Rudi Pichler

Weltkulturerbe und internationales Aushängeschild Österreichs
amateur des vins
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Re: Rudi Pichler

Beitrag von amateur des vins »

Eine Bildungslücke schließend, entpuppte sich dieser Wein als Wachauer Antwort auf H.O. "Steinwein" Spanier:

Rudi Pichler, Achleithen Smaragd 2020 (13,0 %)
          Riesling


Die Robe ist hellstroh-/sattfahlgelb mit grünem Schimmer.
In der Nase zwar deutlich als Riesling erkennbar, aber insgesamt sehr schlank und dezent für Smaragd: Zart Waldmeister und Zitronenbasilikum, kaum Frucht.
Am Gaumen bei schlankem Gesamteindruck dicht und stoffig, fast einen Hauch viskos, aber aromatisch extrem zurückhaltend: Spuren von Ananas, weißem Pfirsich, Yuzu. Säure unauffällig frisch, mäßiger Grip.
Im Abgang deutlich herb coté bitter (klassischer(!) Chicorée) und steinig. Wirkt trocken (eine Quelle schreibt: 0,5 g/l). Sehr lang.

Ich bin verblüfft, daß dieser extrem "puristische" Wein diese Elogen einfährt. Vielleicht, weil er stilistisch zwischen den Dickschiffen herausragt? Die Qualität ist erkennbar, wenn auch nicht überwältigend. Die Stilistik ist mir allerdings zu zurückgenommen. Da dies mein erster Rudi Pichler war: Kann mir jemand sagen, ob das für den Winzer oder die Lage typisch ist?

Vielen Dank, Elah, für's Besorgen!
Besten Gruß, Karsten
Alba
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Re: Rudi Pichler

Beitrag von Alba »

Hallo,

Vor gut einer Woche ein Abstecher in die Wachau und erstmalig das Weingut Rudi Pichler besucht.
Sehr nette und informative, äußerst kurzfristig angefragte Verkostung mit anschließender Verladung einiger Kartons :mrgreen:
Kannte die Weine bisher praktisch nicht, nur Hörensagen und was man halt so liest bzw. die Bewertungen sieht.
Mir hat das gesamte Programm sehr gut gefallen – grundsätzlich aktuell bereits alles 2024 (der Rote Veltliner war schon ausverkauft).
Beginnend beim GV Federspiel (es gibt nur eines, keine separaten Lagenabfüllungen). Für mich in der Kategorie ganz vorne dabei, bringt die Hausstilistik bereits grandios zum Ausdruck, alles andere als ein fruchtig–dropsiger Allerwelts Federspiel, richtig gut. Zu Hause zwischenzeitlich auch 1 Flasche getrunken – gleicher Eindruck.
Heute Mittag dann, quasi ebenfalls als „zu Hause–Test“, eine Flasche vom Riesling Kirchweg, gemeinsam mit dem (Wösendorfer!) Hochrain und dem Kollmitz, die Stufe unterhalb des Topweins, des Achleithen von dem es sowohl GV als auch Riesling gibt. Auch hier, eine sehr feine Würze (Mineralität) und die Frucht kommt dann langsam dazu, eher Ananas, etwas Zitrone und erst im recht langen Abgang dann etwas klassisches Steinobst – Marille. Dass das im Moment alles super jung ist versteht sich von selbst und da kommen wir zum Potenzial bzw. den ebenfalls vor Ort verkosteten etwas reiferen Sachen.
Von eben dieser Lage Kirchweg (und das ist keine der ganz großen/ berühmten) sowohl 2015 als auch aus einer Magnum 2011 mit dem Winzer verkostet (und das beim Erstkontakt !). Zuerst gleich – NULL Petrol :!: ,
Das als Wichtigstes vornewg, ich mag das eben nicht wenn aus dem Glas die Zapfsäule rausspringt. Aus der Erinnerung jedenfalls tolle Riesling Erfahrung, beide Weine sehr elegant – keinerlei Hitzigkeit oder Schwere, das gilt für diese beiden Rieslinge ebenso wie den folgenden 2008 Veltliner (Lage ? Leider nicht notiert, ich glaube aber es war ein Hochrain oder gar Achleithen).
Abschließend noch grundsätzlich zum Jahrgang 24, der es bekanntermaßen den Winzern nicht leicht machte – Frost, Trockenheit zwischendurch und im September Rekordniederschläge/ Hochwasser. Ich denke der Begriff Winzerjahr gilt hier sicher, diese Serie bei R.Pichler, ich kann mich nur wiederholen, ist jedenfalls grandios.
Ein Wort auch noch zu seinem Topwein, dem Riesling Smaragd Achleithen, spielt für mich in der obersten Wachau und Riesling Liga, hier ist die Frucht direkt aus der Flasche im Moment wirklich hinter einer dunklen Mineralität versteckt, harzig–rauchige Noten wie ich sie noch nie so wahrgenommen habe, mir gefällt das und bringt irre Spannung ins Glas. Mit etwas Luft und Zeit dringt die Frucht zart durch – freue mich auf die erste Flasche jung und weitere gerne noch in 10–15 Jahren.
LG
Manfred

PS– falls interessiert, Willi Klinger hat bei Wein&Co einen interessanten Artikel zur Problematik der „erwarteten“ Typizität gewisser Weine verfasst um eine Prüfnummer zu erhalten – was wiederum notwendig ist um zB Lagennamen anführen zu dürfen …, Hr Pichler ist da auch prominent genannt …
https://www.weinco.at/inspiration/probl ... UzJGwwJGgw
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