Interessant: Spontanvergärung

Von der Weinbergspflege bis zur Kellertechnik
Bernd Schulz
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von Bernd Schulz »

Nur der guten Ordnung halber: auch Reinzuchthefen sind immer noch natürliche Hefen
Ulli, wo du Recht hast, hast du natürlich recht! -

Die Sponti-Winzer, mit denen ich besser bekannt bin, erklären mir übrigens immer wieder, dass die an allen Ecken und Enden gebräuchliche enzymatische Behandlung der Weine aus ihrer Sicht ein viel größeres Problem darstellt als die Verwendung von Reinzuchthefen (dass mit letzteren wirklich großartige Weine möglich sind, hat ja unter anderem ein H.G. Schwarz eindrucksvoll bewiesen). Der Einsatz von Enzymen wäre sicherlich einen eigenen Thread wert....

Beste Grüße

Bernd
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T's Weinblog
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von T's Weinblog »

Ja, genau meine Meinung: Es gibt von beiden Seiten Weltklasse-Weine. Der eigene Geschmack spielt auch eine Rolle. Mal schmeckt der RZ-Wein, mal der Sponti. Eben weil die Hefe auch nur ein kleiner Zacken am großen Rad ist.

PS: Aber das mit dem Hefefinder empfinde ich ja als pervers... :lol:
Wobei man auch sagen muss, woher soll der Winzer wissen, welche Hefe er braucht, und wenn ja, deckt die wirklich alle wichtigen Faktoren ab, wird der Wein so, wie er ihn sich vorstellt, wird es ein guter Wein...
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UlliB
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von UlliB »

UlliB hat geschrieben:
Birte hat geschrieben:Ist es eigentlich möglich mit Reinzuchthefen einen spontan vergorenen Wein zu simulieren? Ich stelle immer wieder fest, dass Chemiker sich über natürlich nicht natürlich lustig machen, wofür ich nach einer Belehrung einer Chemie Lehrerin vor Kurzem viel Verständnis habe.
Angeblich geht das, wenn man die Gärung nicht mit einer Hefe anlaufen lässt, sondern mit einer komplexen Mischung aus sehr vielen verschiedenen Hefen (nichts anders passiert bei der Spontanvergärung). Nur ist das dann im strengen Wortsinne nicht mehr "reinzüchtig", sondern eher "multikulti"... 8-)
Gerade beim Rumsurfen auf der von Bernd verlinkten "Hefeseite" gefunden: SIHAFERM Pure Nature in der 2in1-Box. Langsame Angärung mit Komponente 1, nach 15°Oe Abnahme zügige Weitergärung mit Komponente 2. Garantiert "positive Spontangäraromen".

Womit die Frage wohl abschließend geklärt wäre. Ob das Ergebnis dem Original entspricht oder einem französischen Rohmilchkäse in etwa so nahe kommt wie der Analogkäse auf der Tiefkühlpizza, weiß ich nicht.

Gruß
Ulli
Rieslingmaster
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von Rieslingmaster »

Bernd Schulz hat geschrieben:
Nur der guten Ordnung halber: auch Reinzuchthefen sind immer noch natürliche Hefen
Ulli, wo du Recht hast, hast du natürlich recht! -

Die Sponti-Winzer, mit denen ich besser bekannt bin, erklären mir übrigens immer wieder, dass die an allen Ecken und Enden gebräuchliche enzymatische Behandlung der Weine aus ihrer Sicht ein viel größeres Problem darstellt als die Verwendung von Reinzuchthefen (dass mit letzteren wirklich großartige Weine möglich sind, hat ja unter anderem ein H.G. Schwarz eindrucksvoll bewiesen). Der Einsatz von Enzymen wäre sicherlich einen eigenen Thread wert....

