Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
Bernd Schulz
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Bernd Schulz »

niers_runner hat geschrieben: So 17. Aug 2025, 17:49 Ich stehe gerade auf dem Schlauch, was genau ist jetzt so verwerflich an dem Stabilisator Hydratcellulose.
Verwerflich ist daran überhaupt nichts. Ich ganz persönlich möchte in den Weinen, die ich trinke, möglichst wenig vermeidbare Zusatzstoffe haben; andere können das gerne als subjektive Marotte ansehen.

Eben habe ich mir mal die 24er Kabis von Oliver (Fritz) Haag angeschaut. Teurer als diejenigen von Dr. Hermann sind diese inzwischen auch nicht mehr :!: , Oliver Haag verzichtet auf den Zusatz von Carbomethylcellulose (stattdessen findet man bei seinen Weinen die Angabe "Packgase (Kohlendioxid)", aber damit kann ich besser leben), und das Weingut spielt mindestens in der gleichen Liga wie Dr. Hermann. Damit ist klar, dass ich mich eher für die Haagschen Kabis entscheiden werde, wenn ich überhaupt 24er Kabis der absoluten Topklasse kaufen möchte (ob ich das möchte, weiß ich gerade noch nicht....).

Herzliche Grüße

Bernd
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EThC
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von EThC »

Lars Dragl hat geschrieben: So 17. Aug 2025, 15:17 Naja, wieviel Wein habt ihr denn im Keller, der ordentlich Weinstein hat. Bei Weißwein sind es bei mir eher Einzelflaschen. Die Frage ist also wohl eher, wieviel davon in unserern Kellern lagert :lol:
...der, der ordentlich Weinstein hat, ist ja eigentlich unverdächtig, verdächtig sind ja eher die optisch weinsteinfreien. Aber ich bin auch gespannt, wieviele Zusatzstoffweine in Zukunft noch aufploppen werden. Bin selber gespannt, wie das mein Kaufverhalten beeinflussen wird, mal sehen...
niers_runner hat geschrieben: So 17. Aug 2025, 17:49 Ergänzung: E 466 gilt als gesundheitlich unbedenklich, es gibt keine Höchstmengenbeschränkung für seinen Einsatz. In Lebensmitteln darf soviel davon verwendet werden, wie notwendig ist, um die gewünschte Wirkung zu erzielen (quantum satis).

Carboxymethylcellulose wird wie ein Ballaststoff vom Körper nicht verdaut und wieder ausgeschieden. Verzehrt man jedoch übermäßig viel davon, kann dieser Zusatzstoff abführend wirken.
...da gibt's aber auch kontroverse Meinungen dazu! Ich bin da eher konservativ und vermeide so Zeugs lieber in allem, was ich mir zuführe, also im Zweifelsfall eher gegen den Angeklagten...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Bernd Schulz
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Bernd Schulz »

EThC hat geschrieben: So 17. Aug 2025, 20:20 ...der, der ordentlich Weinstein hat, ist ja eigentlich unverdächtig, verdächtig sind ja eher die optisch weinsteinfreien.
In den schon etwas betagteren Weinbüchern, die ich früher gelesen haben, stand häufig geschrieben, dass Weinstein eher ein Qualitätsmerkmal darstellt.
EThC hat geschrieben: So 17. Aug 2025, 20:20 Ich bin da eher konservativ und vermeide so Zeugs lieber in allem, was ich mir zuführe, also im Zweifelsfall eher gegen den Angeklagten...
Vor allem vermeide ich Zusätze, auf die der Erzeuger ganz einfach verzichten könnte, ohne ein qualitatives Grundsatzproblem zu bekommen. Auf Schminke jedweder Art reagiere ich mit Abwehr (übrigens auch bei Frauen :twisted:).

Herzliche Grüße

Bernd
niers_runner
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von niers_runner »

Sind Sulfite nicht auch Zusatzstoffe? Und was ist eigentlich mit den Reinzuchthefen, die von vielen Winzern verwendet werden?
Für mich auch ein Ausschlusskriterium.

Beste Grüße

Peter
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Ollie »

niers_runner hat geschrieben: Mo 18. Aug 2025, 20:48 Sind Sulfite nicht auch Zusatzstoffe?
Also gut, mal abgesehen von sanitären Einrichtungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung, der allgemeinen Krankenkassen und Sulfiten - was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan?

Bernd meinte ja "Zusätze, auf die der Erzeuger ganz einfach verzichten könnte, ohne ein qualitatives Grundsatzproblem zu bekommen". Und dazu gehört CMC bestimmt.

Cheers,
Ollie
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Bernd Schulz
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Bernd Schulz »

Peter, sicher sind Sulfite auch Zusatzstoffe, aber Sulfite kann ich nicht einfach weglassen, ohne einen stilistisch ganz anderen Wein zu erhalten.

Für eine kleine Aufhübschung durch den Zusatz von einer Art Tapetenkleister sehe ich hingegen überhaupt keinen zwingenden Grund.

