Ökonomierat Rebholz

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EThC
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von EThC »

Udo2009 hat geschrieben:12,5% ... ab 0,5 wird aufgerundet... --> 13 % ;) ;)
...nee, das ist EU-weit anders geregelt. Zum einen ist der Alk-Gehalt in 0,5er Schritten anzugeben*, wobei die Angabe auf dem Etikett bei den meisten Weinen max. 0,5 Prozentpunkte vom Analysenergebnis abweichen darf. Bei einem Analysewert von 12,6 Vol.% kann man sich also entscheiden, ob man 12,5 oder 13 % draufschreibt, 12 geht in diesem Fall nicht. Wie's bei 12,51 % ausschaut, weiß ich allerdings nicht sicher, mir ist aus der EU-Verordnung nicht klar, wieviele signifikante Nachkommastellen berücksichtigt werden, aber ich gehe mal davon aus, daß ein solches Analysenergebnis im Sinne der VO als 12,5 zu werten ist, dann hätte man die Möglichkeit 12, 12,5 oder 13 draufzuschreiben.
Bei Weinen mit z.B. mehr als 3 Jahren Flaschenlager (vor dem Verkauf ab Weingut) sowie bei Schaumware darf man übrigens max. 0,8 Prozentpunkte abweichen.

Ansonsten traue ich den Angaben auf den Etiketten grundsätzlich mehr als denen auf irgendwelchen Heimseiten, auch von Winzern...

* nichtsdestotrotz hatte ich schon des öfteren EU-Weinchen, die den Alk aufs Zehntel genau angegeben haben, auffällig häufig bei griechischen Weinen
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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amateur des vins
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

Die Aromatik hat sich ggü dem letzten Eindruck verschoben, aber genial gut finde ich das Zeug auch heute:

Rebholz, Chardonnay R 2017

Goldgelb.
In der Nase deutlich, aber maßvoll Holz. Leichte Reduktion. Etwas Grapefruit und Blutorange.
Am Gaumen dominiert dann deutlich die Blutorange. Etwas Nektarine kommt hinzu. Knackige, reife Säure. Dicht und komplex.
Im extrem langen Abgang herb-würzig und wieder Blutorange.

Kompletter Wein, sehr stimmig und doch spannungsgeladen. Vergleichsweise "dunkle" Aromatik. Sicher recht laut, aber nie krawallig (Huber, anyone?) und für mich auch nicht extrem - außer extrem gut.

Perfekte Marriage mit dem auf der Haut kurzgebratenen Biolachsfilet und Safranrisotto. 8-)
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

Gerade ausgetrunken:

Rebholz, Weisser Burgunder Vom Muschelkalk 2014

Eine deutliche (hasel-) nussige Note zeigt Reife an. Ansonsten aber merkt man dem Wein 9 Jahre Alter nicht an: Neben dem Nussigen finden sich weißburgundertypische florale Noten; am Gaumen kommen dann Pomelo und eine zarte grüngemüsige Aromatik hinzu, die aber überhauptnicht auf Unreife hindeutet, jedoch eine zusätzliche Dimension verleiht. Auch der leichte Grip trägt zur Spannung bei. Die Säure ist ziemlich lebendig, aber zu keinem Zeitpunkt anstrengend.

Dieser Wein ist "unglaublich" gut gereift! Weißburgunder wird ja bisweilen eine nicht so lange Lebensdauer bescheinigt, aber dieser Wein ist einfach nur à point. Selbst die blaßstrohgelbe Robe ist die eines Jungweins! Im Vergleich zu meiner Notiz vom letzten Jahr fehlt alles Bittere oder Metallische, Nussiges ist hinzugekommen, und insgesamt präsentiert er sich total stimmig. So jugendlich, wie er sich heute zeigte, würde ich ihn gerne in ein paar Jahren nocheinmal probieren, aber leider war das die letzte Flasche 2014er. Vielleicht läßt sich ja noch welcher auftreiben...

Exzellent übrigens auch die Kombination mit Hokkaidō-Kürbissuppe mit Karotten und Ingwer sowie ein wenig Schmand und steirischem Kürbiskernöl.
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

Eine Flasche, die es laut Bestandsliste eigentlich garnichtmehr hätte geben dürfen (diese Fehler sind mir die liebsten):

Rebholz, Weisser Burgunder Vom Muschelkalk 2015

Grünliches Strohgelb.
Ganz leichte Reduktion; auf angenehme Weise leicht grüngemüsig. Eine Spur Steinobst; zart beginnend Reife.
Am Gaumen perfekte Balance zwischen Cremigkeit und Frische. Weißfruchtig und -floral. Minimaler Grip

Wie schon der 14er zuvor, ist auch dieser Wein hervorragend gealtert! Und zwar so gut, daß ihm das Alter kaum anzumerken ist. Toller Moment, ihn zu trinken, ohne daß Eile angesagt scheint.

Schöne Überraschung, diese (letzte 2015er) Flasche gefunden zu haben! Ging auch exzellent zum Salat aus grünem Spargel, neuen Kartoffeln und Radieschen mit Schweinemedaillons.
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

Diesen Wein hatte ich zuletzt bei meiner kleinen GG-vs-1G-Reise vor 3 Jahren im Glas:

Rebholz, Kastanienbusch GG 2020
        Riesling


Komplexe "mittelgelbe" Nase: Reife Zitrone, ein wenig Sanddorn und Physalis, ein Hauch Honigmelone; alles ohne den geringsten Verdacht fortgeschrittener Entwicklung - der ist einfach so. :mrgreen: Tolle Kräuterwürze; sehr tief.
Gaumen dito. Schöne, durchaus kräftige, aber eher (für Riesling) milde/reife Säure; dennoch frisch. Aromen wie in der Nase, aber Betonung von reifer Zitrone bis in den langen Abgang. Dort wieder schöne Kräuter, viell. Richtung Waldmeister.
[+1d] Deutlich würzig; im Abgang sogar leicht herb werdend. Kraftvoll und dicht, aber mitnichten mollig. Säure erinnert heute eher an knackigen roten Apfel als an Zitrone oder Sanddorn.

