Supertoskaner

olifant
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Re: Supertoskaner

Beitrag von olifant »

... gestern zum BBQ im Glas ...

Modus 2006 IGT Rosso Toscano, Ruffino - Pontasieve, Jerob. (5l), NK, 13,5%, Cuveé im Drittelmix Sangiovese - Cabernet Sauvignon - Merlot;

dunkles rubin-granat, opak, beginnender bräunlicher Rand; intensives rot-schwarzes Früchtepottpurrie aus vollreifen Früchten und deren Konfitüren, jedoch keine Überreife, dezent Leder / steiniger Boden / Macchia, angenehmer Barriqueton (Tonkabohne ;) ); kräftiger Ansatz, aromatisch gereifte würzige rot-schwarze Frucht (Brombeere, Pflaume, vollreife Sauerkirsche, ohne Altersnoten oder Überreife, zur intensiver intakten Frucht wärmende erdig-macchiaartige Tertiärnoten, mit Belüftung ins balsamische gehend, weisser Pfeffer, etwas Espresso, Tonkabokne, insgesamt auf der warmen aber nicht hitzigen Seite, die Aromatik gebettet in fast plüschig-samtiges und kein bisschen kitschigem Tannin, stimmige gute Säure, gut strukturiert, sehr angenehm zu trinken mit unbedingtem Nachschenkreflex, gute Tiefe und Komplexität; langer - sehr langer Abgang auf dichte reife erdig-würzige (balsamische?) Frucht, samtiges leicht süsses Tannin und schöner Säure - 18-18,5/20 op

Neben der beeinfruckenden Flaschengrösse, ein beeindruckender Supertoskaner zum BBC. Ein echter Crowdpleaser (mit Anspruch aber unkomliziert), liess keinen der Mittrinker kalt.
Dieser Modus aus 2006 ist i.m.A. noch ein Supertoskaner "früher" Prägung, reifes Traubengut und einiges an Barrique, das zwar präsent, aber vollständig und in bester Weise im Wein vermählt ist. Mal wieder ein Exemplar, dass sich vor dem Ur-Vater Tignanello nicht verstecken muss. Bombe ;)

Edit:
Nach mehr als 24 h Luft zeigen sich Alterstöne: etwas Liebstöckel, die Frucht dreht auf mehr Balsamisches, dafür auch Rumtopfiges - und es gibt feuchtes Leder und viel Espresso ... so nur noch 17,5/20 op

Für einen damals noch vergleichsweise günstigen Supertoskaner ist das Ehrenwert.

Edit:
Nach 48 h hat sich der Wein nochmals berappelt, jetzt auf einer straffen-sehnigen Seite, die Frucht zeigt sich nochmals recht unbeeinflusst von Altersnoten, insgesamt seh harmonisch und trinkig ... 18/20 op

Mit dem letzten Glas nach 72 h ist der Wein nun deutlich am abbauen, die Säure sticht immer wieder hervor, die Frucht ist nun im wesentlichen liebstöckelig-rumtopfig, es herrschen extrem erdige Töne vor und das Tannin wirkt sehr hart und adstringierend. Alles in allem zerfällt der Wein nun in gealterte Komponenten, kann man noch trinken, aber eher aus akademischen Interesse, denn Genuss.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
olifant
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Re: Supertoskaner

Beitrag von olifant »

... in den letzten Tagen nacheinander im Glas ...

