JPO hat geschrieben: ↑Mo 10. Feb 2025, 21:09Nachkauf: 3 / 3
...vor gut zwei Jahren war das nur ein Einser für mich, nicht nur wegen der Preisentwicklung, war einfach von allem too much (für mich), aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
JPO hat geschrieben: ↑Mo 10. Feb 2025, 21:09
Seit 3 Tagen habe ich jetzt die Flasche Chardonnay Bienenberg GG 2015 offen.
Klarer, kräftig gelber Stoff im Glas, visuell deutet nichts auf 10 Jahre Flaschenreife hin. Der Duft ist chardonnay-typisch nussig mit Holzeinsatz. Dieser Eindruck setzt sich am Gaumen stimmig fort. Sehr stimmig, nichts ist übertrieben oder anstrengend. Ich würde den Trink-Eindruck als harmonisch und in Würde gereift beschreiben. Das Rebellische, das diesem Wein nachgesagt wird und auch ich vor 5 Jahren empfunden habe, ist gewichen, er hat mE nichts polarisierendes mehr. Die zitrische Säure, die in jungen Jahren so dominierend war, hat er noch, ist aber gut eingebunden und nicht mehr so verstörend. Es ist nichts mehr da, was mich zum Nachdenken über eine Anders- oder Einzigartigkeit veranlassen würde - das ist vielleicht das Enttäuschende an diesem Wein jetzt, aber - hohes Niveau, sehr Chardonnay-fokussiert geradeaus mit viel Schmackes. Wird dieses Niveau wohl noch ein paar Jahre halten können, es gibt aber mE keinen Grund, noch länger mit dem Trinken zu warten.
Nachkauf: 3 / 3, wenn die Preise nicht so weglaufen würden. Allerdings sind die burgundischen PC noch mal ein ganzes Stück teurer, und dieser Abstand mag auch gerechtfertigt sein, da habe ich leider zu wenig Erfahrung für einen Vergleich.
Vielen Dank für die Notiz, JPO!
Sehr interessant. Meine letzte Flasche vor ca. einem halben Jahr war noch sehr jugendlich, viel Reduktion und Streichholz in der Nase, am Gaumen am Ende von der Säure dominiert. Ich hatte mir notiert "wirkt noch immer jung, die nächste Flasche in 2 Jahren".
Heute zum Mittag wollte ich es wissen: das letzte Glas Huber GG Bienenberg 2015 trag an gegen:
- Rudolf Fürst Kartäuser Barrique 2015 Chardonnay
- Ök. Rebholz Chardonnay R 2015
Die Kontrahenten sind ja alle drei hochgelobte Weingüter deutschen Ursprungs. Leider war der Fürst ein Totalausfall, er korkte. Da es eine Einzelflasche war, konnte ich keine zweite Flasche ins Rennen schicken. Also wurde aus einem Triell ein Duell.
Ich brauche gar nicht um den heissen Brei herumschreiben oder einen Spannungsbogen aufbauen. Eindeutiger Sieger, ohne dass der Verlierer auch nur den Hauch einer Chance hatte, war Huber. Der war so vorlaut, dh kräftig und eindeutig im Geschmack, dass der Rebholz dagegen gar nicht mehr als Chardonnay erkennbar war.
R sicherlich ein eleganter Wein, aber ohne bzw. kaum verbleibende Frucht und mit nur etwas Würze, enttäuschend, da ich ihn noch vor 2 Jahren sehr trinkbar empfand. Flaschenvarianz? Sicherlich möglich, aber trotzdem würde wohl auch eine gute Flasche gegen die Huber-Power nichts ausrichten können. Rein visuell übrigens fand ich R den klareren Wein, farblich hatten alle drei den gleichen Gelbton, Huber etwas verwaschen. Wie wenn bei der Fotografie der Huber etwas aus den Fokus geriet, während Rebholz exakt den richtigen Schärfepunkt traf. Hat dem R aber geschmacklich nichts gebracht.
Nach ein paar Solo-Schlucke ohne den Huber im Nacken war der Rebholz wieder als Chardonnay erkennbar, mit feiner, zurückhaltender Frucht. Immer noch sehr trinkbar, wird noch weiter durchhalten.
Du sagst es: Huber ist vorlaut, macht Krawall im Glas und dominiert daher in so ziemlich jeder Probe so ziemlich alle anderen Weine, so meine Erfahrung Das macht ihn aber nicht per se zum besseren Wein, sondern nur zum dominanten.
Mich selber beeindruckt diese Lautheit nicht besonders, sondern sie stößt mich eher ab. Ich bevorzuge Balance, mal coté Finesse, mal coté Kraft. Aber das dürfte herzugeben ja hinlänglich bekannt sein; ymmv.