Bordeaux 2022
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Re: Bordeaux 2022
Achso, das haben die sich nicht ausgedacht, sondern das ist eine Normierung auf Erwartungswert 0 und Varianz 1. Ja, das hilft, danke. Bin kein Statistiker und kannte daher den Term nicht.
Besten Gruß, Karsten
- Jochen R.
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Re: Bordeaux 2022
Gestern hatte ich meinen ersten 2022er im Glas, den D de Dauzac - ein Bordeaux Supérieur, laut Homepage stammen die Trauben von außerhalb der App. Margaux, 60 % CS / 40 % M, 13,5 %-Vol.
Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet und die Flasche als Kochwein reserviert, aber das geht ja gar nicht ...
Sogleich springt ein Früchtekorb aus dem Glas, dazu etwas Paprika, Leder und Eucalyptus.
So geht es am Gaumen weiter: cremige Frucht, Frucht ohne Ende, frische Säure, etwas dezent würziges, mittelgewichtig und mittellang.
Nicht wirklich komplex, aber was für eine schöne Frucht. Ein leckerer Zech-BDX für nicht mal 9 EUR (im Angebot). 88/100 Revue des Vins De France 2025 passen für mich.
Viele Grüße,
Jochen
Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet und die Flasche als Kochwein reserviert, aber das geht ja gar nicht ...
Sogleich springt ein Früchtekorb aus dem Glas, dazu etwas Paprika, Leder und Eucalyptus.
So geht es am Gaumen weiter: cremige Frucht, Frucht ohne Ende, frische Säure, etwas dezent würziges, mittelgewichtig und mittellang.
Nicht wirklich komplex, aber was für eine schöne Frucht. Ein leckerer Zech-BDX für nicht mal 9 EUR (im Angebot). 88/100 Revue des Vins De France 2025 passen für mich.
Viele Grüße,
Jochen
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Re: Bordeaux 2022
...dieses Bördenmaklergetue gibt's irgendwie nur mit / um Bordeaux, oder? Vielleicht mit ein Grund, warum ich weder mit den Weinen noch der Region jemals warm wurde...jonflo hat geschrieben: ↑Di 30. Jan 2024, 15:39 Ich weiss jetzt nicht ob dies schon mal irgendwo gepostet wurde...
https://docs.google.com/spreadsheets/d/ ... 1686051781
Ist jetzt nichts wahnsinnig neues, aber doch mal lustig zu sehen wie die Weine sich bei Preis/Punkte unterscheiden. Beim Léoville las Cases hilft mir dies zwar wenig, da krass über meinem Budget pro Flasche -aber bei Brane Cantenac, Branaire Ducru und Laroque hab ich sicherlich nichts falsches gemacht. Ich weiss, Punkte kann man nicht trinken, aber ein Indiz auf gute Qualität sollten sie schon sein.
Diese Übersicht gibts alle Jahre wieder.

Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.
https://ec1962.wordpress.com/
Erich
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Re: Bordeaux 2022
Au Mann.
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Re: Bordeaux 2022
Nachdem ich 2021 gänzlich ausgelassen habe, heute mein erster 2022er:
Château d'Escurac Médoc CB 2022 (14.5% ABV)
(50% CS / 50% M?)
Frühere Jahrgänge haben mir nicht sehr zugesagt, meist belanglos bis rustikal.
Dieser junge d'Escurac jedoch hat viel zu bieten. Tiefdunkle im Glas, duftet er sehr nach schwarzem Holunder, nur wenig Cassis.
Am Gaumen dann wieder fast betörend schwarzer Holunder, besonders nach etwa 2 Stunden in der offenen Flasche, außerdem Wacholder und etwas getrocknete Heidelbeeren.
Das Tannin ist stark aufrauhend, aber von überraschend hoher Qualität. Der Abgang, wiederum auf Holunder mit frischem Schwarzbrot und ganz leise frisch gegerbtem Leder, ist mittellang. Der Alkohol ist extrem gut integriert und überhaupt nicht spürbar. Holz kaum wahrnehmbar.
Für den Arrivagepreis von 13 CHF sensationeller Genuss.
