Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

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Rieslingfan
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Rieslingfan »

EThC hat geschrieben: Mo 14. Okt 2024, 22:26 ...da Du ja anscheinend eh ausschließlich Wittmann kaufst, ist das ja auch wenig verwunderlich und nicht wirklich repräsentativ.
Daher habe ich ja auch geschrieben, "in meinem Fall...". Wobei ich denke, dass nicht nur ich die Weine eines bestimmten Weinguts bevorzugen.
Gruß Markus
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EThC
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von EThC »

Rieslingfan hat geschrieben: Mo 14. Okt 2024, 23:11 Wobei ich denke, dass nicht nur ich die Weine eines bestimmten Weinguts bevorzugen.
...ich kann da nur Vermutungen anstellen. Es wird sicher eine Menge von Leuten geben, die alles nur von einem Weingut kaufen, das dürften aber eher weniger nerdige Zeitgenossen sein, die ihren Wein z.B. beim Weingut "umme Ecke" für den täglichen Bedarf einkaufen. Bei den leidenschaftlicheren Fans des Genres, z.B. den Forenmitgliedern hier, ist eher die Viefalt Thema. Oder kannst Du noch einen Foristen hier benennen, der eine Monokultur im Keller hat? :mrgreen:
Viele Grüße
Erich

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Weinschlürfer
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Weinschlürfer »

Rieslingfan hat geschrieben: Mo 14. Okt 2024, 19:08 „Mit Laufkundschaft kommt heute keiner mehr über die Runden”, siehe https://magazin.wein.plus/mit-laufkunds ... -lobenberg

In meinem Fall ist es so, dass ich Wein vorrangig im Online-Shop des Winzers, bzw. direkt beim Winzer kaufe.

Ansonsten kaufe ich nur dann Wein bei einem Online-Weinhändler, wenn der von mir gesuchte Wein ab Winzer nicht mehr verfügbar ist oder es einen Preisnachlass gibt.

Man darf halt nicht vergessen -> Der Handel hat auch eine wichtige Funktion.
Weder das eine noch das andere Extrem ist gut für eine Branche.

Ich handle das mal so und mal so. Gerade die neuen raren Sachen sind ja oft einfacher bei einem Winzer zu bekommen.
Gemischte Auswahl bietet nunmal ein Händler. Ein riesen Vorteil. Ebenso wie gereifte Raritäten für gute Kunden.
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Rieslingfan
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Rieslingfan »

EThC hat geschrieben: Di 15. Okt 2024, 00:01 Oder kannst Du noch einen Foristen hier benennen, der eine Monokultur im Keller hat?
Kann ich nicht. 8-)
Gruß Markus
Ollie
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Ollie »

Ich bin über diese Passage gestolpert:
Luca Lobenberg hat geschrieben:[W]ir sehen aktuell eine Schwäche an der Mosel. Wir versuchen gerade, das zu verstehen. Wir haben alle Top-Erzeuger im Programm, die tolle Weine machen. Aber die Großen Gewächse von der Mosel werden trotz ihrer vergleichsweise günstigen Preise am wenigsten nachgefragt.
Fragen die versammelte GG-Kompetenz hier: Glauben wir dieser Beobachtung ("Schwäche des Mosel-GGs")? Falls ja: Hat jemand Erklärungsansätze? Etwa "Tod durch Steinwein"? "Mosel ist doch immer süß"? "Mehr VDP wagen"? Oder schlicht "Nicht gut genug"?

Cheers,
Ollie
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Bernd Schulz
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Bernd Schulz »

Ollie hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 12:18 "Mosel ist doch immer süß"
Genau das ist der Punkt. ;) :twisted:

Ohne Witz: In Anbaugebieten wie Rheinhessen und der Pfalz spielen bei den bekannten Spitzenwinzern restsüße Weine nur eine stark untergeordnete Rolle. Wittmann, Battenfeld-Spanier, Kühling-Gillot, Christmann, v. Winning etc. usf. stecken ihren Ehrgeiz und ihre Kraft weitgehend in die Erzeugung hochkarätiger trockener Weine. An der Mosel verhält sich das mitnichten so - bei Haag, J.J. Prüm, Schloss Lieser usw. liegt das Hauptaugenmerk nach wie vor auf hochkarätigen restsüßen Weinen.

