
Jurancon, Bearn und Baskenland
- octopussy
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Heute habe ich mal wieder einen schönen Tropfen aus dem Baskenland im Glas: Domaine Arretxea Irouléguy Rouge 2009. Ich kann wirklich jedem, der die Weine aus Irouléguy nicht kennt, empfehlen, mal reinzuschnuppern. Diese Weine sind für mich absolut eigenständig. Trotz des relativ hohen Tannat-Anteils würde man den Wein im Zweifel nicht mit einem Madiran gleichen Alters verwechseln, er ist viel leichter, weniger heftig und bissig, ausgewogener, aber auch etwas weniger spannend. Eine gewisse erdig-mineralische Note scheint mir aber durchaus typisch zu sein für die Weine der Gegend und gibt mir Déja-Vus. Außer Arretxea sind die Weine leider in Deutschland kaum bzw. gar nicht verfügbar.


Beste Grüße, Stephan
- austria_traveller
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Schon witzig !
Da überlege ich, wohin ich meine Eindrücke zu diesem Wein schreiben kann und denke mir, dass ja noch kaum jemand so einen Wein getrunken hat und dann lese ich, dass ich ganz sicher nicht der Erste bin:
Xuri La Cave Irouleguy 2010
Es ist ein Weißwein; das geht ja aus dem Namen nun gar nicht hervor. Er besteht aus 70% Gros Manseng, 20% Petit Manseng, und 10% Petit Courbu. Komplett unbekannte Sorten für mich ! Er ist schon einige Tage offen im Kühlschrank gestanden - ehrlich gesagt, hat er mir kurz nach dem Öffnen gar nicht geschmeckt. Sehr starke Säure, die alles übertüncht hat. Jetzt nach ein paar Tagen hat der Wein eine sehr feine Note nach Honig und Rosinen, am Gaumen dann fast schon harmonisch, ein kleines Zuckerschwanzerl ist dazugekommen. Inzwischen hat er eine moderate Säure und eine leicht metallische Note .... sehr interessant das Ganze ....
Da überlege ich, wohin ich meine Eindrücke zu diesem Wein schreiben kann und denke mir, dass ja noch kaum jemand so einen Wein getrunken hat und dann lese ich, dass ich ganz sicher nicht der Erste bin:
Xuri La Cave Irouleguy 2010
Es ist ein Weißwein; das geht ja aus dem Namen nun gar nicht hervor. Er besteht aus 70% Gros Manseng, 20% Petit Manseng, und 10% Petit Courbu. Komplett unbekannte Sorten für mich ! Er ist schon einige Tage offen im Kühlschrank gestanden - ehrlich gesagt, hat er mir kurz nach dem Öffnen gar nicht geschmeckt. Sehr starke Säure, die alles übertüncht hat. Jetzt nach ein paar Tagen hat der Wein eine sehr feine Note nach Honig und Rosinen, am Gaumen dann fast schon harmonisch, ein kleines Zuckerschwanzerl ist dazugekommen. Inzwischen hat er eine moderate Säure und eine leicht metallische Note .... sehr interessant das Ganze ....
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
Gerhard aus Wien
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, habe ich vor meinem Wein des heutigen Abends zum letzten Mal anno 2007 oder 2008 (zusammen mit Ingmar Püschel auf der ProWein) einen Jurancon getrunken. Möglicherweise war es ein Fehler, sich weiter überhaupt nicht um diese interessante Appellation mit ihren eigenständigen Süßweinen zu kümmern:
Der Uroulat aus 2010 gefällt mir richtig gut! Trotz der 12 Umdrehungen, die ich bei einem deutschen Riesling in restsüß kaum tolerieren würde, zeigt er eine gewisse Finesse und Frische. Gerade bekomme ich richtig Lust auf eine (leider nicht sehr wahrscheinliche) Zweitbegegnung mit einem Jurancon von Charles Hours....
Herzliche Grüße
Bernd

Der Uroulat aus 2010 gefällt mir richtig gut! Trotz der 12 Umdrehungen, die ich bei einem deutschen Riesling in restsüß kaum tolerieren würde, zeigt er eine gewisse Finesse und Frische. Gerade bekomme ich richtig Lust auf eine (leider nicht sehr wahrscheinliche) Zweitbegegnung mit einem Jurancon von Charles Hours....
