Zehnthof Luckert

olifant
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von olifant »

Ollie hat geschrieben: Di 8. Okt 2024, 13:47 Bei diesem Diskussionsstrang (und neuerdings so ziemlich jedem anderen auch) muss ich unweigerlich an die eine Szene in "Good Morning, Vietnam" denken. :roll:
Wie jetzt hier? Statt "Radio Müller" bei Bayern, jetzt "Radio Erich" im Weinforum. ;)
Grüsse

Ralf

Die Zukunft war früher auch besser.
Karl Valentin
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amateur des vins
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von amateur des vins »

Luckert war bei mir vor Längerem in der "Mog-i-net"-Schublade gelandet: zu süßlich-diffus. Hab jetzt mal 'was zwecks Überprüfung nachgeordert:

Zehnthof Luckert, Sulzfelder Sonnenberg 1G -Gelbkalk- 2023
Zehnthof Luckert, Maustal GG 2023

             Silvaner (beide)


Beide goldgelb mit Grünschimmer. Ein Hauch CO₂ tritt schnell in den Hintergrund.
1G: Nase floral, weißer Pfirsich, gelbe Birne, kalkig (sic!). "Etwas Kamille" (PdP) kann ich auch nachvollziehen.
Am Gaumen dicht, trocken (RZ 0,8 GS 5,2), kühl und 1:1 die Nase abbildend.

GG [+20']: Nase dichter, etwas mehr auf der (gelben) Frucht: Steinobst.
Am Gaumen dito. CO₂ minimal präsenter. Eine sehr schöne erdige Würznote, die das 1G so nicht hat. Haftet sehr lange und intensiv an. Eher auf der saftigen Seite, ohne auch nur im Ansatz pummelig zu sein. (RZ 2,2 GS 5,2)

Gefallen mir ganz gut, ohne mich vom Hocker zu reißen. Schublade überdenken?

[+1d] Beide sind vollkommen verflacht, das 1G zudem oxidiert. (Über Nacht in der angebrochenen Flasche im WK; zugegeben nur noch kleine Pfützen, aber andere Weine halten das auch aus.) Ist es nur das ausgegaste CO₂? Was übrigbleibt, ist jedenfalls erschreckend schlecht.

Selten habe ich so einen Absturz eines Weines in der angebrochenen Flasche innerhalb nur eines Tages erlebt! Hat irgendwer eine Idee dazu?
Besten Gruß, Karsten
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amateur des vins
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von amateur des vins »

Heute war als dritte Beifang-Flasche vorgesehen:

Zehnthof Luckert, Sulzfelder Gelber Muskateller 2023

Die Rebsorte wird deutlich dargestellt. Ansonsten ein etwas vorlauter, aber simpler Wein. Ich konnte ihn nicht weitertrinken. Vielleicht finde ich ja in den nächsten noch Tagen Zugang...
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von Bernd Schulz »

Karsten, simple Weine sind ja meine Domäne! ;)

Wie sieht es denn bei dem Muskateller in puncto Restzucker aus? Wirkt der Wein einigermaßen fränkisch trocken? Und quanta costa?

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von amateur des vins »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 22:32 Karsten, simple Weine sind ja meine Domäne! ;)

Wie sieht es denn bei dem Muskateller in puncto Restzucker aus? Wirkt der Wein einigermaßen fränkisch trocken? Und quanta costa?
Bernd, ich habe nur kurz dran genippt und mußte dann 'was anderes aufmachen. Trocken ist er, denke ich, aber so eine Entwicklung kann er garnicht machen, selbst als Häßliches Entlein, als daß 17 Taler dafür gerechtfertigt wären.

Es ist für die nächsten Tage noch mehr als genug da, und vielleicht raffe ich mich noch zu einer etwas aussagekräftigeren Notiz auf. Der Teaser oben war meinem Frust über die desaströse Entwicklung der Silvaner geschuldet.
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von Bernd Schulz »

amateur des vins hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 22:49 Der Teaser oben war meinem Frust über die desaströse Entwicklung der Silvaner geschuldet.
Weine, die (auch als Rest) in der geöffneten Flasche nach nur einer Nacht nahezu komplett ihren Geist aufgegeben haben, habe ich bislang nur sehr selten erlebt. Und wenn ich sie erlebt habe, hatte ihr Erzeuger bei mir erst einmal versungen und vertan.
amateur des vins hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 22:49 ....aber so eine Entwicklung kann er garnicht machen, selbst als Häßliches Entlein, als daß 17 Taler dafür gerechtfertigt wären.
Hui, 17 Euronen für einen simplen Wein..... :o

Ich war ja kurz vor 2010 mal in Sulzfeld bei den Luckerts, wurde damals ebenso freundlich wie eloquent empfangen und hatte insgesamt einen durchaus positiven Eindruck. Mittlerweile scheint mir aber, dass die Preispolitik des Hauses doch deutlich in überzogene Sphären abgedriftet ist (gerade im fränkischen Kontext), während auf der anderen Seite ein mäßig konsequenter (anders gesagt eher beliebiger) Stil verfolgt wird. Eigentlich wäre es für mich dringend angesagt, mal wieder mittels einer eigenen Bestellung zu überprüfen, wo der Zehnthof (für mich) inzwischen wirklich steht. Eigentlich - aber die Preise halt...... :oops: :!:

Herzliche Grüße

Bernd
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amateur des vins
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von amateur des vins »

amateur des vins hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 22:16 Heute war als dritte Beifang-Flasche vorgesehen:

Zehnthof Luckert, Sulzfelder Gelber Muskateller 2023

Die Rebsorte wird deutlich dargestellt. Ansonsten ein etwas vorlauter, aber simpler Wein. Ich konnte ihn nicht weitertrinken. Vielleicht finde ich ja in den nächsten noch Tagen Zugang...
Ich hatte den Wein gerade nocheinmal im Glas:

Die Nase ist neben der namensgebenden Muskatnote vorwiegend grün-grasig, ein wenig an manche SB erinnernd. Hinzukommt Grapefruit samt Mesokarp und ein wenig Earl Grey. Insgesamt eher der herb-kantige Typus (wertneutral).