Beste Grüße

Bernd
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EThC
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von EThC »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 12:34 An der Mosel verhält sich das mitnichten so - bei Haag, J.J. Prüm, Schloss Lieser usw. liegt das Hauptaugenmerk nach wie vor auf hochkarätigen restsüßen Weinen.
...sehe ich auch so, daß das die Kernkompetenz der Moselwinzer ist; bei vielen Mosel-VDPlern habe ich den Eindruck, daß die die GGe nur machen, weil das nun mal das bundesweite VDP-Credo ist, daß die Spitze trocken sein muß. Nicht daß die das nicht können, da sind schon auch super Sachen dabei, aber wirkliche Tradition haben an der Mosel doch eher die Weine mit entsprechendem Süße-Säure-Spiel. Deshalb waren ja auch vor gut 10 Jahren und davor nicht wenige vermeintliche GGe "nur" große Lagen, weil sie regelmäßig die Trockengrenze ignoriert haben, das Drücken unter die 9 g/l nur damit dann "GG" drauf stehen darf, hat nicht jedem der Weine gut getan, finde ich. Deshalb kaufe ich als Trockenfuzzy auch eher wenig an der Mosel ein und wenn, dann von Betrieben, die gefühlt auch mehr Herzblut in ihre trockenen Sachen legen. Nicht-VDPler Müllen ist so einer. Und dann noch so ein paar innovativere Kleinbetriebe...
Viele Grüße
Erich

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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Ollie »

Bernd Schulz hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 12:34 In Anbaugebieten wie Rheinhessen und der Pfalz spielen bei den bekannten Spitzenwinzern restsüße Weine nur eine stark untergeordnete Rolle. Wittmann, Battenfeld-Spanier, Kühling-Gillot, Christmann, v. Winning etc. usf. stecken ihren Ehrgeiz und ihre Kraft weitgehend in die Erzeugung hochkarätiger trockener Weine. An der Mosel verhält sich das mitnichten so - bei Haag, J.J. Prüm, Schloss Lieser usw. liegt das Hauptaugenmerk nach wie vor auf hochkarätigen restsüßen Weinen.
Dem würde ich ziemlich entschieden widersprechen, aus mehreren Gründen. Erstens wäre es eine leichte Herabwürdigung der enormen Anstrengungen und des unbedingten Willens gerade der jungen Generation an Moselwinzern, hervorragende trockene Rieslinge zu produzieren. Was in den letzten 20 Jahren in dieser - damals etwas unterbelichteten Region - an Wissen und Erfahrung aufgebaut wurde, sollte überhaupt keine Entschuldigungen mehr zulassen.

Zweitens glaube ich auch nicht, daß die Winzer trockene Weine nur stiefmütterlich behandeln (zumal es an der Ruwer z.B. eine große Tradition gab). Meiner Meinung nach konnten die Moselwinzer ihre süßen Weine nur deshalb deutlich verteuern, weil im Kielwasser des VDP-GGs die Preise für trockene Rieslinge explodiert sind und auf einmal 30 Euro für eine Spätlese richtig günstig aussehen. Weiters konnten in der Erzeugung sehr viel aufwendigere, trockene Weine auch an der Mosel sich selbst tragen. Müllen nimmt für seine trockene Hühnerberg-Spätlese was, 50 Euro?! Wäre ohne die GGs als Zugpferd gar nicht möglich gewesen! Loewen mit seinem "1896", Steimetz, sogar Molitor - alle rufen Preise für trockene Weine auf, für die sie ihre Elterngeneration noch gehauen hätte mit dem Hinweis "Hör auf zu träumen, Kind!"

