Da gebe ich zum Rancia dann auch noch meinen Senf dazu. Ich habe den zwar nicht ganz regelmäßig im Glas, aber immer noch oft genug, um ein eigenes Bild zu haben.
Lege ich
meine Idealvorstellung zu Grunde, wie ein typischer Chianti beschaffen sein sollte, ist der Rancia ein ziemlicher Totalausfall.
Blende ich aber aus, dass das ein Chianti sein soll und auch als solcher deklariert ist, ist das für mich ein sehr guter Wein, der allerdings auch von anderswo kommen könnte. Es ist halt die Frage, was einem Herkunft bzw. Herkunftstypizität bedeutet (die fehlende Typizität betrifft für mich auch alle bisher getrunkenen Weine der noch relativ neuen Kategorie "Chianti Gran Selezione", da ist der Rancia weiß Gott nicht alleine).
Was den Holzeinsatz betrifft, fand ich den beim Rancia zumindest in den letzten Jahren sehr gekonnt, und als überholzt habe ich da keinen empfunden. Die Frage, was man da als passend oder unpassend empfindet, dürfte aber sehr stark vom jeweiligen Geschmack abhängen und auch von dem, was man sonst so trinkt. Meine Hauptbaustelle ist (in rot) nach wie vor Bordeaux, und da wird alles höherwertige grundsätzlich mit einem Anteil Neuholz ausbebaut, mitunter bis zu 100%. Gerade bei den jüngeren Weinen lernt man, am Holz "vorbei" zu verkosten. Das mache ich bei den Italienern dann wahrscheinlich auch.
Zur Alterungsfähigkeit kann ich leider nicht viel sagen. Ich trinke Rancia eher jung - in den ersten zehn Jahren nach der Ernte - und meine auch, dass der gemacht wird, um ihn recht jung zu trinken. Zwanzig Jahre wie im Fall des oben erwähnten 2004ers traue ich dem eher nicht zu, das hält die Substanz nicht durch. Ist aber nur so ein Gefühl
Gruß
Ulli