Eneo 2018 IGT Costa Toscana, Società semplice agricola Montepeloso - Suvereto, DIAM 10, 15°alc, Cuvée 65% Sangiovese, 25% Cabernet Sauvignon, 10% Malvasia Nera ... Leider sind die Produktdatenblätter dieser Jahrgänge auf der Produzenten HP nicht mehr zugänglich, denn bei Händlern tauchen durchaus auchnnoch andere Cuveepartner, wie z.B. Montepulciano und Alicante Bouschet auf.
Eneo 2019 IGT Costa Toscana, Società semplice agricola Montepeloso - Suvereto, DIAM 10, 15°alc, Cuvée - siehe oben
Eneo 2020 IGT Costa Toscana, Società semplice agricola Montepeloso - Suvereto, DIAM 10, 15°alc, Cuvée - siehe oben

... was alle gemeinsam haben - 15°alc, undurchdringliche rubinrote Farbe und viel Kraft und Tannin am Gaumen, wobei der Alkohol immens gut verpackt ist und bei keinem der Exemplare stört oder hervorsticht. In der Nase gibt's stets dunkle würzige (Wald-) Beerenaromatik. Dennoch sind die Jahrgangsunterschiede m.E. deutlich in der Nase und am Gaumen.
Alle sind für meinen Geschmack ausserdem noch deutlich zu jung, viel zu jung.

Am ausgeglichensten, zugänglichsten und der aromatischsten Frucht präsentierte sich 2019. Der 2018 war bei aller Kraft etwas schwammig und für mich im aktuellen Stadium nicht differenziert genug am Gaumen, der 2020 zeigte sich mit vergleichsweise frischer, knapp reifer (Cab.Sauv.-) Frucht und deutlicher Säure, dazu ein etwas metallischer Ton im Abgang.
Jede Bewertung der Weine ist für mich nichts als Perspektive, da im Moment, ausser dem 2019er, das mächtige Tannin stark bremst.

Dennoch fällt es mir schwer die recht hohen Kritikerbewertungen nachzuvollziehen https://www.montepeloso.it/pdf/MONTEPEL ... ATINGS.pdf.
Normalerweise heist es, Falstaff würde zu hoch punkten, aber seht selber ;)
Für mich auch nicht nachvollziehbar sind die inzwische aufgerufenen Preise ab ca. 35€ bis 39€/Fl.
Jeden der Jahrgänge konnte ich als 6Pack zu 19 - 20€/Fl. beziehen, das geht noch in Ordnung, ist aber auch kein Schnäppchen, ausser in Relation zu den üblichen Händlerpreisen.

Die Weine waren letztlich Kindermord nicht in bester Trinkverfassung, da es aber nicht die erten Eneos sind, mache ich mir keine Sorgen, dass sich diese noch insgesamt finden werden. 2010 trinkt sich derzeit ganz hervorragend.
In perspektivischer Bewertung wäre ich bei 2018 - 17-17,5/20 op, für 2019 bei 17,5-18/20 op und der 2020 würde sich noch 17,5/20 op verdienen.
Um das Potential aus den Flaschen zu bekommen, heisst es einfach weit nach hinten ins Weinregal und noch 6 - 10 Jahre vergessen.

EDIT:
Gestern Abend das letzte Glas vom 2020er - die 24 h Luft haben denm Wein sehr gut getan, jetzt eines saubere klare Frucht ohne jeglichen Anflug von Unreife, aromatische rot-schwarze Frucht mit bestens stützender Säure, die Tannine angenehm geglättet. Die Bewertung wäre mit dem letzten Glas nicht nur Potential ;)
Als Alternative zum Wegpacken im Weinkeller bietet sich anscheinend längeres Karaffieren an.
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
Gecko
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Re: Supertoskaner

Beitrag von Gecko »

Hallo,

ich wollte an Weihnachten mal was besonderes aufmachen. Ich habe je eine Flasche (Fontodi) Flaccianello aus 2010 und eine aus 2013. Vielleicht hat ja jemand da einen Tipp für mich, welche ich da auswählen sollte. Oder sollte ich noch warten…?

Danke und Grüße, Chris
Viele Grüße,
Chris
albarello
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Re: Supertoskaner

Beitrag von albarello »

Gecko hat geschrieben: So 15. Dez 2024, 17:04 Hallo,

ich wollte an Weihnachten mal was besonderes aufmachen. Ich habe je eine Flasche (Fontodi) Flaccianello aus 2010 und eine aus 2013. Vielleicht hat ja jemand da einen Tipp für mich, welche ich da auswählen sollte. Oder sollte ich noch warten…?