Sehr schön! Ich mag diesen wüzigen Charakter, v.a., wenn er mit dieser Fokussiertheit einhergeht.
Besten Gruß, Karsten
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

Ich hatte schon länger kein WB GG mehr im Glas:

Rebholz, Im Sonnenschein GG 2019
        Weißburgunder


LOL, wieder einmal, würde ich an (äußerst dezenten Neu-)Holzeinsatz denken, wüßte ich's nicht besser. Die Substanz in diesen großen Weißburgundern ist wirklich außergewöhnlich!
Sehr dezente weiße Frucht (Litschi, Nashi). Ein zarter Oberton von Nektarine. Dicht, kühl, klar, komplex, balanciert. Minimal grasig.
Am Gaumen sooo dicht und sooo frisch! Für WB lebendige Säure mit dem Hauch einer grünen Note, aber garnicht i.S.v. unreif, sondern nur als Aroma-Eindruck.
Langanhaltend mundauskleidende Frische.
[+20'] Öffnet sich mit Erwärmung weiter. Jetzt eine knackige Note, die Richtung Johannisbeere geht, wenngleich das nicht ganz paßt (mein beschränktes Vokabular... :roll:). Vivace.

Ich mag das Zeug sehr!
Besten Gruß, Karsten
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

Ich liebe die beiden WB-GG Im Sonnenschein und Mandelberg, aber dieser kleine Bruder hat mich noch nie enttäuscht:

Rebholz, Weisser Burgunder Vom Muschelkalk 2017

Stroh-/hellgoldgelb.
Für WB kräftige, würzige Nase: Wenn ich nicht wüßte, daß die WB im Stahl ausgebaut werden, würde ich dezentes und exzellent integriertes Holz vermuten! Vorwiegend zarte, unreife Mango; auch reife gelbe Birne und Pfirsich sowie eine Spur Holunder. Sehr dezent rauchig.
Am Gaumen seidige Textur und schöne, ausreichend frische Säure. Ganz feine Fruchtsüße, die wieder ein wenig an unreife Mango erinnert. Auch sonst ein Spiegelbild der Nase. Ziemlich lang. Schön!
Besten Gruß, Karsten
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

Auch große Könner sind keine Zauberer. Dies bestätigt sich einmal mehr mit dem

Rebholz, Kastanienbusch 2021

, der mir irgendwie bei der Arrivage entwischt war:
Die Nase zeigt durchaus die typische Würze nach Kräutern und Darjeeling, wie sie typisch für diesen oft großen Wein vom Rotliegenden ist. Der Gaumen hingegen überzeugt mich nicht so wie in anderen Jahren: Zwar haben sie noch einigermaßen Substanz reinbekommmen, diese ist jedoch aromatisch sehr blaß und erzeugt trotz einiger Dichte einen fast etwas wäßrigen Eindruck. Vor allem aber ist alles dominiert von einer spitzen zitronigen Säure.

Ich würde den Wein als ok, vielleicht knapp gut bezeichnen. Leider reiht er sich aber nahtlos in den Sch*-Jahrgang ein, der für mich bis auf rareste Ausnahmen einfach nicht funktioniert. Lediglich die Grundgüte :mrgreen: von Lage und Winzer reißen's noch halbwegs raus.
Besten Gruß, Karsten
Ursula
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von Ursula »

lieber Karsten,

das Faszinierende bei der Bewertung des Naturproduktes Wein ist nicht zuletzt die Tatsache, daß es keinen objektiven Qualitätsmaßstab gibt. Und zum Glück hat jeder von uns Weinfreunden seine eigene Nase und Zunge und damit auch sein eigenes Geschmacksempfinden.

Mein beiden Weinfreunde und meine Wenigkeit sind z.B. von den trockenen Rieslingen aus Rheinhessen und von der Nahe aus 2021 mehr als angetan.

Die Pfalz hat vielleicht in diesem Jahr oft etwas zu früh geerntet, um zu hohe Alkoholwerte beim späteren Wein zu vermeiden. Da stellt sich durchaus mal die Frage nach der optimalen physiologischen Reife und der besten inneren Balance.

Den 2021er aber als Sch..jahrgang abzuwerten, halte ich für überzogen.Wir haben in den vergangenen Wochen einige excellente Riesling GGs von Dönnhoff und Keller genießen dürfen, das war schon allererste Sahne.

Und selbst der Riesling "von der Fels ", den ich gerade vor mir aus 2021 in Glas stehen habe, ist gewiß mehr als nur vorzeigbar.

Gruß Ursus
amateur des vins
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Re: Ökonomierat Rebholz

Beitrag von amateur des vins »

ymmv

Ich freue mich, wenn Du/ihr Spaß an 2021ern hast/habt. Ich müßte lange überlegen und nachlesen, bis mir ein passables Exemplar einfiele - und so richtig überzeugend war definitiv kein Wein, daran würde ich mich erinnern (hoffe ich).

Ich bleibe bei meinem Urteil über den Jahrgang, auch in der Deutlichkeit.

...aber ich halte ja auch Keller für überschätzt, jahrgangsunabhängig. :twisted:
Besten Gruß, Karsten
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