Ralf Gundlach hat geschrieben: ↑Di 17. Sep 2024, 20:51
Überlege ich mir mal. Wir könnten ja tauschen.
...da müßte ich erst mal sehen, ob's überhaupt Tauschobjekte gibt, die ich loswerden und Du haben willst...
Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
Ein bisschen ratlos hat mich dieser "Eisenberger" zurückgelassen:
Einerseits wirklich beeindruckende Komplexität der Aromen, die sich auch über mehrere Tage stark verändern. Zu anderen nicht ganz sauber im Abgang und die eigenartige Note am ersten Tag passt auch nicht ganz dazu. Für die Toplage ganz oben am Eisenberg, die nach meiner Erfahrung zusammen mit dem angrenzenden Szapary üblicherweise die besten Weine ergibt und den hochgelobten Jahrgang jedenfalls ein bisschen enttäuschend - klar, ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Trotzdem, mit diesem Wein hatte ich in früheren Jahrgängen schon einmal mehr Freude.
UlliB hat geschrieben: ↑Sa 20. Apr 2024, 11:28Perwolff 2021 (Krutzler) 13,5%Vol. Blaufränkisch. In Österreich ist das ein Kultwein, und ich hatte befürchtet, eine Art parkerisierten Blockbuster ins Glas zu bekommen (so etwas gibt es dort durchaus). Der Wein ist aber eher das glatte Gegenteil: Kühl und sehr fest, sehr dunkle Frucht (Blaubeere, Brombeere), auffallend hohe Säure, ordentlich feines Tannin, nur ganz wenig Holz. Noch unentfaltet, zeigt aber schon jetzt sehr viele Facetten, tiefgründig, lang. Wer mit jungem, tannin- und säurereichen Wein klarkommt, kann den schon jetzt versuchen. Ich denke aber, dass der erst in ein paar Jahren richtig in Form kommt und dann eine ziemlich große Nummer werden wird.
Kurznotiz zum 2022er Perwolff (auxh 13.5 Vol%:
UlliBs Notiz kann man so übernehmen, insbesondere den Aspekt der "auffallend hohen Säure"; hier war sie sogar noch etwas grasig, was die Rebsorte verrät. Die Frucht ist anfangs recht dunkel, wird mit Luft aber eher rotfpflaumig, Das Tannin ist noch etwas körnig, aber im wesentlichen von der Säure an die Oberfläche gespült, mit einigen Jahren in der Flasche legt sich das. Allerdings kam mir der 2022er an seinem Preis (und Hofschusters 96(!!!) Punkten...) etwas wenig komplex vor. Sehr gut (92+), aber deutlich noch nicht groß. Bemerkenswert finde ich das absolut perfekte, dabei sehr unfranzösische Holz. Sehr eigenständiger Wein.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
Die positiven Bewertungen zu dem 21er und dem 22er Jahrgang animierten mich, gestern den
Krutzler, Blaufränkisch Perwolff 2015
zu öffnen.
Enorme Nase nach Sauerkirschen und Blaubeeren; kleine Espressonote; dann kommen frische, ätherische Kräuteröle (Minze, Salbei), die deutlich in der Nase kitzeln; nur ganz leicht und fein im Hintergrund etwas vanilliges Holz
Schöner Antrunk, der zunächst saftig und dicht am Gaumen ist, dabei bleibt der Wein aber trotzdem äußerst frisch; auch hier vorwiegend Sauerkirsche und belebende Minze; feine Mineralik und ein Hauch von Pfeffer; das Tannin ist dicht, aber derart fein, dass es erst nach einem Glas bemerkbar wird und sich nur als ganz feiner Film auf die Schleimhäute legt, ohne das es unangenehm wird; tolle, strukturgebende Säure; im zweiten Drittel wird der Wein etwas flacher und weniger konzentriert, wodurch im sehr langen Abgang eine ganz leichte Alkoholschärfe durchkommt (14%)
Der Wein lebt einerseits von seiner dichten Struktur, andererseits von einer typisch blaufränkischen Frische. Ich meine mich zu erinnern, dass frühere Jahrgänge deutlich monolithischer und auch etwas mächtiger waren, vielleicht habe ich sie aber einfach nur, da meistens im Restaurant, in einem früheren Stadium getrunken. Dieses Exemplar gefällt mir sehr gut, ist immer noch jugendlich und erst am Beginn seiner Trinkreife.
