viele GGs anderer Erzeuger ....

Und der Wein ist ja auch gut.


Ok, der mag vielleicht hingehen, obwohl sich bei mir bislang spätestens nach der halben Flasche immer ein gewisser Widerwillen geregt hat. Andere gehen aber gar nicht. Womit wir dann bei der Qualität der Basisweine von VDP-Winzern angekommen wären und endgültig OT sind.

BTW - wer hat denn von den Granden schon einen 2010er Basiswein im Glas gehabt?

Gruß
Ulli
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Bernd Schulz

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 18:55

Dass Dir Jahrgänge wie 2008 und 2010 riesigen Spaß machen kann ich schon verstehen, aber 3/4 der Weintrinker können mit Säurewerten wie 2010 einfach nichts anfangen.


Armin, 3/4 der Weintrinker kaufen ihren Wein im Aldi. Soll seriöse Weinkritik jetzt auf deren Ebene stattfinden? Erwartest du von ernstzunehmender Literaturkritik, dass sie sich an den Bedürfnissen der Uta-Danella-Leser orientiert?

BTW - wer hat denn von den Granden schon einen 2010er Basiswein im Glas gehabt?


Ich, und zwar just gestern abend, nachzulesen im Schäfer-Fröhlich-Thread. Der Wein war nicht schlecht, aber eben doch schon so gepreist, dass ich davon nicht unbedingt noch etwas nachkaufen muss - wenn ich einen Euro drauflege, bekomme ich dafür schon den Müllenschen Hühnerberg-Kabi - und damit einen Wein, der nicht nur aus einer erstrangigen Lage kommt, sondern auch deutlich deren Charakter transportiert.

Einzelne VDP-Spitzenerzeuger scheinen mir schon sehr anständige Basisqualitäten zu produzieren. Aber es gibt im Nobelverband eben auch genug Winzer, die versuchen, nicht nur schwache GGs, sondern auch laue Gutsweine für teuer Geld unter die Leute zu bringen.

Beste Grüße

Bernd
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Markus Vahlefeld

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 19:33

Also, den "von der Fels" als Gutswein ins Feld zu führen, ist schon sehr ambitioniert, kostet der doch mehr als 12 EURO. Keller macht auch einen echten Gutswein, der jedoch aus zugekauftem Material besteht. Aus 2010 kenne ich den aber nicht.

Und natürlich hatte ich schon einige/etliche Gutsweine im Glas. Und eben bei den Gutsweinen hat der Klimek schon recht. Während in der Spitze die Reife ausgereizt werden konnte, sind viele Gutsweine eher kellertechnisch ausgereizt, was bei vielen zu einem stumpfen Eindruck führt. Aber bereits im Mittelbau - also was beim VDP die Ortsweine sind - gibt es schon Beachtliches.
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Markus Vahlefeld

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Re: Grosse Gewächse 2010 - live dabei

BeitragFr 9. Sep 2011, 19:44

Bernd Schulz hat geschrieben:
Dass Dir Jahrgänge wie 2008 und 2010 riesigen Spaß machen kann ich schon verstehen, aber 3/4 der Weintrinker können mit Säurewerten wie 2010 einfach nichts anfangen.


Armin, 3/4 der Weintrinker kaufen ihren Wein im Aldi. Soll seriöse Weinkritik jetzt auf deren Ebene stattfinden? Erwartest du von ernstzunehmender Literaturkritik, dass sie sich an den Bedürfnissen der Uta-Danella-Leser orientiert?

Sorry, Bernd, aber da widerspreche ich Dir. Um Deinen Vergleich aufzugreifen: die meisten Bücher auf dem deutschen Markt werden im Genre Krimi verkauft. Und da gibt es verdammt Anspruchsvolles, auch wenn jeder Hobby-Reich-Ranicki es selbstredend nicht unter Grass oder Goethe macht. Und während Schöngeist-Literatur nur allzu gerne den Plot, die Geschichte für völlig unwesentlich hält, so funktioniert ein Krimi nur mit einer spannenden Geschichte. So ist es auch mit der Säure. Für einige Hobby-Reich-Ranickis (oder soll ich jetzt Amateur-Scheuermanns sagen :lol: ?) ist ordentlich Säure richtig geil. Aber der Krimikonsument schätzt nun mal Weine mit einer milden Säure. Auch der anspruchsvolle Krimi-Konsument. So merkwürdig es Dir erscheinen mag: aber Jahrgänge wie 2005, 2007 und 2009 verkauften sich prächtig und ohne grosses Marktgeschrei, während die Jahrgänge 2008 und 2010 auf grosse Skepsis treffen. Das hat mit Aldi nur sehr wenig zu tun. Eher mit dem Umstand, dass die Deutschen als Weinimportnation die milde Säure der Italiener und Spanier gewohnt sind und dass früher der saure deutsche Wein mit RZ zugeklatscht wurde, um überhaupt noch trinkbar zu sein, während man heute lieber zu saure Weine als zu süsse Weine produziert.
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