Rheinhessen - Diverse

[puschel]

Gruß Adi

[EThC]

Angesichts der letzten Meedels-Wein-Runde wurde außerhalb der diesbezüglichen Teilnehmerschaft nachgefragt, ob es denn tatsächlich einen signifikanten bzw. klar abgrenzbaren Unterschied in der Stilistik zwischen Weinen von Winzerinnen und Winzern aka Meedels und Kerls gibt. Ich persönlich bin ja aufgrund mittlerweile vielfältig gemachter Erfahrungen der Meinung, daß es diese geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich „feminin“ und „maskulin“ im Wein so nicht gibt, die nicht wenigen, richtig guten Winzerinnen haben aber dennoch jeweils ihre persönliche Handschrift; manche Meedels-Weine sind sogar so eigenständig, daß sie sehr zielsicher erkannt werden können. Nur taugen halt die beiden genannten Schubladen nicht zur Einordnung, das Thema ist erheblich komplexer und meiner Meinung bzw. Wahrnehmung nach nicht geschlechter- sondern persönlichkeitsspezifisch. Dennoch hat mich die Nachfrage dazu animiert, mal im kleinen Kreis eine Blindprobe mit zwei Weinen abzuhalten, die sich im Wesentlichen nur dadurch unterscheiden, daß einmal eine Winzerin, einmal ein Winzer für die Weingenese verantwortlich ist, Jahrgang (2021), Rebsorte (Riesling), Lage (Westhofener Morstein) und Geschmacksrichtung (trocken) sind gleich. Leider hatte ich kein entsprechendes Weinpärchen aus einer kleineren, überschaubareren Lage parat, deshalb möchte ich einschränkend vorausschicken, daß der Morstein mit 180 ha ziemlich groß ist und zumindest gemäß der Klassifizierung des VDP (in dem keiner der hier konkurrierenden Betriebe Mitglied ist) in unterschiedliche Bereiche mit abweichender Güte aufgeteilt ist, also Große Lage, Erste Lage und nichts dergleichen. Wo sich nun jeweils die Parzellen befinden, aus denen die Trauben der Wettbewerbsweine stammen, ist mir nicht bekannt, aber sehen wir erst mal, was uns die Weine dazu sagen:





Fazit des ersten Tages: Mir bzw. uns ist jetzt nichts aufgefallen, was uns zielsicher zum richtigen Winzergeschlecht hätte führen können, allenfalls die relative Kühle bzw. Kargheit des Morstein von Katharina Wechsler führte bei meinem Gegenüber zu dem Tipp, daß dies der „maskuline“ Wein sein könnte, aber es war halt genau umgekehrt. Insgesamt zwei schöne, aber noch eher zu junge Rieslinge, wobei die Seehof-Variante gemäß dem aktuellen Eindruck hinsichtlich ihrer Entwicklungsreise heute die Nase ein bißchen vorne hat. Ich bin gespannt, ob sich das in ein paar Jahren noch genauso darstellt.

Fazit des zweiten Tages: es ist schon erstaunlich wie interessant, wie sehr sich die beiden Weine innerhalb eines Tages verändert haben, der Seehof-Morstein hat einen deutlichen Reifeschritt gemacht, die Wechslersche Variante fast einen Schritt zurück, was aber Komplexität und Spannung nicht geschadtet hat. Insgesamt haben beide Weine ihr Punkteniveau gehalten, allerdings hat im Fotofinish für mich der Meedels-Wein nunmehr minimal die Nase vorn, das war vortags noch anders. Ergänzend könnte man vielleicht noch erwähnen, daß man für den Meedels-Wein immerhin 10 Euronen mehr berappen muß als für den männlichen Konkurrenten…

Die unterschiedlichen „Pros und Cons“ der beiden Weine mündeten dann bei mir am zweiten Tag in die Idee, folgenden Frevel zu begehen:

2021er Riesling – [Westhofen Morstein] – trocken – Deutscher Wein, Wechsler / Seehof, Rheinhessen

Diese in etwa fifty-fifty-Winzer:innen-Cuvée läßt tatsächlich die Attribute der beiden Einzelweine schön differenziert erkennen, wodurch sich die Komplexität erhöht und der Spannungsbogen deutlich aufgeweitet wird. Klar der beste Wein des Abends! Was mich hinsichtlich des gerne kolportierten Credos „Je enger die Herkunft…“, ach lassen wir das…

Meine Cuvée-Wertung am zweiten Tag: Nachkauf 3 von 3, Gesamt 22 von 25

Nachtrag nach 5 Tagen mit Luft: nun nochmal ein kurzer Test, ob der Rest der Winzer:innen-Cuvée nunmehr schon Koch- oder noch Trinkwein ist. Tatsächlich ist ein signifikanter Reifefortschritt erkennbar, der sich in einer Art Firnvorstufe äußert, die sich aber auf der für mich noch uneingeschränkt positiven Seite befindet, irgendwie ein bißchen wie anfermentierte Mandarinenzesten. Wobei sich die Mandarine mit Glasluft erstaunlicherweise wieder etwas verfrischt. Nach wie vor ein sehr schönes Cuvée-Experiment, allerdings mit einem klitzekleinen Altersabschlag