Am Gaumen ziemlich knackiger Säureeindruck, wie schon initial bei den Silvanern unter signifikanter Mitwirkung von CO₂. Der Unterschied heute: Die Silvanerflaschen waren fast leer, der Gasraum mithin groß in Relation zum Restweinvolumen, so daß das CO₂ ungehindert ausgasen konnte. Diese GM-Flasche hingegen war fast voll. Konsequenterweise zischte es auch heute beim Aufschrauben leicht; die Blasenspur hält sich nach Einschenken und Schwenken wohl an die 2 Minuten. Die Aromen ähneln denen der Nase und enden dann auf einer dezenten Waldmeisternote.

Das ist ganz schön, wenn auch ziemlich "in da face", solange genug CO₂ vorhanden ist. Schwenke ich es aus, macht sich eine gewisse konturlose "Flabbigkeit" breit, und auch der Geschmackseindruck verändert sich natürlich: er verflacht (wenn auch nicht so extrem wie bei den Silvanern, was am Rebsortenausdruck liegt). Das "Simpel" würde ich heute nicht mehr so hervorheben, auch wenn der Wein kein Komplexitätsmonster ist.

Alle 3 Weine waren kurz nach dem Aufschrauben recht schön, büßten aber spätestens am zweiten Tag deutlich ein. Sie sind nach meinem Dafürhalten so gemacht, daß sie auf das CO₂ angewiesen sind; fehlt es, geht die Lebendigkeit verloren. Es ist mir unbegreiflich, daß z.B. Hofschuster und Schmitz in ihrer Nach(!)verkostung des Maustals darauf nicht eingehen und weiter hoch bepunkten - lagern sie die angebrochenen Flaschen womöglich sogar CO₂-begast? Zudem macht sich mit dem Ausgasen das von Ulli erwähnte Kunststück bemerkbar, daß analytisch trockene Weine (dieser hat RZ 1,9 bei GS 5,6) dennoch irgendwie süßlich wirken, auch wenn ich das ausgeprägter in Erinnerung hatte.

Luckert verschwindet für mich erstmal wieder auf unbestimmte Zeit in der "Mog i net, brauch i net"-Schublade.
Zuletzt geändert von amateur des vins am Do 17. Okt 2024, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.
Besten Gruß, Karsten
glauer
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von glauer »

amateur des vins hat geschrieben: Do 17. Okt 2024, 16:58
Sie sind nach meinem Dafürhalten so gemacht, daß sie auf das CO₂ angewiesen sind; fehlt es, geht die Lebendigkeit verloren. Es ist mir unbegreiflich, daß z.B. Hofschuster und Schmitz in ihrer Nach(!)verkostung des Maustals darauf nicht eingehen und weiter hoch bepunkten - lagern sie die angebrochenen Flaschen womöglich sogar CO₂-begast? Zudem macht sich mit dem Ausgasen das von Ulli erwähnte Kunststück bemerkbar, daß analytisch trockene Weine (dieser hat RZ 1,9 bei GS 5,6) dennoch irgendwie süß wirken, auch wenn ich das deutlicher in Erinnerung hatte.

Ich kann zu dem Jahrgang nichts sagen, aber generell sind die Weine meiner Erfahrung nach nicht auf CO2 angewiesen. Ich trinke die meist erst nach ein paar Jahren, dann ist da kein sichtbares CO2 beim einschenken und die reifen ganz exzellent. Wenn ich sie relativ jung trinke kommen die morgens mit viel Schwung in eine Karaffe und abends ist dann keinerlei CO2 vorhanden.
Immer wieder spannend wie manche Erzeuger polarisieren, auch unter Leuten die sonst in ihrem Geschmack weit überlappen.
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amateur des vins
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von amateur des vins »

glauer hat geschrieben: Do 17. Okt 2024, 17:10 Immer wieder spannend wie manche Erzeuger polarisieren, auch unter Leuten die sonst in ihrem Geschmack weit überlappen.
Das stimmt!

Ich war auch hier gewillt, das auf meine Tagesform zu schieben. Aber es gibt mittlerweile zuviele bestätigende Datenpunkte unter unterschiedlichen Bedingungen, als daß ich es damit abtun könnte.
Besten Gruß, Karsten
Bernd Schulz
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Re: Zehnthof Luckert

Beitrag von Bernd Schulz »

amateur des vins hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 22:16 ....Zehnthof Luckert, Sulzfelder Gelber Muskateller 2023....
Ich habs (eigentlich gegen meine Überzeugung) getan: Genau diesen Wein habe ich noch in der gestrigen Nacht, nachdem ich schon einigen Müllen-Sekt intus hatte :oops: , bei K&U für 16 Euro bestellt. Ich denke, das Paket, in dem sich natürlich auch noch andere Flaschen befinden wie z.b. ein Frühburgunder vom Zehnthof, wird noch vor Sonntag bei mir eintrudeln. Und dann kann ich aus eigener Erfahrung über den Muskateller mitreden....

Herzliche Grüße

Bernd
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