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Jurancon, Bearn und Baskenland

Bergerac und Umgebung, Madiran und die Pyrenäen, Cahors und Umgebung, Toulouse und Umgebung, Gaillac und die kleinen Appellationen um Rodez und Millau
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ChezMatze

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragMi 20. Jul 2011, 15:07

Domaine de Souch wollte ich grad schreiben ;) Ja, alle die dort waren, waren begeistert. Muss wirklich eine sehr sehr beeindruckende Frau sein. Und die Weine, süß wie trocken, finde ich großartig. Ich hatte mal einen trockenen 2003er relativ günstig erstanden, der Jahrgang ist eigentlich gar nicht meiner. Hat mich aber komplett überzeugt, Säure, Pepp, Aromenreichtum, große Lagerfähigkeit.

Gerade vor ein paar Tagen habe ich den "Chant des Vignes" von Cauhapé getrunken, auch einen trockenen Jurançon. Der war seinen kleinen Preis von 11 € auch mehr als wert, aber für mich lag er deutlich hinter dem Domaine de Souch.

Ich mag auch die Weine vom Clos Lapeyre gern, hier aber besonders den Süßen. Der hat so etwas faszinierend Federndes, kein schwerer, anspruchsvoller Wein.

Im spanischen Baskenland gibt's natürlich vor allem die traditionellen Cidre-Hersteller (wie das auch immer noch mal auf Baskisch heißt..."Sidra" ist ja Spanisch, oder?). Normalerweise haben die nur im Januar und Februar geöffnet, aber in Astigarraga gibt es zwei, die das ganze Jahr über Sidra ausschenken: Petritegi und Kako Sagardotegia. Und was das Tollste ist: Am 26. Juli ist Saint-Anne (oder wie dieser Tag auch immer auf Baskisch heißen mag), da gibt es in Astigarraga ein großes Fest mit den verrückten baskischen Sportarten, mit Cidre und mit Txakolí. Wenn Du das irgendwie schaffen könntest, an dem Tag dort zu sein, das wär sicher großartig!

Zum Schluss: Den "echten" Jardins de Babylone von Dagueneau und Pautrat hab ich noch nicht getrunken, aber sozusagen den "Zweitwein". Kannst ja mal bei mir auf dem Blog schauen, darüber hatte ich auch geschrieben, "Dagueneau" als Stichwort sollte funktionieren.

Ansonsten wünsch ich Dir ganz viel Spaß, ins Baskenland würde ich auch sehr gern mal wieder fahren, ist schon ziemlich lang her bei mir...

Viele Grüße, Matze
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susa

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragMi 20. Jul 2011, 15:29

Matze hast Du für den Cauhapé eine Bezugsquelle, ich find immer nur den Sève d'Automne bei Lobenberg in der halben Flasche (hab ich auch schon) und ich würd mir gerne mal was trockenes erst mal aus dem Basissegment in ganzen Flaschen hinlegen.

danke schonmal
susa
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Grenache

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragDo 21. Jul 2011, 08:16

Die Domaine Cauhapé hat eine Boutique über die man alle Weine über das Internet beziehen kann, sehr preiswert einschließlich Fracht.

Gruß, Rüdiger
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Grenache

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragDo 21. Jul 2011, 08:22

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susa

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragDo 21. Jul 2011, 08:54

ich hab den Link mal repariert;)

Aber das lohnt wahrscheinlich erst ab einer bestimmten Menge, ich dachte so an um die 6 Flaschen.

lg
s
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ChezMatze

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragDo 21. Jul 2011, 11:02

Susa, peinlich, ich hab ihn aus dem Supermarkt... Carrefour "Belle-Ile" in Liège, 10,95 €.

Im Internet habe ich aber noch diesen rheinländischen Weinhändler gefunden, der mir bislang völlig unbekannt war: http://www.a-vino.de/index.php?main_pag ... cts_id=612

Viele Grüße, Matze
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susa

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragDo 21. Jul 2011, 13:16

Ach das ist doch kein Problem, Lüttich ist ja nicht so weit von hier (schade, dass der Carrefour in Eupen geschlossen ist). Danke für den Link

susa
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octopussy

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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland

BeitragSo 4. Sep 2011, 20:28

Erst einmal vielen Dank an alle und v.a. Torsten für die vielen Tipps für die Pyrenäen und das Baskenland. Bis zu den Gorges de Holcarté und den Gorges de Kakouetta haben wir es leider nicht geschafft, man fährt dann doch immer eine ganze Weile bis in die Täler rein. Gewandert sind wir nur eine recht beliebte Tour (es war voll!) zu den Lacs d'Aysus. Die tolle Aussicht ist das allemal wert und der Ort Laruns, auf dem man auf dem Weg zu den Lacs vorbeikommt, hat es mir echt angetan. Torsten, meintest du den Käsehändler, der direkt am Place de la Mairie sein Geschäft hat? Dort habe ich ein bisschen was gekauft, vom Ossau-Iraty gab es aber "nur" eine stark gereifte Variante, die zwar ungemein faszinierend im Geschmack aber auch ganz schön heftig war. Den kann ich nur in kleinen Dosen genießen. An Käse hätte ich mich insgesamt echt sattkaufen können. Sich da zurückzuhalten, fällt echt verdammt schwer. Sehr empfehlenswert ist auch in Oloron Sainte-Marie das Maison du Vin et du Fromage, wo es guten Pur Brebis, Pur Vache und Mixte, alles natürlich fermier, und eine gute Auswahl an Madiran, Jurancon, Irouléguy und anderen Weinen gibt.