Meine Cuvée-Wertung am sechsten Tag: Nachkauf 2 von 3, Gesamt 21 von 25

[EThC]

...einer der nach wie vor herausragenden PLV-Kracher aus der Maischinger-Ecke:

[EThC]

...hat mittlerweile einen Süßeeindruck entwickelt, den ich persönlich nicht ganz so mag:

[Gaston]

Dieser Wein war ein zufälliger Kellefund. Ohne allzugrosse Ewartungen geöffnet, dann allerdings äusserst positiv überrascht worden:

Meine VKN vom 28.5.2018:



10.5.2025:
Schöne, saubere und typische Nase eines gut gereiften Rieslings. Am Gaumen immer noch schöne gelbe Fruchtnoten, die mit attraktiven Tertiäraromen harmonisch ineinader greifen. Durchaus kräftig mit deutlicher Würze (Ingwer), gleichzeitig stets harmonisch und balanciert. Langer, mineralisch-würziger Nachhall. Hervorragend gereifter Riesling! (91 P.)

Wie man sieht, fand ich den Wein in seiner jungen Lebensphase schon gut (wenn auch nicht überragend). Jetzt, mit knapp 10 Jahren auf dem Buckel, präsentiert sich der Wein grossartig! Ein ganz feines und unerwartetes Riesling-Erlebnis. Allerdings leider die definitiv letzte Flasche.

Das Weingut Bügermeister Carl Koch habe ich seinerzeit aus den Augen verloren, da man sich dort, so zumindest mein damaliger Eindruck, Richtung Naturwein aufmachte und ich auch mit den "klassischen" Rieslingen nicht ganz glücklich war.

Ein aktueller Blick auf die Webseite und die dort einsehbare Weinliste offenbart Interessantes: Anscheinend fährt man hier mehrgleisig und bietet neben einem "klassischen" Sortiment auch eine Palette an Naturweinen. Dass diese dann "na.ck.isch", "Jazz it up!" oder "underdog" heissen, ist Geschmackssache, zeigt aber, dass man hier auf ein jüngeres Publikum zielt, was ja durchaus sinnvoll ist.

Des Weiteren ist interessant, dass der Riesling Oppenheimer Sackträger (jetzt umbenannt in "Riesling vom Löss" - "Sackträger" nur noch im "Untertitel") im aktuellen Jahrgang 2023 nur 8 Euro kostet, also 50 Cent weniger als vor sieben oder acht Jahren. Und in der Rubrik "Das gewisse Extra" wird der Sackträger des Jahrgangs 2017 für 8,50 angeboten... erstaunlich.

Jetzt juckt es mich doch ein wenig, da mal wieder was zu bestellen....

[Udo2009]

Ich muss hier mal eine Lanze für das Weingut Weinbach, 55234 Ober-Flörsheim brechen. Habe just einen 2023er Sauvignon Blanc im Glas.

Rund, vollmundig, viel Trinkfreude.

Das Weingut macht einfache, ehrliche, runde Weine. Top!

[Bernd Schulz]

Danke für deine Notiz, Gaston!

Das Weingut Bügermeister Carl Koch habe ich seinerzeit aus den Augen verloren....

Ich habe dieses Weingut anlässlich eines Urlaubs in Oppenheim anno 2015 persönlich heimgesucht und wurde dort durchaus freundlich empfangen. Die Qualität der Weine fand ich damals ebenso erfreulich wie die konsumentenfreundliche Gestaltung ihrer Preise. Warum ich dort trotzdem nichts mehr bestellt habe, kann ich auch nicht genau sagen.....

Dein Beitrag ermuntert mich auf jeden Fall dazu, jetzt doch wieder ein paar Sachen bei diesem Betrieb zu ordern. Ich hoffe nur, dass ich es schaffen werde, das auch wirklich zu realisieren (meine Lagerkapazitäten sind klein, während mein Kartonagenproblem groß ist).

Herzliche Grüße

Bernd

[EThC]

Das Weingut macht einfache, ehrliche, runde Weine.

...was muß ich mir da unter

ehrlich

vorstellen
Bzw. was wäre dann unehrlicher Wein für Dich?

vollmundig

...falls sich unsere diesbezüglichen Definitionen decken, fürchte ich, daß das nix für mich ist...

[Udo2009]

Mitunter wurde bei Weinverkostungen bemängelt, dass der Winzer "einem Trend folgt", dass die Weine "bestimmt geschönt" wurden, und andere "Kleinigkeiten", die ich jetzt nicht stundenlang aus den Tiefen des Forum heraussuchen werde.

Wenn all dies nicht passiert, ist es ein "ehrlicher" Wein.... wobei ich beim Winzer im Keller noch nicht gewesen bin. Es ist einfach mein höchstpersönlicher, eigener Eindruck.

[EThC]

...Amphore, unfiltriert, ungeschwefelt. Das muß Freakstoff sein! Oder doch nicht