91
Château d'Escurac Médoc CB 2022 (14.5% ABV)
(50% CS / 50% M?)
Frühere Jahrgänge haben mir nicht sehr zugesagt, meist belanglos bis rustikal.
Dieser junge d'Escurac jedoch hat viel zu bieten. Tiefdunkle im Glas, duftet er sehr nach schwarzem Holunder, nur wenig Cassis.
Am Gaumen dann wieder fast betörend schwarzer Holunder, besonders nach etwa 2 Stunden in der offenen Flasche, außerdem Wacholder und etwas getrocknete Heidelbeeren.
Das Tannin ist stark aufrauhend, aber von überraschend hoher Qualität. Der Abgang, wiederum auf Holunder mit frischem Schwarzbrot und ganz leise frisch gegerbtem Leder, ist mittellang. Der Alkohol ist extrem gut integriert und überhaupt nicht spürbar. Holz kaum wahrnehmbar.
Für den Arrivagepreis von 13 CHF sensationeller Genuss.
91
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Re: Bordeaux 2022
Und nun mein zweiter 22er:
Château Laroze Saint-Emilion GCC (14% ABV)
60% M / 30% CF / 10% CS
Ich kannte den Wein und das Weingut bis jetzt nicht. Die Reben (und damit die Böden) scheinen seit den 90er Jahren nicht mit Pestiziden und Herbiziden behandelt worden zu sein.
Der dunkel purpurne, aber nicht ganz blickdichte Wein bietet im Moment (etwa ein halbes Jahr nach der Abfüllung) für die Nase nicht sehr viel, Frucht (rote Beeren) nur ganz dezent, trumpft jedoch am Gaumen recht groß auf, auch hier zunächst, P&P bei 15°, fast extrem nach Himbeeren, dann mit etwas Luftzufuhr doch eher auf die schwarzbeerige Seite tendierend: Maulbeeren, Brombeeren, dann auch etwas schwarze Kirsche, die einen Tag später wiederum eher rotkirschig daherkommt. Sehr dezente Gewürznoten nach Sternanis und etwas Fenchelsamen, hinterlegt mit frischem Schwarzbrot. Im erstaunlich langen Abgang ein Hauch naturgedörrte Williamsbirne. Insgesamt ist der (für einen Saint-Emilion erstaunlich filigrane) Wein recht komplex, Holz ist so gut wie nicht spürbar, die Tannine waren gestern nach dem Öffnen aufrauhend, haben sich bereits etwas gemäßigt und sind auf jeden Fall von guter Qualität, nichts Rustikales.
Der Alkohol ist extrem gut integriert.
Fazit: Für einen Saint-Emilion geht das in eine für meinen Geschmack gute Richtung, nichts Überpowerndes, nichts Bombastisches. Man darf gespannt sein.
Die 95 Punkte von YB en primeur, 94 Punkte von Quarin oder 93 Punkte von JS, Georgina Hindle, Jeff Leve, Adrian vV u.a. sehe ich nicht ganz, doch 92 Punkte sind das augenblicklich schon und 93 oder 94 könnten es im günstigsten Fall einmal werden. Für 25€ Arrivagepreis durchaus einen Kauf wert.
Am dritten Tag sind die roten und schwarzen Fruchtnoten auch nasal spürbarer, dafür drängt auch die Säure am Gaumen etwas mehr in den Vordergrund, allerdings eher im kühlen Temperaturbereich (was ich sonst eher umgekehrt erlebe). Gesamteindruck kaum geschmälert.
Château Laroze Saint-Emilion GCC (14% ABV)
60% M / 30% CF / 10% CS
Ich kannte den Wein und das Weingut bis jetzt nicht. Die Reben (und damit die Böden) scheinen seit den 90er Jahren nicht mit Pestiziden und Herbiziden behandelt worden zu sein.