Beste Grüße

Bernd
Hallo Bernd,

das Problem ist, Enzyme sind wie Geister; kaum zu greifen

Viele Betriebe verwenden Enzyme aber kein Betrieb wird sich da ein coming out machen, da ist es mit den Hefen doch um einiges einfacher. :lol:

Gruss

Dominik
Bernd Schulz
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von Bernd Schulz »

Nun ist es aber auch so, dass ein spontan vergorener Wein nicht unbedingt ein guter Wein ist.
Wenn dem so wäre, wäre es einfach! Dann würde ich sofort eine Steillage am Mittelrhein pachten und einen auf Winzer machen... :mrgreen:
Dass der Einsatz von Zuchthefen trotzdem zu grossartigen Weinen führen kann, mach(t)en die Wein von Müller-Catoir deutlich
Genau die sind mir gerade in meinem Kreuzposting auch eingefallen! Markus, wir können durchaus mal einer Meinung sein! :mrgreen:

Folgerichtig gibt es in meinem Umfeld auch niemanden, der - egal, ob Profi oder Amateur - Reinzuchthefen fundamentalistisch ablehnt.

Ich selber habe Ende Juli bei Weegmüller 12 Flaschen Reinzuchtriesling gekauft (zwar habe ich nicht nachgefragt, aber ich verwette meinen Hut darauf, dass das Weingut nicht mit Spontanvergärung arbeitet). Es handelt sich um sehr gute Weine, denen es - jetzt kommt das kleine ABER - dann letztlich doch ein wenig an Mehrdimensionalität fehlt.... :mrgreen:
das Problem ist, Enzyme sind wie Geister; kaum zu greifen
Wer traut sich denn trotzdem, den Enzym-Thread zu eröffnen?

Beste Grüße

Bernd
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T's Weinblog
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von T's Weinblog »

Also ich bin mit dem hier schon ganz zufrieden. 2 Tage Laufzeit und schon 10 Seiten. Aber bei dem neuen Thread werde ich natürlich fleißig mitdiskutieren. Aber erst, wenn ich mein Unwissen über Enzyme im Weinbau losgeworden bin!
Bernd Schulz
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von Bernd Schulz »

Gerade beim Rumsurfen auf der von Bernd verlinkten "Hefeseite" gefunden: SIHAFERM Pure Nature in der 2in1-Box. Langsame Angärung mit Komponente 1, nach 15°Oe Abnahme zügige Weitergärung mit Komponente 2. Garantiert "positive Spontangäraromen"
Hilfe! Dieser Hefe, die angeblich die "positiven Spontangäraromen" garantiert, dann auch noch den Namen "Pure Nature" zu verpassen, ist ja wohl der Gipfel der kommerziellen Schmerzfreiheit. :cry:

Beste Grüße

Bernd
Rieslingmaster
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von Rieslingmaster »

Bernd Schulz hat geschrieben:
Dass der Einsatz von Zuchthefen trotzdem zu grossartigen Weinen führen kann, mach(t)en die Wein von Müller-Catoir deutlich
Genau die sind mir gerade in meinem Kreuzposting auch eingefallen! Markus, wir können durchaus mal einer Meinung sein! :mrgreen:

Bernd
Na ja, Bernd du musst aber zugeben, dass die Weine der Reinzucht Ära 2002 (?) bis 2006 (?) von Müller-Catoir nicht soo grossartig sind. ;)

Gruss

Dominik
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Markus Vahlefeld
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von Markus Vahlefeld »

Eben! Da gibt es kein Dogma... Schwarz konnte es, sein Nachfolger eben nicht
Bernd Schulz
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Re: Interessant: Spontanvergärung

Beitrag von Bernd Schulz »

Ich kenne die Müller-Catoir-Weine aus der Zeit nach 2001 offengestanden nicht gut genug, um mir ein pauschales Urteil erlauben zu können. Das, was ich probiert habe, bot mir keinen Anlass zu Begeisterungsstürmen (und zum Bestellen!).

Fakt bleibt aber, dass Schwarz ohne Spontanvergärung immer wieder großartige und äußerst reifefähige Sachen auf die Flasche gebracht hat.

Und Dönnhoff dient sicher auch als positives Beispiel für die Möglichkeiten, die sich bei/trotz :mrgreen: der Verwendung von Reinzuchthefen ergeben.

Vollenweider wäre ein weiterer Name, der mir einfiele. Oder Mosbacher. Allerdings findet man, wenn ich nicht falsch informiert bin, bei diesen beiden Betrieben inzwischen auch einzelne Spontis.....da wäre es dann die Frage, warum solche erfolgreichen Winzer überhaupt mit Spontanvergärung experimentieren, wenn die Hefefrage stilistisch eigentlich kaum eine Rolle spielt ;) ?

Beste Grüße

Bernd
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