Herzliche Grüße
Bernd
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Hallo Bernd,
ich habe den 2010 Uroulat von Charles Hours jetzt auch im Glas, ich kann deine Begeisterung nachvollziehen und würde sogar noch 2 Punkte drauflegen, diese Kombination aus Aromenvielfalt mit perfekter Boytritisnote, Komplexität, perfekten Säure- und Süssespiel, das macht auch nach 2 Gläsern noch richtig Spaß, neuere Jahrgänge kosten um die 20 Euro für eine ganze Flasche, wenn die ähnlich gut sind ist der Uroulat absolut empfehlenswert zu diesem Preis
Gruß
Ralf
ich habe den 2010 Uroulat von Charles Hours jetzt auch im Glas, ich kann deine Begeisterung nachvollziehen und würde sogar noch 2 Punkte drauflegen, diese Kombination aus Aromenvielfalt mit perfekter Boytritisnote, Komplexität, perfekten Säure- und Süssespiel, das macht auch nach 2 Gläsern noch richtig Spaß, neuere Jahrgänge kosten um die 20 Euro für eine ganze Flasche, wenn die ähnlich gut sind ist der Uroulat absolut empfehlenswert zu diesem Preis
Gruß
Ralf
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Mein erster Bearn:
2019 Domaine Lapeyre Bearn
Kein großer Held, aber sehr schön zu trinken. Dunkle, eher herbe Früchte. Die Tannine schmirgeln noch ganz schön. Aber nicht zu vergleichen mit einem richtigen Madiran. Das ist ein richtig guter Wein zu Lamm oder Rind vom Grill.
Diese gewisse Rustikalität passt dann richtig gut. Und wann trinkt man schon einmal einen Bearn???
88 Punkte. Kostet um die 10 Euro bei madiran.de
Gruß
Ralf
2019 Domaine Lapeyre Bearn
Kein großer Held, aber sehr schön zu trinken. Dunkle, eher herbe Früchte. Die Tannine schmirgeln noch ganz schön. Aber nicht zu vergleichen mit einem richtigen Madiran. Das ist ein richtig guter Wein zu Lamm oder Rind vom Grill.
Diese gewisse Rustikalität passt dann richtig gut. Und wann trinkt man schon einmal einen Bearn???
88 Punkte. Kostet um die 10 Euro bei madiran.de
Gruß
Ralf
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Diesen Wein habe ich gemeinsam mit Ollie auf Visentins "Hausmesse" in der Französischen Botschaft probiert, und es war einer der nicht sehr zahlreichen Weine, von denen wir angetan waren:
Camin Larredya, Au Capcéu 2021
Jurançon 100 Petit Manseng
Mittelbernsteinfarben = ambré.
In der Nase Met, Garrigue, Eukalyptus und ein Hauch Plaka-Farbe, der bald einer kalkigen Mineralität weicht. Man riecht die Opulenz, und vermeintlich auch die Süße, aber es dominiert der Eindruck großer Frische.
Am Gaumen dann sehr lebendige Säure, die die ca. 100g Restzucker in Schach hält, und eine leicht kreidige Textur - das kennt man, bei gänzlich anderer Aromatik, eher von Mosel-Spätlesen, aber nicht unbedingt von Franzosen. Sultaninen, Ananas, Mango. Vor allem im Abgang feine Mineralität und deutliche Kräuterherbe. Den Safran, von dem man auch las, fand ich nicht.
Das ist wohl eine klassische Spätlese ohne Botrytis. BSA wird unterbunden. Fermentation erfolgt in alten Fudern, Ausbau in aufgearbeiteten Barriques 10 Monate sur lie. Vielleicht mag ja jemand das Potential bei 100g RZ und 13,5% Alc. ausrechnen?
