Bordeaux 2022

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Ollie hat geschrieben: Di 18. Feb 2025, 13:28
harti hat geschrieben: Di 18. Feb 2025, 12:26 Vom PLV ist der 22er Batailley wohl herausragend, aber auch die etwas teureren Branaire oder Lagrange gehören in diese Kategorie. Sie schmecken halt nur anders ;) .
Ich würde jeden Tag Lagrange vorziehen, aber wie du schon schreibst, ist es am Ende Geschmackssache, welcher Stil einem mehr liegt. Meine Sorge gilt aktuell eher dem Trottevieille, wo ja auch schon seit einem Jahrzehnt von der Wiedergeburt gesprochen wird, der aber bislang noch nicht so richtig gezündet hat für mich. Nicht ausgeschlossen, daß Castéja so wie bei Batailley einen Stil verfolgt, der mir nicht so zusagt; dann kann ich mir (so wie jeder Andere auch) von den ganzen Kritikerpunkten natürlich nichts kaufen.

Cheers,
Ollie
Ich weiß nicht, Ollie, ob man die links- und rechtsufrigen Weine der Castéjas so ohne weiteres stilmäßig vergleichen kann/muss. Auch die Equipen sind offenbar unterschiedliche:
https://batailley.com/equipe-du-chateau/
Die Rebsortenzusammensetzung ist überdies ganz anders. Die rechtsseitigen Weine wie der von dir erwähnte Trottevieille oder Domaine de l'église aus Pomerol sind CF- und/oder M-dominiert. Gemeinsam scheint den Weinen eher ihre Langlebigkeit als ihr Stil zu sein.
Gruß
Jean
Ollie
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Ollie »

pessac-léognan hat geschrieben: Di 18. Feb 2025, 13:45 Ich weiß nicht, Ollie, ob man die links- und rechtsufrigen Weine der Castéjas so ohne weiteres stilmäßig vergleichen kann/muss.
Ah, sorry, da habe ich mich unklar ausgedrückt. Natürlich möchte ich nicht die Stile miteinander vergleichen, das wäre wirklich nicht sinnvoll. Was ich meinte, war folgendes: Léoville Barton hat sich in den letzten Jahren in eine Richtung weiterentwickelt, die mir sehr zusagt. La Gaffelière auch. Beides völlg unterschiedliche Sachen, aber ich mag beide - für sich betrachtet "wollen" die Besitzer also ihren Wein, wie ich ihn auch "will". (Die Grundannahme ist, daß der Besitzer als letzte Instanz bestimmt, wie er seinen Wein gerne haben möchte.)

Bei Castéja ist diese Kongruenz nicht gegeben, und ich habe wirklich viel Geduld mit ihnen gehabt. Ich trinke viel lieber GPL als Batailley (und wahrscheinlich auch lieber als Lynch Bages, so als Beispiel). Da kann Batailley in seinem eigenen stilistischen Rahmen noch so gut werden (und "objektiv" sogar besser als GPL), mir liegt der Stil halt nicht. (Der Klarheit halber: Batailley liegt jetzt nicht dramatisch daneben, aber fürs Geld kaufe ich mir dann lieber Lagrange.)

Habe ich mich jetzt verständlicher ausgedrückt?

Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.

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"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Sehr verständlich, Ollie, und für mich auch sehr gut nachvollziehbar!
Gruß
Jean
Bradetti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Bradetti »

Interessante Diskussion!
Und an der Stelle mal die Frage von jemandem, der bisher weit weniger Bordeaux im Glas hatte als Ihr:
Wo liegen denn die stilistischen Hauptunterschiede von Batailley, GPL und Lagrange in kurzen Worten?

Anmerkung: Den 19er Batailley fand ich vor 2 -3 Jahren recht lecker (aber halt Primärfruchtphase....).

Danke euch!
Viele Grüße
Dirk
Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Olaf Nikolai »

Lagrange scheidet per se schon vergleichsweise aus weil kein Pauillac, es sei denn man möchte Äpfel mit Birnen vergleichen.
Gemeinsam ist den drei Weingütern, sollten mich meine geografischen Kenntnisse nicht täuschen, die recht weite Distanz zum Girondeufer.
Lagrange ist aus meiner Erinnerung immer eine recht feminine Interpretation des Terroir des St. Julien gewesen, da kommen die beiden Pauillac eher kerniger daher, GPL ist fester strukturiert, dichter, bietet mehr Tiefe und hat wohl auch mehr Potenzial in der Entwicklung, obwohl auch die Batailley aus Mitte der 90er immer noch gut im Glas stehen, weniger dicht halt im Vergleich.
Bin nicht unbedingt ein großer Fan von Lagrange, mir etwas zu gefällig/ beliebig/ breitenkompatibel.
Bin da in der Klasse mehr bei Beychevelle, Branaire und Talbot. Langoa Barton gefällt mir auch besser, der Gloria ob seiner Rasse auch.
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Jochen R. »