Dort habe ich auch zwei Flaschen Irouléguy gekauft. Mit dieser AOC möchte ich die Berichte aus Frankreichs Südwesten beginnen. Die AOC Irouléguy ist eine der kleineren in Frankreich, sie umfasst nur knapp 210 ha Rebfläche (Quelle: Wikipedia), die sich auf letztlich nur drei bedeutende Gemeinden verteilen: Irouléguy im Zentrum, St.-Etienne de Baigorry westlich davon und Ispoure bei St. Jean Pied de Port östlich von Irouléguy. Hier ist eine Karte der Gemeinden und wichtigsten Weingüter.

Produziert wird vornehmlich Rotwein aus Tannat, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon (ca. 70% der Gesamtproduktion), gefolgt von Rosé aus den gleichen Rebsorten (ca. 20%) und etwas Weißwein aus den Jurancon Rebsorten Gros und Petit Manseng sowie Courbu (ca. 10% der Gesamtproduktion). Die Weinberge sind überwiegend ziemlich steil (bis 60% Gefälle) und oft terrassiert, was beim Rumfahren natürlich besonders schön aussieht. Die Böden sind stark eisenhaltig und von einer rötlichen Färbung.

Ganz ehrlich, wenn ich gekonnt hätte, hätte ich hier die gesamte Palette aller Produzenten durchprobiert, so gut haben mir die wenigen probierten Weine gefallen. Die Roten haben - soweit ich das sehen konnte - etwas weniger Tannat und dafür mehr Cabernet Franc in der Cuvée als im Madiran. Das lässt die Weine auch etwas weniger ungestüm und etwas vegetaler erscheinen als bei Madirans. Sie sind zudem sehr mineralisch. Getrunken habe ich zwei Rote von der recht bekannten Domaine Etienne Brana und - der hat mir extrem gut gefallen - von der Bio-zertifizierten Domaine Ilarria. Letzerer ist für mich ein wirklich tolles Beispiel für einen Terroir-Wein. Ja, ich sage es ganz offen, auch wenn keiner das Wort mag - Terroir, Terroir, Terroir. Die Kirschkonfitüre, die man zum Pur Brebis bekommt, findet sich hier genauso wieder wie der eisenhaltige Boden. Das ist ein tief gewurzelter Wein, der nur aus der Gegend dort kommen kann.

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Einen Rosé hatten wir noch, der mich - als Rosé-Verächter - voll und ganz überzeugen konnte, es war ein Rosé von der Domaine Etxegarraya. Er hatte trotz seiner Himbeersaftfarbe eher eine Weißweincharakteristik und passte ganz hervorragend zu Crévettes roses a la plancha und zum Pur Brebis aus dem Baskenland.

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Schließlich haben wir auch noch einen Weißwein von der Domaine Arretxea, den es ausnahmsweise sogar in Deutschland gibt, nämlich bei K&U. Interessant ist, dass der Wein trotz der gleichen Trauben wie im Jurancon wirklich völlig anders schmeckt als viele Jurancons Secs. Trotz des stolzen Preises kaufe ich hiervon noch etwas nach. Der war jetzt einfach völlig zugenagelt, aber ich habe ganz stark das Gefühl, dass der mal richtig, richtig groß wird und der Preis dann eher niedrig erscheint.

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Hier noch ein Foto der Weinberge in der AOC Irouléguy, fotografiert vom Eingangstor zum Ort Saint-Jean-Pied de Port, der ein beliebter Übernachtungsort für Jakobswegpilger ist, weil hier gleich mehrere Wege zusammenführen, u.a. von Le-Puy en Velay, der ein beliebter Startort ist.

DSCF0334.jpg
Beste Grüße, Stephan
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octopussy

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Re: Jurancon

BeitragMi 7. Sep 2011, 22:20

Auf unserer Reise durch das Baskenland und angrenzende Gebiete waren wir auch im Béarn. Interessanterweise spricht man dort schon wieder eine andere Sprache, nämlich das Béarnais. Die Béarnaiser pflegen ihre eigene Sprache anscheinend fast genauso wie die Basken. Das Béarnais gehört zur Sprachfamilie des Okzitanischen. Sehr beeindruckt war ich von den Béarnaiser Bauerngehöften im zweistöckigen Bau mit Galerie (die maisons des vallées). In einem solchen haben wir auch gewohnt, wo - was in Frankreich ja oft vorkommt - ein Paar aus dem Norden ein chambre d'hôtes eingerichtet hat. Dort habe ich beim table d'hôtes die besten Steinpilze meines bisherigen kurzen Lebens gegessen - unglaublich!