Jurançon hatte ich schon länger kaum (mehr) auf dem Schirm: In meiner Erinnerung war das ein bißchen "Sauternes für Arme". Das wird diesem Wein allerdings überhaupt nicht gerecht, denn nicht zuletzt aufgrund der Rebsorte haben wir hier einen deutlich würzigeren und vielleicht auch ausgeprägter exotischen Charakter. (Und auch pekuniär sind wir mit rund 40 € für die Eintel fast in derselben Liga.) Nicht alles, was süß ist und aus Frankreich kommt, gehört über einen Kamm geschoren - mea culpa.
Ich habe diese Flasche spontan zu einer Pasta mit einer Sahnesauce von einem unspezifischen Supermarkt-Bleu aufgemacht. Das war ok, aber nicht erleuchtend. Vielleicht wäre eine minimal angebratene Foie Gras auf Toast doch besser. Mme sah ihn in der Dessertnische.
Camin Larredya, Au Capcéu 2021
Jurançon 100 Petit Manseng
Mittelbernsteinfarben = ambré.
In der Nase Met, Garrigue, Eukalyptus und ein Hauch Plaka-Farbe, der bald einer kalkigen Mineralität weicht. Man riecht die Opulenz, und vermeintlich auch die Süße, aber es dominiert der Eindruck großer Frische.
Am Gaumen dann sehr lebendige Säure, die die ca. 100g Restzucker in Schach hält, und eine leicht kreidige Textur - das kennt man, bei gänzlich anderer Aromatik, eher von Mosel-Spätlesen, aber nicht unbedingt von Franzosen. Sultaninen, Ananas, Mango. Vor allem im Abgang feine Mineralität und deutliche Kräuterherbe. Den Safran, von dem man auch las, fand ich nicht.
Das ist wohl eine klassische Spätlese ohne Botrytis. BSA wird unterbunden. Fermentation erfolgt in alten Fudern, Ausbau in aufgearbeiteten Barriques 10 Monate sur lie. Vielleicht mag ja jemand das Potential bei 100g RZ und 13,5% Alc. ausrechnen?
Jurançon hatte ich schon länger kaum (mehr) auf dem Schirm: In meiner Erinnerung war das ein bißchen "Sauternes für Arme". Das wird diesem Wein allerdings überhaupt nicht gerecht, denn nicht zuletzt aufgrund der Rebsorte haben wir hier einen deutlich würzigeren und vielleicht auch ausgeprägter exotischen Charakter. (Und auch pekuniär sind wir mit rund 40 € für die Eintel fast in derselben Liga.) Nicht alles, was süß ist und aus Frankreich kommt, gehört über einen Kamm geschoren - mea culpa.
Ich habe diese Flasche spontan zu einer Pasta mit einer Sahnesauce von einem unspezifischen Supermarkt-Bleu aufgemacht. Das war ok, aber nicht erleuchtend. Vielleicht wäre eine minimal angebratene Foie Gras auf Toast doch besser. Mme sah ihn in der Dessertnische.
Besten Gruß, Karsten
- thvins
- Administrator
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Genau für diese oft tolle Balance zwischen Süße und Säure und die komplexe Aromatik liebe ich hin und wieder derartige Süßweine , wie man sie so im Jurancon (und mitunter auch anderswo im Südwesten) findet. Sauternes und Co waren mir dagegen oft zu "einseitig" süß ohne eben diese Frische.
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Re: Jurancon, Bearn und Baskenland
Genau, Torsten. Ich kann immernoch viel Spaß mit Sauternes haben - hin und wieder. Aber die Üppigkeit ist bisweilen erschlagend und manchmal gar plump; jedenfalls macht sie Sauternes nicht unbedingt vielseitiger einsetzbar.thvins hat geschrieben: ↑Mi 4. Jun 2025, 11:10 Genau für diese oft tolle Balance zwischen Süße und Säure und die komplexe Aromatik liebe ich hin und wieder derartige Süßweine , wie man sie so im Jurancon (und mitunter auch anderswo im Südwesten) findet. Sauternes und Co waren mir dagegen oft zu "einseitig" süß ohne eben diese Frische.
Das war auch dereinst der Grund, mich überhaupt mit süßem Riesling zu befassen.
Besten Gruß, Karsten