Danke und Grüße, Chris
Hi Gecko, dürften beide gut antrinkbar sein. Da die Flaschen an Weihnachten bzw. mit Gästen schnell leer sind, würde ich sie 2-3h dekantieren, dann sind sie vom ersten Glas an voll da.
Gecko
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Re: Supertoskaner

Beitrag von Gecko »

Vielen Dank für die Rückmeldung!

Viele Grüße, Chris
Viele Grüße,
Chris
Bradetti
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Re: Supertoskaner

Beitrag von Bradetti »

Am Wochenende im Glas:

Grattamacco 2015 Bolgheri Superiore, Podere Grattamacco / Cuvée Cabernet Sauvignon 65%, Merlot 20% und Sangiovese 15%

Leder, Vanille, Rotfrucht, etwas Erde strömen in die Nase. Am Gaumen recht samtig, Tannine gut eingebunden, wieder Rotfrucht, Vanille, etwas dunkle Beeren, Leder, bissel Waldboden / Teer / Kräuter und Mineralik dazu. Säure gut integriert. Recht langer Abgang.
Sehr komplexes Aromenbild, geht aber schon bissel in Richtung Wuchtbrumme und damit schon etwas anstrengend, wozu auch die 14,5 Umdrehungen beitragen.

Am 2. Tag dann leider abbauend. Der Alkohol übernimmt das Zepter und das Trinkvergnügen ist nahezu weg.

Müsste ich für den mittlerweile stattlichen Preis nicht mehr haben.

Euch allen ein gesundes und tolles (Wein-)Jahr!
Viele Grüße
Dirk
Hasi
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Re: Supertoskaner

Beitrag von Hasi »

Die Verantwortlichen rund um Grattamacco waren für mich auch in Montalcino die HERBE Enttäuschung! Die ColleMassari-Gruppe der Familie Tipa hat dort ja bekanntlich das Kult-Weingut Poggio di Sotto gekauft, woher zuvor die besten Brunellos die es je gegeben hat, kamen. Nur als dann der ColleMassari-„Stil” Einzug hielt und Palmuccis Handschrift zu verblassen begann, gings mit der Qualität der Sangiovese aus dem Haus steil bergab und mit den - ohnehin hohen Preisen - steil bergauf.
Das zeigt uns wieder einmal, dass Leute wie Claudio Tipa (ColleMassari-Boss), der ja durch sein Pharma-Unternehmen und mit Überwachungstechnik und Super-Yachten zu einem sagenhaften Vermögen kam, nicht immer ALLES durch Geld erwerben können.
Ein Weinbauer ist ein Weinbauer und bleibt ein Weinbauer.
Luxuskonzerne stecken sich aktuell zwar Weingüter wie zusätzliche juwelenbesetzte Ringe an ihre Finger, bringen aber durch die Bank zwar gestylte & gehypte, aber seelenlose Weine auf den Markt. Das mag vielleicht Reich & Schön, die Insta-World und „Falstaff” freuen, hat aber mit bodenständigem Wein-Erlebnis ungefähr soviel zu tun wie eine Durchwanderung der Sahara auf eigenen Füßen mit einem Urlaub in Dubai.

Hasi
pessac-léognan
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Re: Supertoskaner