Insofern finde ich das Schimpfen auf den VDP auch sehr realitätsfremd. Diese Flut hat wirklich alle Boote gehoben. Trockene Rieslinge stellen für Moselwinzer heutzutage bestimmt eine sehr wichtige Einnahmequelle dar. Schloss Lieser ist ein Poster Boy der Mosel-GG, ebenso Clemens Busch und natürlich Loosen. Ich weiß gar nicht, ob JJ Prüm überhaupt ein trockenes GG macht, aber brauchen täte sie's nicht.

Drittens: Die schiere Qualität mancher trockener Mosel-Rieslinge ist wirklich beeindruckend. Und auch nicht erst seit gestern. Es muss also einen anderen Grund geben, wieso Konsumenten die Mosel bei GGs und GG-Artigen eher ignorieren (falls das überhaupt der Fall ist, wie gesagt)?

Cheers,
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von Ollie »

Noch ein Nachtrag:
Bernd Schulz hat geschrieben: Mi 16. Okt 2024, 12:34 Wittmann, Battenfeld-Spanier, Kühling-Gillot, Christmann, v. Winning etc. usf. stecken ihren Ehrgeiz und ihre Kraft weitgehend in die Erzeugung hochkarätiger trockener Weine.
Genau. Und deshalb drehe ich das Argument auch herum: Was in anderen Regionen als der Mosel an süßen Rieslingen produziert wird, ist eine ziemlich Unverschämtheit. Ich weiß, dir gefallen die Weine, aber ich finde die Spätlesen aus der Nahe, aus Rheinhessen und dem Rheingau großflächig für katastrophal. Es ist hier, wo man sehr deutlich merkt, daß der Erzeuger überhaupt keine Veranlassung hat, ambitioniert zu arbeiten. "VDP" draufgebabbt, fertig ist die 40-Euro-Flasche. Und offenbar reißt man es ihnen aus den Händen, weil man ja eh gerade die Kiste Achselhöhle unterm Hermann hat. (So sehr, daß man auf die Idee kommen könnte, die fehlende "Große Lage" war lange Zeit das Mosel-Problem - dann würde es sich aber ein einigen wenigen Jahren erledigt haben, denn nun haben wir ja die "GL".)

Cheers,
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Re: Interview: Weinhändler Luca Lobenberg

Beitrag von amateur des vins »

Keine Ahnung, wie korrekt das ist:
Insgesamt wurde an der Mosel im Jahr 2019 eine Menge von 1.163.666 hl Wein produziert. 694.000 hl davon dürfen nach Prüfung mindestens als Qualitätswein bezeichnet werden, wovon rund 90 % Weißweine sind. Die restlichen 10 % verteilen sich auf Rotwein und Rosé.

Zudem wird der Wein genauer nach Geschmacksrichtung eingeteilt. Gut zwei Drittel der Qualitätsweine tragen die Bezeichnung Lieblich oder Süß. Der zweitgrößte Anteil liegt in der Kategorie Trocken und der kleinste Teil ist Halbtrocken oder Feinherb.
Quelle: https://www.weine-mosel.de/Der-Wein

Demzufolge sind grob zwischen 15 und 30 % trocken, und da "halbtrocken oder feinherb" deutlich mehr als ɛ ausmachen dürfte, sind's vermutlich um die 20 % trocken. Nicht vernachlässigbar, aber schon deutlich nachrangig.

Natürlich kann man Ollies Argument auch umdrehen und genauso wenig fundiert subjektiv behaupten, daß die GG von der Mosel großflächig katastrophal seien. Mir jedenfalls ist außer von der genannten Ikone Clemens Busch noch nichts untergekommen, das auch nur ansatzweise mit denen aus Rheinhessen oder von der Nahe mithalten konnte - was sicherlich auch mit meiner diesbezüglich mickrigen Erfahrung zu tun hat.

Ganz klar wird die Mosel meiner Meinung nach als Prädikatland und nicht als VDP-Land perzipiert.
Besten Gruß, Karsten
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