Die Sauce Béarnaise stammt übrigens offenbar nicht aus dem Béarn. Vielmehr wurde sie angeblich von Chef Collinet, dem Erfinder der pommes de terre soufflées erfunden, der sie 1836 anlässlich der Eröffnung des Restaurants Le Pavillon Henri IV in Saint-Germain-en-Laye nahe Paris zum ersten Mal servierte (Quelle: Wikipedia).

Das kulturelle Zentrum des Béarn ist Pau mit seinem Château, das sein heutiges Aussehen v.a. Henri d'Albret und seiner Frau Marguerite d'Angoulême, der Schwester von Francois I. verdankt. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts war das Château der Hofsitz der Könige von Navarra. Das Château ist definitiv einen Besuch wert, auch wenn es die Führung nur auf französisch gibt (das dürfte für Leute, die sich so tief nach Frankreich reintrauen aber ja wohl kein Problem sein ;)). Pau ist ansonsten bis auf den wirklich schönen Boulevard des Pyrénnées nicht spektakulär, aber einen Besuch wert. Es gibt da auch eine anscheinend famose Weinbar für vin naturel, das Les Papilles Insolites, das aber leider geschlossen hatte, als wir in Pau waren.

Zurück zu Henri IV. (omnipräsent in Pau und im Béarn), der am 13.12.1553 im Château geboren wurde, und zwar angeblich in diesem Schildkrötenpanzer (Nachbau).

017.jpg
Wurde hier Henri IV. geboren?

Die Legende besagt, dass anlässlich der Geburt von Henri IV. seine Lippen mit einer Knoblauchzehe eingerieben und mit einem Tropfen Jurancon befeuchtet wurden, wodurch er besondere Kraft und seine inbrünstige Art erhielt. Fest steht, dass am Hofe von Henri IV. (und auch schon vorher) gerne Jurancon ausgeschenkt wurde. So gibt es im Château den Salle de 100 couverts mit einem riesengroßen Tisch, der sicherlich für 100 Gäste ausreicht. Man kann sich gut vorstellen, wie dort der Jurancon getrunken wurde.

Die Reben stehen oft auf sehr steilen Hängen. Das Klima ist rund um Pau und in die Pyrenäen rein kühl und relativ nass, dabei aber verhältnismäßig mild. So reifen die Trauben nur sehr langsam aus. Insbesondere die edelsüßen Jurancon werden oft erst im späten Oktober, November oder teilweise anscheinend auch erst im Dezember oder Januar gelesen. Jurancon gibt es in sec oder in restsüß/edelsüß. Der edelsüße wird v.a. aus Petit Manseng gekeltert, der Sec aus Gros Manseng und manchmal auch etwas Petit Manseng sowie Courbu, Lauzet und Camaralet. Zu den Weinen sogleich...
Beste Grüße, Stephan
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Jurancon

BeitragMi 7. Sep 2011, 22:33

Im Jurancon gibt es eine Menge Weine, die irgendeinen Bezug zu Henri IV. im Namen haben (für die Touris). In unserem chambres d'hôtes gab es als Apéritif den "Apéritif d'Henri IV" aus 2010 der Cave de Gan, der hier schon von Torsten beschriebenen Winzergenossenschaft. Er war sauber gemacht, wenn auch nicht wirklich aufregend.

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Nicht so gut gefallen hat mir der 2009 Jurancon Sec "Cuvée Marie" von Charles und Marie Hours (Clos Uroulat). Er war mir einfach zu streng und rustikal.

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Ganz anders ihr 2010 Jurancon Moelleux "Uroulat", der aus meiner Sicht die Chancen auf den ganz großen Durchbruch in ein paar Jahren hat. Schon jetzt trinkt er sich höchst elegant.

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Sehr gut in sec fand ich noch den 2009 Jurancon Sec "Le Lapeyre" von Clos Lapeyre, der Truitelles a la Navarre (Mini-Forellen aus den Gaves, die in den Pyrenäen entspringen mit einer Sauce aus Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch, Piment d'Espelette) auf das Vorzüglichste begleitete.

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Zusammenfassend gefällt mir nach den wenigen jetzt und schon vorher probierten Weinen die restsüße Variante fast besser, da die trockenen je nach Jahrgang doch recht säurebetont und hart ausfallen können ohne ausreichenden Gegenpol. Jedenfalls sind die Weine aus Jurancon aus meiner Sicht einfach unglaublich typisch und unverwechselbar. Der Ort Jurancon ist übrigens völlig vernachlässigbar. Dass dies das Zentrum eines Weinbaugebiets ist, merkt man überhaupt nicht. Es gibt das mit einem Michelin-Stern gekrönte Restaurant Chez Ruffet, wo wir aber nicht waren.
Beste Grüße, Stephan
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