Beitrag von pessac-léognan »

pessac-léognan hat geschrieben: Di 5. Jul 2022, 18:41
pessac-léognan hat geschrieben:CaiarossaToscana IGT 2013. 14% alc Biodynamisch Demeter
P&P bei zunächst 14°, allmählich sich erwärmend auf 18°
Farbe: Purpurgranat
Nase: sehr dezent, wenig Lakritz und etwas Cassis, umso überwältigender am
Gaumen: unglaublich frisch und fruchtig auf Weichselkirsche, Kornelkirschensaft von sehr reifen, aber nicht überreifen Beeren, Granatapfelsaft, reife Himbeere, eine deutliche Spur von etwas, was an irgendeinen (uns damals verbotenen) Kaugummi in der Kindheit erinnert (Bazooka?), feine, noch leicht aufrauhende Tannine von Holz, darunter Kornelkirschenholz, ewig langer Nachhall auf den beschriebenen Fruchtnoten
Der Wein hat das merkwürdig Brandige von vor einem Jahr vollständig überwunden, man würde meinen, der Wein sei jetzt erst zu einem Jungwein geworden, er scheint in einem Jahr quasi vier Jahre jünger geworden zu sein...
Singulärer Weingenuss, nicht gerade 95 oder 94 Punkte (JS, WS, RP), aber durchaus 92/93!

Mit zunehmender Erwärmung verliert der Wein nach etwa 3 Stunden seine anfängliche singuläre rotkirschige, kornelkirschige Fruchtigkeit ein wenig und gleicht sich etwas traditionelleren Bordelaiser Noten von réglisse, Cassis und einem Hauch Zeder und weißem Pfeffer an, ohne dadurch an Substanz und Qualität zu verlieren.
Heute Abend glatte 93 Punkte (hat von Tag zu Tag zugelegt, von verhaltenen 90 Punkten am ersten bis zu den heutigen 93). Mit dem Wein hat es keine Eile, er wird noch mindestens 5 bis 8 Jahre sein erfreuliches Niveau halten.
Knapp 3 Jahre später:
Die letzte Flasche (von 6) hält der bisher besten zumindest Paroli. Neben tertiären Noten auf Lehm und Sattelleder überwiegen nach wie vor die fruchtigen Komponenten, besonders Griottes und Schattenmorellen, aber auch Pflaumen und etwas Heidelbeermus, im Hintergrund auch Blutorangenzesten und ein Hauch Bitterorangenschale. Dezent Weihnachtsgewürze. Holz und Alkohol kaum spürbar. Mittellanger bis langer Abgang, in welchem die erwähnten Komponenten sich zu einem durchaus komplexen Amalgam vermählen. Sehr fein. Wird dank der nach wie vor merkbaren Säure sein Niveau mindestens 5 Jahre halten und kaum etwas von seiner Frische verlieren.
93(+)
weinaffe
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Re: Supertoskaner

Beitrag von weinaffe »

Hallo zusammen, das sollte hier auch abgespeichert werden:

1995er Chianti Classico (Vecchie Terre di Montefili)
Schon der erste Wein aus 100 % Sangiovese ist der Knaller: lebendiges, leicht durchscheinendes Rubinrot, sehr komplexe Nase mit reifer Kirsche, Brombeere, Hauch Veilchen und Kräuter, frische, aber eingebundene Säure, strukturierendes Tannin, der Wein blüht sogar mit Luft immer mehr auf, würziger Abgang. Großartiger Toskaner mit der richtigen Mischung aus Komplexität, gewisser Finesse und einer angenehmen Robustheit. In dieser Flaschenform hat dieser knapp 30 Jahre alte Wein sogar noch weiteres Potential. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Respekt !

1999er Fontalloro (Felsina)
dieser ebenfalls reinsortige Sangiovese ist sogar regelrecht verschlossen und braucht jede Menge Luft, danach zeigt sich eine reife Kirschfrucht, Brombeere, Schlehe, am Gaumen saftige Säure und noch jede Menge Gerbstoff, allerdings der feinkörnigen Art, knochentrocken, aber mit viel Extrakt,kraftvoller Wein, die Kraft kommt aber nicht über den Alkohol (lediglich knapp 13 Vol%), fruchtig-würzig, sehr lang im Abgang. Der Wein braucht aber in dieser Verfassung tatsächlich noch Zeit, um wahrscheinlich noch die Komplexität des Vorgängers zu erreichen. Ohne wenn und aber ein hochklassiger Sortenvertreter. Sangiovese kann zumindest sehr gut reifen, wenn alles zusammenpasst. Die Flasche hatte einen extrem langen, völlig intakten Premiumkorken und hatte daher auch einen perfekten Füllstand.

