Löhlein hat geschrieben: ↑Mo 10. Mär 2025, 20:25
Ich habe heute ein wenig bei den Berserkern gelesen und da wird erwähnt dass WK die Margaux Weine aus 22 tendenziell weniger gut bewertet als (sie) in anderen guten Jahrgängen (vom WA bewertet wurden oder als andere Kritiker das tun). Das hat mich schon etwas verwundert, zum Beispiel beim BC 22, der ja sonst recht hoch gelobt wurde. Auch der Ferrière schneidet schlechter ab... (nur Giscours und Rauzan-Ségla kommen wohl ganz gut weg).
Hat jemand dazu mehr Einblick oder eine Meinung/Erklärung? Ist z.B. jemandem aufgefallen, dass die Weine aus Margaux in 22 insgesamt nicht so gut bepunktet werden?
Hallo
Ich bin ja jetzt nicht der ganz große Bdx-Kenner. Aber soweit ich es sehe, ist das nicht primär eine Frage der Appellation, sondern des persönlichen Geschmacks. Giscours ist m.E. seit Jahrzehnten ein klassischer Wein, den man aus guten Jahren fast blind ab 10/12 Jahren Flaschenreife mit Genuss trinken kann. Genial waren z.B. sämtliche Flaschen aus 2000 (leider habe ich keine mehr). Brane-C. hat sich im Verlauf der letzten Jahre gewaltig entwickelt, ich halte ihn für "moderner" in der Machart als Giscours, mag ihn aber - wie kürzlich den 15er - sehr. Er verleugnet die Appellation Margaux nicht, im Gegenteil. Bezüglich Beständigkeit kann ich nicht viel sagen, ich "verfolge" BC noch zu wenig lange.
Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Muster bzw Flaschen - v.a. en primeur, aber auch nach der Abfüllung - ziemlich stark unterscheiden können. Ob Kelley den Stil von BC grundsätzlich weniger mag als den von Giscours, müsste man über die Jahre verfolgen. Aber es ist so, dass seine 94 Punkte für BC im Vergleich mit anderen Bewertern eher tief sind, auch im Vergleich mit den 96 für Giscours. Immerhin vergibt er für Tronquoy aus Saint-Estèphe (vergleichsweise ein No Name, wenn auch aus renommiertem Haus) ebenso 94 Punkte, womit er allerdings nicht allein ist.
Ob man sagen kann, dass Saint-Estèphe in 2022 insgesamt besser performt als Margaux? Eher nicht, wenn man die Bewertungen anschaut. Calon und Cos schneiden etwa für ihre Verhältnisse nicht besonders gut ab, auch wenn den Bouygues mit Montrose ein ganz großer Wurf gelungen zu sein scheint. Auf der anderen Seite kann in Margaux RS nicht ganz an die größten Jahrgänge anschließen, wie es scheint, und wird vom Stable-Mate Canon ziemlich klar abgehängt. Ein etwas diffuses Bild, ja, aber erst die Zukunft wird wohl bessere Einsichten gewähren. Immerhin: Die beiden QPR-Jahrgangsüberflieger der Profiverkoster, Montrose und Canon, bringen beide 14.5% ABV auf die Waage. Wie sich das entwickelt?
Aber wie gesagt, es gibt hier im Forum befugtere Schreiber. Vielleicht haben Ulli, Hartmut oder Jochen etwas beizutragen?
Gruß
Jean