Ich bin schon seit über 20 Jahren Fan von Krutzler, wobei mir schon der einfache Blaufränkisch, aber insb. die (Eisenberg) Reserve immer besonders gut gefallen haben.
In einem "Duell" mit dem höher eingeschätzten Cantenac Brown 2015 hat uns der Reihburg sogar etwas besser gefallen. Beide Weine wirkten vom Reifegrad her ähnlich, der Reihburg in seiner violetten Robe sogar noch um einen Hauch jünger. Wird die nächsten 10 Jahre sicher noch zulegen und etwas Babyspeck ablegen können. Aber sehr schön schon jetzt. Blaubeerig, etwas Vanille, aber nicht störend im Hintergrund. Schöner Druck am Gaumen, etwas Fruchtsüße und relativ lang. Das warme Jahr zeigt sich zwar, wird durch die Säure aber schön in Schach gehalten. 92-93
PS: grundsätzlich wird ja der Cantenac Brown 2015 sehr gelobt. Er war auch nicht schlecht, aber den doppelten Preis im Vergleich zum Reihburg wäre er mir nicht mehr wert....Reihburg damals für € 24,-, also grundsätzlich sehr gutes Preis-Genuss-Verhältnis!
Schöne, typische und durchaus tiefgründige Nase nach dunklen Waldfrüchten, leicht pfeffrige, ledrige und mineralische Noten, animierend.
Am Gaumen dicht, stoffig, saftig, prägnante, aber elegante Frucht, deutliche Würze, aber auch etwas Fleischiges (Umami, Blut); feinkörniges, dezentes Tannin, bei aller Substanz eleganter Gesamteindruck, sehr sehr guter Wein, 92 P.
Etwas überraschend allerdings am nächsten Tag (ca. halbe Flasche) spürbar schwächer, alle Komponenten wie durch einen Filter abgedämpft, immer noch gut und mit Vernügen zu trinken, aber doch nicht an die Qualität des Vortages heranreichend, am zweiten Tag vielleicht 88/89 P.
In der Form des ersten Tages ein eindeutiger Nachkaufkandidat, aber aufgrund des Schwächelns nach Luftkontakt und angesichts eines Preises von rund 25 Euro, zögere ich.
Jemand Erfahrungen mit den Nachfolgejahrgängen? Im Verkauf scheint ja jetzt 19 und 20 zu sein.
Eisenberg DAC Reserve 2017 Saybritz (Kopfensteiner) 13,5%Vol. Ich bin überrascht, wie jugendlich sich dieser Wein präsentiert. Sehr dunkle Farbe, nur ein schmaler kirschroter Rand. Sortentypisch frische Säure gepaart mit immer noch präsentem, aber nicht groben Tannin lassen den Wein etwas hart wirken und hinterlassen den Eindruck, dass der besser noch etwas liegen sollte.
Aromatisch ist der Wein jedenfalls voll da, blaufruchtig, vielschichtig und betont elegant, mittelgewichtig in Richtung schlank, keine Holzeinfluss spürbar.
Ich bin etwas hin- und hergerissen. Liegen lassen, ja, aber wie lange noch? Die Aromatik passt ja jetzt schon, da glaube ich nicht, dass der noch wesentlich zulegt. Eher befürchte ich, dass die Säure-Tannin-Kombination den Wein irgendwann überwältigt, wenn sich die Frucht zurückzieht und die Aromen tertiär werden.
Meine bisherigen Erfahrungen mit Kopfensteiners Blaufränkisch lassen mich ganz wertfrei annehmen, daß ihnen zeitlebens eine gewisse dezente Rustikalität innewohnt. Alte ausgetrocknete, zerfallene oder zu pinotesk-seidiger Finesse gereifte Exemplare hatte ich allerdings noch keine.
Ralf Gundlach war gestern bei mir und hatte dankenswerterweise den 18er Ried Szapary von Uwe Schiefer im Gepäck:
Wenn die Gerbstoffe etwas feiner (oder auch etwas abgeschliffener) wären, wäre das für mich ein richtig großer Blaufränkisch. Ein sehr guter Roter ist es auch so, wobei ich immer mehr merke, dass ich Sachen aus dieser Kategorie ab und an mit viel Interesse und Freude genießen kann (danke noch mal an Ralf!), aber in meinem Alltag überhaupt nicht benötige. Da bin ich mit deutlich kleineren Weinen hinreichend glücklich.