Herzliche Grüße

Bernd

P.S.: Ich sehe gerade, dass Ollie inzwischen schon sehr treffend geantwortet hat....
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von niers_runner »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mo 18. Aug 2025, 21:09 Für eine kleine Aufhübschung durch den Zusatz von einer Art Tapetenkleister sehe ich hingegen überhaupt keinen zwingenden Grund.
So weit ich das beurteilen kann, ist E 466 ein harmloser pflanzlicher Zusatzstoff, im Gegensatz zu vielen anderen E Nummern.
Den Vergleich mit Tapetenkleister finde jetzt ziemlich unpassend.

Beste Grüße

Peter
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Bernd Schulz
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von Bernd Schulz »

Zugegebenermaßen ist in Tapetenkleister normalerweise nicht E 466, sondern E 461 als Klebstoff enthalten. Beide Substanzen scheinen aber nicht weit auseinander zu liegen - ich zitiere mal aus Wikipedia:
....Methylcellulose (Zusatzstoffnummer E 461) wie auch andere chemisch modifizierte Abkömmlinge der Cellulose (E 463 bis 469) sind in der EU als Lebensmittelzusatzstoff, in den USA durch 21CFR 182.1480 (FDA) zugelassen.[15] Im Lebensmittelbereich sind sie als Gelier-, Verdickungs- und Überzugsmittel sowie als Emulgator und Stabilisator häufig Bestandteil von Fleisch- und Fischersatzprodukten,[16] Speiseeis, Backwaren, Kuchencremes, Mayonnaise, Instantprodukten und Tiefkühlkost. Folien aus Methylcellulose können als essbare Folien Verwendung finden....
Ganz nebenbei bemerkt: Im hochgelobten Land Frankreich (genauer gesagt im noch höher gelobten Burgund) hat ja bekanntlich die Senfherstellung eine besonders große Tradition. Gerade beim "Dijon-Senf" lohnt sich aber nach meinen Erfahrungen ein genauerer Blick auf die Zutatenliste, denn nicht selten staunt man dann über das, was alles im Traditionssenf zu finden ist. Im Estragonsenf der Firma Edmont Fallot (laut Händleraussage handelt es sich um "eine der letzten unabhängigen und familiengeführten Senfmanufakturen im französischen Burgund") ist zum Beispiel der ausgesprochen traditionelle ;) Farbstoff FDC Blau n°1 enthalten. Ist dieser Farbstoff gesundheitsgefährdend? Eher nicht. Hat er etwas im Senf verloren? Nein. Kaufe ich gefärbten Senf? Ganz sicher nicht! Da nehme ich im Zweifelsfall noch lieber Bautz´ner aus dem Supermarkt, denn der kommt ohne Farbstoff aus. Und im Gegensatz zum Fallot-Senf auch ohne zur Konservierung zugesetzte Sulfite ;).

Herzliche Grüße

Bernd
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Gerald
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Re: Inhaltsangaben für Wein werden ab Ende 2023 obligatorisch

Beitrag von Gerald »

Zur Info: die letzten Beiträge wurden aus dem "Dr. Hermann" Thread hierher verschoben.

Und noch zur Carboxymethylcellulose: da steht der Verdacht im Raum (ist aber meines Wissens nicht bewiesen), dass sie und ähnliche Substanzen die Darmbarriere herabsetzen und damit chronische Entzündungen fördern könnte. Aber wie gesagt gilt sie offiziell bislang als harmlos. Und die in Wein verwendeten Mengen werden im Vergleich zu anderen Lebensmitteln wohl auch nur sehr gering sein.

Grüße
Gerald
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UlliB
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Re: Dr. Hermann

Beitrag von UlliB »

niers_runner hat geschrieben: Mo 18. Aug 2025, 21:22 So weit ich das beurteilen kann, ist E 466 ein harmloser pflanzlicher Zusatzstoff, im Gegensatz zu vielen anderen E Nummern.
Da liegst du allerdings völlig falsch.

Richtig ist, dass einer der Ausgangsstoffe von CMC pflanzlich ist: Cellulose, die aus Holz gewonnen wird. Die Cellulose wird in einem chemischen Prozess unter knallharten Bedingungen, die für jedes Lebewesen in Bruchteilen einer Sekunde tödlich wären, mit Monochloressigsäure zu CMC umgesetzt. Monochloressigsäure ist eine hochgradig ätzende und sehr toxische Substanz, die in der Natur nicht vorkommt. Die bei der Synthese anfallenden Abfälle müssen sorgfältig entsorgt werden, da umweltschädklich.

CMC ist kein Naturstoff und eben nicht pflanzlich, und die Verwendung ist deshalb in Bio-Weinen auch nicht erlaubt.
Den Vergleich mit Tapetenkleister finde jetzt ziemlich unpassend.
Doch, das passt, und sogar sehr gut. Tapetenkleister enthält chemisch extrem ähnliche Substanzen, nämlich Methylcellulose und hydroxyalkylierte Cellulosen, die in einem sehr ähnlichen Prozess synthetisiert werden. Einige Typen Tapetenkleister enthalten vielleicht sogar CMC selber. Das Hauptanwendungsgebiet von CMC ist nicht die Lebensmittelindustrie, sondern die Baustoffindustrie, z.B. als Zuschlagstoff in Spachtelmassen....

Meine Einwände gegen CMC findest du übrigens weiter oben im Thread.

Gruß
Ulli
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