1998er Percarlo (San Giusto a Rentennano)
auch der dritte, reinsortige Sangiovese ist große Klasse, geht aber in eine weniger kraftvolle Richtung: lebendiges Rubin, in der Nase mehr Finesse und Frische, auch hier keinerlei Alterungsnoten, Hauch Holz, heller in der Fruchtausrichtung, Craneberries, Sauerkirschen, sehr ausgeglichen und trinkig, weit weniger Tannin als der Vorgänger, etwas Würze, finessenreich, das ist hier der "Burgunder" unter den Sangioveses :lol: Diesen Wein kann man leicht unterschätzen, die Kraft ist hier perfekt verpackt. Toller Sortenvertreter.

1999er Cepparello (Isole e Olena)
auch der vierte Sangiovese konnte überzeugen: das geht wieder mehr in Richtung des Fontalloro: sehr jugendliches Aussehen, zunächst verschlossen, auch hier wirkt die Belüftung Wunder: kraftvoller Typ, wieder diese saftige Schwarzkirsche, zarte Holznote, kraftvolles Tannin, passende Säure, sehr dicht und lang, auch bei diesem Wein schlummern noch einige Reserven. Es wäre interessant zu erfahren, ob und wie sich das reichliche Tannin noch in den Wein eingliedert. Trotzdem ein großer Wein für alle, die nicht nur Finesse, sondern auch Charakter und Robustheit zu schätzen wissen. Wenn man aber hier das richtige Essen dazu serviert, wird wahrscheinlich aus diesem "Land-Edelmann" ein richtiger Aristokrat :lol: Dafür ist er auch gemacht.

1988er Capannelle Rosso toscano (Capannelle)
hier spielt neben dem Sangiovese auch noch der Canaiolo und der Colorino eine gewisse Rolle. Der Wein ist fast 37 Jahre alt und der absolute Hammer!
Keinerlei Alterungsnoten in der Nase, sogar im Gegenteil noch fast ein Hauch jugendlich (!), perfekt gereift, in der Nase erinnert das mit seinen feinen Tabak- und Graphitnoten durchaus ein wenig an einen hochwertigen Bordeaux, sehr elegant, ätherisch-kühl, kräutrig, völlig intakte Dunkelfrucht, perfekt abgestimmt in Säure und Resttannin, komplex, völlig in sich ruhend, ebenmässiger Abgang. Ganz großer, fast zeitloser Rotwein, der einen automatisch zum Toskana-Fan werden lässt. Ich bin jetzt schon bekehrt ;)

1999er Vigna del Sorbo (Fontodi)
jetzt sind wir aber mit dieser Sangiovese/Cabernet Sauvignon-Cuvee voll im Bordeaux angekommen, und zwar bei den sehr Hochwertigen:
feinster Havanna-Tabak in der Nase, etwas Bret, Cassis, Brombeere, Kirsche,Zeder, Tintenblei, keine Spur von Alter, höchst lebendig und voll auf dem Punkt, sehr würzig, keine Spur von Hitze oder Alkohol, kühler eleganter und finessenreicher Super-Tuscan, der in jeder Bordeaux-Probe ein ganz fieser Pirat wäre :lol: Tolle Tanninqualität und aromatische Länge. Großes Kino dank perfekter Flasche !

