Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von Frankie Wilberforce »

Nun also hatte ich den Chateau Potensac, 2002 frisch aufgezogen. :D
Schöne tiefdunkle Farbe, Holzaromatik, rot-und schwarzbeerige Frucht, Mokka. Am Gaumen fest, dicht und konzentriert, noch massige körnige Tannine, spürbare präsente Säure, Cabernetaromatik, langer Abgang.
Ist noch nicht wirklich reif, und braucht noch mindestens 3-4 weitere Jahre der Flaschenreife.
Dennoch hat er ein sehr gutes Potenzial auf 89 FW Punkte.
Grüße Armin

Sie fragen mich nach den besten Wein, den ich getrunken habe? Der ist wahrscheinlich im nächsten Glas ...
Moulis
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von Moulis »

Samstag hatte ich den Chat. D´Agassac zu einem Grillabend mitgenommen.
Eine 6 Liter Imperial.
Die Großflasche zeigte mir zu erstenmal, dass die 18 Gabrielpunkte nicht so utopisch sind.
Dunkle Farbe, Kirsche, Waldbeeren, etwas Holz. Langer Abgang.
Mindestens 2 Punkte besser als aus der Eintel.
91-92 P.
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vanvelsen
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von vanvelsen »

Heute Mittag einen 2002er Gloria angetestet. Die Erwartungen waren nicht hoch, die Freude umso grösser, als sich hier ein wunderbarer Bordeaux-Wert im Glas präsentiert. Braucht ca. 1h Luft, dann geht die Post ab. Für aktuell 25 Franken oder 20 Euro (Autsch, was für ein Kurs...) ist das nach wie vor ein sehr guter Wert der nun an den Anfang seiner Trinkreife kommt und eine Struktur für gut und gerne weitere 8-10 Jahre hat. Wer davon im Keller hat, soll doch mal eine Flasche antesten - es lohnt sich!

Gruss,

Adrian
Frankie Wilberforce
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von Frankie Wilberforce »

vanvelsen hat geschrieben:Heute Mittag einen 2002er Gloria angetestet. Die Erwartungen waren nicht hoch, die Freude umso grösser, als sich hier ein wunderbarer Bordeaux-Wert im Glas präsentiert. Braucht ca. 1h Luft, dann geht die Post ab. Für aktuell 25 Franken oder 20 Euro (Autsch, was für ein Kurs...) ist das nach wie vor ein sehr guter Wert der nun an den Anfang seiner Trinkreife kommt und eine Struktur für gut und gerne weitere 8-10 Jahre hat. Wer davon im Keller hat, soll doch mal eine Flasche antesten - es lohnt sich!

Gruss,

Adrian

Hoi Adrian,
danke für den Wasserstand. :) Leider hab ich nur eine Flasche Ch. Gloria....
Werd den wohl noch 5 Jahre reifen lassen bevor ich ihn genieße... :D
Grüsse
Armin
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dazino
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von dazino »

d'Issan 2002 hat mir vor kurzer Zeit auch Spass bereitet und gezeigt, dass es nicht falsch war einige Flaschen von diesem "überflüssigen Jahrgang" in den Keller zu legen.

Gruss
David
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octopussy
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von octopussy »

Herrlich dieser Thread-Titel. Das lädt geradezu dazu ein, die getrunkenen 2002er als alles andere als überflüssig zu deklarieren. Beim heute genossenen Haut Bages Libéral trifft das Attribut "überflüssig" jedenfalls nicht zu, ohne dass ich daraus irgendwelche generellen Schlüsse für den Jahrgang ziehen wollte. Für mich als nicht gerade konsequenten, aber im Kern doch überzeugten Sparfuchs sind Jahrgänge wie 2002 wie gemacht, bieten sie doch die Möglichkeit, mit etwas Glück und Selektion gute Weine aus guten Lagen zu akzeptablen Preisen zu erstehen.

Das Château Haut-Bages-Libéral ist jetzt nicht gerade als eines der besten aus Pauillac berühmt, obwohl die drei Parzellen der insgesamt 28 ha Rebfläche durchaus in guter Nachbarschaft im Süden der Apellation Pauillac gelegen sind - nämlich zum einen nördlich an Château Latour angrenzend (nur durch die D2/E6 getrennt), zum zweiten nordöstlich angrenzend an Château Pichon-Lalande und zum dritten auf dem Bages-Plateau (die Parzelle kann ich leider im Weinatlas nicht genau lokalisieren). Mit 80% dominiert der Cabernet Sauvignon, was sich durchaus rausschmecken lässt. Ein Schmeichler ist er nicht unbedingt, eher etwas ernsthaft. Sehr gut gefällt mir die aus meiner limitierten Erfahrung heraus beurteilte vorhandene Typizität dieses Weins für seine Apellation. Ein paar Flaschen habe ich noch und finde das Preis-Genuss-Verhältnis ganz ausgezeichnet.