Der dunkel purpurne, aber nicht ganz blickdichte Wein bietet im Moment (etwa ein halbes Jahr nach der Abfüllung) für die Nase nicht sehr viel, Frucht (rote Beeren) nur ganz dezent, trumpft jedoch am Gaumen recht groß auf, auch hier zunächst, P&P bei 15°, fast extrem nach Himbeeren, dann mit etwas Luftzufuhr doch eher auf die schwarzbeerige Seite tendierend: Maulbeeren, Brombeeren, dann auch etwas schwarze Kirsche, die einen Tag später wiederum eher rotkirschig daherkommt. Sehr dezente Gewürznoten nach Sternanis und etwas Fenchelsamen, hinterlegt mit frischem Schwarzbrot. Im erstaunlich langen Abgang ein Hauch naturgedörrte Williamsbirne. Insgesamt ist der (für einen Saint-Emilion erstaunlich filigrane) Wein recht komplex, Holz ist so gut wie nicht spürbar, die Tannine waren gestern nach dem Öffnen aufrauhend, haben sich bereits etwas gemäßigt und sind auf jeden Fall von guter Qualität, nichts Rustikales.
Der Alkohol ist extrem gut integriert.
Fazit: Für einen Saint-Emilion geht das in eine für meinen Geschmack gute Richtung, nichts Überpowerndes, nichts Bombastisches. Man darf gespannt sein.
Die 95 Punkte von YB en primeur, 94 Punkte von Quarin oder 93 Punkte von JS, Georgina Hindle, Jeff Leve, Adrian vV u.a. sehe ich nicht ganz, doch 92 Punkte sind das augenblicklich schon und 93 oder 94 könnten es im günstigsten Fall einmal werden. Für 25€ Arrivagepreis durchaus einen Kauf wert.
Am dritten Tag sind die roten und schwarzen Fruchtnoten auch nasal spürbarer, dafür drängt auch die Säure am Gaumen etwas mehr in den Vordergrund, allerdings eher im kühlen Temperaturbereich (was ich sonst eher umgekehrt erlebe). Gesamteindruck kaum geschmälert.
- Jochen R.
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Re: Bordeaux 2022
2 weitere Flaschen D de Dauzac später passt das für mich doch eher in die Schublade "Kochwein" und die 88 RdV kann ich nicht mehr goutieren, war deutlich zu hoch gegriffen - für den Les Fies de Lagrange 2022 wäre das eher angemessen.
Ein zum Rand hin transparentes Weinrot. Ein Korb mit Heidelbeeren und Kirschen, auch etwas Zitrone, blumig, im Hintergrund wird´s pfeffrig mit Menthol. Mit Luftzufuhr wird´s leicht kräutrig/animalisch.
Schlank bis mittelgewichtig mit Sauerkirschen, Cassis und Brombeeren, frische Säure, schöne Adstringenz, mit Luftzufuhr wird´s kräutrig/würzig, gerade so mittellanger Abgang.
Man kann hier - wie ich finde - klar einen "kleinen St. Julien" und auch den Zweitwein von Lagrange erkennen. Für 19 EUR im Angebot ist das o.k.
Ich habe 2019/20 trotz (für meinen Geschmack) überzeugender Performance nur wenig Lagrange gekauft, 2022 dafür mal wieder etwas mehr (gesubst). Jetzt bin ich mal gespant auf den Erstwein und "das glückliche Händchen"
Viele Grüße,
Jochen
Ein zum Rand hin transparentes Weinrot. Ein Korb mit Heidelbeeren und Kirschen, auch etwas Zitrone, blumig, im Hintergrund wird´s pfeffrig mit Menthol. Mit Luftzufuhr wird´s leicht kräutrig/animalisch.
Schlank bis mittelgewichtig mit Sauerkirschen, Cassis und Brombeeren, frische Säure, schöne Adstringenz, mit Luftzufuhr wird´s kräutrig/würzig, gerade so mittellanger Abgang.
Man kann hier - wie ich finde - klar einen "kleinen St. Julien" und auch den Zweitwein von Lagrange erkennen. Für 19 EUR im Angebot ist das o.k.
Ich habe 2019/20 trotz (für meinen Geschmack) überzeugender Performance nur wenig Lagrange gekauft, 2022 dafür mal wieder etwas mehr (gesubst). Jetzt bin ich mal gespant auf den Erstwein und "das glückliche Händchen"

Viele Grüße,
Jochen
Jochen R. hat geschrieben: ↑Sa 21. Sep 2024, 08:42 Gestern hatte ich meinen ersten 2022er im Glas, den D de Dauzac - ein Bordeaux Supérieur, laut Homepage stammen die Trauben von außerhalb der App. Margaux, 60 % CS / 40 % M, 13,5 %-Vol.
Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet und die Flasche als Kochwein reserviert, aber das geht ja gar nicht ...
Sogleich springt ein Früchtekorb aus dem Glas, dazu etwas Paprika, Leder und Eucalyptus.
So geht es am Gaumen weiter: cremige Frucht, Frucht ohne Ende, frische Säure, etwas dezent würziges, mittelgewichtig und mittellang.
Nicht wirklich komplex, aber was für eine schöne Frucht. Ein leckerer Zech-BDX für nicht mal 9 EUR (im Angebot). 88/100 Revue des Vins De France 2025 passen für mich.
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Re: Bordeaux 2022
Es ist zwar etwas offtopic, aber kann mir einer sagen wie es kommt, dass einige Händler bereits jetzt die 22er verschicken, zB Passion Vin oder Millesima, während andere wie Lobenberg erst im Herbst 2025?
Jetzt bin ich ja schon so früh in der Verlegenheit 22er vorverkosten zu können…
Jetzt bin ich ja schon so früh in der Verlegenheit 22er vorverkosten zu können…
Re: Bordeaux 2022
Gute Frage. Die meisten Bordeaux werden heute etwa 18 Monate nach der Ernte abgefüllt, d.h. im Spätfrühling oder Frühsommer des zweiten Jahres nach der Ernte, die 22er also ca. im Mai oder Juni diesen Jahres. Die Abfüllung ist typischerweise vor dem französischen Nationalfeiertag (14. Juli) abgeschlossen. Es mag vereinzelte Ausnahmen geben, bei denen die Weine ein paar Monate mehr im Fass bekommen, das sind aber eben Ausnahmen.Chb_spitfire hat geschrieben: ↑Sa 9. Nov 2024, 22:26 Es ist zwar etwas offtopic, aber kann mir einer sagen wie es kommt, dass einige Händler bereits jetzt die 22er verschicken, zB Passion Vin oder Millesima, während andere wie Lobenberg erst im Herbst 2025?
Nach der Abfüllung gehen die Weine zunächst in irgendwelche Lager in und um Bordeaux. Es bleibt dann natürlich ein gewisser logistischer Aufwand, die Bestellungen nach Abhnehmer (das sind zunächst einmal die Händler) aus den verschiedenen Lagern zusammenzuführen, was etwas dauert. Im französischen Handel tauchen die Weine regelmäßig im Herbst des selben Jahres auf, die 22er also genau jetzt. Millesima, der ja in Bordeaux sitzt, versendet früh, spätestens im Frühjahr des Folgejahres.
Warum nun mehrere deutsche Händler wie Lobenberg oder auch Unger so viel später ausliefern, weiß ich auch nicht. An der vorgelagerten Logistikkette kann es eigentlich nicht liegen, für die dürfte es heute ziemlich egal sein, ob nach Frankreich oder nach Deutschland geliefert wird. Da müssen irgendwelche betriebsinternen Abläufe entscheidend sein. Wenn man es wirklich wissen will, müsste man nachfragen (und hoffen, dass man eine wahrheitsgemäße Antwort bekommt).
Gruß
Ulli
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Re: Bordeaux 2022
Danke dir Ulli, das ist interessant. Ich werde mal bei Gelegenheit nachfragen. Rein händlerinterne Gründe kann ich mir auch nicht so recht erklären. Müsste dann ja an der Logistik oder am Cash Management liegen…beides aus meiner Sicht nicht 100% überzeugend.Warum nun mehrere deutsche Händler wie Lobenberg oder auch Unger so viel später ausliefern, weiß ich auch nicht. An der vorgelagerten Logistikkette kann es eigentlich nicht liegen, für die dürfte es heute ziemlich egal sein, ob nach Frankreich oder nach Deutschland geliefert wird. Da müssen irgendwelche betriebsinternen Abläufe entscheidend sein. Wenn man es wirklich wissen will, müsste man nachfragen (und hoffen, dass man eine wahrheitsgemäße Antwort bekommt).