Hallo Dirk,
es bringt dir vermutlich überhaupt nichts, wenn dir der Olaf jetzt erzählt dass der Lagrange eine "feminine Interpretation" von St. Julien ist und ich genau vom Gegenteil überzeugt bin. Lagrange ist seit mehr als 40 Jahren für mich die prototypische Interpretation von Cabernet Sauvignon und St. Julien zu einem fairen Preis. Da hilft aber nur selber probieren.

Viele Grüße,
Jochen
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Olaf Nikolai
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Olaf Nikolai »

:lol:
Diese Einschätzung überrascht bei dem überschwänglichen Lob kaum. :geek:
"Prototypisch" für die jeweilige Stilistik des St. Julien sind
Leoville Barton und Las Cases im Norden i.S. einer kräftigenVersion derselben, Beychevelle und Brainaire im Süden i.S. einer eleganten Stilistik.
Lagrange hat vergleichsweise die mit Abstand schlechteren Weinberglagen, die Produktionsmethoden im Keller mögen zeitweise technisch elaborierter gewesen sein. Geschichte. Die Limitationen des Terroir zeigten sich ganz eindrucksvoll im grausigen 03er Lagrange. Glänzende Fruchtphase, dann auseinander gefallen. Mir ist der Wein regelhaft zu beliebig technisch.
Aber die Geschmäcker sind zu Glück different. :lol:
Der abschließenden Empfehlung der Vorredners kann ich mich allerdings uneingeschränkt anschließen.
@ Bradetti
Der 19er und 22er Batailley sind tatsächlich in jeder Beziehung klasse. Kaufempfehlung.
Bradetti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Bradetti »

Vom Batailley hab ich auch just die Jahrgänge 19 und 22 im Keller.

Und (auch) der 19er Haut Bages Liberal gerade im Glas ist sehr "lecker"! So ein dermaßen softer Mundeintritt, dunkle Früchte, leichte Ätherik, dezente florale Note, etwas Erde, schöne Balance.

Danke für eure Infos. Der "Kosmos Bordeaux" ist einfach noch zu groß für mich - aber ich taste mich ran ;)
Viele Grüße
Dirk
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von pessac-léognan »

Bradetti hat geschrieben: Di 18. Feb 2025, 20:54 Und (auch) der 19er Haut Bages Liberal gerade im Glas ist sehr "lecker"! So ein dermaßen softer Mundeintritt, dunkle Früchte, leichte Ätherik, dezente florale Note, etwas Erde, schöne Balance.
Danke, Dirk, für den Hinweis auf HBL 2019. Hätte ich nie gedacht, dass der jetzt (nach der Fruchtphase) nicht eher verschlossen wäre. Da ich davon viel im Keller habe, sollte ich wohl wieder mal ran.
Gehört zwar eigentlich nicht hierher, aber da auch Batailley 2019 erwähnt wurde: Hatte den jemand unlängst im Glas? Auf CT hat man ja eher den Eindruck, dass man die Finger davon lassen sollte.
Gruß
Jean
P.S. Auch das gehört eigentlich nicht richtig hierher. Aber da gerade kontrovers über Lagrange geschrieben wurde: Ich bin beileibe kein Kenner davon, aber die Testflasche Lagrange 2019 nach der Arrivage hatte mich damals stark an Pauillac denken lassen und ich hatte den Wein deshalb auch als maskulin bezeichnet. Ich freue mich darauf, würde davon jetzt aber (noch) keine Flasche öffnen. Oder sollte ich (da ich noch 11 Flaschen davon habe)?
Zaccetti
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Re: Bordeaux 2022

Beitrag von Zaccetti »

pessac-léognan hat geschrieben: Mi 19. Feb 2025, 06:36 Ich freue mich darauf, würde davon jetzt aber (noch) keine Flasche öffnen. Oder sollte ich (da ich noch 11 Flaschen davon habe)?

Ach warum nicht? Der 19er DdC hat mich letztens sehr positiv überrascht, bereue ich keine Sekunde
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