Bild

Dazu im Ohr: Too Long in this Condition von Alasdair Roberts
Beste Grüße, Stephan
moc
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von moc »

Hallo zusammen...

...gestern Abend gab es leider einen überflüssigen Wein aus 2002 ins Glas - Pichon Baron

Undekantiert ins Glas ist der Wein sofort präsent und als Bordeaux klar zu erkennen. Mehr aber auch nicht. Paulliactypizität Fehlanzeige :!: Schmeckt und riecht wie ein Haut Medoc in einem knapp reifen Jahr in der 15 Euro Klasse. Das war mal gar nichts. Auch mit Luft war ihm nicht beizukommen. Schade. :cry:
grüße jens
Burzuko
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von Burzuko »

Moin Jens,

das mit dem Pichon Baron ist ja ärgerlich... :shock: War denn die Flasche soweit in Ordnung?
Bei meinem Calon-Ségur erging es mir über 2 Tage ähnlich, wie du auch schreibst: "als Bdx. klar zu erkennen aber mehr auch nicht!" Vielleicht sind diese Weine einfach im Moment ganz tief unten in ihrer Trinkphase und brauchen noch ein paar Jahre...
Jedenfalls werde ich auf dich hören und meine 2 Buddeln erstmal vergessen...


Grüße
George
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UlliB
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben: Das Château Haut-Bages-Libéral ist jetzt nicht gerade als eines der besten aus Pauillac berühmt, obwohl die drei Parzellen der insgesamt 28 ha Rebfläche durchaus in guter Nachbarschaft im Süden der Apellation Pauillac gelegen sind - nämlich zum einen nördlich an Château Latour angrenzend (nur durch die D2/E6 getrennt), zum zweiten nordöstlich angrenzend an Château Pichon-Lalande und zum dritten auf dem Bages-Plateau (die Parzelle kann ich leider im Weinatlas nicht genau lokalisieren).
Hallo octopussy,

diesen Sport habe ich auch mal betrieben: mit dem Weinatlas schauen, wer Nachbar von wem ist, und daraus Rückschlüsse auf das Potential ziehen. Nach einigen Besuchen vor Ort kam ich allerdings ziemlich schnell zu dem Ergebnis: forget it. Der Ansatz ist bezogen auf das Médoc völliger Blödsinn.

Im konkreten Fall ist das berühmte Daubos-Plateau, auf dem die Rebflächen von Chateau Latour liegen und beide Pichons Teile ihrer Reben stehen haben, durch eine kleine Senke von den Lagen von HBL getrennt. In dieser Senke läuft neben der von Dir erwähnten Straße auch noch ein kleiner Bach, und selbst für den Laien ist zu erkennen, dass die Bodenart auf beiden Seiten der Senke völlig unterschiedlich ist. Auf der Seite von HBL würde auch dann kein Latour entstehen können, wenn Latour diese Fläche übernehmen würde.

Im Médoc ist die Exposition der Reben im Gegensatz zu Deutschland auf gut deutsch gesagt sch***egal, da ist sowieso alles mehr oder minder flach. Entscheidend ist der Boden und der Unterboden, und der kann sich schon innerhalb von wenigen Metern drastisch ändern. Beim Oberboden sieht man das wie gesagt auch als Laie. Am deutlichsten ist das vielleicht in Margaux zu erkennen, wo die premier cru-Parzellen von Chateau Margaux an etlichen Stellen ganz unmittelbar an cru-bourgeois-Land grenzen.

Ansonsten müsste Lanessan das gleiche Qualitätspontial haben wie Gruaud Larose oder Beychevelle - die Rebflächen grenzen aneinander ;)

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Bordeaux 2002 - ein überflüssiger Jahrgang?

Beitrag von octopussy »

UlliB hat geschrieben: diesen Sport habe ich auch mal betrieben: mit dem Weinatlas schauen, wer Nachbar von wem ist, und daraus Rückschlüsse auf das Potential ziehen.
Hallo Ulli,

wo siehst du in meinem Text Rückschlüsse auf das Potenzial? Ich gebe zu, dass man angesichts des Einwurfs der "guten Nachbarschaft" auf diese Idee kommen könnte. Aber mir ist schon klar, dass ein Haut Bages Libéral nicht mit Latour oder Pichon Lalande konkurrieren kann, auch wenn die Reben in angrenzender Nähe stehen. Mich interessiert aber einfach, wo die Reben stehen, aus denen der Wein kommt, den ich trinke.

Danke aber auf jeden Fall für die weiterreichenden und interessanten Infos.
Beste Grüße, Stephan
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