1985er Tignanello (Antinori)
Wow, was geht hier jetzt ab? Rund 40 Jahre alt und keinerlei graue Schläfen. Auch dieser Wein schielt dank der Cabernetanteile sehr stark in Richtung Bordeaux. Aber nur wenige Bordeaux in dieser Reifestufe können da wohl mithalten: superfeine Nase, Eleganz pur, reife Kirschfrucht mit Cassis vermischt, Tabak und Leder, alles sehr fein verwoben, nichts sticht hier heraus, im Gegegnsatz zu den modernen Tignanellos ist dies ein absolut kühl wirkender Typ, der völlig in sich ruht, am Gaumen extraktsüss, aber überhaupt nicht füllig, perfekt ausgewogen und höchst lebendig. Seidige Länge. Ganz großer Wein, der mich komischerweise eher an einen hochklassigen St. Emilion oder Pomerol erinnert, obwohl hier neben dem Sangiovese klar der Cabernet den Ton angibt. Wie kann man einen solchen Wein noch besser machen? Der Wein flasht mich aber sowas von... ;)

Die restlichen 8 Weine folgen demnächst !

LG
Bodo
weinaffe
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Re: Supertoskaner

Beitrag von weinaffe »

1990er "50 & 50" Toscana rosso (Avignonesi + Capannelle)
Cuvee aus Merlot und Sangiovese, wobei der Merlot von Avignonesi und der Sangiovese von Capannelle stammt.
Das ist nun tatsächlich der einzige Wein, der schon deutlich über seinem Zenit ist. Schon in der Nase etwas Liebstöckel, trotzdem noch im Hinblick auf sein Alter durchaus trinkbar. Mit mehr Luft wird die Oxidation noch spürbarer, aber das ist bei einem knapp 35 Jahre alten Wein auch keine Schande.

1989er "L'Apparita" (Castello di Ama)
100% Merlot.
Dieser Wein konnte wieder voll überzeugen und zeigte sich in perfekter Trinkreife. In der Nase reife Schwarzkirsche, vermischt mit blondem Tabak und frischen Kräutern, Hauch Paprika, am Gaumen seidig und ausgeglichen mit dem richtigen Mass an Säure und Resttannin, nur mittelgewichtig, finessenreich und perfekt ausgewogen, langer retronasaler Ausklang. Diesen Wein könnte man blind mit einem hochwertigen Pomerol verwechseln.

1997er Bolgheri Rosso (Grattamacco)
Cuvee aus beiden Cabernets, Merlot und Sangiovese. Jugendliche Farbe ohne jegliche Ziegelrot- oder Brauntönung. erinnert schon von der Nase her an sehr guten Bordeaux, Zedernholz, Tintenblei, Cassis, reife Bropmbeere, hat noch einiges an Frucht zu bieten, diese ist aber sehr gut eingebunden in würzige und ätherische Noten, am Gaumen deutlich extraktsüss, saftige Säure, feinkörniges, noch deutliches Tannin, wirkt fast noch etwas jugendlich, sehr fruchtdicht und komplex, der Wein braucht tatsächlich in dieser Verfassung noch Reifezeit. Sehr hochwertiger Blend, bei dem die Kraft über den Extrakt und nicht über den Alkohol ( ca. 13 Vol%) kommt.

1995er Maestro Raro (Felsina)
100% Cabernet Sauvignon. Sehr farbintensiv und dicht wirkend, aber leider extrem korkig!! Schade, denn der Wein wirkte noch sehr lebendig und fruchtintensiv.
Es wurde hier aber sehr schnell Ersatz beigeschafft:

1994er Cabernet Sauvignon "Collezione de Marchi" (Isole e Olena)
Kräftiges Rubinrot, sehr intakte Farbe, in der Nase archetypisch für die Rebsorte, reife Cassis, Brombeere, Kirsche, eingebettet in zarten Holznoten, Hauch Paprika, kein Blockbuster, voll auf der eleganten Seite, nur mittelgewichtig, aber mit einigem Extrakt, guter Mix aus Reife und Frucht, beachtliche Länge. Das ist fast ein kleiner Sassicaia ;) Wenn man bedenkt, dass der Wein gut 30 Jahre alt ist und im Nachkauf gerade mal 32 EURO kostet, ist das ein regelrechtes Schnäppchen. Aber nur, wenn er sich so präsentiert wie dieser ausnehmend gelungene Cabernet.
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