Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
UlliB hat geschrieben: ↑So 13. Apr 2025, 10:29
Seit dem 01. Januar 2020 besteht beim Verkauf an Privatkunden keine Verpflichtung mehr, entweder die CRD zu verwenden oder dem Kunden Begleitpapiere mitzugeben.
...super, danke für die Recherche! Dann kann ich ja das WoMo hemmungslos vollstopfen, falls ich im September tatsächlich mal ein bißchen nach F fahre...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Drei mal St. Emilion 1er grand cru classé aus 2021, pop & pour. In den Flaschen verbliebene Reste - etwa ein Drittel - wurden nach 24 Stunden nachverkostet.
La Gaffelière (13,5%Vol.) Kurzversion: frisch, fruchtig, fein. Schöne dunkle Frucht, im Gaumen frische Säure, schlank und leichtfüßig, hoher Trinkfluss. "Strukturschwach" wäre unfair und auch nicht richtig, aber weitmaschig und etwas lose geknüpft ist das schon. Nicht für die lange Strecke.
Nach 24 Stunden ist die Struktur etwas fester geworden, aber leider tritt jetzt auch das Tannin deutlicher in Erscheinung, körnig und gar etwas ruppig, und hemmt das am Vortag noch vorhandene hohe Trinkvergnügen.
Canon (13,5%Vol.) Wesentlich strukturierter und fester, tiefgründiger, komplexer. Aber vergleichsweise ein wenig schwermütig. Ein ganz zarter und nicht unangenehmer Grünton - wirklich nur ein Hauch - lässt mich vermuten, dass hier ein Teil der Trauben mit den Rappen vergoren wurde. Defensiv, am Tisch wurde beginnende Verschlussphase vermutet.
Dem scheint aber nicht so zu sein, denn am nächsten Tag war der Wein aufgeblüht, superfeine Frucht, Holz perfekt eingebunden, und das Tannin ist geradezu seidig - so viel feiner als beim La Gaffelière. Auch hier wieder der zarte Grünton, der zur Komplexität beiträgt. Ganz klar der bessere Wein, in jeder Hinsicht, da sehe ich hier sogar einen Klassenunterschied.
Figeac (13%Vol.) Ok, das war jetzt nicht fair. In einer Tischrunde, die in aller Regel Weine vom linken Ufer denen vom rechten vorzieht, war es eigentlich klar, dass ein Cabernet-betonter Wein beste Chancen hat, der Wein des Abend zu werden. Und das wurde er dann auch, was aber nicht nur am Cabernet-Anteil (40% CS, 31% CF) liegt. Für ein als schwach angesehenes Jahr ist das schon eine ziemlich große Nummer. Steht strukturell dem Canon nicht nach, baut aber wesentlich mehr Spannung auf und hat eine größere aromatische Bandbreite, vibrierend lebendig und dabei hochelegant. Nach einem Tag unverändert. Großartig.
Danke für die Notizen Ulli. Was würdest du dem Figeac für Punkte geben? Ist schwierig zum beurteilen ob du den Wein im Jahrgangskontext gut findest oder ob er auch mit einem besseren Jahrgang mithalten kann.
Ste hat geschrieben: ↑Di 6. Mai 2025, 19:59
Danke für die Notizen Ulli. Was würdest du dem Figeac für Punkte geben? Ist schwierig zum beurteilen ob du den Wein im Jahrgangskontext gut findest oder ob er auch mit einem besseren Jahrgang mithalten kann.
Die Frage hatte ich schon befürchtet...
Ich häng mich mal raus und sage 95 - genau an der Grenze zu dem, was ich als "groß" bezeichnen würde. Insofern denke ich schon, dass der in einem Lineup von Weinen aus besseren Jahren nicht negativ auffallen würde. Was aber passiert, wenn man ihn in einer Vertikale mit den Figeacs aus 2020 und 2022 ganz direkt vergleicht, kann ich nicht sagen. Die praktische Erfahrung mit solchen direkten Vergleichen hat bisher fast immer gezeigt, dass sich die generelle Jahrgangsqualität doch durchsetzt. Was dem 21er ja keinen Abbruch tut, sofern er dabei nicht völlig abstürzt und sich meine 95 als böser Irrtum erweisen.
Was ich sagen kann: ich war mit dem 21er sehr zufrieden und habe den als wirkliches Highlight empfunden.
Und da erlaubt sich dann die gegenüberstellung des Preises schon. Sind in der angesprochenen Vertikale die 80-100 Euro Aufpreis, zu den zwei anderen, es Wert? Das muss jeder für sich entscheiden.
Zaccetti hat geschrieben: ↑Mi 7. Mai 2025, 21:05
Und da erlaubt sich dann die gegenüberstellung des Preises schon. Sind in der angesprochenen Vertikale die 80-100 Euro Aufpreis, zu den zwei anderen, es Wert? Das muss jeder für sich entscheiden.
Nehme ich die deutschen Primeur-Preise, beträgt der Aufpreis des Figeac zum Canon 85 Euro, zum La Gaffelière aber 143 Euro. Ganz grob gesagt ist das Preisverhältnis 1:2:3, und auch wenn man Weinbewertungen nicht linear skaliert ausdrücken kann, gibt das meine Qualitätseinschätzung irgendwie verblüffend gut wieder.
Über die absolute Höhe des Preises kann man sich viel eher unterhalten. Ich würde trotz des drastischen Preisunterschieds im Zweifelsfall eher den Figeac nachkaufen als einen der beiden anderen. Was ich aber nicht tun werde; es ist noch was da
Sorry Ulli, ich bezog mich auf deinen Post oben bezgl. Figeac 21 vs. 20+22 ob der 21er da noch so gut abschneidet. Er wird wohl schlechter abschneiden, aber eben auch 80-100 Euro weniger kosten wie die anderen beiden.
Zaccetti hat geschrieben: ↑Mi 7. Mai 2025, 21:22
Sorry Ulli, ich bezog mich auf deinen Post oben bezgl. Figeac 21 vs. 20+22 ob der 21er da noch so gut abschneidet. Er wird wohl schlechter abschneiden, aber eben auch 80-100 Euro weniger kosten wie die anderen beiden.
Ah, danke, das hatte ich falsch verstanden. Aber vielleicht war ja meine Einschätzung zum Preisverhältnis der drei 21er auch interessant.
Les Carmes Haut Brion 2021 (Pessac-Léognan) 13,5%Vol. Etwas dunkle Frucht, Brombeere, sonst nicht viel, auch kein Holz. Wirkt schlank, fast schon schmal, recht hohe Säure, Tannin moderat, aber präsent. Zeigt über Stunden verfolgt nicht mehr.
Einen Tag später habe ich den in der Flasche verbliebenen Rest (knapp ein Drittel) nachverkostet. Noch defensiver geworden, aber nicht ganz stumm.
Da ist die Primärfruchtphase schon vorbei, und der Wein taucht gerade in den Verschluss ab. So nicht zu bewerten, jetzt ist erst einmal warten angesagt.
Oh das ist aber sehr schade, denn der Wein ist für diesen Jahrgang einfach gut gelungen, dann werde ich meine übrigen Flaschen wohl besser liegen lassen.
Ich hoffe du hast noch ein paar Flaschen und kannst so in etwa 6 Jahren einen neuen Versuch angehen.